Und weiter geht’s…🌊🌊🌊

Montag, 28.08.2023, 8:00 Uhr. Wir haben 131 Seemeilen zurückgelegt und das mit dem zweitem Reff und nur zur Hälfte ausgerolltem Jib. Wer sagt’s denn. Die Nacht verlief etwas ruhiger und wir haben uns alle zwei Stunden mit Aufpassen abgewechselt. Geschlafen, sagte ich ja schon, hat keiner von uns wirklich. Und wer passt so alles auf uns auf? Na, Tim und Gwang, Hürgen, Pascal, Tristan. Ja, Tristan hat sofort mitbekommen, dass wir los sind, hat ein Auge auf uns und will alles haarklein von unserer Überfahrt wissen. Warum? Im Oktober hat er die gleiche Herausforderung zu bestehen. Auch er segelt dann mit Weendy über Madagaskar nach Südafrika. Was macht Denis, der Ami eigentlich gerade so? Der war länger auf Mayotte und ist dann direkt rüber nach Richards Bay/Südafrika. Er meinte, das sei die bisher herausforderndste Strecke seiner Seglerkarriere gewesen. Dort habe er sich aber endlich ein „Yuti Segel“ gekauft. 😂 Vielleicht ist er ja damit schneller? Das Stück steht dann ja auch uns noch bevor, und dann weiter bis Kapstadt. Und diese ganze Strecke, von den Seychellen bis Kapstadt, zählt zu den schwierigsten Segeletappen weltweit. Hätte ich das gewusst… 🙈. Ich habe immer nur Barfußroute verstanden und von immer warmen und gleichbleibenden Winden, die von schräg hinten kommen, gehört. So einfach, dass diese Route auch für Familien mit Kindern zu machen ist. Naja, hätte ja selber mal nachlesen und mich informieren können… Nun sitze ich drinnen im Hexenkessel, denn so fühlt es sich für mich jetzt schon an. Stugeron ist mein ständiger Begleiter, Klaus ist immer noch sehr still… 🤢. Aber wer auch regelmäßig ein wachsames Auge auf uns hat, sind zwei Sabines und ein Bernd (gute Freunde und eine Schwester). Von anderen weiß ich es sporadisch. Doch wer auch live mit dabei sein will, kann einfach ans Ende des Blogs scrollen und auf „Trackt uns“ klicken. Dort sieht man, wo wir stundenaktuell sind und welche Windstärke und -richtung gerade herrscht. Ach, Des Cason habe ich ganz vergessen, unseren Wettercoach. Dem macht Klaus einmal täglich Meldung, mit Koordinaten (Position), Geschwindigkeit und Kurs. Dann bekommt er eine zusätzliche Wettereinschätzung und Vorschläge zur Route und weitere hilfreiche Tipps. Wobei er nicht mit allem konform geht. Hat Des uns doch empfohlen, nonstop weiter zu segeln und nicht bei der Seychellen Insel zu rasten. Klaus ist durch weitere Wettermodelle da anderer Meinung und bleibt auch dabei. Vorerst ist das Farquhar Atoll unser nächstes Ziel.

So, durch Stugeron soweit stabilisiert, kann ich wenigstens ein paar Leichen über Bord werfen. Ein Tintenfischlein…

und mehrere Fliegfische. An alle komme ich nicht ran, die müssen dann an Deck liegenbleiben, oder mit der nächsten Welle weggefegt werden.

Voll gegen die Scheibe und die nächste kommt schon hochexplodiert.

Hier knallen wir frontal in eine Welle hinein, nicht nur einmal…

Dennoch ist ein kurzes Einnicken möglich, bis die nächste Welle knallt.

Da liege ich gerade… 🫣. Gut, dass wir fast alles von drinnen machen können! Nur die Segelstellung muss natürlich draußen korrigiert werden. Der Tag ist fast wieder rum, Klaus hat seine Seekrankheit hinter sich gelassen und ich nehme weiter Stugeron. Sicher ist sicher. Da peilt ein Fischerboot, das einzige weit und breit, genau auf uns zu. Muss denn das wieder sein??? Wir nehmen mal besser unser AIS raus. Klaus muss jetzt dringend mal schlafen! Gut, dann übernehme ich die erste Nachtwache. Ich schaue auf Wolken und Wellen. Es sieht so aus, als ob sich am Horizont Wale aus den Fluten schälen, oder Kreuzfahrtschiffe erscheinen. Alles nur Wolkenillusionen. Ich halte durch bis 01:00 Uhr in der Nacht, dann übernimmt Klaus, glücklich ein paar Stunden geschlafen zu haben.

Dienstag, 29.08.2023, 8:00 Uhr. Wir haben 5.561 Seemeilen auf dem Tacho und somit weitere 150 Seemeilen geschafft. Ich versuche mich zu waschen, was fast unmöglich erscheint, bei dem Gewackel, Gerumpse und Vibrieren. Schnell könnte ich mir beim Zähneputzen ein paar Zähne ausschlagen… Mir wird schlecht, schnell wieder aufs Sofa!!! Klaus liegt da schon, und wir hören Jürgen von der Lippe. Über irgendwas müssen wir ja mal lachen! Um 9:00 Uhr passiert uns, ziemlich dicht, ein großer Frachter. Wie aus dem Nichts. Er kein AIS, wir kein AIS, na super! Irgendwie sind wir mindestens einen Knoten langsamer geworden, bei gleichbleibend starkem Wind. Statt 6 bis 7 Knoten, segeln wir jetzt nur 5 bis 6 Knoten. Komisch! Ziehen wir wieder eine Schwimmleine hinter uns her? Nein…
Das Groß schlabbert ungesund im Wind. Ach du meine Scheiße, die Reff 2 Leine ist gerissen, das Segel wird gar nicht mehr richtig festgehalten auf seiner Position. 😨 Was machen wir jetzt bloß?? Reparieren ist unmöglich, also in den Wind steuern, dadurch den Wind aus dem Segel nehmen und runter damit, bis auf Reff 3. Klappt 😅. Um 14:34 Uhr sind wir wieder auf Kurs. Und trotz der nun wirklich kleinen Größe unseres Großs, sind wir wieder so schnell wie zuvor. Gut!
Was essen wir eigentlich so, bei dem Gewackel? Wenig. Kochen geht gar nicht. Da müsste ich mich sicher ganz schnell übergeben. Dann geht nur toasten, mit unserem neuen Toaster. Machen wir glatt. Zwei Buttertoasts für mich und Sandwiches für Klaus. Wenig später kommt eins der gebutterten Toasts bei mir wieder zurück. Eines hätte wohl gereicht… 🥴. Langsam sinkt die Sonne tiefer und ich nehme mal auf, wie Yuti so durch die Wellen tanzt.

Auf und nieder, immer wieder, mal rechts, mal links, doch nicht im Takt, ganz wild durch Wind und Welle und ab durch die Nacht… 🌖

2 Kommentare

  1. Hallo ihr zwei,
    ich lese mit mitfühlend eure Abenteuerberichte und bin richtig neidisch
    auf euch. Für MOMO und mich, ist die Reise leider in Thailand zu Ende.
    Sie liegt in der Ocean Marina und ich habe zuletzt im Winter den Golf von Siam etwas erkundet. Leider ist meine Lebensgefährtin Rattana voller Wasserangst und will nicht mitkommen. Habe ich Lebensgefährtin geschrieben? Meine Frau(!) seit 4 Wochen. Das Leben ist voller Überrachungen, gut so. Es tut weh, Träume zu begraben, Rattana ist mir aber das wichtigste! Passt auf euch auf, fair winds!

    Herzliche Grüße aus Darmstadt

    John

    1. Hallo John,
      wie schön von Dir zu hören bzw. lesen. Herzlichen Glückwunsch zu Deiner Frau, auch wenn Sie nicht mit Dir segeln mag. Man muss halt Prioritäten setzen. Eine Frau, die das mitmacht, was wir hier teilweise erleben, findet man wahrscheinlich auch nicht an jeder Ecke.😄
      Trotzdem haben wir sehr viel Spaß mit unserer Seawind 1260. Da wird sich aber einer freuen, wenn Du Deine verkaufst.
      Lass uns in Kontakt bleiben,
      Klaus

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