Mittwoch, 14. Februar 2024,
1. Tag auf See
Was liegt vor uns?

Von St. Helena, dem roten Punkt, geht es ungefähr wieder 1.800 Seemeilen nach Brasilien, genauer gesagt nach Cabedelo, zur Marina Jacaré. Da die Winde etwas schwächer sein sollen als nach St. Helena, und auch Flauten durchaus drin sind, kann die Überfahrt schon mal 3 Wochen dauern. Oder auch länger? 🤔 Schauen wir mal…
Jetzt steht erst einmal das Hochziehen des Ankers bevor. Was soll ich sagen, es klappt problemlos. Um 9:30 Uhr ist der Anker oben und der Tacho steht bei 10.191 NM. Wind? Kein Wind! Wir motoren mit beiden Maschinen erstmal aus dem Windschatten der Insel heraus. Wir brauchen eh Strom, und der Wassermacher läuft.

Bye, bye steinerne Leichname, Bild oben, bye bye St. Helena 👋👋.

Nun haben wir natürlich die gelösten Rumpfmanschetten dauernd vor Augen, im Wechsel mit der sich lösenden Schlaufe vom Screecher. Hoffentlich kommen wir unbeschadet bis Brasilien und finden dort Reparaturmöglichkeiten.
Irgendwann, es dauert, kommen wir aus dem Windschatten heraus, hissen das Screecher und schalten die Motoren aus. Mit durchschnittlich 6 Knoten segeln wir Brasilien entgegen…
Donnerstag, 15. Februar 2024,
2. Tag auf See
Der Wind bläst konstant gut. Mein Fuß tut konstant weh. Jetzt habe ich ja Zeit genug ihn auszukurieren. Wir segeln mit guten 6 bis 7 Knoten und kommen prima voran. Seit 3:51 Uhr in der Nacht, geht unser Predict Wind Tracker nicht mehr. Klaus repariert und programmiert, und 1 Stunde nach Neustart des Systems, läuft er wieder. Puhhh, ein Glück! Nicht das Sabine, Klaus‘ Schwester denkt, wir seien abgesoffen… 😝. Es gibt offenbar ein Ladeproblem. Das Gerät lädt, lädt aber nicht…
9:30 Uhr, ein Blick auf den Meilenzähler sagt uns, 135 Meilen liegen bereits hinter uns. Das ist ganz ordentlich.
Und, wir hören doch tatsächlich die Fortsetzung vom Nachtmahr 🤓… Tssss! Der bewölkte Himmel reißt langsam auf, die Sonne schaut durch. Gut so, wir brauchen Strom! Mittlerweile sind fast alle Boote von St. Helena aufgebrochen. Tristan fragt, wo er ankern könnte, wenn er dort ankommt? Na da wo wir waren… Das neue Thema zwischen den beiden ist das Segeln mit einem Parasail. Tristan hat jetzt eins und der Katamaran Exilier auch. Damit ist letzterer ganz flott vor uns weggesegelt, und die Crew hatte begeistert von der sensationellen Segelstabilität geschwärmt. Wir wollen auch eins‼️


Nun hat Klaus wieder ein Thema, das ihn mit Haut und Haaren fesselt. Er hängt sich voll rein und recherchiert….
Ansonsten lauschen wir Hörbüchern, Podcasts, haben unser Kindle vor der Nase oder, und das am häufigsten, das Smartphone. Damit bilden wir uns sogar fort! Mit der neuen App „Yuno“, empfohlen von Sabine Wagenführer, kann man sich allen möglichen Themen zuwenden und nach kurzen Einheiten kleine Tests absolvieren. Liegt man richtig, sammelt man Punkte und steigt im Wissensranking nach oben. Sowas gefällt Klaus❣️ Wir befassen uns gerade mit der Pflanzenwelt, nachdem wir über Darwin und die Entwicklung des Menschen gelernt haben. Langweilig wird uns also nicht.
Freitag, 16. Februar 2024,
3. Tag auf See
Es ist warm, Tag und Nacht, und es wird wärmer. Ja, wir nähern uns wieder dem Äquator. Auch eine gewisse Schwüle ist erneut mit von der Partie. Der Wind ist besser als vorhergesagt, wir kommen weiter gut voran. Zu früh dürfen wir aber auch nicht in der Marina Jacaré aufschlagen, ist doch die World ARC Rally Ende Februar dort und belegt mit über 20 Booten die kleine Marina kompletto. Die World ARC ist auch so ne verrückte Sache. In 15 Monaten umrundet man im Pulk die Welt. Alles wird organisiert, die Häfen sind gebucht, der jeweilige Zeitpunkt der zurückzulegenden Strecken auch. Auf St. Helena haben wir einen deutschen Teilnehmer kennengelernt, der zurückbleiben musste, um am Boot Reparaturen vorzunehmen. Nun ist er auf Aufholkurs, um sich dem Tross wieder anschließen zu können. Er ist Schwabe und hat ja für den Spaß bezahlt… Billig ist diese Welttour nicht! Aber ultra gehetzt. Für uns wäre das nichts!!! Bloß müssen wir eben darauf achten, dass dieser Tross nicht gerade da halt macht, wo wir hin wollen. Der Kurs ist nämlich fast identisch zu unserem.
So, werfen wir doch mal wieder einen Blick aufs Tachometer.
9:30 Uhr, 139 NM sind im Sack. Gut!
Und? Bestellen wir nun das Oxley? Oxley? Ja, das ist auch ein Name für dieses geniale Segel, nur von einem anderen Hersteller. Und wo sitzt das Headoffice von Oxley? In Wilhelmshaven! Lustig! Da wo Tante Margrit und Onkel Dieter wohnen. Da grüße ich euch doch gleich mal ganz herzlich 👋. Produziert werden die Segel allerdings in Sri Lanka. Tja, Deutschland ist halt viel zu teuer! Da würden die so schon teuren Segel schier unbezahlbar. Bestellen wir denn jetzt? Konfiguriert, welche Farben in welcher Anordnung kommen sollen, haben wir bereits. ✌️. Na ja, Klaus will nochmal mit Seawind Kontakt aufnehmen. Nicht dass wir die falsche Größe oder so bestellen….
Es ist ein angenehmes Segeln! Endlich mal wirklich Barfußroutenstil 🦶, mit gleichbleibendem Wind von hinten.
Zum Mittag gibt es heute aus der Kombüse: Weißkohl-, Möhren-, Blumenkohl-, Reispfanne und zum Nachtisch, Alprosoya Schokopudding mit Birnenkompott und gerösteten Sonnenblumenkernen. 😋
Zum Abend hin wird das Wetter etwas ungemütlich. Viele Regenwolken sausen über uns hinweg, lassen mal was fallen, mal nicht, aber sorgen immer für kleine Turbulenzen. Dann dreht der Wind zum Beispiel urplötzlich und nimmt stark zu. Ich denke, wir müssen in Kürze das Screecher auf die andere Seite holen. Jepp, das machen wir besser gleich. Dann hören wir den Nachtmahr weiter, der zuletzt seine Eier in verschiedene Leichen gelegt hat. Und diese Nachkommen schlüpfen jetzt. Iiiiiiiiii 😱 Nun ja… 🫣
In dieser Nacht wechseln wir häufig zwischen Automatik- und Windsteuerung. Das Problem ist die ständig wechselnde Windrichtung. Zwar kommt der Wind schon überwiegend von hinten, aber mal ein bisschen mehr von links oder eben von rechts. Mit der Windsteuerung kann sich das Boot gut darauf einstellen, durch den zuvor gewählten Anstellwinkel. Aber es fährt dann eben auch da hin, wohin der Wind es weht. Wenn der Wind passt, gehen wir gerne wieder auf Automatik, so dass wir unseren Kurs nicht ganz aus den Augen verlieren. Diesen Wechsel zwischen W und A vollziehen wir die ganze Nacht, immer wieder und wieder. 🥱 Mal schauen, was uns der Wind morgen so abverlangen wird?
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