Fragen, die wir uns so stellen

Was macht man denn eigentlich so an Bord, 24 Stunden, viele Tage lang? Rumliegen und nachdenken. Sollen wir die Angel rausmachen? Sollen wir uns ein Oxley kaufen? Hören wir den Nachtmahr zu Ende? Was gibt es zu Essen? Holen wir das Screecher rein oder raus? Oder nehmen wir lieber das Jib? Bilden wir uns mit „Yuno“? Widmen wir uns dem bedrückenden Weltgeschehen? Was quietscht denn da schon wieder? Hält die Schlaufe am Screecher? Oder schlafen wir einfach?? Letzteres ist für mich nicht wirklich ein Thema zum Nachdenken, ich tue es einfach! 🥱 😴 Ich falle oft während des Tages immer mal wieder in tiefen Schlaf. Da kann Klaus nur neidvoll zuschauen. Hat er doch selten die innere Ruhe, auch mal zwischendrin die Augen zu schließen. Liegt es daran, dass er mir nicht traut? Das er sich sorgt, ich passe nicht gut genug auf oder schlafe halt auch?? Tja, das ist nicht ganz von der Hand zu weisen, obwohl ich ihn des Nachts ja auch schon mal erwischt habe. Ja, das Thema Schlaf auf langen Überfahrten ist ein schwieriges Thema.

Samstag, 17. Februar 2024,
4. Tag auf See
Es ist 2:30 Uhr, ich halte Nachtwache. Ein Frachter passiert uns, aber sehr weit von uns entfernt. Es besteht keinerlei Gefahr. Ich schlafe nicht ein! Doch wenn so gar nichts los ist, und der Wind keinerlei Kursveränderungen verlangt, dann ist es für mich sehr schwer, nicht müde zu werden.

9:30 Uhr, wieviele Seemeilen haben wir denn heute geschafft? 138 NM ! Das kann sich sehen lassen.
Es fliegen ganz schön viele Fliegefische über Nacht an Bord. Manchmal 4 bis 5, die dann zügig über Bord geworfen werden sollten. Sie fangen schnell an zu stinken. Heute Nacht flog einer übers Steuerrad in den Steuerstand hinein und verteilte beim Aufschlag noch ordentlich Schuppen, die sich dann schillernd übers Deck verteilten. Diese Schuppen sind immer ein guter Fingerzeig, dass da was an Bord geflogen ist. Doch manchmal sind auch Tintenfischchen dabei. Neulich ist ein kleiner Tinti seitlich hochgeflogen und zwischen den Leinen liegengeblieben. Man sah ihn fast nicht. Ich hatte mich über den Tag bloß gewundert, warum es im Steuerstand so übel roch. 🙊 Bis ich ihn dann fand….
Eine brennende Frage ist, sollen wir angeln? Bis jetzt haben wir uns dagegen entschieden. Es ist schwierig, fernab von Küsten erfolgreich zu angeln. Und ich glaube, unser Köder ist schon zu abgefressen und farblich verblichen. Da beißt nichts mehr.
18:31 Uhr, was soll ich sagen, die Angel ist im Wasser. 🎣 Klaus hat einen nigelnagelneuen Köder montiert. Jetzt sind wir mal gespannt! Bloß etwas zu langsam sind wir, mit unseren üblichen 5 Knoten…
Dafür verabschiedet sich die Sonne mit einem schönen Geleucht unter dunkler Wolkendecke.

Kurze, schöne Momente.

Sonntag, 18. Februar 2024,
5. Tag auf See
In den frühen Morgenstunden regnet es und ist stark bewölkt. Alles ist feucht und nass. Auch im Boot schlägt sich die Feuchtigkeit nieder. Bähhh….
Das Screecher wechselt mal wieder die Seite.
Klaus wundert sich, warum unser Stromverbrauch so hoch ist, dass unsere Solarpanels dem nicht mehr nachkommen. Die üblichen Verdächtigen sind: Starlink und der Kühlschrank. Der mal wieder… 🙄 Ein Bereich vom kühlenden Schrank ist zu warm, die Rückwand schon wieder gefroren. Zum Abtauen ist er aber noch viel zu voll.
Die Sonntagsgespräche stehen an, unsere Mamas warten am anderen Ende der Welt auf das Klingeln der Telefone.☎️ Das linke Steuerrad singt hin und wieder kleine Arien. Hört sich echt lustig an. Tja, da muss wohl wiederholt geölt werden…9:30 Uhr, der Meilencheck steht an,
126 NM sind dazu gekommen. ✅
11:46 Uhr, Klaus holt gerade seine gekauften Zusatzpanels raus und breitet sie vorne auf dem Bug aus. Der Regen hat sich verzogen. Super! Die Klapppanels produzieren aus dem Stand 250 Watt zusätzlichen Strom, und später noch viel mehr. Er ist super zufrieden und happy, so eine flexible Stromquelle dabeizuhaben.

In diese Zusatzbatterie fließt die wertvolle Energie, und alle Geräte können wir nach Belieben daran anschließen. Zur Zeit läuft Starlink über diese Powerstation. Auch könnten wir damit unsere Hauptbatterien laden. Vollste Flexibilität ❣️
Der restliche Segeltag verläuft sehr angenehm. Keine großen Windwechsel, ruhiges aber durchaus flottes Vorankommen ist uns vergönnt.

Montag, 19. Februar 2024,
6. Tag auf See
Meine Güte, bin ich heute müde! Ich bekomme die Augen kaum auf und werde einfach nicht richtig wach. Eigentlich müsste ich mal ins erfrischende Seewasser springen, aber das geht bei dem jetzigen Wellengang so gar nicht. Na, dann schaue ich doch mal durch meine verschlafenen Schlitzaugen, was wir heute geschafft haben…
9:30 Uhr, 128 Nautische Meilen kommen auf unser Konto. Nicht schlecht! ABER, wenn wir in diesem Tempo weiterfahren, kommen wir definitiv zu früh in Cabedelo an. Dann verstopfen 20 Boote der World ARC die Marina, und wir gucken blöd aus der Wäsche… Vor dem 1. März sollten wir nicht dort sein!
Jetzt widmen wir uns mal wieder der Frage, Oxley ja oder nein? Klaus schrieb Mike, dem Chef von Seawind, in den Morgenstunden eine WhatsApp zu diesem Thema und hatte in Folge eine sehr nette Konversation. Mike wäre sehr an diesem Segel und seinen Eigenschaften, sowie unseren Erfahrungen damit interessiert. Er selber hat damit noch keine Erfahrungen sammeln können. Überhaupt findet er es klasse, was wir so erleben und machen! Gerne würde er ein Interview mit uns führen und veröffentlichen. Ja, warum nicht? Wir wären dabei.
Ein paar Tage zuvor, schrieb Klaus dem Customer Service von Seawind ein paar Fragen zu den genauen Maßen von Mast und den Befestigungsmöglichkeiten eines Oxleys oder auch Gennakers. Letzteres haben wir ja an Bord. Ausgangspunkt dieser Segel ist unser Screecherfall. Die Leine, welche unser Screecher hoch zum Mast zieht. Nun bekommt er Antwort. Der dortige Techniker sagt, nimm doch zur Befestigung des Oxleys dein Spinnakerfall, das wäre doch Standardausrüstung bei unserer 1260. Ach nee, wo ist UNSER Spinnakerfall❓ WIR haben kein Spinnakerfall‼️Das war Klaus schon vor 1 1/2 Jahren, beim Handover aufgefallen. Mike war aber der Meinung, dass die, die ein Screecher bestellt haben, eben ein Screecherfall haben und gut. Er zog dann ja auch einen Tag später unser Gennaker damit hoch. Jetzt kommt die Frage aber brandheiß erneut auf. Denn, der Mast ist so konstruiert mit dem Ausschnitt und der Rolle darin, dass das Screecher immer mittig am Furler unten am Boot befestigt ist, das Fall, die Leine immer schön in der Rolle bleibt. Ein Oxley oder unser Gennaker hat diese mittige Fixierung nicht und bläht sich je nach Windrichtung auch seitlich zum Boot auf. Das heißt, unsere Leine würde aus der Rolle springen und am scharfkantigen Mastausschnitt schubbern und scheuern. Im schlimmsten Fall würde es reißen. Interessanter Weise, sahen wir kürzlich ein Video über die Überführung eines Outremer Katamarans, wo genau das passierte. Das riesige, nigelnagelneue Oxley riss oben ab, versank im Meer, verwickelte sich mit Propeller und Ruderblatt und sorgte so für eine äußerst gefährliche Situation und einen immensen finanziellen Schaden. So, da sitzen wir nun und schauen blöd aus der Wäsche. Mit diesem neuen Wissen, würden wir jetzt auch ungern unser Gennaker rausholen und aufziehen. Klaus schreibt erneut an Mike und fragt nach. Doch auf Antwort werden wir wohl länger warten… Die Bestellung des Oxleys liegt nunmehr auf Eis.
21:15 Uhr, wir holen das Screecher rein. Heute Nacht soll der Wind ordentlich zulegen, vielleicht gibt es auch Regen mit den entsprechenden Böen. Das Jib kommt raus, unser treues, tapferes Jib. Es wendet selbstständig und ist wesentlich windunempfindlicher. Es ist die langsamere, aber sicherere Variante. Und eilig haben wir es ja sowieso nicht!

Dienstag, 20. Februar 2024,
7. Tag auf See
9:30 Uhr, 132 NM haben wir ersegelt, staun…. Und das, obwohl wir doch wieder das kleine Jib eingewechselt hatten. Werden wir denn nie mehr langsamer? Die Nacht war allerdings etwas anstrengend, da die Wellenhöhe stetig stieg, das Jib gerne von links nach rechts sauste und umgekehrt, und es jedesmal kräftig dabei rumste. Schlafen war somit schwierig! 🥱 Das ist eben der Nachteil vom Downwind. Wir werden das Jib besser immer mal auf einer Seite festklemmen und auf Windsteuerung wechseln. Diese Wind- und Wellenentwicklung soll dann die nächste 4 Tage anhalten.
Klaus ertrinkt gerade in Wissenspunkten. 😝 Sein Allgemeinwissen in Punkto Geschichte steigt steil an. 😄 Und meines? Ich höre zumindest zu, wenn die einzelnen Abschnitte erzählt werden und schlafe n i c h t ein!
13:59 Uhr, die Angel schlägt an, rauscht brutal raus und… reißt ab. Was war das denn für ein Meeresmonster, das da angebissen hatte? Nicht nur der Köder ist ab, auch die Verlängerung samt Vorfach ist weg. 😯 Seit Samstagabend hatten wir die Angel draußen, und nun das! Ich weiß gerade nicht, ob wir noch Ersatz da haben, um die Angel neu zu bestücken?
Die Wellen werden immer mächtiger und scheinen schon fast hinten hinein zu schwappen. Tun es aber bis jetzt nicht.😅 Das ist schon alles echt verrückt! Wir hier auf Yuti, mutterseelenallein, weit und breit kein Land in Sicht, nichts und niemand in unserer Nähe. Nur große Fische, die unsere Angelschnur abbeißen. Die Wellen heben und senken uns, jetzt strahlt auch wieder die Sonne. Alle Fenster sind auf, der warme Wind weht durchs Boot. Das ist schon wirklich schön, aber auch sehr besonders❣️Durch Starlink sind wir gut verbunden mit der Welt da draußen. Das lässt uns manchmal vergessen, dass wir 8.000 Kilometer von zu Haus entfernt sind.
Kurz nach 17:00 Uhr, schlägt die Angel wieder an. Aber wie 😱! Ja, Klaus hat sie nochmal neu bestücken können. Die Schnur saust ab, wie der Teufel, es riecht schon ganz verbrannt. Ein Ruck nach rechts…. und die Schnur ist ab. Zum Zweiten. 😮 Wieder ist alles weg, nur die zerfetzte Schnur kann noch eingeholt werden. Tzzzzz… Ich glaube, das war’s jetzt. Unsere Ausrüstung ist den Fischen hier, auf hoher See, einfach nicht gewachsen. Wir haben ja auch kein Hochsee-Equipment dabei. Obwohl unsere Angelschnur bis zu 70 Kilo halten sollte… 🤔.
Darauf muss Klaus jetzt aber mal schlafen! Um 23:28 Uhr mache ich dieses Beweisfoto: 😂

Irgendwo unter dem Deckenhaufen liegt er. Wenn man genau hinschaut, kann man seine linke Schulter und ein Stück Oberarm entdecken… 🤣. Gleich bricht der neue Tag an, und ich bin dran mit Schlafen.😴💤💤💤 Gute Nacht.

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