Ostern in Brasilien 🐇

Karfreitag: 🥚
Boah, wir haben mal nichts zu tun!
Kein Ausflug, keine Wanderung, keine Busreise, kein Flug, keine Reparatur, einfach gar nichts. Das ist auch mal sehr schön ❣️ Ich kann in Ruhe einige Telefongespräche führen, mit Freunden und Familie, ausgiebig chillen, fernsehen und Weltgeschichte per Yuno App lernen. 😁

Samstag:
Die Wäsche abholen steht heute auf der Liste. Mit nem Uber fahren wir dann zu einem privaten Impfzentrum und versuchen die zweite Denguefieber-Impfung zu bekommen. Nach unserer ersten Impfung im Dezember in Deutschland, wäre jetzt der ideale Zeitpunkt für die zweite. Die Damen dort am Empfang sind super nett, sie haben aber leider keinen Stoff mehr, nur noch für die 10 bis 14 jährigen Kinder. Mist! Sie würden sich aber gerne bei uns melden, wenn sie die nächste Lieferung erhalten. Okay, versuchen wir es mal. Weiter geht’s zu einer kleinen, feinen Mall, wo wir einen wirklich fähigen Friseur finden und dann noch zu Mittag essen. Nun laufen wir zur großen Mall und shoppen Unterhosen für Klaus und für mich, Strümpfe für Klaus und für mich, T-Shirts für Klaus und eine Bluse für mich. Jetzt laufen wir noch zu einem Supermarkt, den wir schon kennen, und kaufen den ersten Schwung für unsere kommende Weiterreise ein. Wir haben Ware für knapp 1.400,- Real im Wagen und man fragt nach unserer Steuernummer, der CPF. Mist, wir haben doch keine. 😬 Ja, das ist besonders hier in Brasilien. Kauft man etwas über 400 oder 500 Real, muss man an der Kasse seine Steuernummer/ CPF angeben. Als Gast in diesem Land, kann man so eine Nummer für sich beantragen. Das kostet aber Zeit und Nerven, wir haben deshalb darauf verzichtet. Nun haben wir den Salat. Der Kassierer ruft seine Chefin und versucht, zusammen mit ihr, eine Lösung zu finden. Das dauert laaange. Am Ende suchen sie aus den alten Kassenbelegen nach der Nummer eines vorherigen Kunden, werden fündig und nehmen diese dann. Tzzz, auch ne Methode. Uns soll’s Recht sein. Bepackt mit unseren schweren Rucksäcken warten wir auf ein Uber und fahren wieder zurück zum Boot. Da geht mittlerweile ganz schön die Post ab. Die Jetski-Teilnehmer feiern ihre Abschlussparty. Live-Musik ist da Usus, aber volle Lautstärke! Blöd, dass der Sänger nur semiprofessionell ist, nicht immer die Töne trifft, und sein Geschrei irgendwie nervt. Die Band spielt zwar Samba-Rhythmen, aber die sind eher aggressiv, und der Sänger singt für mich, gegen den Rhythmus. Aber vielleicht muss das so? Das geht bis tief in die Nacht. Na dann gute Nacht.

Ostersonntag: 🐣
Was für eine himmlische Stille❣️ Fast alle Teilnehmer von gestern sind weg. Es gibt wieder Platz, und Ruhe ist eingekehrt. Wir führen unsere Mama-Oster-Gespräche. Ich schreibe am Blog, ordne meine Kleiderfächer neu und sortiere aus. Ostereier finde ich dabei keine. Schade ☹️. Das Ausblasen und Färben von Eiern ist hier eh nicht üblich und das Verstecken und Suchen schon gar nicht. Nur in den Supermärkten hängen die abgehängten Decken voller großer Schokoladeneier.

So in diesem Stil.

Wir kaufen aber keine. Stattdessen werde ich morgen nochmal Wäsche in die Laundry bringen, Kleidung und Bettwäsche. Ja das geht, obwohl morgen Ostermontag ist. Denn den Luxus eines zweiten Feiertages gönnt man sich hier nicht. Aber Deutschland… Ach, was muss ich da lesen? Nicht nur Deutschland, fast ganz Europa hat den zweiten Feiertag. Das hatte ich nicht so drauf. Nun, in den meisten lateinamerikanischen Ländern gibt es keinen Ostermontag.
Mal schauen, was wir heute noch so machen? Klaus kämpft auf jeden Fall wieder um den Wochensieg bei Yuno. Er möchte zu gerne ins Yunoversum aufsteigen… 😄.

Ostermontag: 🐥
Kein Aprilscherz, meine Kreditkarte ist da. 🥳 Ich kann es kaum glauben!!! Die DKB sperrte sie vor Monaten aus mir unerfindlichen Gründen und schickte eine neue an unsere Adresse in Altrip, die dann wiederum bei Larissa landete. Ich nahm dann Kontakt zur DKB auf, was schwierig und sehr schlecht verlief, und mit der Aussage endete, wir verschicken Karten nur nach Deutschland. Wumms! Diese Aussage war natürlich falsch, aber das vorläufige Ende vom Lied war, wir baten unsere Tochter meine Karte nach Brasilien zur Marina zu schicken. Mit allen erforderlichen Angaben schickte sie sie vor 4 Wochen los und bezahlte 75,- Euro für den Expressversand. Die Aufgabe wurde UPS übergeben und nahm dann ihren Verlauf… Nico wurde als Adressat informiert, wir gingen auf Reisen und die Karte erreichte den brasilianischen Zoll in São Paulo. Da hing sie dann für viele Tage fest. Es erreichte uns die Nachricht, der Zoll verlange 100,- Euro Gebühren. 😳 Wow, so viel?! Wir informierten Nico, der sofort sagte, das sei unverschämt und illegal. Wir sollten sie doch wieder zurückschicken lassen. Umpf 😓. Nee, wir wollen sie doch gerne haben, da bei ihr keinerlei Gebühren bei Geldabhebungen und Bezahlvorgängen anfallen. Ob er die 100 Euro auslegen könnte? Ja, kein Problem, mache er sofort. 👍 Tage später hieß es dann, nun warte man noch auf die Unterschrift einer staatlichen Behörde. Toll! Und das war’s dann. Wir kamen zurück, Ostern kam, die Karte kam nicht und blieb beim Zoll verschollen. Und nun ist Ostermontag und ich bekomme doch noch ein Osterei❣️😁

Ein Ausschnitt der endlosen Kommunikation mit UPS.

Jetzt können wir wieder ohne Gebühren Geld ausgeben. 🥳
Um 10:00 Uhr kommt Christoph mit seinem Ande. Sie bringen uns das repariert Screecher und Ande klebt noch die ausgesägten Fieberglasstücke ein. Keine Ahnung wie er da rankommt? Fertig ! ✅
Nun können wir an unserem Plan festhalten, morgen und übermorgen zu proviantieren, das Screecher zu installieren, das Boot zu putzen, Wasser zu tanken, Donnerstag auszuklarieren und Freitag in See zu stechen. 👍

Das Einkaufen wird wieder eine Frage der Steuernummer, aber diese Male kommt sofort ein Mitarbeiter gesprungen und tippt seine eigen CPF ein. Problem erkannt, Problem gebannt. Während des Einkaufs, ich suche nach Nussmischungen, fällt mir wieder auf, dass es in Brasilien fast nur Cashewnüsse zu kaufen gibt. Kein Wunder, wachsen sie doch schon immer in diesem Land. Und der Cashewbaum ist mit seinen besonderen Früchten besonders schön!

Wie kleine Würmchen unter der Scheinfrucht hängen die Nüsse. Und aus der Scheinfrucht presste Fabiola den leckeren Saft. Wieder was gelernt.

Das Installieren des Screechers wird dagegen zu einer Herausforderung. Es ist jedesmal ein Problem, die Leine, die das Segel am Mast hochzieht, unverdreht zu halten. Zudem ist es unglaublich heiß und windstill. Wir müssen 2 Mal unterbrechen, Wasser trinken und uns ausruhen, um nicht einfach umzufallen. 🥵🥵 Irgendwann ist es geschafft. Nur vorne am Furler gibt es noch eine Stelle, wo schon seit längerem ein Stück Klebeband fehlt, um das Segel vor Verletzungen zu schützen. Das soll nun auch noch erneuert werden. Aber wie da rankommen? Klaus ist der Meinung, das sei jetzt mein Job. Ups, okay, dann muss ich jetzt auf den Bugspriet klettern. Hoffentlich bricht der nicht! Was kann schon schlimmstenfalls passieren, meint mein Mann? Ich könnte ins Wasser fallen… Dann sollte ich jedoch meine Brille festhalten… 🤓. Na dann mal los.

Ein echter Balanceakt.

Richtig schwierig ist es, aus dieser Lage wieder zurückzukommen. Aber es gelingt mir. 😅 By the way, mein Fuß ist wieder fit. Juhuuu 🥳 Es brauchte halt seine Zeit.
Das Screecher selbst ist sehr verknittert, aber das wird sich wieder geben. Die neu eingenähte Schlaufe sieht hingegen einwandfrei aus. Sehr schön.
Zum Abschluss des Tages geht’s noch ein letztes Mal auf die Promenade und zum ersten Mal zum Essen ins Tree House. Dieses Haus ist wie ein Baumhaus gebaut und doll dekoriert.

Fast wie im Dschungel.

Sogar Pinselohräffchen turnen über unseren Köpfen. Auch gibt es etwas Livemusik, die man allerdings mit einem kleinen Aufpreis beim Bezahlen mitentlohnen muss.

Auch so eine Sache, die in Brasilien durchaus üblich ist.
Und danach schauen wir noch einen Tatort. „Das Paradies“ mit Murot, ein wirklich skurriler Fall, aber nicht übel, während die Pferde des nachts frei herumlaufen und nach Gras suchen. Selbstversorgung ist hier angesagt. Viel scheinen sie nicht zu finden, die Rippen sind deutlich zu erkennen.

Am nächsten Morgen treffen wir uns wieder mit Lucas, dem Marinetaxifahrer. Wir wollen ausklarieren. Lucas verweist uns aber an einen Kollegen, der uns dieses Mal fährt und begleitet. Okay.
Das Ausklarieren ist heute etwas mühsamer. Der Zollmeister, ein Hektiker vor dem Herren, kommt kaum dazu unsere Papiere fertigzumachen, vor lauter Herumgespringen, Kakerlakenfangen und Schimpfen über Bauarbeiter… Am Ende möchte er dann aber noch unbedingt ein Selfi mit Klaus und mir. Na dann… Nachdem wir vollständig ausklariert sind, möchte unser Fahrer noch in den Gassen von João Pessoa nach einem Ersatzteil suchen. Wir zuckeln mit. Was auch sonst?

Er braucht bestimmt ne Stunde, bevor er endlich fündig wird.

So bekommen wir das normale Leben in einer brasilianischen “Kleinstadt” (~850.000) nochmal hautnah mit.

Die vielen kleinen Werkstätten, Lädchen in doch eher heruntergekommenen Gassen, erinnert mich ein wenig an Vietnam, Ho-Chi-Minh-City/Saigon. Wobei hier alles gemauert ist und auch der morbide Charme vergangener Zeiten durchblitzt. Manchmal nur noch in Form von bröckelnden Fassaden…

Irgendwann klinken wir uns aus und machen Halt an einem einfachen Kiosk, am Rande eines armen Viertels.

Wir bestellen: 2 X Quiche, 1 X Wurstbrötchen, 1 X Schokoladenkuchen, 1 X Cola, 1X Wasser für 28 Real = 6 Euro! Ein Schandpreis in unseren Augen und alles schmeckt prima! Ich gebe der jungen Betreiberin 40 Real, womit sie erst nichts anzufangen weiß. Trinkgeld ist in Brasilien nicht gewöhnlich. Wir sitzen nun gestärkt auf einem Mäuerchen und warten auf unseren Fahrer. Es geht zurück zur Marina.

Der Wechsel von Favelas, ärmlichen Gassen und schmalen, kühlen Hochhaustürmen ist oftmals krass. Fließende Übergänge gibt es eher nicht.

Wir sind zurück und bezahlen nun erstmal unseren Liegeplatz. Knapp 1.000,- Euro für 34 Tage müssen wir berappen, da kann man nicht meckern. Yuti war hier immer sicher, und mit Nico hatten wir einen super netten, besorgten und überaus hilfreichen Marina-Chef an unserer Seite. Es war familiär, freundlich, einfach nett❣️ Vielleicht sogar der beste Liegeplatz bisher. Morgen gegen 14:00 Uhr verlassen wir mit der Flut diesen friedlichen Ort, spucken jetzt aber nochmal in die Hände und bringen Yuti auf Hochglanz. Ein letztes Mal lasse ich mich von der hiesigen Abendstimmung bezaubern.

Und ein letztes Mal können wir beide gleichzeitig die Nacht durchschlafen. Ich zumindest … 😴

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