Wer hilft❓

Obwohl Klaus es nicht sollte, schreibt er in seiner Not Mike, dem Seawind Chef, eine Nachricht. Van, die Chefin vom Customer Service bat Klaus nach dem letzten Vorfall (Außreißen der Augplatte aus dem Rumpf), doch bitte immer erst über sie zu gehen. Absolut verständlich, aber wir haben die Notsituation JETZT und es ist typischerweise mal wieder WOCHENENDE. Also wagt es Klaus. Mike ist am Wochenende wie üblich in Australien bei seiner Familie, und bei ihnen ist es noch in der Nacht. An seinem australischen Morgen meldet er sich. 😃 Er hat eine Sportveranstaltung mit seinen 3 Kindern, danach wird er sich wieder melden. Tut er auch, bei ihnen ist es übrigens bereits Sonntag. Er möchte James, den Technikchef von Seawind kontaktieren, der pikanter Weise auch noch der Ehemann von Van ist. 🫣 Der schläft aber noch, mit Van, in Vietnam, dort ist es noch nachts. Etwas später, bei uns ist es mittlerweile 22:30 Uhr, melden sich beide per Konferenzschaltung. Es wird diskutiert und ausprobiert, am Ende geht nichts, alles ist wie gehabt. Beide sind ja nun auch keine Mastervoltspezialisten. Mike ruft Mastervolt in USA an, kommt in die Warteschleife und wird nach 25 Minuten rausgekickt. Auch die haben Wochenende. 😕 Dieses Problem wächst sich zum größten aus, welches wir bisher hatten. Mike und James verabschieden sich erstmal. MAMA, ruft Klaus in seiner Not. Ob sie jetzt wirklich helfen könnte?? Ratlosigkeit und Müdigkeit machen sich breit. Derweil segeln wir mit unserem Screecher gute 6 Knoten Richtung Grenada, ruhig aber flott. Spät in der Nacht, jetzt ist es auch bei uns Sonntag, der 7. 4. 2024, tauschen wir das Screecher gegen unser Jib. Ein Squall könnte uns treffen. Er zieht dann aber an uns vorbei, dennoch setzt Regen ein. Gegen 1:30 Uhr versucht ein völlig erschöpfter Klaus, ein wenig zu schlafen. Vielleicht kommt er auf 45 Minuten der Ruhe, dann kann ich etwas schlummern. Mit Unterbrechung werden es bei mir 2 Stunden.
Aus der Facebookgruppe der Seawindbesitzer, kommen nach und nach Reparaturvorschläge. Nichts hilft weiter, vieles haben wir schon ausprobiert. Der Gedanke, dass die Controller kaputt sein könnten, macht sich breit. Ohh shit! Mittlerweile ist die Sonne aufgegangen. Klaus fragt Nico, unseren letzten Marina Chef, nach einer sicheren Möglichkeit, irgendwo an der brasilianischen Küste mit dem Boot anzulegen. Nico antwortet prompt. Nur das 5 Sterne Marina Park Hotel in Fortaleza sei eine sichere Möglichkeit, drumherum und außerhalb der Anlage sei es unsicher. Okay. Diese Anlage hatte Klaus auch schon ergoogelt, denn da kämen wir noch in Kürze dran vorbei…. Aber was würde uns das helfen, vorausgesetzt sie ließen uns überhaupt bei sich rein? Nur dass wir einmal die Batterien 🪫 vollmachen könnten?! Langsam macht sich Verzagtheit breit und der Gedanke, dass wir es unbedingt bis Grenada packen müssen. Nur dort gibt es die nötige Infrastruktur für Boote und einen Mastervolt Onlineshop mit Ersatzteilen. Es ist bloß noch sooo weit, und wenn wir 1 bis 2 Tage keine Sonne haben, sind wir am Arsch. 🫣
2 Frachter nehmen uns gegen 11:00 Uhr in die Zange, überholen uns dann aber ganz brav, einer links, der andere rechts, mit Sicherheitsabstand.

links
rechts

14:45 Uhr, Tachozeit, 117 NM sind hinzugekommen. Na ja, gar nicht so schlecht, meint Klaus. Insgesamt haben wir nun 243 NM im Sack.
Gegen 16:00 Uhr meldet sich Mike. Mike der extrem umsetzungsstarke, problemlösende Superorganisator. Er hat in Neuseeland Timothy von Mastervolt erreicht, ganz früh an dessen Montagmorgen. Er, Neuseeland, Mike, Australien und James aus Vietnam sind via Videokonferenz an Klaus’ Ohr, Starlink sei Dank‼️Zusammen wird der Hergang der Dinge nochmals erläutert und über Ursachen diskutiert, dann übernimmt Timothy, kurz Tim, die Gesprächsleitung und braucht erstmal ein paar Fotos von der vorliegenden Installationssituation. Mike und James klinken sich vorerst wieder aus. Tim ist hervorragend! Ruhig, kompetent, systematisch und erklärungsstark führt er Klaus per Handytelefonie durch die Bordinstallation. Klaus liefert die entsprechenden Fotos.

Jetzt soll Klaus mit seinem Multimeter

verschiedene Stromflüsse überprüfen. Ein Relais steht da besonders im Fokus.

Der Solenoid Alternator.
Häschen in der Grube?

Absolut schweißtreibend ist das Arbeiten an diesem Ort. 🥵 Nach dem systematischen Durchmessen wird klar, das Steuerungsrelais, ist defekt. So, nun muss Klaus ergründen, welches Kabel für die Stromzufuhr verantwortlich ist. Tim sagt, Klaus muss ein braunes Kabel finden und dem bis zum Ende folgen. Klaus macht sich auf die Suche.

Es verläuft in ein komplett umschrumpftes Ende und von dort wieder zurück. Dafür müssen aber ein paar Schutzschrumpfschläuche geöffnet werden. Schwester, Nagelschere bitte…

Sieh an! Da wird’s zu rot. Dieses nun rote Kabel, muss jetzt bis zum Relais verfolgt werden.

Nicht ganz einfach!

Dann steht fest, das äußere linke, rote Kabel muss ab und nach ganz rechts rüber, um dort wieder verschraubt zu werden. Somit ist der defekte Teil im Relais überbrückt. Und nun kommt der Test aufs Exempel. Der Motor wird gestartet und die Lichtmaschine läuft und …….. lädt❣️Jubel brandet auf, ein Fels plumpst ins Wasser. 😮‍💨 Wir können wieder Strom machen❣️🙌👍👌👏💪🤜🤛🥳
Achtung! Bevor der Motor nun wieder ausgemacht werden kann, muss Klaus einen bestimmten Stecker ziehen, um die Lichtmaschine vom Netz zu nehmen und sie somit vor Schaden zu schützen. Ich muss dann sofort den Motor stoppen und ausmachen. Das muss möglichst Hand in Hand gehen. Genauso beim Starten des Motors. Da muss Klaus den Stecker dann kurz vorher wieder einstöpseln. Diese Funktion übernahm zuvor das intakte Relais. Jetzt linkt Tim sich noch schnell via Klaus’ Computer in das Mastervolt System ein und programmiert eine kleine Veränderung, Zack und fertig. Nun das ganze Procedere auf der anderen Seite. Hier geht’s jetzt natürlich etwas schneller, der Fehler ist der gleiche. Am Ende haben Tim und Klaus gute 4 Stunden operiert und der Patient ….. lebt❣️Mike, mittlerweile in Vietnam, wird informiert und der Erfolg geschildert. Wir können kaum in Worte fassen, wie erleichtert und dankbar wir sind ‼️‼️‼️ Klaus hat jetzt Tim’s WhatsApp Nummer, man weiß ja nie… So einen genialen Fachmann zu kennen ist Gold wert ❣️ Danke Mike, Danke James, Danke, Danke Timothy 🙏🙏🙏 . Nicht unerwähnt bleiben darf, das Klaus a.) das nötige Werkzeug in weiser Voraussicht an Bord hatte und b.) alles auf Englisch verstehen und kommunizieren musste. Zum Glück hatte er die entsprechenden Fachbegriffe schon drauf! Toll gemacht❣️ Klaus wird noch während unserer Passage neue Relais aus den USA bestellen und sie zur Marina auf Grenada schicken lassen. Ich habe währenddessen Klaus zugearbeitet und auf den Schiffsverkehr geachtet.

Nun laden wir, dass die Schwarte kracht und räumen alles wieder schnell in Kühlschrank und Gefrierbox, schalten alle Lichter an und fahren beglückt weiter. Mit der Gefrierbox habe ich dann noch einen kleinen “Boxkampf” auszutragen, denn sie haut mir auf die Nase, sprengt meine Brille weg und ich blute. Da habe ich aber jetzt ordentlich eins auf die Zwölf bekommen, blöde Klappe ‼️
In der Zwischenzeit hat John Holcmann die Facebookgruppe aufgemischt, mit: ,,Mein Freund Klaus hat ein Problem. Bitte helft meinem Freund Klaus!”… So schnell kommt Klaus noch zu einem neuen Freund. 😆 Ist aber echt nett und lieb! John lebt in Darmstadt und hatte sich auch eine Seawind 1260 bestellt. Er bekam unsere Kontaktdaten und wir tauschten uns per Telefon über unsere bestellten Boote aus. Sehr nett der John, ein Atomphysiker im Ruhestand. Dann trafen wir uns sogar live in Vietnam, als wir das erste Mal unser werdendes Boot besuchten. Das war’s. Vor einigen Monaten erfuhren wir, dass er seine “Momo” schon wieder verkauft hat. Seine thailändische Partnerin konnte der Segelei nichts abgewinnen und hatte Ängste. Er hat sich dann für sie entschieden, geheiratet und sein Boot verkauft. 😍/😢
Nun ist die Facebooktruppe so angestachelt, dass alle wissen wollen was weiter geschah. Klaus muss detailliert die Reparatur- und Überbrückungshilfe schildern und erklären. Und aus allen Ecken ploppen Kommentare auf, dass auch bei ihnen sich die Lichtmaschinen ohne Sinn und Verstand zuschalten… Haben wir da in ein Wespennest getreten? Seawind und Mastervolt wollen auf jeden Fall der Sache nachgehen und die Ursache für unseren Doppelausfall ergründen. Wir sind gespannt!

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