Der Pazifik, die bisher längste Reise beginnt ⛵️

Zuerst aber kontrolliere ich die Küchendecke bei natürlichem Tageslicht. Jepp, da sind noch Spuren der rußigen Flammen zu sehen, wenn auch nur zart. Bei Gelegenheit gehe ich da nochmal ran. 🧽🧴
Die letzten Vorbereitungen laufen an. Eine Waschmaschine läuft noch schnell durch, der Wassertank wird randvoll aufgefüllt, die Marina wird bezahlt. Und um 9:07 Uhr legen wir ab.

Tag 1

Tschau Marina La Playita. 👋
Tschau nervige Party-Meile!
Tschau schöne Skyline von Panama City. 👋

Bei einem Tachostand von 15.350 Nautischen Meilen beginnen wir mit unserer Reise nach Französisch Polynesien, zu den Marquesas Islands. Gut 4.000 Nautische Meilen liegen nun vor uns, das sind 7.408 Kilometer. Nehmen wir eine Durchschnittsgeschwindigkeit von fünf Knoten an, werden wir für diesen Schlag etwa 33 oder 34 Tage benötigen. Was für ein langer Zeitraum! Einen guten Monat werden wir nichts als Wasser um uns und unter uns haben und selbst nur in einer kleinen Plastikschüssel sitzen. Für viele ein absolutes No-Go! 🫣

Hier kann man mal die Strecke in Augenschein nehmen. Erst im Oktober nächsten Jahres werden wir Neuseeland erreichen, erst von dort können wir wieder vernünftig nach Hause fliegen. Zuvor werden wir ausgiebig die Südsee erkunden. In freudiger Erwartung stechen wir in See. Zuvor teilt uns SVB noch mit, dass sie nicht nach Französisch Polynesien versenden. Also keine neuen Starterbatterien im Südsee-Paradies. Auch dafür wird es dann wohl erst in Neuseeland eine Lösung geben. Na hoffentlich halten die auch sooo lange durch?!? Jetzt segeln wir erstmal bis zur Insel Taboga. Sie gehört zu Panama und ist nur 9 Seemeilen vom Marina-Startpunkt entfernt. Warum? Unser Boatspeed geht mal wieder nicht, und Klaus muss runter zum Rädchen tauchen und es wieder gängig machen. Dann werden wir aber dort noch den Tidenwechsel abwarten und mit ablaufendem Wasser weitersegeln. Gegen 19:00 Uhr wird das dann der Fall sein.

Ah, da ist er ja, der Strand von Taboga.
Eine schnittige Motoryacht liegt auch hier.

Nu ist’s Mittagszeit, und es gibt das Schweinefilet mit der brenzlichen Vergangenheit. 😝 Ein wenig „fun in the sun“ findet hier auch statt. Ein Wasserski-Surfer versucht sein Glück, klappt aber erst nicht so gut, und er und sein Zugboot dotzen fast an uns ran. Wir gucken schon mit Stielaugen!

Ja, bitte etwas weiter weg von uns! Danke.

Später klappt es dann doch ganz ordentlich. Zum Zuschauen habe ich jetzt jedoch keine Zeit, der Kühlschrank muss noch abgetaut werden. Ein selten dämlicher Zeitpunkt, ist er doch jetzt picke packe voll… 🙄. Aber just im Moment hat er beschlossen, unser kleiner Kühlitaliener, nicht mehr unter 12 Grad zu gehen, dafür aber durchzulaufen und permanent Strom zu fressen. Das kann so nicht bleiben!
Nu ist’s 17:00 Uhr, und Captain Klaus will weiter. Erst motoren wir ein Stückchen, dann ziehen wir das Screecher raus. Dadurch, dass der Wind seine Richtung ständig ändert, muss auch das Screecher öfter die Seiten wechseln.
Bis Galapagos, also die ersten 1.000 Seemeilen, werden wir es mit Gegenwind zu tun bekommen. Das ist nicht schön, aber allseits bekannt. Um trotzdem voran zu kommen, müssen wir sehr hart am Wind segeln, was wiederum ein raues und unangenehmes Vorankommen bedeutet. Klaus konnte jedoch feststellen, dass dieser Gegenwind für wenige Tage, ab heute, etwas schwächer daher kommt. So fiel der Startschuss auf den heutigen Dienstag.
Es geht in die erste Nacht. Bis Mitternacht verbringen wir die Zeit noch gemeinsam, ein Fischerboot hat uns aufs Korn genommen und will partout nicht ausweichen. Dann eben wir… 🙄. Danach kann ich mich für 2 Stunden kurz aufs Ohr legen…

Tag 2

Wir sausen recht flott aus dem Golf von Panama heraus…

und erreichen gegen 10:00 Uhr das kleine Kap, bevor wir in den offenen Pazifik stechen.
Doch zuvor, um 9:00 Uhr, wird der Tacho zum ersten Mal abgelesen. 15.430 NM stehen drauf, das ergeben 80 gefahrene Seemeilen. 80 von gut 4.000 (Luftlinie).😑🫤😐
Zum Frühstück gibt es Porridge mit Birne, zum Mittagessen werde ich Spaghetti mit Kürbisgemüse zubereiten. Nach dem Mittagessen ist Klaus echt geschafft und muss ein kleines Nickerchen machen, was wirklich nur ganz selten bei ihm vorkommt. Seine ständigen Gedanken um alles Mögliche, im Moment unser Problem mit den Starterbatterien, lassen ihn oftmals nicht zur Ruhe kommen.

Hier war es wohl doch überfällig ❣️

Jetzt muss erstmal ein fettes Verkehrstrennungsgebiet gequert werden. Das muss man sich wie eine Autobahn für Schiffe vorstellen.

Diese eingetragenen Gebiete sollen den Schiffsverkehr regeln und damit sicherer machen. Schiffe mit einer Länge von über 20 Metern sind verpflichtet diese „Autobahnen“ zu befahren. Wir dürfen auch, aber nur am jeweiligen Rand entlang. Nun wollen wir aber diese Autobahn queren und sollten dies in einem rechten Winkel tun, um den kürzesten Weg zu nehmen. Das machen wir dann auch genau so. Schön auf dem Plotter nach links und nach rechts schauen, dann den richtigen Moment abpassen und rüber, die Geschwindigkeiten der Frachter und Tanker dabei stets berücksichtigend im Blick. Ein Fischerboot kurvt auch wieder herum und scheint, gegen alle Regeln, die absolute Vorfahrt zu genießen, auch bei den Dicken. Tzzzz…
Und schon geht es wieder in die Nacht. Diesmal möchte ich, wie früher, die erste Schicht übernehmen, von 20:00 bis 24:00 Uhr. Okay, abgemacht🤝. Gerade dreht sich Klaus um, da sehe ich zwei große Frachter direkt auf uns zufahren. Klaus, Klaus, bitte noch nicht schlafen! Die zwei Frachter machen mir Sorgen. Er schaut und meint, die biegen gleich ab. Das Verkehrstrennungsgebiet macht gleich einen Knick, und dann biegen sie ab. Und tatsächlich, kurze Zeit später machen sie die Biege und kommen nicht mehr auf uns zu. Dolle Sache!
Wer bestimmt eigentlich so ein Verkehrstrennungsgebiet (VTG)? Wer legt sie fest? Ich recherchiere… 🤓.
Die internationale Seeschifffahrtsorganisation, die International Maritime Organization, kurz IMO, ist für die Regeln und Veröffentlichungen in der internationalen Seeschifffahrt verantwortlich. Ein Archipelstaat kann seinen Wunsch auf Einrichtung eines VTG an die IMO einreichen und um Annahme bitten. Nach vereinbarter Annahme muss der Anrainerstaat das neue VTG in den entsprechenden Seekarten veröffentlichen. Fertig ✔️. Wieder was gelernt.
Es geht in die Nacht….. 🌙

Tag 3

Ich schlafe etwa bis 4:00 Uhr, dann werde ich recht unsanft geweckt. Wellenschläge hauen mir buchstäblich in die Rippen. Es rumpelt und pumpelt laut. Wir sind recht flott unterwegs und der Wind ist für unser Screecher zu stark. Eigentlich wollten wir es nicht mehr über 16 Knoten Wind fahren. Jetzt messen wir 21 Knoten. Noch einmal sollten unsere Augplatten nicht ausreißen! Im nächst besten Moment werden wir vom Wind abfallen und das Segel einrollen. Und so geschieht‘s. Nun ziehen wir zum ersten Mal nach langer Zeit das Groß hoch, ganz hoch und setzen das Jib. Das klappt ganz gut, haben wir doch nicht alles vergessen. 😅 Nun können wir beruhigter und auch noch näher am Wind segeln. Unser Kurs ist jetzt schon ein südwestlicher, und Klaus ist hochzufrieden. Am Wochenende soll der Wind auf Ost drehen. Dann könnten wir die erste Wende fahren und nach Westen segeln. Das würde alles bestens zusammenpassen. Supi❣️
9:00 Uhr, Tachozeit: 15.528 NM, ergeben einen Zuwachs von 98 Seemeilen.
Tunas auf der Jagd. Viele, viele Seevögel kreisen um uns herum und jagen ebenfalls. Fliegende Fische sausen aus dem Wasser, Tunas schießen ebenfalls heraus und fliegen pfeilschnell im Bogen wieder hinein. In der Ferne ein Fischkutter. Alles ist auf der Jagd. Um 14:11 Uhr werden wir zum ersten Mal als Landeplatz von Seevögeln entdeckt. Oh je, dann geht sie wieder los, die Kackerei….
Über Tag geht es recht ruppig zur Sache. Das Groß wird auf Reff 2 verkleinert, das Jib gut stramm gezogen. So sind wir vorbereitet auf zunehmende Winde und die kommende Nacht. Klaus legt noch die Angel raus, aber bis in die Nacht hinein beißt kein Fisch.
Ich halte Nachtwache bis kurz nach Mitternacht und denke es läuft ganz gut. Doch Wind und Strömung versetzen uns immer weiter gen Osten. Da wo wir eigentlich nicht hinwollen, nach Ecuador…


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert