Ja, weiter halt. Irgendwie geht es immer weiter.
Tag 13
Und so führen wir heute, am ersten Advent, mal wieder unsere Müttergespräche und berichten ihnen von unserer aktuellen Situation. Danach sprüht Klaus nur so vor lauter Ideen, wie er unsere besonders stark beschädigte Want noch weiter sichern könnte. Eine Drogue-Leine und Schellen werden dabei die Hauptrollen spielen. Wir haben ja eine Drogue mit allem drum und dran in der kleinen Kabine zuliegen.

Für schlimme Stürme ist sie gedacht, um das Boot bei zu hohen Wellen nicht absausen und in den nächsten Wellenberg knallen zu lassen. Von Seawind bekamen wir noch zusätzliche, super starke Verbindungsleinen, für die Befestigung zwischen Drogue und Boot, dazu. Davon wird er jetzt eine nehmen und sie direkt mit mehreren starken Schellen an der Want und mit einem weiteren Softschäkel an der Stahlverbindung der Want befestigen. Im Wissen, dass die Schellen das schwächste Glied dieser Kette sind, aber in der Hoffnung, dass bei Abriss diese Konstruktion dennoch hält, macht er sich ans Werk.


Etwas später kommen noch mehr Schellen, weiter unten, dazu. Das ganze erinnert mich an einen Gitarrenhals mit seinen „Stimmschräubchen“.

Schon toll, so einen pfiffigen Ingenieur an Bord zu haben❣️ 😁
Übrigens, unser Unterliekstrecker vom Groß ist auch gerissen.

Auf der Zeichnung ist es die blaue Leine, die das Großsegel nach hinten hin streckt. Das können wir nun auch nicht mehr, ist aber nicht so tragisch, da wir das Groß nur noch auf Reff 3 fahren, und die dritte Reffleine das kleine Stück Segel hinten hält. Später können wir das dann selber reparieren, haben wir doch schon zweimal gerissene Leinen, die durch den Baum führten, ersetzt. Irgendwie wird man auch mehr und mehr schmerzbefreiter, was Schäden an Bord betrifft. 🤪 Und so ist heute doch tatsächlich der erste Segeltag der gesamten bisherigen Pazifikquerung, an dem ich mich trotz der ganzen Katastrophen recht wohl fühle und sogar draußen am Steuerstand sitzen mag. Die Sonne lugt gegen Mittag hervor, der halbe Wind weht mit 15 Knoten, die Wellen sind erträglich, und die Strömung schiebt Yuti mit 2,5 Konten wunderbar voran. Wir segeln mit guten 6 bis 7 Knoten dem Ziel entgegen, auch wenn das noch verdammt weit weg ist.
9:00 Uhr, der Blick auf unseren Tacho verrät, wir haben wieder 168 Seemeilen geschafft. 1.536 Seemeilen haben wir jetzt im Sack, ein gutes Drittel der gesamten Strecke. Immerhin! 😀 So dürfte es ruhig weitergehen. Denn die vergangene Nacht war doch sehr ruppig und wir hatten berechtigte Sorge, die Wanten könnten nachgeben. Aber, das taten sie nicht, ihr Zustand ist unverändert. 😅
Tag 14
Die Nacht war okay. Ich wachte bis 1:30 Uhr und schlief dann doch tatsächlich bis 6:30 Uhr. Das war ordentlich ❣️Während es in der Mitte der Nacht zu Böen von bis zu 21 Knoten kam, war der Wind mit ansonsten durchschnittlich 15 Knoten erträglich. Aber die See war und ist kabbelig. Schwell Nummer 1 kommt von Nordosten, Schwell Nummer 2 von Südwesten und die Windwellen kommen von Südosten. Was für ein Durcheinander!

Also schaukeln und wackeln wir weiter durchs endlose, salzige Nass…
Das Deck ist wieder übersäht mit zig Tintenfischen. 30? 40? Yuti stinkt mittlerweile wie ein nicht trawlender Trawler der übelsten Sorte. 🙊 Von den pupsenden Seevögeln rede ich erst gar nicht. Da stinkt nicht nur ihr Kot, da stinken schon die Vögel selbst. Klaus erbarmt sich heute, zieht seine Rettungsweste über und klinkt sich fest. Dann sammelt er mit spitzen Fingern, stolpernd und taumelnd, die Tintis von Bord. Wieder zurück im Salon, ist er fix und fertig und völlig aus der Puste.
Da möchte Mike Fotos vom Mast haben, Fotos von der Seite, bitte. Upsi, das ist schwer zu realisieren, wir können ja nicht neben das Boot treten… Klaus gibt sein Bestes.

Hat er doch gut hinbekommen, bei dem Gewackel! Mike möchte zusammen mit seinem Rigger die Neigung des Mastes beurteilen. Da wir dann nichts weiter von ihnen hören, scheint noch alles okay zu sein.
Zwischendrin bimmelt mein Handy, es ist 9:00 Uhr, und der Tacho will abgelesen werden. 17.055 NM stehen drauf, und daraus resultieren 169 Seemeilen. Mit einer Seemeile ein neuer Rekord! 🤗 Der Tag schwibbelt und schwabbelt so dahin und ich kümmere mich mal ums Mittagessen. Was soll es heute geben? Gnocchi mit Schmorzwiebeln. Da setze ich mal lieber die Taucherbrille auf, während ich Zwiebel für Zwiebel schneide und hacke. Zusätzlich, vielleicht zum Abendbrot, mache ich noch einen schnellen Reis-Mais-Thunfischsalat, jetzt aber ohne Taucherbrille. Die Thunfischdosen, die ich verwende, stammen aus dem Rey Supermarkt aus Colón. Die sind vielleicht lecker!! Mit Gemüsestückchen und rauchiger Note. Schade, dass ich davon nicht noch mehr eingekauft habe. Ansonsten bleibt mir noch ein halber Topf gekochter Reis, aus dem ich morgen Reisplätzchen braten möchte.
Dann meldet sich Tim aus Neuseeland. Es geht um die Starterbatterien. Seiner Meinung nach sind die Batterien nicht kaputt, haben aber an Leistung verloren. Bis auf 7,5 Volt während des Startvorganges sollten sie nicht abfallen. Tun sie aber… Als Klaus ihm die Seriennummern mitteilt, kann er uns das Alter der Batterien sagen. Anfang 2020 wurden sie produziert. Aha! Dann sind sie ja jetzt schon 4 1/2 Jahre alt. Wie unsere Enkeltochter. Was für sie nicht viel ist, ist für die Batterien schon einiges. Zumal sie bis zum Einbau in unser Boot, bereits 2 Jahre in irgendeinem Lager herumstanden. Gepflegt, wie man so schön sagt, also geladen, wurden sie bis zum Einbau sicher nicht. Darüber müssen wir im passenden Moment nochmal mit Seawind sprechen. Jetzt ist das vordringliche Thema, wie kommen wir an neue Mastervolt Batterien heran? Auch Tim ist der Meinung, ein Verschicken von Neuseeland nach Hiva Oa, der Insel, die wir als erstes ansteuern werden, wird schwierig und teuer. Wir können auch jede Autobatterie nehmen, die wir bekommen könnten. Okay, da hat Klaus ja wieder was zu recherchieren. Aber ob so eine Autobatterie mit ihren Anschlüssen auch kompatibel mit unserer Technik hier an Bord sein wird? Wohl eher nicht. Das Thema wird uns bestimmt noch eine geraume Zeit beschäftigen.
Meine Nachtwache beginnt, es regnet ganz leicht und ich schreibe die nächsten Stunden mal auf, wie sich Wind, Strömung und Geschwindigkeit durchs Wasser so entwickeln. Beschäftigungstherapie. ✍️

Und was ergibt jetzt diese Datenlage? Nix! 😂 Außer dass alles etwas schwankt und wir weiter gut vorankommen. Und ich die Zeit meiner Nachtwache nun rum habe, den Stab übergebe und in meine Koje verschwinde….
Bis später, Herr Kapitän. 👋✋👋 🥱
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