Am Morgen, nach einer wirklich geruhsamen Nacht, höre ich nichts was mich stören könnte. Nur in weiter Ferne krähen ein paar Hähne und ein Hündchen bellt. Sonst herrscht himmlische Ruhe. Der heulende Wind hat sich verzogen, ich genieße die Blicke.

Da kommt ein Motorboot auf uns zu, 2 Männer sitzen drin. Schnell krame ich unsere Quittung des bezahlten Bojenentgeltes hervor und drücke sie Klaus in die Hand. Er ist wenigstens nicht mehr im Schlafgewand, wie ich, grins. Aber die beiden freundlichen Herren wollen unsere Quittung gar nicht sehen, sie kommen, unseren Müll abzuholen. Potz Blitz, das ist ja ein Service❣️ Und alles in den 35,- Euro pro Nacht inbegriffen. Bora Bora geht also auch günstig, wenn man mit dem eigenen Boot unterwegs ist, wohlgemerkt. 😉 Meine erste Frage ist immer, wenn wir irgendwo hinsegeln, können wir dort unseren Müll entsorgen? Erstens ist unser Platz an Bord ja sehr beschränkt, und verschiedenste Abfälle fangen auch gerne mal an zu schimmeln und zu stinken. Um so mehr freue ich mich, wenn wie hier, der Abfall sogar abgeholt wird. 😊
Nach 3 Marmeladen-Ziegenkäse-Toasts geht’s ans Leinenlösen und Zurückfahren. Das dürfte jetzt so gar kein Problem sein, denn wir haben ja nun unseren Kurs von gestern. Dem brauchen wir nur noch zu folgen. Also eine ganz entspannte Geschichte.




Schon früh am Morgen liegen die Damen, spärlich bekleidet, auf ihren Sonnenliegen der Wasserhäuschen. Pärchen frühstücken, andere fotografieren sich gegenseitig in gestellten Positionen, und nicht wenige Herren der Schöpfung hängen am Handy oder ihrem Tablet, busy, busy… Ehrlich? Für Klaus und mich wäre so ein Urlaub hier nichts! Zu langweilig! Zu kostspielig! Zu weit weg! So kommen wir hier halt mit unserem Boot vorbei, aber extra hier her fliegen, nee, das wäre es uns nicht wert. Auch wenn die Schönheit Bora Bora’s unumstößlich ist, das muss ich schon sagen. Nun verlassen wir die erste der Inseln, so heißt Bora Bora nämlich übersetzt und segeln ein Stück zurück, nach Raiatea. Raiatea wird dann auch das Letzte sein. Das letzte Atoll, die letzte Insel in Französisch Polynesien, bevor wir dieses riesige Gebiet, so groß wie ganz Europa, endgültig verlassen werden. Ein halbes Jahr sind wir hier herumgeschippert. Nun, auf Raiatea, werden wir ausklarieren, proviantieren, vielleicht nochmal tanken und dann Kurs auf Samoa nehmen. Das ehemalige Königreich Samoa, oder auch Deutsch- Samoa, von 1900 bis 1914. Aber jetzt geht’s erst einmal durch den Kanal aufs offene Meer. Es ist ganz schön was los!

Kreuzfahrtschiffe, Segelyachten, Katamarane und manch kleiner Motorquieker wuseln herum. Erst hinter dem Riff kann man wieder befreit lossegeln. Aber hallo!!! Der Wind steht gut, und wir sausen geradezu nach Raiatea. Vor uns segelt eine schöne, große Monoyacht.

Aber irgendwie habe ich das Gefühl, wir kommen dem weißen Segler immer näher.
Und was soll ich sagen? Wir packen und überholen ihn sogar.

Ja, das ist schon komisch! Denn dieses Boot mit seinen 22 Metern Länge und voller Besegelung müsste für uns eigentlich nicht zu packen sein. Länge macht Geschwindigkeit und diese Yacht ist 10 Meter länger als Yuti… 🤷. Sowas macht Klaus aber so richtig Spaß, das kannst du wohl glauben. 😎
Schnell sind wir in Raiatea und durch den Riffkanal.


Jetzt müssen wir uns nur noch zum Bojenfeld durchschlängeln, immer schön an den Bommies vorbei. Die Insel hat tiefe Einschnitte, wie Fjorde sehen sie aus, sehr schön.

saftigem Grün.

Wir streben ein großes, öffentliches Bojenfeld an. Das ist geradezu billig, liegt aber ein paar Kilometer vom Dinghy Dock entfernt. Schon leuchten uns freie Bojen entgegen. Prima! Wir suchen uns eine aus. Klaus steht wieder mit dem Zauberhaken vorn, ich hinten am Steuerstand. Der Wind ist sanft und das Festmachen an der Boje klappt super. Na also! Auch hier werden wir beobachtet. 😎

So sieht eine perfekte, stabile Boje aus. Sie hängt an einer fetten Kette, die wiederum an einer sehr großen und dicken Betonplatte befestigt ist. Alle Bojen haben große Abstände zueinander, auch prima. Und wie werden wir hier unser Entgelt bezahlen? An Land, im Büro des staatlichen Bojenverwalters. Okay, das machen wir dann morgen…
Erstmal Wäsche waschen
In den vergangenen Tagen haben wir viel Wasser gemacht, so dass ich nun endlich mal wieder so richtig durchwaschen kann, wenn Madame Waschmaschinchen mitspielt. Das tut sie, und 5 Waschgänge kann ich mit ihr zusammen durchziehen. Sogar das anschließende Trockenprogramm klappt bestens, denn die Sonne scheint zuverlässig. ☀️ Dann lassen wir das Dinghy zu Wasser und tuckern an Land. Einmal zum Bezahlen der Boje, danach zum Erkunden des Ortes und anschließend um etwas Leckeres zu essen.
Ist ja richtig nett hier❣️

Das gefällt mir.

Zuallererst gehen wir zum Offiziellen. Wir melden uns bei ihm an, obwohl Klaus schon alle gewünschten Papiere online gesendet hat. Er tippelt noch so dies und das in sein System, meint dann aber, dass das Internet gerade nicht verfügbar sei und er uns die Rechnung für 7 Tage Bojennutzung zukommen lässt. Wir könnten dann online bezahlen. Alles klar Herr Kommissar, so machen wir das. Merçi beaucoup et au revoir….
Kleiner Vorgriff, wir werden keine Rechnung bekommen und somit auch nichts bezahlen. Entweder er hat uns vergessen, oder noch immer kein Internet. 😎 Wieder was gespart, obwohl die Bojennutzung hier echt billig gewesen wäre.


Und dann lassen wir uns beim Chinesen nieder. Das ist auch etwas, was uns eigentlich auf der ganzen Welt aufgefallen ist. Chinesen sind überall! Meist ist ein ganzer Wirtschaftssektor in ihrer Hand. Oft sind es Baumärkte, Lebensmittelgeschäfte und Restaurants natürlich.

Es ist gut besucht das chinesische Lokal und wir bestellen. Schade, Ente gibt es heute nicht. 😔 Dann eben Garnelen mit Broccoli und Rindfleisch mit Ananas. Nun heißt es warten und warten und warten und nochmals warten. Das kann doch nicht sein?! Später gekommene Gäste spachteln schon fleißig. Sie haben uns vergessen, wieder einmal. 😕 Und dann, als unsere Bestellungen endlich kommen, fehlt der Reis. Ein Chinese, der seine Gerichte ohne Reis serviert? Das gibt’s doch gar nicht!!? Doch, hier gibt es das. Der Reis geht extra. Na gut, dann eben noch ein Schälchen Reis, bitte. Alles in allem schmeckt’s gut, aber meine beste Bewertung würde ich nicht aussprechen. Jetzt geht’s noch in den Supermarkt, der genau gegenüber des Dinghy Docks liegt. Wow, der ist aber gut sortiert, und so kaufen wir viel mehr, als eigentlich gedacht. Billiger als auf den Tuamotus ist es allemal, deshalb lassen wir auch „nur“ gute 200,- Euro dort. 😅 Wir tuckern den doch recht langen Weg zurück zum Bojenfeld, eine Fähre legt ebenfalls ab.

Wir sollten uns etwas sputen, denn um 17:00 Uhr bekommen wir Besuch. Wer kommt? Jörg und Judith, ein deutsches Paar, etwa in unserem Alter. Bevor wir vorhin an Land sind, haben wir einen kurzen Abstecher zu ihrem Boot gemacht, um Hallo zu sagen. Ist man irgendwo neu angekommen, checkt man erstmal die Lage. Wer liegt noch so an den Bojen und so weiter… Findet man, wie wir jetzt, ein deutsches Boot, nimmt man meistens Kontakt auf. Und überwiegend sind die Leute nett und interessant. So auch diese beiden. Er segelt schon seit 7 Jahren, meistens im Mittelmeer und mit seiner Frau. Die ist aber plötzlich und unerwartet an Krebs verstorben und so segelte er mit seinem Freund zusammen von Panama nach Französisch Polynesien. Vorherige Atlantiküberquerung versteht sich. Auf den Marquesas angekommen, sein Freund musste wieder nach Hause, gibt er eine Annonce auf: „Hand gegen Koje.“ Soweit so gut. Am anderen Ende der Welt in Deutschland sitzt Judith. Nach einer nach 30 Jahren gescheiterten Ehe, keine Kinder, überlegt sie sich, was ihr nun Spaß machen könnte. Tja, da gab es doch mal nen Segeltörn, noch in ihrer Jugend. Das wäre doch was. Sie meldet sich auf „Hand gegen Koje“ und lernt Jörg kennen. Er fliegt für das Kennenlernen extra nach Deutschland. Sie beschnuppern sich und befinden die Idee für gut. Er fliegt wieder zurück, sie folgt etwas später. Nun segeln sie seit 3 Monaten zusammen durch Französisch Polynesien und sind ein Paar geworden. Wenn das keine wunderschöne Geschichte ist, gell?!! 🥰 Mittlerweile möchte er seinen Monohull gerne gegen einen Katamaran tauschen, damit etwas mehr Bequemlichkeit ihr Leben an Bord bereichert. Am Wochenende schauen sie sich 4, zum Verkauf stehende Kats an. Auch sein Boot müsste entsprechend den Besitzer wechseln. Wir sind überrascht, ein wirklich großes Projekt haben sie sich da vorgenommen. Aber ihr Lebensweg beweist, sie sind weder Träumer noch Angsthasen. Sie sind unglaublich mutig und packen ihr Leben an. Toll❣️ Wir drücken die Daumen und sehen sie vielleicht im Herbst in Neuseeland wieder. Wir sind gespannt!!!
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