2. Akt: Beruhigung

Mittwoch, 1. Oktober 2025, 00:01 Uhr.
Das Segel und die Einstellung für die Nacht ist gemacht, jetzt warten wir mal die Entwicklung bei Wind und Welle ab.
6:26 Uhr, bis jetzt ist alles wie gehabt. Das Screecher macht seinen Job, Wind und Welle sind vernünftig geblieben und haben nicht zugelegt. Im Gegenteil, das Vorankommen ist durchaus angenehm. Hoch 1 könnte dafür schon die Verantwortung tragen.
Klaus erzählt mir von seinem merkwürdigen Traum. Dass er am Träumen war, hatte ich mir schon gedacht. Sein rechter Fuß zappelte leicht vor sich hin, ich glaubte, er spiele Fußball. Doch weit gefehlt! Er träumte von Trump. Wir beide waren im Weißen Haus in Washington bei Trump zu Besuch. Trump war sehr nett und ließ uns ein bisschen hinter die Kulissen blicken. Alles sei eine einzige Show, er selber sei in Wirklichkeit sehr viel sympathischer. Auch Melania kam dazu und war ebenfalls ausgesprochen freundlich. Ich wurde gefragt, ob ich mich mit Blumen auskennen würde, was ich bejahte. Und schwupps wurden wir beide in ein Blumenprojekt der Trumps mit eingebunden. Wohlgemerkt, das war Klaus‘ Traum, echt bizarr! Wie soll man das jetzt wohl deuten? 🤔
8:00 Uhr, die Sonne lacht vom azurblauen Himmel, Toastbrotduft steigt aus der Galley in unsere Nasen, das Segeln ist schön. 🤩 Der Wind weht mit 14 Knoten, kaum Welle stört unser Vorankommen mit 6 Knoten über Grund. Um 11:00 Uhr wird der Tacho kontrolliert. 158 Seemeilen sind geschafft, das macht jetzt insgesamt eine Summe von 317 SM. Seit heute Mittag haben wir einen Mitreisenden.

Ein Sturmvogel, diesmal in weiß mit hellblauem Schnabel, hat sich vorne auf die Reling gesetzt und ruht sich aus. Er wird bis zum nächsten Morgen dort sitzenbleiben.

Wettermodelle

Donnerstag, 2. Oktober 2025. Die Nacht verläuft gut. Die Besegelung wird aber zuvor noch verändert. Laut Windvorhersage soll der Wind über Nacht merklich zunehmen. Zur Sicherheit nehmen wir das Screecher herein und das Jib heraus. Für die Nacht immer die sicherste Variante, ist das Motto. Die Zunahme trifft auch ein, aber nicht so stark wie erwartet. In der Spitze sind es 18 Knoten, die uns gut voranbringen. Trotzdem findet Klaus keine wirkliche Ruhe. Immer und immer wieder studiert er die verschiedensten Wettermodelle, um den weiteren Kurs zu bestimmen. Sollen wir nun direkt nach Neukaledonien, oder doch besser scharf daran vorbeisegeln? Schutz suchen, oder besser den Moment des Hochs nutzen und weitersegeln? Dann im Notfall umdrehen und dem Tief das Heck zeigen? Wie stark wird das aus der Tasmanischen See kommende Tief? Wie hoch die Wellen wirklich? Wie kommen wir weit genug voran, um das folgende Hoch, Hoch 2, gut nutzen zu können? Erreichen wir mit Hoch 2 Neuseeland, oder reicht es nicht, bevor ein nächstes Tief um die Ecke kommt? Verdammt, es ist sooo schwer, bei ganz unterschiedlichen Prognosen, die richtige Entscheidung zu treffen❕Und alle 5 Stunden gibt es wieder neue Vorhersagen. 🤯 Zum Glück kann er jetzt in den Morgenstunden doch noch etwas Schlaf finden.
Um 11:00 Uhr ist wieder Tacho-Time.
167 SM sind im Sack, das sind 484 SM insgesamt.
Der weitere Tagesverlauf ist unspektakulär. Einmal wechseln wir noch vom Jib aufs Screecher, sonst passiert nichts weiter. Zum Mittagessen koche ich Spaghetti mit Tomatensauce, grünem Tomatenrelish und brate noch dazu Tomatenscheiben scharf in der Pfanne an. Zum Vor- oder Nachtisch werden noch Äpfel und Möhren geraspelt, in süße Sahne mit Zitronensaft getaucht und mit karamellisierten Mandelblättchen bestreut. Beides wird für heute und morgen reichen. 😋

An Neukaledonien vorbei

Freitag, 3. Oktober 2025, Tag der Deutschen Einheit.
Von Einheit ist in Deutschland ja wohl nicht mehr viel zu spüren. Dafür umso mehr bei Klaus und mir. Ganz einheitlich entscheiden wir, nach einer guten und ruhigen Nacht, dass wir Neukaledonien nun doch rechts liegenlassen und weiter Kurs auf Neuseeland nehmen werden.

Der Himmel ist leicht bewölkt, die Sonne scheint, wir segeln mit 5 Knoten gemütlich voran. Gerade will ich mich um die Toilette unseres eben weggeflogenen Mitreisenden kümmern und staune nicht schlecht, was ein einziger Vogel so alles aus sich herausdrücken kann! 💩💩💩 Der hatte sich wohl zuvor mächtig den Bauch vollgeschlagen. Ich schrubbe was das Zeug hält, bekomme aber nur 80 % weg. 11:00 Uhr, der Tacho ruft. 157 SM werden angezeigt, das sind in Summe 541 SM. Im Moment ist das Vorankommen wirklich gechillt und schön. So dürfte es gerne bleiben! Für heute, bleibt es auch so. Doch plötzlich vernehmen wir ein stets lauter werdendes, fürchterliches und ruckartiges Quietschen. Boah, das geht mir aber direkt auf die Nerven, ich glaube da könnte ich glatt wahnsinnig werden. Da es bereits dunkel geworden ist, dauert es etwas, bis wir das Quietschen lokalisieren können. Dann ist sich Klaus sicher. Dort, wo das Fall vom Screecher im Mast verschwindet, da reibt Leine an Metall. Mit 2 Trittstufen kommt er gerade so dran und versucht etwas Vaseline hineinzuschmieren. Das funktioniert nicht wirklich, und es quietscht weiter, laut. 🙉 Wie ein rostiger Wetterhahn auf dem Kirchturmdach. Fakt ist, wir können es jetzt und hier nicht beheben, und ich muss wahnsinnig werden. 😵‍💫 Trotzdem kann ich gegen 23:00 Uhr etwas schlafen. Kurz vor Mitternacht weckt mich Klaus. Das Screecher mit seinem quietschenden Fall muss rein, das Jib soll raus, der Wind nimmt zu…. 💨
Wie es weitergeht? Im nächsten Akt… ✌️

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