3. Akt: Vorbereitung

Samstag, 4. Oktober 2025. Oh wie schön, das Quietschen hat nun ein Ende, das Screecher ist drinnen. Und ich darf sogar nochmal in mein Bettchen. 1 1/2 Stunden Schlaf kann ich mir gönnen, dann löse ich Klaus ab.
Doch der Wind nimmt ja gar nicht zu, sondern ab. Auch der Anstellwinkel ändert sich, und ich muss Klaus leider schon nach 2 Stunden des Schlummerns wecken. Wir verändern gemeinsam die Position des Jibs und den Kurs. So geht es dann einigermaßen. Nun wird es ganz langsam hell.

Die lila Stunde.

Wenig später geht die Sonne auf und beglückt unser Herz.

Die orangene Zeit. ☀️

Da nur noch ganz wenig Luft das Segel streichelt, dödeln wir mit 2 Knoten so vor uns hin. Das passt gut, so warten wir halt hier, auf freier See, das nahende Tief ab.
11:00 Uhr, was haben wir geschafft? 112 Seemeilen. Addiert kommen wir nun auf 653 Meilen insgesamt.

Da kommt es, das Tief aus der Tasmanischen See. 😱

Da sieht man schon das Grauen, nein, dass wir nur noch mit 0,9 Knoten herumdümpeln.

Hier ist deutlich zu erkennen, dass wir uns nur noch treiben lassen. Und es treibt uns zurück, weg vom tobenden Tief. Zurück nach Fidschi? ☺️

Klaus löst seine Augen nicht mehr von den reinkommenden Wetterprognosen, recherchiert, denkt alle Varianten durch und kommt zu dem Schluss, dass uns die hohen Wellen, um die 3,60 Metern, morgen Abend touchieren werden. Ein bedrohliches Szenario erwartet er aber nicht. Da meldet sich Tristan mit einer WhatsApp Nachricht bei Klaus. Tristan, der etwas durchgeknallte Engländer von der Malediven-Yacht-Ralley. Aber ein Segler der Weltmeere, mit viel Erfahrung. Er hat mitbekommen, dass wir wieder unterwegs sind und findet, dass unser Vorhaben recht ambitioniert sei. 🫢 Aber er vertraue Klaus‘ seglerischen, navigatorischen und meteorologischen Fähigkeiten völlig. Na dann… 😜 Ich auch!
Etwas später…
So eben sieht Klaus, dass das Tief nun doch noch eine Schippe draufgelegt hat, die Wellen höher werden und auch Wind und Böen zunehmen werden. Upsi 🫣. Was machen wir? Zwei Möglichkeiten stehen uns zur Wahl, meint mein Mann.

1.) Wir fahren circa 80 Seemeilen zurück und verstecken uns nun doch hinter einem Inselchen bei Neukaledonien. Welche Insel? Das hätte er sich schon überlegt.

2.) Wir fahren weiter, stellen uns fast frontal zu den Wellen und überstehen so die unschöne Situation. Umgangssprachlich hieße das, wir bolzen durch. Im schlimmsten Fall drehen wir um, damit die Wellen dann von hinten kommen. Das ist nie so schlimm, wie Wellen frontal von vorne. Wie ist genau die Prognose, will ich wissen?
Das Wind- und Wellenband sollte uns bereits morgen Nachmittag treffen. Wellen bis 3,80 Meter und Wind bis 18 Knoten sind vorhergesagt, Böen bis 25 Knoten. Das können wir und Yuti schaffen. Solche Wettersituationen hatten wir schon vor Südafrika. Nur was ist, wenn die Prognose nicht stimmt und es tatsächlich schlimmer würde? Tja 🤷‍♂️. Lust auf 80 Seemeilen zurück haben wir beide nicht. Zumal wir dann auch motoren müssten und Diesel, den wir später noch dringend bräuchten, verlören. Okay, wir entscheiden uns für Möglichkeit Nummer 2, Augen zu und durch! Aber, für dieses Unterfangen möchte ich unsere Jordan Series Drogue rausholen und vorbereiten. Was war das noch gleich? Na, unsere Fallschirmchen-Bremse-Leine. Wofür haben wir sie denn?! Schon über 3 Jahre schleppen wir sie mit uns rum. Sollte das Wellengeschehen so übel werden, dass wir abdrehen und die Wellen runtersurfen müssen, bremst diese Fallschirmchenleine uns stark ab, stabilisiert das Boot und verhindert ein Runtersausen mit anschließendem Einschlag ins Wasser. Sie ist unsere Lebensversicherung sozusagen. 😌

Wir bereiten jetzt mal alles noch in aller Ruhe vor.

Noch ist’s ein Leinen- und Schirmchenwirrwarr.
Der Tisch von draußen ist abgebaut.
Die Leine wird ordentlich gelegt, damit beim Rauswurf nichts verheddert!

Nun sortieren wir das Schirmchenwirrwarr, legen alles in ordentlichen Buchten aneinander und sichern die Leinen in den dafür vorgesehenen Gummibandschlaufen.

Tätää 🥳, das Werk ist vollbracht.

Auch das Gewicht, was die 150 Meter lange Leine, mit ihren hunderten von Schirmchen runter ins Wasser ziehen muss, ist montiert. Wir haben den Dinghy-Anker samt Kette verwendet. Das Prozedere des Rausschmeißens ist durchgesprochen, nichts darf sich mit irgendwas auf dem Boot verheddern, auch nicht mit dem, der rausschmeißt!🤪 Seit 15:00 Uhr dümpeln wir nur noch. Das Jib ist eingerollt, der Autopilot ausgeschaltet. So warten wir jetzt ab, was morgen passieren wird! Zwei Tage des Sturms gilt es zu überstehen. Dann soll‘s schon wieder vorbei sein und Hoch Nummero 2 darf übernehmen. I hope so❣️Und nun dümpeln wir durch die Nacht, mitten im Nirgendwo und warten auf das Ungemach aus Tasmanischer See. Das ist schon crazy, oder?! Manchmal schaukelt Yuti beim Durchziehen von größeren Windwellen, aber alles ist gut soweit. Wir schauen sogar 2 Folgen der Serie Fargo. 😉 Von oben betrachtet, muss das schon seltsam aussehen. Ein Boot ohne Segel, mit Ankerlicht und weit und breit nichts als Wasser. Im Umkreis von 60 Seemeilen, kein Land, kein anderes Boot, nichts… Ich gehe sogar in meine Koje zum Schlafen, Klaus bleibt oben im Salon. Er möchte alle Stunde ringsum schauen, ob sich irgendetwas tut. Es tut sich aber nichts. 😴😴
Wie es nun weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Akt. ✌️

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