Dienstag, 7. Oktober 2025. Irgendwann dreht sogar der Strom und ist nun mit uns, mit 1,3 Knoten. Bei durchschnittlich 5 Knoten Wind fahren wir sage und schreibe 5,7 Knoten über Grund. Die Wasseroberfläche erinnert mehr und mehr an die Augsburger Puppenkiste. Sie wird glatter, folienähnlicher und hebt und senkt sich gemütlich mit dem Schwell. Ich hatte diesen Vergleich schon einmal im Atlantik gemacht, da war die Wasseroberfläche aber noch viiiel glatter.

Und mit der Augsburger Puppenkiste kann natürlich nur unsere Generation etwas anfangen… 👵🏻👴🏻, grins.

Alle Oberflächen des Bootes glitzern im Sonnenlicht, als wären Millionen kleiner Diamanten verstreut worden.

Shit, es ist bloß Salz. Heute wollen oder müssen wir den Schlauch in die Hand nehmen und mit Schrubberbesen und Süßwasser versuchen, das Schlimmste abzuwaschen. Alles strotzt vor Salz. Die Leinen, Winschen, Fenster, Rollen, Blöcke, die Reling, das Dach, die Solarpanels, einfach alles ist salzverkrustet. Aber im Moment schaukelt es mir noch zu arg. Etwas Geduld muss noch sein.

Ausruhen ist angesagt und Galgenbeobachtung 😄.
Also das brauche ich…. überlegt Klaus. Er ist in Gedanken schon beim Auswechseln des Blocks beim Jib, um das Groß wieder einsatzfähig zu bekommen. Er macht sich an die Arbeit.

Dabei ist es gar nicht so leicht den Halteblock herauszunehmen, während das Segel im Wind steht. Wir sind noch nicht einmal dafür abgefallen, was die Sache definitiv erleichtern würde. Keine Lust… Aber mit vereinten Kräften und einer Halteleine ist dieser Teil der Operation erfolgreich vollbracht. Nun geht’s hoch aufs Dach. Ach herrje, das Großfall hat sich schier unlösbar mit der Dirk verwickelt. Es sieht sogar nach einem derben Knoten aus, was physikalisch gar nicht sein kann. 🤔 Für das Turnen und Fummeln auf dem Dach, haben wir Yuti jetzt aber doch umgedreht. Dennoch hat Klaus große Mühe, die enge Leinenverbindung zu lösen. Es gelingt auch erst, als wir den Baum auf einen unserer dicken Fender ablegen und so die Dirk lockern können. Jetzt erst kann der Block vom Jib an das Großfall montiert werden. Auf jeden Fall ist das Groß nun wieder einsatzfähig. 👏 Yuti wird wieder gewendet, auf Kurs gebracht, das Jib eingeholt und das Screecher herausgelassen. Der Motor kann endlich mal wieder pausieren. Leider nur für wenige Minuten. 🫤 Dann dreht der Wind und schläft ein. Mist, der Motor muss wieder seinen Dienst verrichten. Jetzt aber vielleicht mal der Motor der anderen Seite.
11:00 Uhr, der Tacho wird befragt.
144 SM werden addiert und eine Summe von 958 SM ist dann das bisher ersegelte Ergebnis. Klaus rechnet und gibt bekannt, es sind noch 575 SM bis zum Eingang der Bay of Islands.
Und jetzt, gegen Mittag, kommt die Entsalzungsanlage, in Form von Klaus, Andrea und dem Wasserschlauch zum Einsatz. Wackelig turnen wir auf Yuti herum und versuchen die schlimmsten Verkrustungen zu lösen und wegzuspülen. Das klappt auch ganz gut soweit, ohne größere Verluste. Niemand geht über Bord. 😅
Die See wird immer ruhiger. Nur noch vereinzelter Schwell hebt und senkt Yuti ganz sanft. Auch das letzte Lüftchen scheint alsbald ausgehaucht zu sein. Kein Wunder, befinden wir uns doch fast im Auge des Hochs.

Beide genießen wir nun die Ruhe, die Stille und die Einsamkeit.

Bestimmt 200 Kilometer um uns herum ist nichts und niemand. Beängstigend?
Mit Nichten! Wir lieben es❣️Genug Platz unter uns, keine Riffe, keine Untiefen und genug Platz um uns herum. Keine anderen Boote, keine Frachter, keine Fischer, herrlich❣️Blauer Himmel, strahlende Sonne, keine kackenden Seevögel, toll❣️Der Wind ist doch nicht völlig zum Erliegen gekommen und säuselt immer noch leicht. Es reicht sogar ohne Motor voranzukommen, das Screecher macht seinen Job gut. Ein Genuss❣️
Erst um 18:30 Uhr hat‘s sich dann doch ausgeweht. Das Screecher kommt rein, nein, das Jib kommt nicht raus. Stattdessen wird einer der beiden Motoren erneut gestartet und zur Arbeit gerufen. Mit der himmlischen Ruhe ist Schluss. Schade! Gemächlich geht es in den Abend…

und weiter in die Nacht. Doch bevor hier jemand auch nur ein Auge schließt, gibt es die letzten beiden Folgen der ersten Staffel von „Fargo“. Strom haben wir genug. Doch welch‘ Dekadenz, mitten auf dem Ozean das Internet zu verbrauchen. Elon Musk lässt sich seinen Offshore Tarif teuer bezahlen. Aber da hat er die Rechnung ohne meinen Mann gemacht! 😉 Klaus, das Sparbrötchen, lässt den Film mit der schlechtesten Bildqualität laufen, dann ist’s billiger. 😜
Mittwoch, 8. Oktober 2025
Die Nacht verläuft ausnahmslos ruhig. Beide wechseln wir uns gut im Schlafen und Nachtwachen ab. Am Morgen ist der Himmel erstmal bewölkt und grau. Doch mit Sonnenaufgang löst sich sämtliches Gewölk in Luft auf. Wir motoren mit 4 Knoten sachte voran, das Jib hilft ein wenig und der Wind wispert nur mit sanften 5 Knoten. Bald werden wir auf Hoch 3 treffen.

Gerade stellt Klaus fest, unser Track geht nicht mehr. Oh je, die Batterie vom Iridium Go ist wieder zu heiß geworden und aufgequollen. Heiße Scheiße!!! Das passiert vermutlich immer dann, wenn unsere Motoren lange laufen, und die Lichtmaschinen ständig Strom erzeugen und es in unser Netz drücken. Das Iridium Go, mit dem auch das Satellitentelefon betrieben wird, hat da leider immer noch keinen Überhitzungsschutz für seine Batterie. Es ist halt ein veraltetes System, aber ein zweites Sicherheitsstandbein zu Elon Musks Starlink. Klaus hatte ja schon mal ein neues Gerät besorgt, und nun ist es schon wieder im A….! Dann zieht Klaus den Stecker, steckt ihn wieder rein, fährt das Gerät runter und wieder hoch, und siehe da, es läuft wieder. Jippie 🥳. Da ist die Batterie wohl doch noch in der Lage zu arbeiten. Unser Track läuft wieder, alle sind glücklich.
Wie sind denn eigentlich die Wetterprognosen? Und damit die seglerischen Perspektiven? Zur Zeit genießen wir die fast glatte See,…


die Sonne und die Entspannung. Doch laut Wetterprognose bekommen wir vermutlich zum Abend wieder höhere Wellen. Ausläufer des alten Tiefs können sich zwischen den beiden Hochs hindurchmogeln. Da lässt uns der alte Tasmane wohl doch noch nicht ganz in Ruhe. 😕
Eben erzählt und zeigt mir Klaus, dass seit letztem Dienstag circa 40 Boote, Fidschi verlassen haben und nun auf dem Weg nach Neuseeland, Australien und Vanuatu sind. Auch von Tonga aus hat sich ein Tross in Bewegung gesetzt. Die wollen wohl alle bis zum 13./14. Oktober ihre Ziele erreicht haben, da sich danach wieder ein brutales Tief auf die Reise machen wird. Eine größere Flotille scheint den direkten Weg nach Neuseeland einzuschlagen. Aber für alle gilt, die Wetterbedingungen sind grauslich. Alle müssen sie fast die gesamte Strecke sehr, sehr hart am Wind fahren. Was so der ein oder andere Katamaran gar nicht richtig kann. Die Monos natürlich schon, aber permanent mit steiler Schieflage zu fahren, ist unangenehm, vorsichtig ausgedrückt. Klaus ist heilfroh, dass wir da nicht mit dabei sind. Dazu kommt noch, dass der direkte Weg bedeutet, an zahllosen Fischereiflotten und ihren kilometerlangen Schleppnetzen vorbei zu segeln. Prost Mahlzeit!

Auch dieses Gewusel wollten wir umgehen und sind gestartet, ganz alleine. Viele mögen es lieber im Verband zu segeln. Und wenn es dann heißt, es geht los, dann müssen eben auch alle los. Ob das Wetter wirklich passt, spielt dann keine Rolle. Nee, das ist nichts für uns, definitivly. 😎
11:00 Uhr, 142 SM sind gefahren, insgesamt kommen wir nun mit Yuti auf 1.099 SM.
Klaus hat schon wieder Hunger. 🤤 Dann ist jetzt Smutje gefragt. Ich begebe mich in die Küche. Was wird es geben? Heute möchte ich mal die gekauften Tortillas hervorholen, sie in der Pfanne leicht knusprig anbraten und mit einer Mischung aus geschmortem Rot- und Weißkraut, Zwiebeln und Minimaiskölbchen in Crème fraîche füllen und wickeln. Klappt hervorragend und schmeckt richtig toll. 😊
Klaus ist satt und glücklich, und wir beschließen uns „Organisch“ anzuhören. Das neueste Buch/Hörbuch von Giulia Enders. Ich liebe diese junge Frau und ihre Bücher❣️Und bei glattem Wasser,


… vollem Bauch und vollster Entspannung, …

ist sogar ein Mittagsschläfchen drin. 😊 Abends, kurz vor unseren Mittwochs-Müttergesprächen, ist von 3 Meter hohen Wellen aber noch nichts zu spüren. Die Wasseroberfläche ist immer noch Augsburger-Puppenkisten-mäßig glatt. 😉 Schööön❣️In diesem Stile geht’s auch noch weiter. Nach den Telefonaten schauen wir wieder „Fargo“, 2. Staffel, erster und zweiter Teil. Da geht’s vom ersten Moment an gleich wieder richtig zur Sache. Der Stil erinnert mich zunehmend an Tarantino Filme. Viel Blut, viele Tote, garniert mit ner guten Prise Witz.
Gute Nacht. 🤠
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