Samstag, 11. Oktober 2025. Um 3:00 Uhr geht mein Wecker. Ich höre ihn zwar, verstehe ihn aber nicht. Stattdessen baue ich ihn in meinen Traum ein, von dem ich aber später nichts mehr weiß. Schlaftrunken rappel ich mich hoch und torkele in den Salon. Wachwechsel. 🫡
Doch wenn ich aus einer tiefen Schlafphase raus muss, kann es sein, dass ich gar nicht so richtig, richtig wach werde. So ist es heute. Klaus dreht sich gerade auf seine rechte Seite, da hört er mich schon schnarchen. 🫢 Mist! Ich hatte mir aber doch den Wecker gestellt, alle halbe Stunde. Aber ehrlich, nach einem glasig, verschwommenen Blick auf den Plotter, ratze ich gleich wieder weg. Das ist wirklich nicht gut und einem entspannten Schlaf für Klaus nicht dienlich. Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Ein Erbteil meiner Mutter? Bestimmt! 🥱
Diese bleierne Müdigkeit zieht sich bei mir noch weit bis in den Vormittag hinein. Doch durch das Buch “Organisch”, von Giulia Enders, weiß ich ja nun, dass das junge Großhirn vom alten Stammhirn mit Einschlafflüssigkeiten umspült wird, damit es zur Ruhe kommt. Da wird bei mir wohl zu viel des guten Saftes auf meine Großhirnrinde gespült. Oder, die Stopptaste wird nicht gefunden, wenn ich aus dem Tiefschlaf herausgerissen werde. Wer weiß? Richtig hellwach werde ich aber in dem Moment, wo ich das V-förmige Loch in unserem geliebten Screecher entdecke. 🫨 Kreisch!!! Zum Glück ist es nicht sehr groß und noch nicht weitergerissen! Das muss auch auf jeden Fall verhindert werden!! Wir haben ja ordentlich Reparaturfolie dabei. 👍 Nur müssen wir genau besprechen, wie wir vorgehen wollen. Wie kommt das Loch überhaupt da hinein? Das ist schnell erklärt. Der neue, alte Block vom Jib war’s. Damit der sich nicht unerlaubt aufdrehen kann, steckt ein Sicherheitsdraht in der Öse. Der ist pieksig und scharf. Schlabbert das Screecher da entlang, wenn der Wind ungünstig dreht und vor allem zu schwach ist, kann so etwas passieren. Scheibenkleister!
Nun, wir sind uns jetzt einig, wie wir weiter vorgehen wollen.
1.) Das Screecher wird bis kurz vor der eingerissenen Stelle eingerollt und gleichzeitig gespannt.
2.) Klaus steht vorne und sichert den Bugspriet, dass der beim Ablassen des Segels nicht nach unten ins Wasser wegklappt. (Das hatten wir ja schon mal.)
3.) Nun lasse ich das Segel soweit runter, dass Klaus das Loch erreichen kann.
4.) Er greift die halb eingerollte Wurst mit der einen Hand, mit der anderen patscht er das Folienklebequadrat auf das eingerissene Loch. Dann zieht er die schlabberige Wurst noch etwas näher an sich heran und patscht das zweite Quadrat auf die Gegenseite. Repariert! Toll! 😊
5.) Ich kurbel nun das Segel wieder hoch, uff, uff, uff, lasse das eingedrehte Stück Segel wieder heraus und erkenne, das Loch ist gestopft. 👏
6.) Nun rollen wir das Screecher ganz eng ein, holen das Jib heraus, entfernen den blöden Draht, ersetzen ihn durch einen Kabelbinder und rollen das Jib wieder ein.
7.) Das Screecher kommt nun wieder raus und aus. Fertig❣️
Bin ich jetzt wach? Ja, jetzt bin ich wach! Die Luft ist frisch, der Himmel graublau bedeckt, das Wasser stahlfarben und leicht kabbelig.
11:00 Uhr, ich lese ab und notiere, 110 SM, plus 1.381 SM, macht 1.491 SM insgesamt.
By the way, wir sind gar nicht mehr alleine. Die verfolgende Armada ist uns auf den Fersen. Einige haben uns sogar schon überholt.

Aber wir diskutieren sowieso schon, ob es nicht eh besser wäre, wenn wir mit mehreren Boote am Dock ankommen würden, im Pulk sozusagen. Dann hätte die Bio Security vielleicht nicht so viel Zeit und Muße für die Kontrolle aller, als wenn wir alleine ankommen würden, oder? Deshalb segeln wir mal ganz gemütlich mit 4 Knoten weiter, bei 10 Knoten Wind. Die Sonne hat sich ein paar Löcher durch die Wolkendecke gebrannt und beglückt uns so auch noch mit ein wenig mehr Wärme. Klaus hält ein Nickerchen, bei laufendem Podcast und ich schreibe am Blog. ✍️
Da schlägt das Kreditkartenproblem von vorgestern wieder zu. Es stellt sich heraus, die Karte wurde gesperrt. Huch! Immer wenn eine Zahlung getätigt wird, die dem Kreditinstitut fragwürdig vorkommt, wird Klaus per Mail gefragt, ob die Zahlung wirklich getätigt werden soll oder nicht. Wenn er dann nicht antwortet, wird die Karte gesperrt. Einerseits ist das gut, andererseits auch wieder nicht, wenn er von der Bankanfrage nicht rechtzeitig Wind bekommt. Glücklicherweise kann er mit zwei Telefonaten die Karte wieder entsperren lassen. Und gut, dass der Kreditkartenservice 24 Stunden erreichbar ist.
Gerade steht mein Göttergatte unter der Dusche, da fängt der Plotter ganz nervös an zu piepen. Piep, Piep, … Speed Data missing… Piep, Piep….
Die Geschwindigkeitsdaten fehlen. Das hat zur Konsequenz, dass wir keine Daten mehr zur Geschwindigkeit durchs Wasser bekommen, mit Auswirkungen auf andere Angaben und Berechnungen. Sehr schlecht!!! Zwei mal drücke ich das Piepen weg, dann hole ich Klaus aus dem Masterbad. 😶🌫️ Zielstrebig läuft er zum Geräteanschluss/ Datenempfänger auf meiner Seite, im Staufach links vor meinem Bett. Und da hat er auch schon das Problem gefunden. Sein Neoprenanzug war in diesem Fach. Als ich den gerade wieder reingestopft habe, muss ich unglücklich an diese Verbindung gekommen sein und den Kontakt unterbrochen haben. Klaus schraubt einmal alles auseinander und wieder zusammen und siehe da, die Chose läuft wieder. 👏
Vor weiteren Problemen bleiben wir für heute verschont. Ich halte wieder Nachtwache geplant bis Mitternacht, muss Klaus aber leider schon nach einer Stunde wecken. Der Wind wird minütlich stark und stärker, und ich möchte das Screecher gegen das Jib tauschen. Das Screecher kommt rein, das Jib kommt raus, und aus die Maus. 🐭
Sonntag, 12. Oktober 2025
Heute wache ich nicht nur bis Mitternacht, heute wache ich bis 2:00 Uhr morgens. Ganz schön lang, was? Jepp, Klaus sollte nach der schnellen Unterbrechung noch etwas länger am Stück schlummern dürfen, und ich fühle mich fit genug dafür. Nix mit schnellem einpennen und schnarchen bei mir. Diesmal nicht! Dann verschwinde ich aber flott in meiner Koje und komme auch erst um 6:00 Uhr wieder heraus.
Es gibt da so einen Bilderwitz über das Schlafen verschiedener “Berufsgruppen”:

Also für mich trifft das ja nun nicht zu. Dann bin ich wohl doch mehr Smutje als Sailor. (Oder liegt es an der viel kleineren und abschüssigen Sofaseite? 😉) Aber für Klaus passt’s! 😄
Ansonsten verlaufen die nächsten Stunden unaufgeregt. Nun sind es noch 85 SM bis zur Bay of Islands und weitere 15 SM bis zur Marina. Bis dahin muss aber noch so dies und das erledigt und vorbereitet werden. Klaus überlegt schon mal intensiv, ob er sich erst waschen soll, oder erst ein paar Dinge erledigt, oder aufs Klo geht?
Schwierige Entscheidungen. 🤔 Dann
verschwindet er singend im Bad. 😂
Nun, jetzt fangen wir mal an, die letzten Vorbereitungen vor Ankunft in Angriff zu nehmen. Doch zuerst fällt noch ein schneller Blick auf den Tacho. 133 SM haben wir ersegelt, und in der Summe kommen wir doch schon auf 1.624 SM. Uhhh, schon mehr als die Strecke lang ist.
Aber jetzt:
Alle Vorräte werden gecheckt und die, die wir nicht mehr aufessen können und nicht an Bord sein dürfen, fliegen über selbiges. ✅
Der Steuerstand und die wichtigsten Fenster werden entsalzt und geputzt. ✅
Alle nun unnötig gewordenen Leinen und Strippen am Dinghy werden abgetüddelt und weggeräumt. ✅
Das Screecher wird eingerollt, abgebaut und verstaut, ✅ der Bugspriet hochgeklappt und festgezurrt. ✅
Die Fidschi Flagge wird geborgen, die gelbe Quarantäneflagge gehisst und die neuseeländische Flagge auf dem Salontisch zurechtgelegt. ✅
Das Bootsinnere entstaubt, gefegt und gewienert. ✅
Aus den allerletzten frischen Zutaten und 12 Eiern wird ein üppiges Omelette gebraten, unsere “Henkersmahlzeit” für morgen sozusagen. ✅
Unsere Mütter werden angerufen und die Sonntagsgespräche geführt. ✅
2 Folgen “Fargo” werden geschaut, Tarantino lässt grüßen. ✅
Klaus dreht sich auf die Seite und schläft ein ✅, und ich halte Nachtwache. ✅
Was fehlt noch?
Alle Fender müssen aufgepumpt und platziert, die Festmacherleinen an Ort und Stelle befestigt werden. Das machen wir dann morgen. Morgen, am Ankunftstag. Bis dann… ✌️.
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