Montag, 13. Oktober 2025.
Meine Nachtwache geht wieder lang, sehr lang. Bis 1:00 Uhr, 2:00 Uhr, nein, bis 2:04 Uhr, um genau zu sein. Dann verdufte ich und komme erst um 5:00 Uhr wieder. Nein, um 6:00 Uhr! Wir müssen ja die Uhren um 1 Stunde vorstellen. Jetzt sind wir nicht mehr 10, sondern 11 Stunden vor Deutschland. 🕙 🕜 🕣… Das macht mich schon ganz verrückt mit den immerzu wechselnden Zeitunterschieden! 😵💫
Um 9:00 Uhr erreichen wir die Bay of Islands. Jippie, das haben wir jetzt schon mal geschafft!!! Dafür haben wir nun exactement 14 Tage gebraucht. Ursprünglich gingen wir von 7 bis 10 Tagen aus. Wobei wir uns auch echt Zeit gelassen und nichts überstürzt haben. Denn das Wetterfenster sollte sicher bis heute und auch morgen noch halten. Nun geht es noch ein Stückel durch die Bucht, schön betonnt, so dass auch wir den richtigen Weg gut finden können. 😉




9:36 Uhr, alle Fender und Leinen sind vorbereitet.

10:40 Uhr setzt Klaus die erste Unterschrift ✍️ auf eins der vielen Formulare. Wir liegen am Quarantäne Dock. Wir sind daaaaaaaa❣️🥳🤪😁
Aber bitte von Anfang an!

Beim Anlegen lasse ich mir von einem netten jüngeren Mann helfen. Doch im letzten, allerletzten Moment fällt uns auf, wir haben die schön vorbereiteten Fender gar nicht draußen. 😳 Vor lauter, lauter, haben wir beide die Fender nicht mehr auf dem Schirm gehabt. Wie peinlich! Also stopp, alle Pferde kurz zurück, FENDER RAUS und jetzt darf mir der gute Mann beim Anlegen helfen und die Leinen entgegennehmen. Dankeschön, thank you very much.
Wie sich dann aber herausstellt, ist der gute Mann der Zollbeamte. Doch wir schnacken nett und er beschließt jetzt sofort zu uns zu kommen. Prima 👌. Mit uns liegen noch 5 weitere Boote am riesigen Q-Dock, alle sind vor uns schon in der Nacht angekommen.

Er holt seine Truppe zusammen, noch zwei Health Beamte plus einen Drogenhund. Der viel zitierte “Wet-Dog” 🐕 ist jetzt aber der “Trocken-Dog”, denn noch regnet es nicht. 😅

Zack ist der Hund samt Officerin an Bord und soll umgehend mit seiner Schnüffelarbeit beginnen. Bitte nicht dabei stören! Okay ✅. Der zweite, nette Health Officer legt Gummihandschuhe an und beginnt systematisch vom linken Hull bis rüber zum rechten Hull alles genauestens zu untersuchen. Mit Taschenlampe 🔦 im Anschlag, öffnet er alle Schränke, Luken und Bilgen. Der nette Zollbeamte nimmt im Salon Platz und beginnt mit der Papierarbeit und unserer Immigration. Er hat eine Menge Fragen, die wir aber alle beantworten können. So einiges möchte er kontrollieren. Zum Beispiel möchte er auch unsere Buchung der 3-wöchigen Inlandsreise sehen und rät uns noch, ja rechtzeitig die Heimatflüge zu buchen, wenn wir zurück nach Deutschland wollen. Dann setzt sich der zweite Officer zu Klaus und lässt sich den Track zeigen. Warum haben wir in der Nähe Neukaledoniens pausiert, und wie dicht sind wir dieser Insel gekommen? Eine gute Stunde sind alle drei bei und mit uns beschäftigt. Dann verabschieden sie sich freundlichst und wünschen uns eine tolle Zeit in ihrem Land.


Wir sind immigriert, haben sogar einen Stempel im Pass, was hier eigentlich nicht mehr üblich ist, denn alles geht bereits elektronisch. Yuti ist temporär immigriert und darf im Gegensatz zu uns jetzt 2 Jahre im Land bleiben. Die Bio Security Leute haben uns zwischenzeitlich schon mal ein Papier zum Ausfüllen rübergereicht. Sie kämen dann später, aber heute noch. Aha! Na, dann lese ich jetzt mal den Tacho ab und notiere weiter 93 SM, die wir noch durchs Wasser zurückgelegt haben. Als Endsumme komme ich nun auf 1.717 Seemeilen, all together. Unsere Gesamtmeilen von Vietnam bis hierher, belaufen sich mittlerweile auf 27.394 Seemeilen. In Kilometern sind das sage und schreibe 44.077 Kilometer. Wenn das nichts ist!!! Zur Überfahrt hierher möchte ich abschließend sagen, dass das eine wirklich gute Passage war. Bis auf die zwei herausfordernden Tage durch das Tiefdruckgebiet, waren die übrigen Tage erstaunlich gut. Das Wetter war fast durchgehend prima und so mancher Segeltag war sogar richtig schön. Der große Umweg, den wir gefahren sind, hat sich absolut bewährt. Und der Pazifik hat bewiesen, dass er auch still sein kann, grins.
12:50 Uhr, ein Taucher macht sich unter unserem Boot zu schaffen. Klaus hat es platschen hören und Flossen gesehen. Oh Schreck, jetzt wird’s wohl ernst. 😨 Ach nee, das ist ja lustig, da ist gar kein Taucher, alles nur Einbildung! Der Wind hat deutlich zugenommen und das Wasser platscht deswegen lauter. Da kann man mal sehen, wie steigende Anspannung Fantasien beflügelt. Wir warten weiter… jetzt aber bei geschlossenen Fenstern und Türen und in Decken eingewickelt, denn es ist kalt, arschkalt! Bibber….. Ich habe schon Eisfinger. 🥶
WE MADE IT❗️🎊 🤩 🎉 👍 🥳 😮💨 😁
Wir haben 15:00 Uhr und es ist vollbracht, ohne Not-Haul-Out!
Zwei Männer der Bio Security, beide sympathisch, der jüngere noch etwas sympathischer, kommen an Bord und stellen fest, sie müssten eigentlich erst zu dem Boot vor uns. Das war früher da, keine Frage. Hmm… Ich stelle mich mal galant vor die Türe und lasse den Älteren einfach nicht mehr raus. 😆 Wir witzeln hin und her und sie bleiben bei uns. Der Ältere nimmt im Salon Platz und möchte schon mal das fertig ausgefüllt Papier haben. Da stellt er fest, die Rückseite ist nicht gemacht. Oh je! Das erinnert mich sofort an ein Erlebnis von Klaus aus Schulzeiten, wo er bei einer Mathearbeit sehr schnell fertig war und sich wunderte, dass die anderen so viel länger brauchten. 5 Minuten vor Schluss drehte er das Papier gelangweilt um und sah 4 weitere Aufgabenstellungen. Ihn traf fast der Schlag und mit schwitzigen Zitterhänden und glühendem Kopf versuchte er zu retten, was noch zu retten war. Nach diesem Schockerlebnis dreht er eigentlich jedes Formular noch mal um, nur heute nicht. Aber heute ist es nicht so schlimm. Er darf noch in Ruhe zu Ende ausfüllen. Aber ein Minuspunkt ist es bestimmt. 😕 Zwischenzeitlich laufe ich mit dem Jüngeren vor zum Ankerkasten. Er möchte diesen inspizieren. Doch dann ist er geplättet. Der Kasten ist sooo sauber, er bekommt sich fast nicht mehr ein. Das gibt Pluspunkte! 😉 Klaus steht mittlerweile im Kreuzverhör. Wann war das letzte Antifouling? Wo? Wann wurden die Rümpfe gesäubert? Von wem? Hatten wir danach Liegezeiten >10 Tage? Was haben wir an Bord? Sea Shells? Ja, falle ich ihm ins Wort. Auf den Seychellen waren wir, 3 Monate, schön war’s. 🤣 Er schaut ganz verdutzt. So kommt es zu Missverständnissen, hahaha. Nein Seemuscheln haben wir nicht an Bord. Lach kaputt 😂. Auf der Lebensmittelliste hatten wir Reis und Mayonnaise angegeben. Die beiden Produkte möchte er sehen. Okay, Reis ist alle (über Bord) und die Mayonnaisen hole ich und baue bestimmt 8 Gläser, Flaschen und Tuben vor ihm auf. Da schaut er wieder überrascht und stellt fest, Mayonnaisen aus der ganzen Welt. Tzzzzz… Zum Lesen der Etiketten muss er sich die Brille aufsetzen. Steht Ei auf der Zutatenliste und keine Prozentzahl, ist die Mayo für den Sondermüll. Davon habe ich viele. Ist die Prozentzahl angegeben aber zu groß, weg damit. Zwei kleinere Tuben bleiben übrig, der Rest muss in den schwarzen Sack. Okay, das kann ich verschmerzen! Er will gar nicht durchs Boot gehen, Schränke und Bilgen kontrollieren, das hatte ich erwartet. Er vertraut unseren Angaben und fragt nur nochmal explizit nach frischem Obst und Gemüse, Fleisch und eingefrorenen Lebensmitteln, sowie Honig. Nee, ham ma net. Okay.✅ Der jüngere, aus Fidschi stammende Officer, ahhh deshalb seine gechillte Art, soll mal eben noch Fotos vom Rumpf machen. Jetzt wird’s spannend, Luft anhalten 🫢. Mit ner Kamera am Stil geht er vom Steg aus die Rumpfseite entlang. Kommt und meint, alles okay, ein wenig grüner Schleim, aber okay. Da will der Ältere aber selber noch mal einen Blick drauf werfen. Gut, aber die Sache ist gelaufen, die Sache ist durch. Wir dürfen nun die gelbe Quarantäne Flagge bergen und die neuseeländische Flagge hissen. Tschakka 🫸🫷!!! Die Freude ist groß, Klaus’ “Bad” im kalten Pazifik hat sich doch voll rentiert!
Nun informiert er die Marina, dass wir soweit fertig sind und kommen könnten. Es beginnt zu regnen. 🌧️
Die Dockmasterin nimmt uns in Empfang und zeigt uns unseren Liegeplatz an, Boxengasse I, Box 03. Doch in der etwas schmalen Boxengasse fangen die Probleme an. Wir haben eine Strömung von gut einem Knoten von links und keinen ausgleichenden Wind von rechts. Yuti wird immer mehr nach rechts gedrückt, bis wir an den Pfeilern und Stegen förmlich kleben. Ein rechtsrum Fahren, um in Box 03 zu gelangen scheint unmöglich. Die Dockmasterin und ich haben alle Hände voll zu tun, dass wir Yuti immer wieder etwas abdrücken. In die Box davor gelingt die Einfahrt unter Mühen. Da können wir aber nicht bleiben. Klaus setzt zurück und versucht mehr Abstand zum rechten Rand zu bekommen. Aber in wenigen Sekunden ist er wieder drangedrückt. So ein Oberscheiß und Kackmist!!! Wir haben ja keine Bugstrahlruder um uns wegzudrücken. Lenken bei ganz geringem Tempo bringt nichts, bleiben nur die Gashebel für vor und zurück. Auch kann Klaus die rechte Seite null einsehen und meine Schreie hört er kaum und versteht mich auch nicht. Zum großen Glück sind die Stege und Pfosten mit Gummikanten gesichert. Sonst wäre unsere Seite längst aufgerissen. Zu blöd, dass Klaus auf Anraten der Dockmasterin vorwärts reinfahren wollte! Rückwärts, wie in der Vergangenheit immer gemacht, hätte er volle Sicht gehabt und bessere Manövrierfähigkeit dazu. Nun sitzen wir in der Falle oder besser, kleben am rechten Rand. 🫣 Ein älterer Segler bekommt den Spuk mit und ruft Klaus Manövriervorschläge zu. Allerdings ist er schwer zu verstehen. Wir fragen kurzerhand, ob er fahren mag und ob er Kat Erfahrung hat? Ja, hat er und schwupps ist er an Bord. Doch auch er merkt schnell, dass das Boot nicht wirklich vom Rand wegzubekommen ist und schleift mit Yuti weiter am Rand entlang, bis in die Box 05. Die Dockmasterin fragt mich, nun auch langsam etwas ratlos und zerknirscht, ob er wisse, dass das die falsche Box sei? Ja, der gute Mann weiß das. 😵💫 Also wieder raus und mit Schwung weiter zur Box 03. Da gibt’s einen lauten Knack. 🙉Der geht mir durch Mark und Bein und bis ins Herz! 💔 Aber, wir sind drin in der Box. Unsere Verfassung aber ist ziemlich am Boden. Jetzt wird Yuti an allen 4 Seiten vertäut, wir bedanken uns beim mutigen Seemann und fallen mit grünen Gesichtern auf’s Sofa. Die Dockmasterin meint, zwecks Anmeldung können wir auch morgen ins Büro kommen. Sie bringt uns aber noch die Willkommensstasche vorbei, gefüllt mit allerlei Prospekten, Honig 🍯 und 2 kleinen Fläschchen Rum. Sie hat wohl den Eindruck, die bräuchten wir jetzt. Etwas später schauen wir uns mal die geknackte Seite an. Zu sehen ist nichts, aber fühlbar ist schon eine kleine Delle. Im Bootsinneren schaue ich mit Taschenlampe nach und suche bis in die Bilge runter nach Rissen oder Verformungen. Ich kann nichts entdecken. Wenn wir im November unser Haul Out haben, muss nochmal genauestens geschaut, geklopft und untersucht werden. Etwaige Schleifspuren sind unproblematisch, die können wegpoliert werden. Eine Komplettpolitur steht sowieso an.



Und? Geht noch was? Sind wir noch in der Lage unseren ersten Landgang zu machen? Neuseeländischen Boden zu betreten? Wir raffen uns auf und laufen los. Vorbei an vielen Gewerken und Bootsservices bis zum kleinen aber feinen Supermarkt. Was kaufen wir ein? Mayonnaise? Nein! Toastbrot, Butter, Käse, Aufschnitt, Blumenkohl, Möhren, Zwiebeln und….. Schokolade. 😊 Auf dem Rückweg werfen wir noch einen Blick in die Waschräume und Duschen und in den Waschsalon. Alles ist tippitoppi, neu und sehr modern. Im Waschsalon stehen viele, riesige Maschinen und Trockner. Das wird ja dann demnächst ein gechillter Waschgang, für die Wäsche und für uns. Zurück an Bord, mummeln wir uns in unsere Decken, alles ist klamm und kalt, und zittern uns warm. Eine Folge Fargo wird noch geschaut, jetzt wieder in besserer Bildqualität, denn wir sind nun wieder onshore. Der Strom ist allerdings noch unser Engpass, denn um an den Landstrom angeschlossen werden zu können, brauchen wir ein sogenanntes “EWOF”. Ein was? Ein Zertifikat über den einwandfreien Zustand unseres elektrischen Systems an Bord. Pah, was es nicht alles gibt. Dafür müssen wir einen Elektriker beauftragen, der Yuti überprüft und uns dann hoffentlich dieses ominöse EWOF erteilt. Heute aber nicht mehr! Darum kümmern wir uns dann morgen.
GUTE NACHT 😘 GUTE NACHT 😘
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