Ja, für die Inka war es so. Cusco stellte die Keimzelle und das Zentrum ihrer Welt dar. Die Sonne, die Kraft allen Lebens, stand bedeutungsvoll in ihrem Lebensmittelpunkt. Sie wussten schon damals, dass sich Gestirne und Planeten um sie drehten, als im alten Europa noch weit bis ins 19. Jahrhundert zumindest die katholische Kirche daran festhielt, dass sich alles um die Erde dreht. In Cusco, 3.416 Meter hoch gelegen, entstand der bedeutende Coricancha Tempel, der Sonnentempel, das wichtigste Heiligtum der Inkas, der über und über mit Gold und Silber verkleidet war und sagenhafte Skulpturen und filigranste Kunstwerke aus Gold und Edelsteinen besaß. Gold war keine Wertanlage oder gar Zahlungsmittel. Im Gold sahen sie die Schweißperlen der Sonne und Silber stand für die Tränen des Mondes. Auch entstand bei Cusco das “Königliche Haus der Sonne”, die riesige, große Festung Saqsaywaman. Sie war das ergänzende Gegenstück zum Sonnentempel in der Stadt. Beide Anlagen möchte ich sehen.
Aber, heute ist unser letzter Tag der Gruppenreise. Mal sehen was wir tatsächlich noch alles machen werden.
Zuerst besuchen wir heute am Morgen ein Sozialprojekt des Reiseveranstalters. Hört sich ja toll an, ich bin gespannt. Es geht etwas raus aus der Stadt und noch mehr in die Höhe. Ronaldos Bruder fährt uns mit seinem Großraumtaxi. Wir sitzen trotzdem recht gequängelt. Auf einer Anhöhe neben einer Kirche, machen wir halt und blicken runter auf Cusco.




Dann fahren wir noch ein paar Schlängel weiter hoch und kommen an einer Dorfschule an.






Was? Nur Fünf? Nee sechs. Das eine Mädchen sieht man nicht so richtig. Das sind aber wenige Schüler. Aha, die meisten Kinder sind zu Hause wegen eines Studentenfeiertages… Es ist ja fast täglich irgend ein “Feiertag” den dann die Eltern auf dem Lande nutzen, ihre Kinder daheim zu behalten, so dass diese ihren Eltern auf dem Feld helfen können. Eigentlich sind 60 Schüler an dieser Schule gemeldet. Ajooh, da sitzen wir nun…

und hören die Kinder singen, sie stellen sich vor und erzählen uns, was sie mal werden wollen. Die Mädchen möchten Ärztinnen werden, die Jungs Polizisten oder Militaristen, na ob das was wird? Mechthild, ehemalige Lehrerin und Charlotte, werdende Lehrerin, spitzen besonders die Ohren. Dann schauen wir uns die Klassenräume an und werfen Blicke auf Schulmaterial und Unterrichtsergebnisse.



Überraschend ist die Zutraulichkeit der Kinder nach anfänglicher Schüchternheit. Ein Junge springt Klaus regelrecht an 😳 und hängt sich an ihm fest. Ein anderer formt mit seinen Händen Herzchen in Richtung Charlotte und Alexandra. What’s going on? Dann gibt’s Geschenke, wobei ich die Verteilung von wenigen Kugelschreibern und Filzstiften etwas peinlich finde. Wären jetzt alle Kinder da, hätte nur jedes sechste oder siebente Kind einen Stift bekommen. Tja, sooo spendabel ist skr-Reisen. 😏 Hätten wir das gewusst, hätten wir noch etwas besorgt, zumindest noch ein paar Süßigkeiten. Aber da haben wir es eben wieder, Ronald ist einfach unorganisiert. Als wir letztens bei einer Familie am Titicacasee zu Mittag aßen, sollten wir den Kindern dort Süßigkeiten mitbringen. Brav kauften wir alle etwas ein, aber fanden keine Abnehmer. Die Kinder waren alle in der Schule. So ließen wir fast alles dort bei der Mutter, damit sie es verteilen konnte. Jetzt und hier wären die Süßigkeiten viel besser angekommen. Aber Ronald ist einfach nicht gut informiert und kümmert sich nicht wirklich. So what… Wir verabschieden uns von Lehrerin und Schülern und fahren nun zu einem Alpaka-Lama-Gehege. Wir “Erwachsenen” bräuchten das jetzt nicht unbedingt noch, aber die Mädels wollen nun mal…. Dann machen wir das auch.






Zuletzt noch nen kleinen Nasenrotz… 🤧.



Wir bekommen erklärt, welche Arten hier alle vertreten sind, aber ich kann es mir nicht wirklich merken.





Nun wird uns der Färbeprozess der Wolle mit Naturfarben gezeigt und erklärt.


Was köchelt denn da so vor sich hin? Läuse? Ja, Cochenilleschildläuse! In Massen gezüchtet, werden sie mit Essig gewaschen, ausgetrocknet und anschließend gekocht, um das rote Pigment Karmin zu erhalten. Damit lässt sich die Wolle tiefrot färben. Karmin ist super färbend, extrem tiefrot, lichtecht und sehr beständig. Es ist wohl der älteste Farbstoff der Menschheit. Interessant, wie der Urzeitmensch nur darauf kam? 🤔


Hier werden sie auf Kakteen gezüchtet. Daneben werden Blüten, Blätter, Rinden, Obst und Gemüse zur Färbung und Mischung verwendet. Tolle leuchtende Farben sind das Ergebnis. Übrigens, welche Tiere wurden von Perus Eingeborenen domestiziert? Alpakas, Lamas, Meerschweinchen, Warzenenten, Hunde und eben diese Schildläuse 🤭.

Wir bekommen extrem farbenprächtige Teppiche, Wandbehänge und Textilien zu sehen. Für zu Hause würde ich bestimmt zuschlagen und etwas mitnehmen, aber auf Yuti ist leider absolut kein Platz dafür da. 😕




Schön war’s hier, das muss ich schon sagen. Gut, dass Alexandra und Charlotte unbedingt hierher wollten. Und nun? Nun geht es zurück in die Stadt, auf den Hauptplatz und gleich rein in eine Prozession der Reiseleiter. 🥳

Es wird ja eigentlich täglich irgendein Heiliger durch die Gegend getragen. Und heute ist der für alle Reisebegleiter dran. Passt ja irgendwie, Ronaldo ist voll dabei und kennt hier natürlich viele.




So Ronaldo, genug gefeiert, jetzt geht es in die Kathedrale der Jungfrau Maria Himmelfahrt hinein. Sie ist Sitz des Erzbischofs von Cusco und auf den Tempelruinen der Inkas gebaut.




Jetzt werde ich erwischt und höflich darum gebeten nicht mehr zu fotografieren. Mist! Okay, okay. ✅
Sehr viel mehr erfahren wir von Ronaldo sowieso nicht, da können wir uns auch die Stadt noch ein bisschen anschauen und die perfekte Baukunst der Inkas bewundern.



Nun betreten wir das aller Heiligste der Inkas überhaupt, den Sonnentempel, beziehungsweise das was noch davon übrig ist und vielmehr die Kirche Santo Domingo, die über den zerstörten Mauern errichtet wurde. Bis heute ist das Verhalten von Eroberern gleich. Das was einem Volk am wichtigsten ist, meist religiöse Bauten, werden zerstört und geschliffen und eigene Bauten darübergesetzt. Hier in Peru sollte alles, was an den Vielgötterglauben erinnerte, zerstört werden und eigene Prachtkirchen Gottes darüber errichtet werden. Die Spanier waren da gnadenlos und wenn man es so nennen will, sehr erfolgreich. Alles was zig Erdbeben überstand, überstand die Spanier nicht. So auch der Sonnentempel Coricancha.









Ausgeschmückt war der Tempel wie Tausendundeine Nacht. Räumlichkeiten waren komplett mit Gold oder Silber ausgeschlagen und mit Edelsteinen besetzt, um größtmögliche Spiegelungen der Sonnen- und Mondstrahlen zu ermöglichen.

Ein spanischer Chronist beschrieb einst den dazugehörigen Heiligen Garten ,,in dem die Erde aus Klumpen feinem Goldes bestand, mit Maispflanzen mit goldenen Stengeln, Kolben und Blättern. Daneben weideten zwanzig goldene Lamas mit ihren Lämmern, bewacht von lebensgroßen Hirten mit Krummstäben und Schleudern, die wie alles, aus purem Gold waren. Goldene Mädchen pflücken goldene Früchte, von goldenen Bäumen. Goldene Kolibris mit diamantenen Äuglein schwingen auf goldenen Zweigen von Bäumen und Büschen. In den Wiesen, deren goldene Halme täuschend echt gearbeitet waren, glänzten Blüten aus Edelsteinen und saßen Schmetterlinge aus Gold. Käfer, Mäuse und Eidechsen, auch Brunnen und Gießkannen waren aus purem Gold gearbeitet. Ebensolche Gärten gab es auch in Silber und schmückten andere Tempelhöfe.“ All dieser überbordende Prunk war zu Ehren der Götter der Sonne und des Mondes geschaffen worden. Und was geschah, als all das die Augen der Konquistadoren sahen? Sie fielen darüber her, schmolzen alles ein und verbrachten es in ihr Land. Niemand würde jemals mehr diese Pracht erleben können. Wie schade! Stattdessen schufen sie eigene Kirchenpaläste auf den Ruinen der Geschlagenen und sparten nicht mit barocker Baukunst, Protz und Glanz. Nur um zu zeigen, wieviel mächtiger der ihrige Gott sei.





Wieviel Inka-Blut wohl noch in ihnen pulsiert? Nach nur 100 Jahren war der glorreichen Geschichte ein jähes Ende gesetzt. Geschwächt durch mehrere Bruder- und Bürgerkriege, unzufriedene unterworfener Stämme, hatten die Spanier ein leichtes Spiel. Im Juli 1572 wurde der letzte Inka-Herrscher gefangen genommen und zwei Monate später in Cusco enthauptet. ENDE
Unsere Reisegeschichte ist noch nicht zu Ende, sondern geht noch ein wenig weiter. Ronaldo legt sich in den verbleibenden Stunden noch mal ins Zeug. Sein Bruder holt uns ab und fährt uns alle zu seiner Schwester. Dort werden wir zusammen ein spätes Mittagessen zelebrieren. Eine typische Suppe soll zubereitet werden. Na dann mal los.

Das ist auch Ronaldos Zuhause. Jedenfalls bis vor kurzem, bis er mit seinem Sohn näher an dessen Uni gezogen ist und ein Zimmer genommen hat.






Aber die Suppe gibt es nicht einfach so, die müssen wir uns erstmal selber erarbeiten. 😅


Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Danach geht es wieder ins Zentrum von Cusco. Wir laufen noch ein jeder nach seinem Gusto etwas herum, …



und treffen uns dann zum gemeinsamen Abschlussessen in einem sehr schönen Lokal. Ronaldo ist nun in Begleitung seiner wirklich zauberhaften Tochter. Er zieht aber auch alle Register. Seine 23-jährige Tochter ist sehr sympathisch, strahlend, Juristin, Sängerin und im Gegensatz zum Vater des Deutschen absolut mächtig. Da kommt sie wohl auf breiter Linie ganz nach der Mutter. Die Eltern sind schon länger geschieden. Sie unterhält sich blendend mit uns und lässt ganz en passant einfließen, dass sie für ein weiteres Aufbaustudium, seine Unterstützung, auch finanzieller Art, benötigt. Aha, daher weht der Wind. Wir sollen aus Nettigkeit zu ihr, dem Vater den Job nicht versauen durch schlechte Bewertungen. Was soll ich sagen, sie hat es geschafft, zumindest bei mir. 😌
Am nächsten Morgen, die Mannheimer und Mechthild werden gleich von Ronald zum Flughafen gebracht, bittet mich Ronaldo dem Reiseveranstalter nichts von den verpassten Nazca -Linien und so weiter zu berichten. Das wäre das Ende für ihn bei skr-Reisen. Okay, 🫠 ich bin erweicht und gebe ihm sogar noch ein Trinkgeld. Was soll ich sagen…. ? Die Zeit nach unserem klärenden Gespräch in der Therme hat er sich wirklich angestrengt. Er hat gegeben was er konnte. Mehr konnte er halt nicht. Was sagte Mechthild? Er ist ein Bauer und bleibt ein Bauer. Da hat sie sicher Recht. Wir verabschieden uns und müssen bei Alexandra und Charlotte fast ein Tränchen verdrücken. Wir versprechen uns, uns in gut einem Jahr bei ihren Eltern wiederzusehen. Spätestens, wenn Manfred das Sapo Spiel nachgebaut hat. Dann gibt’s Revanche. 😄
Wir bleiben noch drei weitere Tage in Cusco und winken zum Abschied. 👋✋👋✋👋✋👋✋…
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So tolle Eindrücke bekommt man beim Betrachten Eurer Bilder! Danke Euch für das Teilnehmen auf diese Weise!