Notfalltasche und Rettungsweste

Diese Dinge sollte man immer gepackt und griffbereit haben! Hatten wir aber nicht. 🫢 Jetzt, wo uns droht der Mast abzubrechen und unser Boot vielleicht zum Havaristen wird, sind wir aber ganz schnell dabei unsere Notfalltasche zu packen. Was muss da rein? Also, Wasser, Müsliriegel, notwendige Medikamente, Leuchtraketen, Messer, Powerbank, Taschenlampe, Funkgerät, Satellitentelefon, Epirb und wenn wir das Boot verlassen müssten, unsere Werttasche und Handys noch mit dazu. Die Rettungswesten liegen jetzt immer neben uns, falls wir mit Säge und Flex, die auch griffbereit liegen, Verstrebungen kappen müssten, um Mast und Baum vielleicht über Bord zu bugsieren. Da können wir uns dann mit den Westen an einer Sicherungsleine festklippen, so dass wir nicht auch gleich mit über Bord gehen. Während wir das alles so vorbereiten, wird mir schon kurz etwas mulmig. 🫤

Tag 12

Ich komme um 4:00 Uhr am frühen Morgen wieder in den Salon. Da merke ich es sofort, es hat sich einiges getan. Klaus chattet mit Mike hin und her, der wiederum mit seinem Rigger. Alle Klarheiten sind nun beseitigt! Hä? Nein! Jetzt ist erstmal richtig klargeworden, wofür die kurzen Wanten überhaupt sind. Also, unser Mast ist ja zweigeteilt. Genau an der zusammengesteckten Stelle greifen die kurzen Wanten an und verhindern ein nach vorne Durchbrechen. Denn unser Mast ist, übertrieben gesagt, ähnlich einem Flitzebogen. Unten am Bug befestigt und oben nach hinten gespannt. Wenn man jetzt den Bogen weiter spannen würde, bräche er in der Mitte durch. Damit das nicht mit unserem Mast passiert, gibt es die kurzen Wanten, die mit ihrer Spannung die Mitte stabil halten. By the way, als sich Klaus gestern von mir hochziehen ließ, um die zusätzlichen Leinen oben zu befestigen, dachte er kurz darüber nach, ob die Wanten ihn überhaupt noch zusätzlich aushalten? Ob der Mast vielleicht zusammen mit ihm nach vorne durchbrechen würde?!? Nach kurzer Abwägung entschied er sich trotzdem hochzugehen, die Befestigung der Leinen war ihm wichtiger. Es ging ja auch zum Glück gut. 🍀 Nun sind die 10 Millimeter Dyneemaleinen gespannt. Aber, so richtig stramm haben wir sie eben nicht bekommen und das arbeitete in Klaus die ganze Nacht. Jetzt hat er eine richtig gute Idee und setzt die auch gleich in die Tat um. Mit Softshäkeln, Umlenkrollen und weiteren Leinen, baut er eine Konstruktion, die einerseits an der neu gespannten Leine ansetzt und andererseits um die kleine Winsch gelegt wird. So kann er nun mit Hilfe der Winsch die rote Sicherheits- und Entlastungsleine spannen. SUPER‼️

Das installiert er rechts wie links. Mike ist ganz begeistert und lobt ihn ordentlich. 😁 Die beiden chatten jetzt um die beste Einstellung des Großsegels. Reff 1, 2 oder 3 ist die Frage. Reff 3 greift genau an der Mitte des Mastes an, also genau an der jetzt gefährdeten Stelle, meint Mike. Klaus meint, Reff 2 und 1 führen zu viel stärkeren Kräften, die auf den Mast wirken, da die größere Segelfläche dabei weit mehr Angriffsfläche bietet. Dazu fahren wir bewusst smooth mit halbem Wind und kleiner Besegelung, den helfenden Strom immer im Blick. Gut, so lassen wir das erst einmal stehen. Mike bestätigt, dass er gleich Montag, zwei Ersatzwanten in Auftrag geben wird. Okay. Jepp, dann auch noch zwei neue Starterbatterien, bitte. Dazu sagt Mike nun nichts mehr, wahrscheinlich ist auch er jetzt sprachlos….
Übrigens, das gesamte Rigg sollte etwa 10 Jahre, oder 25.000 Meilen halten. Wir haben jetzt fast schon 17.000 Meilen auf dem Rigg-Buckel und unter teils widrigsten klimatischen wie seglerischen Bedingungen. Trotzdem finde ich es enttäuschend und zu früh, um von Ermüdung und Verschleiß zu reden. Auch das mit den Batterien finde ich sehr enttäuschend. Was ist denn wenn der Mast verloren geht? Können wir Yuti dann noch als „Motorboot“ weiterfahren? Abgesehen davon, dass wir von hier bis zu den Marquesas bei weitem nicht genug Diesel hätten, ist es nicht mehr sicher, dass wir unsere Motoren auch weiterhin gestartet bekommen. Ich möchte das wirklich n i c h t ausprobieren müssen!!!
Was wir nun l e i d e r nicht mehr ausprobieren dürfen, ist unser neues Leichtwindsegel. Wie schade ist das! Wir waren schon so gespannt… Und, auch unser geliebtes Screecher ist ab jetzt tabu. Beide Segel würden zu viel Zug nach vorne ausüben. Echt traurig!
9:00 Uhr, es ist Tachotime. 16.718 NM lese ich ab. Daraus ergeben sich 167 Seemeilen. Holla, das ist aber ordentlich, trotz des ganzen Rigg- und Segeltheaters. Klaus kommt aber nicht zur Ruhe. Er grübelt ununterbrochen über die Situation nach und sucht nach weiteren Verbesserungen. Über den Tag gibt es immer wieder Kontakt zu Mike. Es ist schön zu erleben, dass Mike sich unserer Problematik so annimmt und gedanklich bei uns ist. Zum Beispiel fragt er auch, ob wir auf den worst case vorbereitet seien? Ich denke schon. 😬Klaus und ich besprechen was wir machen können, wenn die schon sehr kaputte rechte Want komplett durchknacken würde….
Die See ist wie immer kabbelig. Einzelne größere Wellen, seitlich kommend, werfen Yuti immer wieder hin und her. Oh, oh…
Das Deck ist wieder übersäht von Tintenfischen. Das kann Klaus gar nicht leiden, ich sammle die dann mal weg. Einige sind schon richtig festgeklebt und manchmal reißt nur der Körper ab, der Kopf mit Tentakeln bleibt kleben. Igitt, und glitschig sind sie auch. Bei dem unruhigen hin und her rutscht man da schon mal aus oder bekommt eine schnelle Salzwasserdusche durchs Trampolin. Uaahh…. Wieder im Salon, Klaus ist mittlerweile sehr erschöpft, schlapp und müde, koche ich erstmal Spaghetti Bolognese mit Schafskäse. Das schmeckt richtig lecker und gibt Kraft. Zum Abend wird das Meer etwas ruhiger, die Wellen kommen mehr von hinten, der Wind weht mit 12 Knoten und wir fahren mit durchschnittlich 5 1/2 Knoten über Grund. Das bleibt auch so während ich Nachtwache halte und Klaus tatsächlich und glücklicherweise endlich schläft.
Zum Wechsel der Schicht, nimmt der Wind erneut zu, kommt wieder mehr seitlich daher und Wellen schaukeln Yuti leider wieder ordentlich hin und her. BLÖD‼️Aber müde wie ich jetzt bin, haue ich mich aufs Ohr. Bis später……. 😘

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