Wasserverlust und andere Probleme

05. Mai 2023 * 7:00 Uhr * 134 Seemeilen 134 Seemeilen könnten sich schon sehen lassen, wenn davon nicht ein Teil in ganz andere Richtungen geschippert worden wäre… Aber Wind und Welle, plus Strömung machen hier echt was sie wollen. Währenddessen hören wir den ‘Blutmond’ weiter, wobei Klaus die Sprecherstimme nicht mag und schon leicht genervt ist. Verständlich, denn er verliert immer wieder den Faden und weiß dann gar nicht, wer, was, wann, warum, wieso… Und es stimmt schon! Wenn der Sprecher versucht Frauenstimmen zu imitieren, klinkt das furchtbar. Aber nichts hält mich besser wach, als einer Geschichte zuzuhören, als stumpf auf den Plotter zu schauen, bei dunkler Nacht. Klaus hingegen hat null Probleme den Plotter zu beobachten. Er setzt Zahlen ins Verhältnis, rechnet an der Route herum, optimiert die Windrichtung fürs Segel und so weiter… Ich dagegen schaue ‘dump’ auf den Bildschirm und kann dann bald die Augen nicht mehr aufhalten. 🥴
Wir schwibbeln und schwabbeln so vor uns hin und Klaus spritzt mal eben den Salzschmier vom Boot herunter. Das ist wirklich immer zu ekelig. Total rutschig, schmierig und Gelcoat schädigend. Gut gemacht, Captain Klaus❣️Und das bei dem Gewackel! Kurze Zeit später, ist alles wieder beim Alten. Die Salzwellen haben sich Yuti zurückgeholt… 🙄.
Mein Knie ist unverändert, wobei die leichten Schwellungen komplett verschwunden sind. Geduld!
Im ganzen Boot riecht es nach Fisch. Die zwei Tuna habe ich gestern noch ausgenommen und in die Kühlung gegeben. Aber der Fischgeruch ist ganz schön intensiv und hartnäckig.
Mensch, eine Woche haben wir mindestens noch vor uns… Hoffentlich kommt der Südostpassat bald wieder vorbei!!! Bei dieser Schaukelei, ist nicht wirklich viel machbar. Nicht waschen, nicht kochen, eigentlich nur rumsitzen oder liegen. 🥱
ALARM ‼️ ALARM ‼️ ALARM ‼️
Ich will nun doch Kartoffeln kochen, als Beilage zu den beiden Fischen, da höre ich ein komisches, brummendes Geräusch. Ja, eigentlich aus der Klimaanlage. Hä? Die ist aus! Klaus, hier in der Küche ist ein komisches Geräusch, komm doch bitte mal! Was ist das? Doch Klaus muss erstmal am Plotter den Kurs noch einstellen… 🧭. Dann macht er mal den Motor aus und wir lauschen. Motor aus! Geräusch noch da! Kühlschrank aus! Geräusch noch da! Gefrierbox aus! Geräusch noch da! In diesem Augenblick schießt es uns durch den Kopf 💡. Der Wasserschlauch am Bug, den Klaus vorhin zum Abspritzen des Bootes nutzte… Kreisch 🫨🫨🫨! Der Schlauch hat sich aus der Manschette gelöst und die Arbeit von 8 Stunden Watermaker, plus Restwasser, insgesamt mindestens 400 Liter, sind perdu. 🫣 Frischwasserpumpe aus, SOFORT ‼️Wieder haben wir das Pumpen der Frischwasserpumpe, wegen der lauten Umgebungsgeräusche, nicht gehört. (Motor, Wind, Wellen, Hörbuch, Wassermacher…) Unser Wassertank zeigt: 0 Liter. Scheiße!!!!! Zum großen Glück, läuft der Wassermacher noch und kann noch etwas Wasser nach produzieren. Hoffentlich schafft er noch so viel, dass er seine Abschlussspülung hin bekommt. Ja, das ist immer so eine Sache. Der Wassermacher wird eingestellt, entweder auf eine bestimmte Menge Wasser oder eine bestimmte Laufzeit. Daran ist dann nichts mehr zu ändern, außer die Beendigung des Prozesses. So, nun läuft er ja schon 8 Stunden. Klaus hatte ihn jedoch auf 400 Liter, zu machendes Wasser, eingestellt. Wieviel hat er davon schon gemacht? Wir wissen es nicht. Jetzt kommt es drauf an, dass er mindestens noch eine Stunde läuft und 38 Liter produziert. (Das ist seine Stundenleistung.) Diese 38 Liter braucht er dann zum Flush. 😬 Auch die Frischwasserpumpe kann trocken laufen und die Membrane beschädigt werden. Hoffen wir mal, das nicht! Der Außenschlauch braucht auf jeden Fall einen Abschaltverschluss!
All das Theater, Knie kaputt, Wasserverlust, nur wegen der Vögel und ihrer ungebremsten Kacklust… Schnell werden so aus einem Problem, mehrere größere Folgeprobleme. Die Vorstellung, ohne Wasser zu sein, für die nächsten 6, 7, 8 Tage? Nicht so nett! Da zeigt es sich wieder, wie wichtig es ist, genügend Wasserflaschen an Bord zu haben!
Ach, und noch etwas ist passiert. Der Schutzbezug vom Dinghy, den wir für teuer Geld auf Phuket haben machen lassen, ist an einer Stelle durchgescheuert. Ein 2 Euro großes Schubberloch prangt nun dort, wo das Dinghy unter dem Halteträger klemmt. Auch das Dinghy selbst hat nun schon eine kleine Macke. So kann das auf gar keinen Fall bleiben. Da muss uns was einfallen.

Für’s Erste…

Ey, eben bekommen wir ein Zipfelchen Südostpassat. Screecher raus, Groß ist sowieso draußen und ab geht die Post. Mal was Positives für heute. ☺️
Am Nachmittag dreht der Wind und kommt mehr und mehr wieder aus westlicher Richtung. Na? Was müssen wir jetzt machen? Genau! Screecher rein, Jib raus. Viel langsamer geht es weiter… Da kann ich doch mal eben Klaus’ Augenbrauen kürzen. Sonst hab ich ja bald nen Weigel zum Mann… 🤭. Ohne Wasser ist nicht mehr viel mit Waschen und Duschen. Zum Glück hat’s für den Flush noch gereicht, und anschließend hat Klaus ihn gleich wieder eingeschaltet. Nun müssen wir bestimmt 48 Stunden nonstop Wasser machen, um wieder ein vernünftiges Level zu erreichen. Jetzt können wir auch nicht mehr die Morgentoilette der Sturmtaucher beseitigen, vorerst…

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06. Mai 2023 * 7:00 Uhr * 90 Seemeilen Die Nacht war zufriedenstellend. Guter Wind , gute Richtung, die Segelstellung konnte fast unverändert bleiben und gleich grillen wir die beiden Tuna. 😋 Das klappt wirklich hervorragend auf unserem Barbecuegrill. Jeder bekommt einen ganzen Fisch, plus Salat und zum Nachtisch einen Kakao. Jetzt sind wir aber Pappe satt ❣️ Unser Wassermacher hat dann irgendwann entschieden, jetzt langt’s ihm und hat ausgeschaltet. Mit Flush selbstverständlich. Auch ein Wassermacher ist ja nur ein Mensch… Ne, sein Vorfilter ist verdreckt. Aber, wir haben ja schon wieder 300 Liter entsalztes Wasser, puhhhh. 😮‍💨 Das Quietschen und Zischen des Motors links, ist nach wie vor ein ständiges Problem. Klaus studiert nochmals ausführlich alles an Bedienungsanleitung, was ihm zur Verfügung steht. Googeln oder Facebook gehen nicht, wir haben ja kein Internet. Darauf muss man sich auch erstmal gedanklich einstellen. Wie schnell und oft greifen wir sonst zum Handy und schauen etwas nach. Jetzt und hier sind wir komplett nur auf uns gestellt. Auf das was wir können und was wir an Werkzeug und Ersatzteilen und Ideen dabei haben. Er zieht den Keilriemen der Lichtmaschine nach und zack, kein Quietschen mehr. Toll!!! 👏 Der Vorfilter des Wassermachers ist gereinigt und weiter geht die Entsalzung. Beim nächsten Mal müssen aber wohl beide Filter erneuert werden. Putzen reicht dann nicht mehr.

Die Angel raus, Schnur mit Köder rein, Fisch raus. Das ging jetzt aber schnell! Es ist wieder ein Tuna, ein recht kleines Exemplar. Der reicht definitiv nicht für uns beide, da muss die Angel gleich wieder raus. Es beißt aber nichts mehr… Stattdessen zieht ein Wolkenband nach dem anderen über uns hinweg und ergießt sich. Bootswaschprogramm 🧼. Ganz schön viel Wasser um uns herum! Von unten, von den Seiten, von oben und wir mutterseelenallein dazwischen. Yuti schaukelt wie eine kleine, windschnittige Nussschale in den Fluten und die Wellen schlagen ihr ordentlich zwischen die Beine. Aua! Und uns in die Rippen, der Tisch im Salon spring hoch, Wasserflaschen fallen um, bum.

🌊🌊🌊


07. Mai 2023 * 7:00 Uhr * 99 Seemeilen Der Wind kommt nun von hinten. Downwind Segeln steht an. Wir surfen die Wellen 🏄‍♀️.
Wieder quietscht der Keilriemen vom Linken… Mist! Auch Leistungsschwankungen sind immer wieder mit dabei, bei beiden. Der Wassermacher hat gute Arbeit geleistet, 500 Liter sind im Tank, trotz schnell wieder zugesetzter Filter. Das Wasser hat an Qualität schwer nachgelassen. Es schwimmt zwar kein sichtbarer Dreck herum, aber es ist ziemlich grün und veralgt. Der Himmel ist stark bewölkt, Yuti hat Schwierigkeiten den gesteckten Kurs zu halten und muss stark gegen steuern. Es passiert aber dennoch immer wieder, dass das Ruder nicht mehr greift. Piep, piep, piep,… Dann müssen wir den zweiten Motor zur Unterstützung dazu nehmen. Aber der quietschende Keilriemen? Schon wieder ist der Riemen von der Lichtmaschine zu locker. Hm… Klaus sitzt im Motorraum und tüftelt. Am Ende spannt er wieder nach, das Quietschen hör auf. Schauen wir mal, für wie lange? Der Wind hat wie immer gedreht und kommt nun von schräg links hinten. Gar nicht schlecht. Jib wieder raus. Jo, wer sagt’s denn, mit 5 bis 6 Knoten geht’s voran, die Motoren können aus.
Um 10:30 Uhr schlägt die Angel an, aber wie….!!!! Kommt jetzt doch noch der zweite Fisch? Klaus setzt sich auf die Stufen, die Angel zwischen seinen Beinen, an der Stufe und der Reling abgestützt. Mannomann, ist da eine Kraft dahinter‼️Die Angelschnur rattert und rattert. Um 10:33 Uhr schaue ich das erste Mal auf die Uhr, um 11:45 Uhr das letzte Mal. Dazwischen die bange Frage, wird es Klaus schaffen, die Schnur einzuholen, ohne den Fang wieder zu verlieren??? Im Moment ist nichts zu wollen. Der Druck ist immens, der Fisch zieht und wickelt weiter Schnur ab. Bis die Schnur nicht weiter abrollen kann, da verknoddelt… Okay Fisch, mehr Schnur gibt es nicht. Hoffentlich reißt sie jetzt nicht wieder. 🙏 Die Minuten verstreichen, Klaus versucht erneut die Schnur einzuholen, Millimeter für Millimeter. Ziehen, geben, ziehen, geben… So bekommt Klaus die Schnur meterweise eingerollt. Doch schlagartig nimmt sich der Fisch wieder alles zurück. Schweißperlen zeichnen sich auf Klaus’ Stirn ab. Handschuhe wären doch sicher besser. Ich hole ihm welche und helfe ihm, sie Hand für Hand anzuziehen✋ 🤚. Die linke Hand ist schon in Mitleidenschaft gezogen, die Finger lassen sich kaum noch strecken… Wieder geht’s um das Einholen der Schnur. Der Fisch zieht nach rechts, dann wieder nach links im Wechsel, dann taucht er ab. Ich erinnere mich an das Buch, ‘Der Mann und das Meer’ und den elendigen Kampf mit dem Fisch. Doch Stück für Stück gelingt es Klaus, dem Fisch Leine abzuringen. Unter Stöhnen und Ächzen kommt er näher. Sehen können wir ihn aber noch nicht. Da holt er, der Fisch, unter Hinzunahme all seiner Kräfte, sich wieder ein ganzes Stück der Angelschnur zurück. Doch wenig später ist es besiegelt, ein groooßer Tuna hängt am Haken 🎣 und wird von mir in den bereitgestellten Eimer verfrachtet. Passt so gerade noch rein. Er ist zum Glück recht erschöpft und zappelt nicht mehr allzu viel. Was wird er wohl haben ? Drei, fünf Kilo? Ich bugsiere ihn zum Deckswaschbecken. Tadaa 🎉.

Mein Arm wird schon lahm…😅.

Jetzt geht’s ans Eingemachte. Ich schlitze ihn wieder von hinten nach vorne auf und stoße auf einen prall gefüllten Magendarmtrackt. Na, Hunger konnte der aber nicht mehr gehabt haben. War wieder sinnlose Gier, nach unserem Köder zu schnappen. Und jetzt ist er tot…

Nun die Bauchhöhle gründlich auswaschen, hinter den Kiemen tief einschneiden und den Kopf am Genick abbrechen und über Bord schmeißen. Jetzt von der Schwanzflosse beginnend, am Skelett entlang nach vorne säbeln, bis das Filet vom Gegrät entfernt ist. Nun noch das Filet längs teilen und die restlichen Gräten entfernen. Andere Hälfte genauso bearbeiten, und vor mir liegen vier dicke, fette Fischfilets. Überdies ist es später Mittag geworden. Die Segelstellung muss verändert werden, der Wind kommt immer mehr von hinten und wir müssen doch tatsächlich jetzt auch noch zu den Seychellen abbiegen. Downwind Segeln ist mit nem Kat nicht so ganz ohne. Er darf sich beim Surfen nicht querstellen (Kentergefahr) und wir überlegen lange, was wir wie, mit den Segeln machen sollen. Erster Versuch, Groß auf zweitem Reff und Jib dazu und dieses an der rechten Klampe fixieren, Bullenstander. Der sogenannte Bullenstander beim Groß sitzt schon eine Weile. Das Groß ist auch mit einer zusätzlichen Leine, rechts fixiert, so dass es nicht umschlagen kann. Das sieht mal ganz gut aus und Klaus freut sich schon, bis ich ihn erinnere, dass wir für dieses Unterfangen den Kurs verlassen haben. Wir müssen wieder 20 Grad nach rechts, um die Seychellen auch zu erreichen… Und siehe da, das Jib fällt ein und flattert. Also wieder abknoten und Jib reinziehen. Das war schon mal nix mit x. Zweiter Versuch, Screecher raus und … gleiches Ende. Screecher fällt ein, auch nix. Das Groß führt sowohl beim Jib als auch beim Screecher zu Verwirbelungen. So geht es schonmal nicht. Dann muss wohl das Groß rein. Bei diesem Wellenfahrstuhl gar nicht so einfach, da das letzte Stück vom Großsegel per Hand, oben auf dem Dach stehend, runtergezogen werden muss. Eigentlich wieder mein Job, aber ich sage nur, Knie… Klaus macht seine Sache aber gut, auch wenn es ihn einmal ordentlich zum Wanken bringt. Geschafft. Jetzt ziehen wir nochmal das Screecher raus. Jaaaa, so geht es ganz gut! Durch die Wellen gibt es dennoch Segelschlagen, aber längst nicht mehr so doll wie zuvor. So kann es jetzt weitergehen, Richtung Ziel.
Jetzt haben wir aber Hunger! Kartoffeln werden gekocht, ein bisschen Salat von gestern ist noch übrig und die vier Riesenfilets kommen auf den Grill. Nach 8 Minuten ist der Fisch au point und schmeckt zusammen mit den Butterkartoffeln, großartig. Jeder von uns verspachtelt ein großes Filet, die beiden anderen Humpen lassen wir auf dem Grill und essen heute Abend oder morgen weiter. Ohhh, wir haben ja noch den kleinen Tuna in der Kühlung. Da wir auch die Gefriertruhe als Kühlschrank nutzen, können wir nicht einfrieren und müssen Fisch zeitnah verwerten. Luxusprobleme. Und schwups haben wir 16:00 Uhr und in zwei Stunden wird’s schon wieder dunkel. Soll die Angel nochmal raus, Andrea? Neeeeeiiiin! Übrigens ist der so wichtige blaue, rechteckige Eimer beim Ausspülen über Bord gegangen. Er ist Klaus einfach vom Henkel gerissen. 😥 Er war so wichtig, um bei der Schlachtung die blutige Spritzerei in Grenzen zu halten, der Fisch lag ja drin. Nun ist der Eimer perdu und somit ist vorerst Schluss mit Angeln. Hörbuch hören, lesen und schlummern ist nun angesagt. Es ist eh gleich dunkel und eine weitere Nacht erwartet uns.

Der Mond scheint helle…

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