31.10.2023, 05:00 Uhr, es stehen 7.614 Seemeilen auf dem Zähler. Wir sind bereit und tuckern langsam aus dem Yachthafen. Auweia, was ist denn das?
Autopilot, weg 😱
Bildschirm vom Plotter, schwarz 🫢
Funkgerät funktioniert nicht 😨
Müssen wir alles stoppen und zurück??
Bildschirm ist wieder da. 😌
Funkgerät geht, wir können Meldung an Port Control machen. 😊
Autopilot streikt nach wie vor. 😟 Aber, wir fahren jetzt erstmal aufs offene Meer raus, um genug Tiefe zu haben.

Über das Cockpit Modul lässt sich der Autopilot nicht mehr aktivieren, aber über den Plotter ist er einsatzfähig. Und über unsere Fernbedienung lässt sich der Kurs verändern. Puhhh 😮💨, was ein großes Glück!!! Diese herausfordernde Etappe ohne Autopilot? Nicht auszudenken! Einer von uns müsste ständig draußen am Steuerstand stehen und selber steuern, jede Welle ausgleichen, so wie früher eben… Hubert, der Österreicher würde jetzt sagen, das müsst ihr können! Nein, das wäre dann wirklich eine ganz andere Nummer! Es reicht uns so schon, denn das Meer ist sehr unruhig. Die Wellen kommen aus allen Himmelsrichtungen. Der Wind kommt aus Westen, statt aus Nord-Osten. Was wollen wir bloß mit Windy, Predict Wind, Des Cason und all den Vorhersagen anfangen, wenn am Ende wieder gar nichts stimmt?
Starker Regen gesellt sich dazu. Der war vorhergesagt… 😖 Es ist kalt. Wir ziehen uns so warm an wie wir nur können. Regenjacken sind unsere ständigen Begleiter. Da schleicht sich auch noch ein übler Benzingeruch ins Boot. Der kommt wohl aus der Luke im Vordeck, wo alle Diesel- und Benzinkanister verstaut sind. Machen können wir da jetzt nichts. Klaus stört der Geruch weniger, mir wird richtig schlecht davon. 🤢
Um 8:48 Uhr muss ich mich kräftig übergeben. 🤮 Wellengang und Benzindunst sind mindestens eines zu viel! Die ganze, süße, kleine Birne ist wieder draußen, samt ganz viel Magensäure.
Ba…🥴! Jetzt werfe ich sicherheitshalber mal schnell eine Stugeron ein und lege mich frierend in den Salon. Meine Tür und mein Fenster mache ich zu und setze eine Coronamaske auf, um den Benzingestank etwas abzumildern. Dann schlafe ich 3 mal jeweils ne knappe Stunde. Sehr gut! Es geht mir besser, aber raus muss ich jetzt trotzdem. Der Geruch… 🙊.
Wir haben 3,4 Knoten Strömung mit uns. Der Wind lässt nach und wir rollen das Screecher raus. Jetzt geht aber die Post ab! Mit 10 Knoten über Grund sausen wir voran. Die Franzosen mit ihrer Lady Blue sitzen uns im Nacken. Sie sind 2 Stunden nach uns gestartet, aber nur noch 4 Seemeilen von uns entfernt. Tja, die Outremer ist halt ein ganz schneller Flitzer. Gut, sie ist fast 2 Meter länger, 1,20 Meter breiter, jeder Meter an Länge macht schon fast nen Knoten Geschwindigkeit aus, und besitzt Daggerboards. Ein absenkbares Schwert auf jeder Seite, dass das Boot in Fahrt gut in der Spur hält. Ein Rennkat eben. Aber 2 Boote, was ist das? Genau, eine Rallye. Noch haben sie uns nicht…. 😅
Wir wechseln uns nun alle 2 Stunden ab. Ein Frachter kommt ziemlich genau auf uns zu. Ein chinesischer…

Ändert aber noch kurz vor Touch down den Kurs.


Gefühlt sind nur noch chinesische Frachter unterwegs.
Zum Glück ist noch Platz für den Mond und seinen Schimmer. Es ist Halloween und wir haben eine rote, riesige Gruselspinne an Bord. 🧟 🕸️ 🧟♂️

01.11.2023, 05:00 Uhr, 144 Seemeilen liegen hinter uns. Etwas mehr als die Hälfte noch vor uns. Das Wasser ist ruhiger geworden, der Regen hat sich verzogen, die Sonne geht auf.
Lady Blue hat uns in der Nacht überholt. So what. Wir lassen jetzt erstmal den Benzin- und Diesellocker ordentlich auslüften. Der Dinghykanister hat wohl nach oben raus gespuckt… Klaus schließt den Schlauch für den Motor wieder an, da dieser über ein Ventil verfügt. Vielleicht hört‘s dann mal auf zu stinken.
So, jetzt muss ich mal schlafen! Bis später 😴.
Um 10:00 Uhr gibt’s wieder unsere Müttergespräche. Bei denen ist es erst 9:00 Uhr, die Uhren wurden dort wieder auf Winterzeit zurückgestellt.
Später stelle ich fest, wir haben eine Edelstahlschutzleiste am rechten Treppenabgang verloren. Schade!

Wir hatten uns die Leisten auf Phuket schmieden lassen, um die Seiten vom anschlagenden Dinghy zu schützen. Wir wollten sie nicht festschrauben lassen, um Löcher im Wasserbereich zu vermeiden und ließen sie daher kleben. Nun hat sich eine verabschiedet und nur der Kleber ist noch da. 😕
Dafür macht das Segeln heute wieder richtig Spaß! Die Sonne lacht, das Meer ist ruhig, wir fahren 8 bis 9 Knoten ohne Motor, bei 11 bis 12 Knoten wahrem Wind. Toll❣️

Sogar sich richtig gründlich waschen ist möglich und was Ordentliches kochen, auch. 😋 Die gekauften Decken sind ähnlich wie unsere Starlink Antenne ein echter Game Changer! Unsere normalen Bettdecken sind riesig und sau schwer. Die neuen sind auch ausreichend groß, aber sehr leicht, atmungsaktiv und kuschelig warm. Unsere „alten“ Decken liegen praktisch als Topper auf den recht harten Matratzen. So ist es jetzt perfekt. 🤩
Am späten Nachmittag nehmen Wind und Welle wieder zu. Zum Glück von schräg hinten und wir kommen weiter gut voran. Das ist auch wichtig, denn ab morgen Mittag nimmt das alles große Ausmaße an, mit Böen von bis zu 50 Knoten. Da sollten wir nicht mehr draußen sein!!!
Jetzt sind wir aber so schnell, dass wir schon gegen 4:00 Uhr morgens ankommen würden. Das ist wiederum zu schnell! Denn in den Buffalo River und dem dort befindlichen Yacht Club, darf man nur bei Tageslicht einfahren. Hm 🤔. Also nudeln wir das Screecher wieder ein und und schicken das Jib an den Start. Huch, ändert auch nicht viel… Bloß der Wind kann sich jetzt nicht mehr entscheiden, ob er von rechts, von hinten oder von links kommen will. Also verkleinern wir auch noch das Jib, damit es nicht immer hin und hergeschoben wird. Da hat Klaus gerade einen Gedankenblitz. Wo dringt das Wasser ein? Na klar, über die Kabelkanäle der Solarpanels. Da sind Ritzen und Lücken, denen wir uns wohl annehmen sollten. Auch andere Seawind Besitzer beklagten sich schon darüber. Jetzt wissen wir es wenigstens, und Klaus kann aufhören zu grübeln. 🤗
02.11.2023, 05:00 Uhr, 7.940 Seemeilen stehen auf dem Tacho. Das bedeuten 182 geschaffte Meilen. Nicht schlecht. Und das mit gedrosseltem Tempo.
Die Nacht war okay, ruhig und ereignislos. Ich war bloß während meiner Nachtwachen immer todmüde… 🥱
Um 9:00 Uhr segeln wir vor East London, einer Großstadt mit fast 300.000 Einwohnern.


Es ist soo aufregend! Da muss ich wieder einmal feststellen, wir haben Leichen an Bord. Mindestens drei Fliegfische und eine Sepia… Sie hat vor lauter Schreck, all ihre Tinte verloren.

Und nicht nur am Ort ihres Todes, sondern überall am Vordeck ist Tinte verteilt… Ob ich das irgendwie wieder wegbekomme???
Wir nähern uns unserem Ziel. Klaus bittet Port Control um Einfahrterlaubnis, er bekommt sie.






Die zunehmenden Winde und Wellen drücken uns mächtig in den Buffalo River hinein. Das kann dann ja noch ein lustiges Anlegemanöver im Yacht Club geben.




Viele Container werden hier bewegt, auch Hamburg Süd ist wieder mit dabei, Heimatgefühle…





Um 10:16 Uhr haben wir es geschafft! Wir liegen sicher vertäut im Buffalo River Yacht Club East London. Puhhhhh 😮💨! Wie das Anlegemanöver verläuft, wer uns in Empfang nimmt und wie der Sturm weiter Fahrt aufnehmen wird….? Wir lassen uns überraschen.
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