On the way, 2. Etappe

Guten Morgen, liebe Sonne. Mit was für einem schönen Sonnenaufgang begrüßt du uns!

7:15h und los geht’s.

Wir haben heute ca. 65 Seemeilen zu segeln und müssen vor Dunkelheit den Ankerplatz vor der Insel Penang erreicht haben. Sonst haben wir ein Problem, oder zwei, oder drei??? Die übliche Routine steht an. Nach dem Lösen der Bridle, dem Lichten des Ankers, wird nun das Großsegel gehisst. Das bedeutet erst einmal das Lazy bag (Segeltasche) öffnen, um das Segel überhaupt rausholen zu können. Dafür muss ich auf’s Dach klettern. Dann wieder runter, dabei meldet sich stets mein Schulterbruch und sagt: ”Andrea, du hast die Sehnen und Muskeln immer noch nicht ordentlich gedehnt!” Stimmt! Keine Zeit, zu faul, zu heiß… 😝 So, runter zum Mast und das erste Stück des Segels per Muskelkraft hochziehen, damit sich die Leine nicht verdreht und sich das Segel nicht im Lazy Jack (den Schnüren, die die Segeltasche halten) verheddert. Klaus hat dafür das Boot in den Wind gedreht und muss diese Position halten, bis das Segel komplett oben ist. Den größeren Teil zieht er mit unserer Elektrowinsch hoch. Dabei müssen aber alle drei Reffleinen gut durchlaufen können, damit sie nicht von der Kraft der Winsch abgerissen werden. Reffleinen 1 und 3 verlaufen am Steuerstand und müssen gleichzeitig von Klaus geführt werden. Ich kümmere mich um die Reffleine 2, die auf der anderen Seite verläuft. Verschiedene Feststeller müssen zuvor noch gelöst werden, sonst lässt sich gar nichts hochziehen. Sollte sich in irgend einer Leine ein Getüddel oder gar Knoten versteckt haben, dann gibt’s Panik auf der Titanic! Nein, aber stressig wird’s dann schon. Also, keine Spaghettis an Bord! (Leinendurcheinander) Nun muss noch der Baum gelockert werden, der jetzt vom Segel gehalten wird. Fertig 😅. Nein! Denn jetzt wird noch das Vorsegel, unser Jib gehisst, bzw. ausgerollt. Mein Job! Die Schot (Leine) vom Jib um die Winsch legen, auf der rechten Seite des Bootes betätigen und die Gegenleine, den Furler führen, bis das Segel fertig ausgerollt ist. Jetzt aber fertig!? Nun ja, die Segelstellung muss natürlich noch den Windverhältnissen angepasst werden und das immer wieder. Denn der Wind dreht hier häufig. Nun stellen wir aber fast immer fest, dass der Wind weg ist, nie da war oder schlimmer, zu stark wird. Dann muss nämlich alles wieder rückwärts laufen und zwar zackizacki, damit es nicht gefährlich wird. Das Einholen ist deutlich mühsamer, da von sich aus die Situation schon stressig ist, des Windes wegen. Weitere Details gibt’s später mal. So, heute ist der Wind mal wieder weg und wir schalten die Motoren dazu. Beide sogar, damit wir unser Ziel auch rechtzeitig erreichen. Gute 12 Stunden sind wir so unterwegs, anstrengend! Besonders gehen uns die vielen, vielen Fischerboote leicht auf den Zeiger. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass die überhaupt noch Nennenswertes aus dem Wasser holen, bei der intensiven Befischung rund um die Uhr.

Hin und her im Gegenverkehr.
Mit wie vielen ”Stockwerken” die Boote bestückt werden?! Bis zum weißen Führerhäuschen hoch.
Diese größeren ziehen oft bis zu 500 Meter lange Schleppnetze. Da will man nicht hinein geraten!!!
Schlimmer sind diese kleinen Boote, sehr wendig, sehr schnell und ihre ausgelegten Netze sind oft schwer zu erkennen.

Und dann ist es passiert, wir sind in ein solches, eben ausgelegtes Netz hinein geraten. Motoren sofort aus! Vielleicht rutschen wir drüber? Nein, wir sind regelrecht umzingelt. Der Fischer gestikuliert wild. Mal sollen wir nach links, mal nach rechts ausweichen… Witzig! Die Netze sind so weit ausgelegte, da kann man gar nicht mehr ausweichen. Und ohne Fähnchenmarkierung ist nichts rechtzeitig zu erkennen! Klaus gibt das Kommando, Motor links voraus… Wird gemacht. Kreisch, stop!!! Unsere Angel, die wir ja auch noch draußen hatten, hat sich verfangen und um den Propeller gewickelt??? Messer raus, abschneiden, weiter fahren…Hm, Motor läuft, Propeller dreht sich, raus aus dem Fischernetz, alles gut? Da wird wohl wieder ein Tauchgang nötig sein, um nach dem Rechten zu schauen. 👀 Heute Abend wohl nicht mehr, da wird es zu dunkel sein. Da lob ich mir doch die heutige Morgenstimmung, als Klaus mal eben die Drohne hat aufsteigen lassen, um während der Fahrt noch diese Aufnahmen zu machen:

Sieht ja wohl aus, wie eine Fototapete. 😃

Easy peasy war das natürlich auch nicht.. Autopilot an, ich die Drohne in die Hand, Klaus die Steuerung vor’m Bauch, Rotoren an und… Achtung, der Wind, die haut nach hinten ab… Nein, darf sie nicht! Ich lasse los und sie haut natürlich nach hinten ab. Klaus kann sie abfangen und diese schönen Bilder machen. Jetzt kommt aber noch der Landeanflug, das Einfangen per Hand. Meiner Hand! 😬Klaus steuert sie langsam, zu langsam auf mich zu, ich strecke meine Hand aus, doch der Wind erfasst sie und dotzt sie gegen die Angel… 😲. Klaus sieht sie schon im Meer versinken, kann sie jedoch abermals abfangen und erneut auf mich zusteuern. Noch ein Stück, noch mehr, noch ein bisschen und schnapp, fest halten!!! Puh, geschafft, uns schlottern die Beine. 😅

Wir sind dann auch kurz vor’m Dunkel werden an unserem Ankerplatz angekommen. Anker fallen lassen und schnell noch die 24 km lange Brücke vor Pulau Penang fotografieren.

Lang und noch viel länger…
Abendstimmung

Und jetzt lassen auch wir uns fallen und schlafen auf der Stelle ein. Ankerwache ist scharf gestellt und morgen geht es wieder gaaanz früh weiter…

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