Tag 5, Donnerstag, 19.01.2023
Im Laufe des Tages verlassen wir heute die stark befahrene Schifffahrtslinie und « biegen » nach Sri Lanka ab. Klaus glättet unseren Kurs und berechnet unsere Ankunft in Sri Lanka schon für Samstag früh und somit zwei Tage früher… Hey, das wär‘ ja fein 🤗!
Aber erstmal finde ich heute Morgen wieder einen toten Fisch an Deck. Diesmal ist es aber ein größeres Exemplar. Leider schon ganz fest und angetrocknet. Nichts mehr zu machen.

Und ich entdecke einen unserer blinden Passagiere, den kleineren Gecko 🦎 von beiden, der sich noch in Thailand bei Toi auf unser Boot geschlichen hat. Eigentlich würde ich ihn gerne fangen und versorgen und späte in Sri Lanka an Land bringen. Aber, pas de chance. Er flitzt einfach zu schnell weg… Ich fürchte, er wird’s nicht überleben. Da schaue ich mir doch lieber schnell noch den schönen Sonnenaufgang an.

Mensch, wir sind ja nun wirklich mal zu Zweit allein. Kein Tanker, kein Containerschiff, kein Fischer und sowieso kein anderer Segler. Richtig entspannend das Ganze! Wenn ich jetzt gefragt würde, ob die Weite und Einsamkeit auf dem Meer mich ängstigen würde? Nö, kein Problem auch bei Klaus nicht. Nur Delphine hätte ich gerne mal gesehen. Aber vielleicht kommen die ja noch? Dann geht die Sonne auch schon wieder unter und wir erleben, wie schon zuvor, dass der Wind auffrischt, sobald die Sonne verschwunden ist. Diesmal nimmt der Wind aber eindeutig mehr zu, als jede Wettervorhersage vorausgesehen hat. Vorhergesagt waren 19 Knoten, tatsächlich haben wir 25 Knoten und mehr… Auch die Strömung ist plötzlich gegen uns, statt seitlich von hinten und ebenso die Welle kommt nun von vorne, statt von der Seite. Das Meer ist sehr unruhig und Yuti wird nun einer schweren Belastungsprobe unterzogen, wie wir übrigens auch! Yuti wird hin und her geworfen und stark voran gepeitscht. Mehrfach sehe ich über 10 Knoten auf unserem Plotter.

Unser Autopilot arbeitet auf Höchsttouren! Er gleicht die Wellentäler und Gipfel aus und schuftet schwer. Wenn wir das selbst steuern müssten, ich denke nicht, dass wir das auch nur eine Stunde so schaffen würden. Aber besonders schlimm sind die Wellenschläge von unten gegen das Boot! Alles erzittert, knackt, knistert und wackelt. Die Schläge sind wie laute, dumpfe Faustschläge, Yuti wird regelrecht verkloppt. Für mich, und ich denke auch für Klaus, ist das schon sehr gewöhnungsbedürftig! Ich habe das Gefühl, das Boot reißt und bricht auseinander. In meiner Koje zum Beispiel ist es nicht auszuhalten! Ich fühle die Schläge unter mir körperlich. Ich werde verhauen, hin und her gerollt, hoch und runter gehüpft und es ist ohrenbetäubend laut. Es knackt, rummst, stöhnt, schlägt und knistert. Nur im Salon kann man es irgendwie aushalten, hat hier aber das tosende Zischen und Rauschen des Meeres und natürlich auch die erschreckenden Schläge, die nicht nur den Tisch erzittern lassen. Auch fliegt jetzt das ein oder andere durch die Gegend und die Verschlüsse der großen Frontscheiben werden los gerüttelt. (Besonders auf meiner Sofaseite.) Und was hat das wohl zur Folge? Na klar, ich bekomme mal wieder eine Salzwasserdusche über den Kopf. Aber nicht so schlimm wie auf dem Weg von Vietnam nach Singapur, damals auf meiner Toilette… 🤭. Das alles jedoch bei völliger Dunkelheit…
Tag 6, Freitag, 20.01.2023, Sonnenaufgang. Wir haben noch 270 Seemeilen zu bewältigen. Ich entdecke zwei größere Flugfische, verendet an Deck.

Ja, wenn schon kein Anglerglück, dann wenigstens ein Flugfisch Glück. Aber zum Essen wohl doch recht ungeeignet, da schon wieder hart und vertrocknet. Na dann zurück ins Meer… Das Boot ist mittlerweile mit einer Salzkruste überzogen. Alles ist rutschig und schmierig. Net schä! Apropos Materialtest. Es ist schon erstaunlich, was das Boot so alles aushalten muss!!! Gesund kann das nicht sein. Leider bleibt uns das unruhige Wasser, die größeren Wellen, der Wind und die gegen uns gerichtete Strömung auch tagsüber mehr oder weniger erhalten. Wenn es uns auch bei Licht besser auszuhalten erscheint. Yuti hat ordentlich Tempo drauf. 8 bis 9 Knoten sind normal. Es ist 14:45 Uhr, 200 Seemeilen vor Sri Lanka, da taucht, wie aus dem Nichts, das erste Fischerboot auf. Upsi, da hatten ja schon die Segeljungs vor uns so ihre Erlebnisse.

Gerne hätte ich zurück gewunken, aber wir wollen ihn nicht animieren näher zu kommen. Man weiß ja nie, was so alles passieren könnte… Wir sausen aber auch sooo schnell durch’s Wasser, dass er flott abdreht und seiner Wege tuckert. Unser Mahi Mahi Köder mag auch nicht ins Wasser, zu unruhig. Aber im Ernst, sollte jetzt, hier und heute etwas anbeißen, wir könnten es nicht reinholen, bei dem Seegang.

Und schon kündigt sich wieder die Dämmerung an, die Sonne ist dann mal weg und wie gehabt, frischt der Wind nochmals auf. Dööf, sehr dööf!!! Diese Nacht geht wirklich an unsere Kräfte! In der zweiten Hälfte legt der Wind nochmals zu und Böen von 26 bis 27 Knoten sind keine Seltenheit. Noch ein bisschen mehr und wir müssen das Großsegel weiter auf Reff 3 verkleinern…Auch Windrichtung und Strömung verändern sich erneut und die Bedingungen sind herausfordernd für Segelstellung, Navigation und uns! Die schlagenden Wellen klingen nun mehr wie Bomben. Sausender Wind und tosende See tun ihr Übriges. Nur gut, dass Klaus und ich recht furchtlos sind!!! Beim Anschauen der beiden Videos, sollte volle Lautstärke gewählt werden, damit der tatsächlich Lärm auch nur annähernd rüberkommt.
Also, die Geräusche kommen alle vom Boot. Ich stöhne da nicht rum!
Jetzt läuft hier keine Musik mehr! Wir sind beide wach und beobachten leicht angespannt die Szenerie. 😬
Mein Küchenfenster leckt. Ein Schräubchen fiel ab, zum Glück in die Küche und nicht ins Wasser! Unmöglich, es jetzt zu reparieren. Denn dazu muss es sperrangelweit auf gemacht werden und was dann da rein schwappen würde…. Also später.
Tag 7, Samstag, 21.01.2023
Endlich, der Sonnenaufgang naht. Wie gestern auch, nimmt der Wind wieder etwas ab. Auch die Windrichtung ist nun endlich mal so, wie sie vorhergesagt wurde. Durchatmen ! Ich friere, kuschel mich auf dem Sofa ein und falle bis kurz nach 10:00 Uhr in einen absoluten Tiefschlaf. Klaus möchte derweil den Wassermacher ausprobieren. Kann nicht schaden, denn unser Wasser neigt sich langsam aber sich dem Ende zu. Maschine an und Wasser los … Es funktioniert. Es läuft. 💧
Der Plan ist, noch heute in den Hafen von Trincomalee einlaufen zu dürfen. Wie besprochen, versucht Klaus via e-Mail, Kontakt mit unserem Agenten aufzunehmen. Klappt aber nicht. Dann muss er es etwas später nochmal mit dem Satellitentelefon versuchen. Heute finde ich keinen toten Meeresbewohner an Deck. Stimmt ja gar nicht! Einer liegt blutend aber tot auf der Steuerbordseite. Wir fahren und fahren, bekommen ordentlich Gegenströmung und nehmen einen unserer Motoren dazu. Die Zeit drängt, da wir noch bei Helligkeit den Anker werfen wollen und dieser Naturhafen wahrlich riesig ist! Man kann ihn sich wie eine riesige Bucht vorstellen, die schön geschützt einiges beherbergt, unter anderem einen großen Militärhafen. Langsam kommen wir ihm näher und Klaus versucht erneut, nun über Satellit 🛰️, Kontakt mit der Agentur aufnehmen zu können. Und tatsächlich, er bekommt einen Mitarbeiter an die Strippe. Bloß verstehen tut er nicht viel. Der Mensch spricht schnell, undeutlich und lallt in einem sehr schlechten Englisch. Eigentlich sollte der Agent nun mit Port Control von Trincomalee Kontakt aufnehmen und uns ankündigen. Ob das wohl klappt? Skepsis macht sich breit.
Stattdessen beginnt mit: „Port Control, Port Control, this is Yuti .“ eine fast endlose Konversation. Aber das ist die nächste spannende Geschichte…
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