Sturmnacht 🌬️

Wie sind denn hier die Nächte, Liebling?😂 Also ich schlafe gewöhnlich gut, mein Captain weniger. Was aber nicht an den vielfältigen religiösen Gesängen liegt, die der Wind zu uns rüber trägt und die täglich in der Dämmerung beginnen. (Monotone, lang andauernde buddhistische Gesänge, manchmal Trommelklänge, moslemische Rufe von mindestens zwei unterschiedlichen Moscheen, die aber recht melodisch rüberkommen und Kirchenglockengeläut. Alles mehr oder weniger gleichzeitig.) Auch liegt es nicht an den Aberhunderten von Dschungelkrähen, die ab 17:00 Uhr vom Festland zu ihren Schlafbäumen im Süden fliegen und zwar genau über unser Boot und dabei auch gerne etwas fallen lassen… Nein, es liegt an den vielen Dingen, die ständig am Boot repariert oder in Stand gesetzt werden müssen. Alles machen wir hier zum ersten Mal, nirgends gibt’s Routinen. Sie müssen sich erst noch bei uns entwickeln. So dachte Klaus unzählige Stunden darüber nach, wie er eine Internetverbindung vom Funkgerät/Bordcomputer zum Smartphone installieren kann, um wichtige Daten wie Batterieladung, Ankerwarnung, etc. auch fern vom Boot kontrollieren zu können. Na Kinder, kommt euch das bekannt vor? Papa Kontrolletti? 😆 Aber in unserer Situation durchaus WICHTIG! Apropos Ankerwarnung… Die letzten drei Tage hat es ununterbrochen geregnet. Nein, eher geschüttet! Wir verließen unser Boot nicht.
Wir gehen in die Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag und der Wind, der uns eh schon begleitete nimmt deutlich zu. Vorhergesagt sind 19/20 Knoten (1km/h = 0,54 Knoten). Ich versuche in meiner Koje zu schlafen, geht aber nicht. Es ist zu wellig, zu laut, zu unruhig. Klaus, der eh seit Anbeginn im Salon schläft, oder es zumindest versucht, sitzt bereits angespannt vorm Plotter und beobachtet unser Boot und den Halt des Ankers. Ich komme dazu und wir erleben eine stürmende See und heulenden Wind bei gut 30 Knoten. Unangenehm!

Hier sieht man unser Boot und die Bewegungen (blaue Linien), die es am Anker macht. Bewegt sich Yuti aus dem gesetzten Ankerradius heraus, gibt es Alarm. Dann wäre die Kacke aber schon am dampfen!
Der Wind nimmt zu auf 31,5 Knoten.
33,8 Knoten ein Wert, den wir vor Anker noch nicht hatten. 😬

Es heult und prasselt und es wird schlimmer. Die Sicht ist fast nicht vorhanden, ein paar Landlaternen leuchten, fallen durch Stromausfälle aber immer wieder aus. Das ist nicht gut, denn wir müssen zeitgleich auch auf das holländische Boot aufpassen, wir haben es versprochen, denn Rik und Sanne sind auf Landeserkundung. Deren Incentive blinkt zum Glück rot, blau und grün und das können wir gerade noch durch die dunkle Regenwand erkennen. Der Wind nimmt weiter zu und entwickelt sich zu einem richtigen Sturm. Auf der Windy App sieht das gar nicht gut aus, fast wie ein Wirbelsturm. 🌪️ Blitze durchzucken den Himmel, es wird noch gespenstischer. Da sehen wir auch schon Böen über 40 Knoten! Mein Gott, das soll aufhören!!!

Regensturzbäche ergießen sich über uns. Es herrscht eine Atmosphäre wie Weltuntergang.

Ich soll die Tür zumachen. Na gut, dann ersticken wir halt… Alle Fenster sind geschlossen und trotzdem kommt was über Klaus‘ Sofabett rein. Nun ist es nass…

Um 22:35 Uhr vermerken wir: 46 Knoten

Hilfe, ich hab‘ Angst. Soll Klaus den Anker mit Motorkraft unterstützen oder nicht? Falsche Schiffsbewegungen könnten den Anker erst recht herausreißen… Aber wenn er nicht halten sollte, geht es rasend schnell und das Boot wird auf Grund oder gegen Steine gepustet, geht kaputt und sinkt. Was tun? Auf jeden Fall mal vorbereiten!

Zieh dir doch die Regenjacke drüber. 😂 Besser so einen Kommentar als heulend vor Angst in der Ecke zu liegen, oder? Das Theater geht jetzt noch bis kurz vor 02:00 Uhr, bis der Wind endlich nachlässt und ein wenig Ruhe einkehrt. Den Motor hat Klaus dann doch nicht angemacht, der Anker hält und das Boot hat unbekannte Regionen innerhalb des Alarmradius erkundet.😅 Auch die Incentive hält sich bravourös und blinkt weiter munter vor sich hin. Übrigens macht unsere Yuti währenddessen artig und ungerührt Wasser. Stunde um Stunde füllt sich unser schon sehr geleerte Tank.

Dankeschön Yuti❣️

Daumendrücken, dass es das jetzt war!

2 Kommentare

  1. Oh mannoman,
    Ihr habt ja doch die Ruhe weg, trotz wenig Schlaf und die Sorge, dass das Boot heil bleibt
    Macht weiter so 👍
    Wir wünschen euch jetzt richtig “geile“ Tage und Wochen. Sonne und gute Winde.
    Astrid und Roger

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