18.02.2023
Auch heute steigt die Sonne wieder aus den Fluten, der Wind frischt auf und wir fahren 4 bis 5 Knoten. Neben uns und hinter uns sehen wir 4 Fischerboote. 😬 Nein, unser Verfolger ist nicht mit dabei. 😅 Diese Vier scheinen auch wirklich im Verband zu fischen. Der Wind legt zu, auf ungefähre 18 Knoten, doch wir werden partout nicht schneller. Liegt das am ständigen Ausgleichen von Strömung, Wind und Welle? Die Navigation muss einen recht großen Winkel zum Kurs vorhalten, um auf Kurs zu bleiben. Aber mit 3 bis 4 Knoten sind wir wirklich zu langsam für diesen recht guten Raumschotkurs.
Die am Morgen rausgehängte Angel schlägt Alarm. Ein Fisch?? 🐟Wir springen hin…. , ach du meine Güte, was ist DAS denn? Wir schleppen eine mindestens 100 Meter lange, fette, türkise Schwimmleine hinter uns her.

Aber nicht an der Angel, da muss was anderes dran sein…

So, die Angel ist schonmal aus dem Weg geschafft. Jetzt geht’s aber los. Ich bin für sofortiges Abschneiden. Bist du verrückt?!, ist Klaus Meinung dazu. Die reißt uns mit der ganzen Zugkraft das Ruder ab. Ja was denn dann??? Lass mich nachdenken 🤔. Ich halte mich jetzt gereizt zurück. Also, die Riesenleine soll an Bord, um den Druck raus zu nehmen. Na denn Prost 🍻! Klaus zieht die Rettungsweste an, klingt sich am Boot ein und setzt sich auf die letzte Stufe. Ich halte mich an Klaus fest, und gemeinsam ziehen wir Stück für Stück das Leinenungetüm an Bord.

Jetzt aber abschneiden, gel? Neeeiiin! Klaus will die Leine noch von Hand vom Ruderblatt lösen. Mist, dabei habe ich das Messer, ein Geschenk von Norman und Larissa, schon bereit und fuchtel damit rum. Autsch! Und schon habe ich mir tief in den rechten Mittelfinger geschnitten. Blut tropft heraus. Manöverabbruch! Also das Messer ist verdammt scharf, das steht schon mal fest!

Wo sind jetzt die verflixten Pflaster?? Such, such…. Währenddessen blute ich aus, gefühlsmäßig. Dicke Papiertücher presse ich auf die klaffende Wunde. Klaus muss mir helfen. Wo ist der verdammte Erste-Hilfe-Koffer? Nachfrage von Klaus, ab ist er aber nicht? Ne! Da ist er ja, der Koffer. Nochmal ablecken, eine sterile Kompresse drauf und mehrere Pflaster drum herum. Weiter geht’s.

Nun wieder zur Leine. Also Klaus will ins Wasser. Ist ja genug da, mindesten 3.000 Meter unter ihm und um ihn herum. Wir legen bei, sodass das Boot nur noch dümpelt. Klaus bekommt ne Leine um den Bauch und ab geht’s…


Und nun? Was machen wir jetzt mit dem Salat? Wir enttüddeln und wickeln es auf. Das dauert übrigens 1 1/2 Stunden! Wir sind echt geschafft, haben dafür aber zwei riesen, gewickelte Haufen. Toll! 🙄 Was sollen wir jetzt damit machen??? Wir haben nirgends Platz, um dieses Monstrum zu lagern. Und unser Boot ist jetzt noch schwerer… Wir sind schon mehr als an unserer Gewichtsgrenze dran, auch persönlich. 🤭 Diskutier hin, diskutier her, ich bin fürs über Bord schmeißen. Klaus tut sich schwer. Das ist mindestens 300,- Euro wert und für die Umwelt ganz schlecht. Stimmt! Aber so können wir an Bord nicht mehr ungehindert agieren und hantieren, wenn dieses Ungetüm irgendwo liegt. Und das ist dann für uns gefährlich! Also gut. Mit schwerem Herzen geben wir es der See zurück. Diesmal aber gewickelt und fest verknotet. So kann es sich wenigstens nicht mehr um etwas herumwickeln. Vielleicht findet es so ein Fischer und kann es gebrauchen…
Nun ja, die Stimmung ist gedrückt. Wir segeln weiter. Drei, vier Stunden später fängt das Ruder an zu quietschen und wird laut und lauter. Hat es doch Schaden genommen? Klaus konnte unter Wasser nichts feststellen. Poah, ist das Quietschen nervig! Da werde ich ja meschugge! Es kommt vom Lager des Ruders. Soviel ist schon mal klar.
Da können wir jetzt aber nichts machen. Außer dem Quietschen lässt sich das Ruder gut bewegen. Wir müssen Seawind fragen, was zu tun ist. Dann haben wir ja auch noch nicht ganz so neue, aber mysteriöse Klopfgeräusche.
Also, wir quietschen und klopfen uns durch die Nacht. Wo sind eigentlich unsere Ohropax? Ah, in Altrip. Da liegen sie gut! Der Wind lässt wieder einmal nach, irgendwann schalten wir einen der beiden Motoren dazu. Der überdeckt zumindest ein wenig das üble Quietschen. Wir tuckern mit 4 bis 5 Knoten durchs Wasser. Nur der Sternenhimmel ist wieder großartig! Mit Milchstraße und allem drum und dran. ✨✨🌟⭐️✨ Und Fischerboote sind auch einige unterwegs…
19.02.2023
Logbucheintrag im Jahre Zweitausenddreiundzwanzig. Wir befinden uns in Mitten einer fast spiegelglatten See, die Sonne geht auf.

Klaus nutzt die Ruhe, das Quietschen lassen wir mal eben bei Seite, um das Boot etwas abzuspritzen und vom gröbsten Salz zu befreien. Es soll halt nicht mehr ganz so rutschig und glitschig sein. Dann geht’s noch hoch in den Mast zum Spreader, um die Verbindungen der Wanten, querschiffs zu ölen. Der Spreader befindet sich auf halber Höhe des Mastes und dort laufen zwei Stahlseile (Wanten) seitlich zu, um den Mast zu halten. Klaus hat diese Verbindungen in Verdacht, unsere Klopfgeräusch zu verursachen. Da wir nur mit Jib segeln fehlt das Großsegel als Gegengewicht um den Mast ausreichend nach hinten zu ziehen. Somit haben wir ordentlich Spannung nach vorne und es könnten so auch die Geräusche verstärkt nach unten übertragen werden, wo wir dann den Poltergeist vermuten. Gesagt, getan! Ich habe Klaus auch wieder runtergelassen und so motoren wir durch die Einsamkeit.
Die Frage, die jetzt aufkommt ist, sollen wir jetzt mal unser Screecher rausholen. Bei dem wenigen Wind vielleicht besser geeignet als das Gib? Wir machen das jetzt! Viele Handgriffe sind nun zu tun, aber am Ende haben wir es geschafft. Das Screecher ist draußen, das Jib eingerollt.

Nun segeln wir ruhig und stabil, mit guten 6 Knoten über die ruhige See. Gaaanz alleine! Herrlich!!! Da lasse ich doch gleich mal 2 Waschmaschinen durchlaufen. Stinkewäsche ist genug vorhanden. 🙊 Der Wind verabschiedet sich aufs Neue, wir haben Flaute, zum Dritten?? Und auch die Strömung ist nun gegen uns. Daraus folgt, Motor an. Übrigens, Klaus hat die Navigation ausgeschaltet und dem Autopiloten einen fixen Kurs vorgegeben. Das hat zur Folge, dass sich die Steuerung und somit auch die Ruderblätter nur selten und nur ein kleines Bisschen bewegen. Also quietscht es kaum, jippie 🙌! Wo ich geraden 2 mal gewaschen habe und der Motor läuft, wird nun auch parallel Wasser gemacht. Wir hatten jetzt einen ganz schönen Verbrauch. Und was machen wir zwei Beiden? Wir spielen Bauernskat. ♠️♣️♥️♦️Das heißt, ich muss es erst lernen…
Gegen Mittag schlägt passend die Angel an. Und was ist dran? Ein kleiner Tuna. Toll! Der erste wirklich essbare Fisch.


Na, da will ich mich mal wieder ans ausnehmen machen. Und was finde ich im Tunabauch? Einen völlig unverdauten Tintenfisch 🦑. Den hat er wohl kurz bevor er unseren Tintenfischköder geschnappt hat, verschlungen.



Diesmal bleibt wirklich etwas zum Essen übrig. Zusammen mit dem Rest vom Gemüsereis und einem Spiegelei schmeckt es auch richtig gut.
Satt und zufrieden motoren wir in und durch die Nacht, das Screecher bleibt draußen. Dadurch, dass wir jetzt ganz alleine unterwegs sind, können wir die Nachtwachen lockerer angehen. Auch ich stelle mir nun alle 15/20 Minuten den Wecker und mache zwischendurch die Augen zu.
20.02.2023
Die zurückliegende Nacht war ohne weitere Vorkommnisse. Ein neuer Tag beginnt, gut einer mehr als geplant. Unser Agent weiß Bescheid und erwartet uns dann eben heute erst. In der Ferne sieht es nach Gewitter aus. Wir rollen das Screecher ein und motoren langsam Richtung Zielinsel Uligan. Was mir auffällt, es ist schwül und drückend. Ich schwitze wie in Thailand während der Monsunzeit. Die ersten Inseln sind zu sehen. Die Anspannung steigt. Bloß auf kein Riff laufen!


Wie angekündigt, sind wir gegen 13:00 Uhr da. Auf unserem Plotter sah es aus, als ob wir alleine vor Anker liegen würden. Von wegen! Mindestens 10/12 Boote liegen da schon. Die haben wohl alle ihr AIS aus… (Wir hatten unseres übrigens längst wieder eingeschaltet.) So, jetzt erstmal einen geeigneten Ankerplatz finden. Das momentane Problem ist, unser Plotter (Karte), Echolot und Vorwärtsscan zeigen sehr unterschiedliche Tiefen an. Von 52 bis 10 Metern ist alles im Angebot. Jetzt bricht auch bei Klaus der Schweiß aus! Wir halten uns mal an die geringste Tiefenangabe und lassen unseren Anker bei vermutlich 16,9 Metern fallen. Der erste Versuch schlägt fehl. Der zweite klappt. Sicherheitshalber lässt Klaus ordentlich Kette raus, ganze 62 Meter! Ratter, ratter, ratter, ratter… Wir sind da und liegen vor Anker! Juhuuu 🥳! Mensch, was liegen hier viele Deutsche, bestimmt 2/3 der Boote tragen die deutsche Flagge. Witzig! Dann sehen wir noch einen Schweizer, Österreicher, Kanadier, Italiener und Franzosen. Hier in Uligan, der nördlichsten Insel der Malediven klarieren wir ein. Viele Wochen später, bei der südlichsten Insel Gan, werden wir wieder ausklarieren. Dazwischen liegen 1.100 Inseln und circa 1.000 Kilometer. Es gibt viel zu tun, klarieren wir ein…
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