Schnecken-Segeln und neue Galaxien 🪐

Ein letztes Mal geht’s zu einer uns bekannten Insel, nämlich Maamigili, unserer Abschlussgala-Insel. Aber im ultimativen Schneckentempo 🐌. Der Wind schläft fast ein, wir schalten nicht die Motoren dazu, sondern versuchen zu segeln bis zur Manövrierunfähigkeit. Wir haben’s nicht eilig, und so kommen wir irgendwann am Nachmittag an, ankern, kochen und gehen schlafen.

Logbucheintrag, Ostersonntag:
Wir schreiben das Jahr 2023. Unser Raumschiff Yuti, geführt von Captain Klaus, macht sich auf in unbekannte Welten, die noch nie ein Mensch unserer Crew je zuvor betreten hat. In intergalaktischer Raumzeit sausen wir durch unbekannte Welten und am Ziel vorbei… Die Sonnenwinde tragen uns weiter, immer weiter bis in die übernächste Galaxie/Atoll. Doch auch da wird uns ein Stopp nicht gewährt. Der Anker hält nicht und nach vielen vergeblichen Versuchen reisen wir weiter, jetzt durch die Nacht. Himmelsgestirne erleuchten die Dunkelheit, Delphine steigen auf, aus den tiefsten Tiefen und begleiten unsere Reise über lange Zeit. Weisen sie uns gar den Weg? Sie sausen vor und neben unserem Boot, queren hin und zurück und werden nicht müde das hohe Tempo mitzugehen. Die Milchstraße funkelt und außerirdische Leuchtpunkte jagen über das Firmament. – Ist wahrscheinlich Weltraumschrott oder Elons Satelliten… –
Die Sonne erhebt sich aus den Fluten und beleuchtet malerisch das Wolkenensemble.

Jeder darf sich überlegen, was er in den Wolken sieht.

Und weiter geht die Fahrt mal mit, mal ohne Motor. Die Winde wehen und drehen oder auch nicht, regengeschwängerte Wolken ziehen über uns hinweg oder an uns vorbei. Einmal entleeren sie ihr feuchtes Nass über uns. Dann können wir nur noch mit unseren kraftvollen Motoren dem neuen Ziel nahen. Das Thaa Atoll liegt vor uns.

Jetzt aber Schluss mit dem Sulz, es wird ernst. Die Insel Veymandoo genauer gesagt, ist unser Ziel und zum geschützten Ankerplatz führt nur ein schmaler Durchlass von gerade mal 14 Metern.

Ansonsten versperren Riffe, Steine und Korallen den Weg. Zulu soll uns den Weg weisen. Eine App, die satellitengestützt uns vor Untiefen warnen soll. Kann man ihr vertrauen? Unserem Plotter mit seinen Seekarten jedenfalls nicht. Da kommt ein Fischer mit seinem kleinen Boot angeknattert. Klaus winkt ihn herbei und bittet ihn, uns den Weg zu weisen. Er tut es, freundlicherweise, und so erreichen wir sicher die Ankerbucht. Der Muezzin ruft zum vierten und fünften Mal, wir essen die Reste von gestern und gehen schlafen. Das war Ostermontag.

Ein traumhafter Sonnenuntergang beschließt den Tag.

🐥🐣🐥🐣🐥🐣🐥🐣🐥🐣🐇🐥 🐣🐥

Gleich, ganz früh geht’s auch schon weiter, denn der Wind steht gut. Der Anker wird gehoben und es geht wieder raus aus der Mausefalle.

14 Meter Breite und knapp 4 Meter Tiefe, je nach Tide etwas mehr oder etwas weniger….
Geschafft! Wir setzen die Segel in bewährter Weise, Screecher und Groß, doch lange haben wir keinen Spaß daran. Der Wind nimmt ab und wechselt permanent die Richtung. Der Screecher wird eingewickelt und mal rechts, mal links rausgelassen, im ständigen Wechsel. Ziel ist heute das Laamu Atoll. Vor einer bewohnten Insel im Westen des Atolls wollen wir ankern. Vorher recherchiert Klaus genauestens, wo das Ankern überhaupt möglich ist. Viele geeignete Stellen gibt es wahrlich nicht! Doch kommen wir überhaupt so weit? Weit vor dem Atoll, wo wir eigentlich noch hunderte Meter Wasser unter den Kielen haben sollten, zeigt uns das Echolot plötzlich nur noch 10 Meter und weniger an. Klaus, Klaus, komm schnell vom Klo runter! Wir haben nur noch 8, 7, 6, 5, 4 Meter Wassertiefe… 🙈. Klaus kommt hochgeschossen, macht die Motoren an und eine Vollbremsung. Soweit das mit einem Boot überhaupt möglich ist… Und zack, haben wir wieder viele hunderte Meter Wasser unter uns. Was war denn das? Ein Wal? Ein Fischschwarm? Ein spinnendes Echolot? Das Gleiche passiert uns noch mehrere Male, aber unter 4 Meter geht es dabei nie. Wir tuckern jetzt mit Motor vorsichtig weiter. Wir fahren mit Hilfe von Zulu einen Bogen, durch einen Kanal von über 34 Metern Tiefe, an einer wunderschönen, türkis eingerahmten „Robinson Insel“ vorbei und sehen wieder eine Delphinschule ganz in unserer Nähe. Sowas von schön, dieses Schauspiel, vor der Kulisse. Dann geht es noch ein gutes Stückchen im Atoll weiter, bis wir den 100 Meter lange Sandfleck zum Ankern erreichen. Anker fällt und hält, bei nunmehr noch guten 2 Metern Tiefe. Doch liegt ziemlich dicht hinter uns ein kleiner und ein großer dunkler Flecken. Nur Seegras?? Wir springen ins Wasser. Beide??? Erst Klaus, der besieht sich den kleineren Flecken und bestätigt Seegras, ich schwimme zum größeren Flecken und sehe ein aufsteigendes Miniriff, mit ordentlich Korallen und super vielen schönen Fischen. Da dürfen wir auf keinen Fall hinschwojen, dann ist Riff und Boot kaputt. Ich bleibe im Wasser und Klaus versucht vorsichtig, mit Motor das Boot dort hinzubekommen. Das schafft er nicht, somit hoffen wir mal, dass uns die Ankerkette weit genug abhalten wird. Ich bleibe aber gleich im Wasser und erkunde das Miniriff. Mann, sind hier viele tolle Fische. Nicht nur die üblichen Verdächtigen, sondern auch ganz besondere, die ich zuvor überhaupt noch nicht gesehen habe! Und schöne Korallenlandschaften und Muscheln sind hier ebenfalls.

Was ein toller Blauton!
Ein Weißkehl-Doktorfisch an einer wunderschönen Koralle.

Ein Riffhai, Klaus, ein Riffhai, genau neben mir‼️Doch als ich wieder schaue, ist er vor lauter Schreck, weg. Dafür gibt’s vieles andere zu bestaunen.

Crown-of-thorns.

Ein giftiger Dornenkronen Seestern. Berührt man die Dornen, muss man mit Übelkeit, starken Schmerzen und Lähmungserscheinungen rechnen. Aber noch blöder ist, dass er sich von Steinkorallen ernährt und zwar ausschließlich. Er setzt sich drauf, stülpt den Magen drüber und verdaut das unter ihm befindliche Korallengewebe. Er hinterlässt tote Landschaften und ist weltweit eine gefährliche Plage.

Gespenstische Schönheit, finde ich.

Ein schwarzes Feuerfischlein. Was, so früh am Tage wagt es sich aus seinem Versteck? Eigentlich doch erst nachts, wenn es nicht gesehen werden kann, kommt es zum Vorschein. Auch seine Stacheln enthalten Gift. Dann sehe ich einen ordentlichen Igelfisch, auch zum ersten Mal. Ein richtig großes Teil…

Ein Masken-Igelfisch, bestimmt 40-50 cm lang.
Zwei Doppelsattel-Falterfische, mit Doktor an ihrer Seite.
Ein Schwarm von Füsilier-Fischen, bin mir aber nicht sicher!
Ich finde die einfach nicht in meinem Buch.

Unten schwimmen drei Papageienfische, später sehe ich noch viel mehr davon.

So ein hübscher Pfauenauge-Kaiserfisch!
Ein Ring-Kaiserfisch, welcher ist schöner?

Ein Fähnchen-Falterfisch mit Augenfleck. Dieser dient zur Ablenkung von Fressfeinden, ein schwarzer Streifen tarnt das tatsächliche Auge. Fressfeinde orientieren sich oft am Vorderteil der Beute, um die Schwimmrichtung vorher zu ahnen. Das Scheinauge soll dann für Verwirrung sorgen.

Auch die Sonne zaubert tolle Reflexionen ins Wasserreich.
Diese Muscheln öffnen sich zum Filtern des Wassers, schließen sich aber blitzschnell wenn ich auch nur in ihre Nähe komme.
Ein Großaugen-Barsch. Barsche haben immer diesen vorgeschobenen Unterkiefer, die den Eindruck der beleidigten Leberwurst erzeugen.

Dann sehe ich noch ein einziges Exemplar dieser Gattung. Ein dunkelblauer Vogellippfisch. Toll❣️

So, jetzt reicht‘s! Eigentlich möchte ich noch weiterschnorcheln, aber alle Schleimhäute brennen, die Nase ist zu und irgendwas stimmt nicht mit meinen Augen… Wieder an Bord, setze ich die Taucherbrille ab und bin völlig verquollen. Die Augen sind rot und brennen stark. Was ist das denn jetzt? War ich zu lange im Wasser? Reagiere ich auf etwas allergisch? Bin ich mit unsichtbaren Brennquallen in Kontakt gekommen? Auch die Nase ist geschwollen und brennt fürchterlich. Tränensäcke hängen unter meinen rot verquollenen Augen. Komisch! Heute Morgen brannte schon ein Auge und die Unterlippe… Zzzzz 😏, ich habe keine Ahnung! Ich nehme mal Augentropfen und ein Antiallergikum. Schade, eigentlich wollte ich heute Nacht nochmal mit Taschenlampe ins Wasser. Das kann ich mir wohl abschminken. Dann schlafe ich jetzt mal besser… 😴.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert