Abschied 🥲

Nun ist es also soweit. Heute Abend um 20:15 Uhr hebt der Qatar Flieger mit Janek und Marlene wieder ab, um sie mit Zwischenstopp in Doha wieder nach Old Germany zu fliegen.
Sooo schnell sind 2 1/2 Wochen verflogen. Aber den heutigen Tag haben wir ja noch. Und Marlene, die das hiesige Künstlerdorf noch unerledigt auf ihrer To-do-Liste stehen hat, sorgt mit Nachdruck dafür, dass auch da ein Haken gesetzt werden kann. ✅ Wir also ab zur Domaine de Val des Près oder auch Village Artinasal genannt. Davor gibt’s ein Restaurant, wo wir auch gleich noch essen könnten. Angekommen stellen wir fest, da hat ja alles zu! Wie blöd! Also das Restaurant und zwei vernagelte Holzbuden. Kann das denn sein, dass das das Künstlerdorf sein soll?? Eine sehr kleine Stichstraße führt neben dran vorbei. Mal gucken… Och, schau mal an, da ist ja das Dorf! 👏 Das ist aber versteckt. Wenn man das nicht weiß und nicht weiter sucht, findet man es nie!

Ein Herrenhaus und viele, kleine, bunte Holzhäuschen mit unterschiedlichen kunsthandwerklichen Souvenirs, plus eine kleine Parfumfabrik und ein ganz kleines Schildkrötengehege machen dieses “Dorf” aus. Och, ganz nett hier.

Es gibt Seifen, T-Shirts, hübschen Schmuck, geschmackvolle Tücher, Hüte, große Taschen, kleine Taschen, ganz kleine Taschen, Gewürze, Bilder, Postkarten, Bildbände, Kleider, Hemden, das ganze auch für Kinder und Segelschiffe in Miniature und größer…

Guck mal, die kleinen Kanönchen!
Das ist die dazugehörige Werkstatt, mit Sägespäne liebenden Täubchen. 🕊️

Nett ist, das jedes Handwerk auch seine Werkstätte am Verkaufsraum angegliedert hat und man davon ausgehen kann, das die Artikel auch tatsächlich hier entstanden sind. Angeblich sollen die Künstler auch hier in dem Dorf leben und wohnen. Konnte ich jetzt nicht feststellen…
Weiter zum größten Gebäude hier auf dem Gelände,

dem Pflanzerhaus. So nannte man die Häuser der Kolonialherren, der Grands Blancs, der weißen Oberschicht. Jetzt ein Museum, in dem wir entdecken können, wie man früher so als reicher, weißer Anbauer von Kokosnüssen, Baumwolle und Zuckerrohr lebte.

Schöner, großer Holztisch, hübsch eingedeckt.
Spinett und durchgesessener Rattanstuhl… Der war damals bestimmt nicht in diesem Zustand! Man hatte ja Sklaven…
Damalige Herrschaft.
Oh, ein Schaukelpferd!
Und eine großzügige Veranda, ringsum.

Wie war das denn damals, mit der Besiedelung der Seychellen? Und warum heißt dieses Inselterritorium überhaupt so? In grauer Vorzeit kamen mal ein paar Araber an den Inseln vorbei. Dann, 1502 entdeckte sie der berühmte, portugiesische Seefahrer Vasco da Gamma. Es wurden Seekarten angefertigt, aber echtes Interesse hatte damals niemand an den Inseln. 1609 erreichte ein britisches Schiff die Inseln, proviantierte auf und segelte weiter… Erst 133 Jahre später, 1742 schickte der französische Gouverneur von Mauritius, Bertrand Françoise Mahé de La Bourdonnais, eine Expedition dort hin. Zu seinen Ehren wurde die Hauptinsel Mahé genannt. 1756 nahm Frankreich schließlich die Inselgruppe formell in ihren Besitz und benannte sie nach ihrem Finanzminister, Jean Moreau de Séchelles, zu wiederum dessen Ehren. Aber erst 1770 kamen die ersten französischen Siedler, meist ärmere Weiße aus französischen Kolonien und nahmen die Insel tatsächlich in Besitz. Sie wurden landwirtschaftlich tätig und holten sich dafür schwarze Sklaven vom Festland. So besiedelten sie auch andere Inseln der Gruppe. In der Folge der Napoleonischen Kriege, wechselte die Herrschaft über die Seychellen ganze sieben Mal zwischen Frankreich und Britannien.
Der damalige französische Gouverneur de Quinssey, hatte zwei verschiedene Uniformen und Flaggen zur Hand, um jederzeit das Richtige an- und aufziehen zu können. Je nachdem, welches Schiff die Insel gerade anlief. 1811 nahmen die Briten die Inseln vollständig ein und gründeten Victoria, die heutige Hauptstadt und einzige Stadt auf den Seychellen. 1814 erkannte Frankreich den Besitzerwechsel dann auch an.
1835 schaffte die britische Kolonialverwaltung die Sklaverei auf den Seychellen ab. Zu diesem Zeitpunkt lebten 680 weiße Landherren und 6600 schwarze Sklaven auf den Inseln. Von den Weißen verkrümelten sich etliche, und viele befreite afrikanische Sklaven kamen und siedelten sich an. Wenige Inder, Chinesen und Malaien waren auch mit dabei. Nun wurden die Seychellen auch nicht mehr vom längst britischen Mauritius verwaltet, sondern ab 1903 bis 1976 eigenständige Kronkolonie.
Am 29. Juni 1976 wurden die Seychellen unabhängig, verblieben aber im Commonwealth. Die Feierlichkeiten zur Unabhängigkeit, werden wir, Klaus und ich, in ein paar Tagen miterleben. Die Republik ist demnach um einiges jünger als wir… hoho. Und wer regiert jetzt gerade? Bei den Wahlen in 2020 gab es zum ersten Mal einen Erdrutschsieg von Wavel Ramkalawan mit seinem Parteienbündnis Linyon Demokratik Seselwa. Ein erster demokratischer Machtwechsel, seit der Unabhängigkeit, welcher die Zeit der bis dahin eher sozialistischen Regierungschefs ablöste.
So, nun wissen wir aber Bescheid und können mal eben noch in der Parfum Manufaktur ein Näschen voll schnuppern.

Vier Linien werden hier von Hand produziert. Überwiegend werden normale Kokosnüsse verarbeitet mit einem Schuss der berühmten Coco de Mer. Nur in der schwarzen Linie ist ausschließlich Coco de Mer verarbeitet. Die Seychellois machen ein ganz schönes Tamtam um ihre Frauenpopo-Nuss. Es ist verboten, sie zu Ernten oder zu Verarbeiten. Nur die Außenhäute werden zu Parfum verarbeitet. Aber dennoch werden sie geerntet und das Innere, eine weiße Kokosnusscreme als Aphrodisiakum in den asiatischen Raum exportiert. Die Asiaten mal wieder… 🙄. Die Nüsse werden gereinigt und als Souvenir mit nem Aufkleber versehen, mit dem man sie dann auch ausführen darf. So, und wir dürfen das Libido steigernde Zeug, dann doch tatsächlich probieren…?! 😳

Janek steckt alles gleich rein in den Mund und denkt, hm, naja, soll ich runterschlucken?, ein Glück es ist weg!

Haaa…
…ps 😋
Na, da ist aber noch ordentlich was drauf, auf dem Löffel.

Also, ich habe es auch probieren dürfen und kann nur sagen, nichtssagend! Geschmacklos und fettig-schmierig… Und das soll nun die Libido steigern? Wer’s glaubt wird selig. 😇
Auch dürfen wir alle vier Duftlinien schnuppern und kaufen dann tatsächlich ein kleines Fläschchen in gelb. Ein frischer Duft für Sie und Ihn. Ab jetzt werden Klaus und ich auch noch gleich riechen… 🤭.

Herrenpäuschen

Damenpäuschen gegenüber und unter Palmen.

Dann schlendern wir noch am Creole Institute vorbei. Hier wird sämtliche Literatur zusammengetragen, die sich mit dem Kreol der Seychellois befasst. Kreol ist die Muttersprache von 90 % der Bevölkerung, die sich aus dem Französischen der ersten Kolonialherren und Elementen der aus verschiedenen Regionen Afrikas stammenden Sklaven entwickelte. Aber nicht nur die Sprache, eine ganze Kultur hat sich daraus entwickelt, die untrennbar mit dem Selbstverständnis der Seychellois verbunden ist. Seit 1981 ist Kreol erste Amtssprache, neben Französisch und Englisch.

So mit Wissen angereichert, wollen wir nun auch noch kulinarisch was zu uns nehmen. Das Restaurant vorne ist ja zu, da hat Klaus noch einen Geheimtipp auf Lager. Das Perry’s Grillz, ein Lokal mit kreolischem Essen, hoch in den Bergen. Um jedoch da hinauf zu kommen, muss unser Leihwägelchen nochmal schier über sich hinauswachsen. Geschafft! 😮‍💨 Wir sitzen nun fast wie Familienmitglieder auf Perry’s Terrasse und genießen den tollen Blick über die Anse Royal.

Jeder findet etwas nach seinem Geschmack, und mit Inselrum flambierte Bananen setzen den Schlusspunkt.

Und nun ist es langsam soweit, wir müssen zum Flughafen. Eine laaange Schlange steht schon vorm Check-in. Aber Marlene und Janek sind ja schon online eingecheckt und können direkt zum Nachbarschalter durchgehen, praktisch. Schnell ist das Gepäck aufgegeben und Marlene drängt zum Gate. Na, dann heißt es jetzt Abschied nehmen. Feste drücken, Küsschen, nochmal drücken und ab geht’s durch die Mitte. Schön war’s, sehr schön❣️

Jetzt stehen wir wieder alleine da und trotten zum Parkplatz. 🥲 Guten Flug ihr Lieben und bis bald auf WhatsApp. 👋👋

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