Mast und Schotbruch, nicht ganz, aber…

Früh geht’s heute aus der Koje, das Boot muss segelklar gemacht werden. Kurz nach acht Uhr steht Klaus auf der Matte. Mit dabei sind eine belegte Stimme, etwas Husten und körperliche Schwäche, gute Segelpartner… 🫤 Damit nicht auch noch Seekrankheit dazu kommt, bekommt er gleich sofort eine Tablette Stugeron verabreicht. Das Ablegemanöver wird besprochen, Leinen los und ab geht’s. Wir wollen zur Baie Ternay, auch zum Marine Nationalpark gehörend und etwas weiter weg als Beau Vallon.

Drei Stunden hin, brauchen wir bestimmt. Es ist mal wieder viel mehr Wind, als angesagt. 20 Knoten mit Böen von bis zu 30 Knoten machen das Segeln unruhig. Aber Klaus muss sich nicht übergeben und liegt stoisch auf dem Vordeck, trotz spritzender Gischt.

Hier fahren wir gerade aus der Marina heraus. Da ist alles noch gaaanz ruhig.
Das Großsegel werden wir nicht herausholen. Der Wind ist zu stark. Wir nehmen nur das Jib.
Mehrere Containerriesen warten auf ihre Erlaubnis in den Hafen zu dürfen.
Was ist das?

Große Quizfrage. Na? Wer erkennt’s?

Die NASE von Klaus Wagenführer.

Was hab’ ich gelacht. Das sieht so lustig aus, aus der richtigen Perspektive. Die von der Sonne gerötete Wagenführer Nase. Wenn das mal keinen Sonnenbrand gibt…
Kurz nach 12:00 Uhr sind wir da. Doch bevor wir überhaupt den Anker fallen lassen können, kommt ein Bötchen mit zwei Marinepark Mitarbeitern bei uns vorbei.

Der zweite Mann, ein junger, dünner Kerl, wird gerade vom Weißbart verdeckt.

Sie zeigen, wo wir ankern sollen und hätten gerne mal wieder 200 Rupien pro Person von uns. Diesmal klappt das nicht mit dem, ich habe aber gelesen dass… Wir berappen die verlangten 600 Rupien und zwar auch hier, bargeldlos! Das ist die neue Vorschrift, dass vieles nur noch bargeldlos vonstattengehen darf. Wahrscheinlich ein wichtiger Schritt gegen Korruption und « Ich stecke es mal in meine eigene Tasche ». Klaus Wagenführer ist der Meinung, jetzt werden sich alle wundern, wie die Einnahmen plötzlich massiv ansteigen werden… 🫢. Das könnte gut sein. Der eine Mitarbeiter des Parks, ein älterer Mann, der auf dem Foto, mag sich unterhalten. Er erfährt, dass wir demnächst nach Madagaskar wollen. Er habe dort längere Zeit als Seemann auf einem Tunfischfänger gearbeitet. Er warnt uns vor Langfingern aller Art. Es würde alles geklaut, was nicht niet- und nagelfest sei. Und das andere würde abgeschraubt werden. Selbst Propeller unter Wasser. Die Menschen dort seien halt furchtbar arm. Wir sollten unser Boot niemals alleine lassen, oder immer einen Bewacher an Bord haben. Upsi, das kann ja heiter werden… 😮. Nun ja, wir liegen jetzt vor Anker, der Wind fegt auch hier ordentlich durch die Bucht und mein Klaus prüft erstmal, ob der Anker auch gut sitzt. Beide Daumen hoch, alles okay. Klaus W. macht sich fertig zum Schnorcheln. Hier soll es ordentlich was zu sehen geben. Ich bin gespannt, bleibe aber erstmal an Bord.

Die beiden Kläuse schnorcheln so vor sich hin und etwas später mache auch ich mich auf, das Riff zu erkunden. Erstmal sehe ich nur Sand und abgestorbene Korallen. Das sieht schon sehr traurig aus, wie ein verwüsteter Friedhof. Ich schwimme weiter, und langsam tauchen ein paar lebende Korallen auf. Dann immer mehr, das Riff zeichnet sich gut ab und Fische kommen hinzu. Mein Klaus hatte die ganze Zeit einen klitzekleinen, gelben Fisch vor seiner Taucherbrille. Den habe ich nun auch, und er schwimmt zittrig, flott vor meinem Gesichtsfeld her. Fangen lässt er sich aber nicht, doch er kommt immer und immer wieder. Lustig! Boah, was sehe ich denn da? Zwei riesige Stachelrochen liegen mit gekreuzten Schwänzen im Sand und ruhen. Mann, was für Kawenzmänner oder -Frauen?! Bloß nicht zu nahe kommen! Mein Klaus wurde zusätzlich von einer Schule Rundkopf-Fledermausfischen begleitet.

Wobei begleitet es nicht richtig trifft. Die 1/2 Meter großen Fische hatten großes Interesse an Klaus und schwammen bis auf 2 cm an ihn heran und hinter ihm her. Es wurde ihm schon unheimlich und er schaute sich ihr Maul mal etwas genauer an. 😬 Aber anknabbern wollten sie ihn dann doch nicht. 😅 Auch mir begegnen tolle Fledermausfische, schöne Weichkorallen, Papageifische, Kofferfische, vereinzelte ganz kleine, leuchtend blaue Fischlein und viele, pechschwarze Seeiegel. Dann schwimme ich zurück zum Boot, wo sich ein großer Schwarm kleiner, durchsichtiger Fische eingefunden hat und stetig unser Boot umkreist.
So, an Bord mache ich mich ran, ein Mittagessen zu bereiten. Reis mit Gemüse oder Gemüse mit Reis, wie man will, Kakao hinterher und Trauben. Dann wollen wir ablegen, es wird Zeit! Mittlerweile hat aber ein Boot mit Tauchern ganz dicht vor uns festgemacht, und wir müssen höllisch aufpassen, beim Ankerheben nicht zu dicht heranzukommen, geschweige denn die Taucher zwischen die Propeller zu bekommen. Geschafft, keine Toten oder Verletzten. 😉 Auf geht’s, zurück zur Marina. Wir motoren, da wir nun den Wind fast von vorne haben, rollen aber zur Unterstützung das Jib raus.
Da sieht es mein Klaus… das Jib hat einen Schaden. Ach du meine Güte! 😲Drei Segellatten, längs, unterstützen die Stabilität des Segels. Sie sitzen in sogenannten Segeltaschen. Eine dieser Taschen ist bis zur Hälfte zerfetzt und die Latte nicht mehr zu sehen. Ist die knapp zwei Meter lange Latte durchgebrochen???

Sieht schlimm aus und ist schlimm!
Ich sehe keine Latte mehr…

Was ist passiert? Wir hatten auf der Herfahrt ja starken Wind, und ich sollte das Jib reinholen. Beim Reinholen verhedderten sich die Leinen um die Winsch und ich konnte das Segel nicht weiter einwickeln, bis ich die Leinen entheddert hatte. In der Zwischenzeit schlug und flatterte das Segel wie verrückt. Da muss es passiert sein. Keiner von uns hat das mitbekommen! Die Tasche riss auf und die Latte schleuderte raus. Was machen wir jetzt bloß ??? Die Laune ist verdorben, wir grübeln vor uns hin. Gibt es einen Segelmacher auf den Seychellen? Wo bekommen wir eine passende Segellatte? Ohne Reparatur und Latte werden wir nicht weitersegeln können. Prost Mahlzeit… 😵‍💫. Tim von Tipsy Tuna hatte ja auch ein gerissenes Segel. Klaus funkt ihn sofort an. Ja, sein Segelmacher hat gute Arbeit abgeliefert, wollte aber nach Südafrika gehen. Wann, keine Ahnung, er könnte aber schon fort sein. Christoph von unserer Werft wird gefragt. O-Ton, er kennt niemanden, der Segel repariert, auf den Seychellen. Ach du Scheiße 🤯 ! Das kann sich jetzt zu einem echt großen Problem auswachsen, ganz zu schweigen von der Latte… Wir motoren erstmal nach Hause, verabschieden Klaus und gehen bedröppelt ins Bett. Gute Träume werden wir nicht haben. 🥴

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