Zwischen Geschichten oder Zwischengeschichten? Das ist jetzt die Frage. Handelt es sich um Geschichten zwischendrin? Oder befinden wir uns gerade zwischen Geschichten? Es liegt wohl im Auge des Betrachters. Die Geschichte der Besuche bei uns, hier auf den Seychellen, ist zu Ende. Die Geschichte unserer Weiterfahrt nach Madagaskar, hat noch nicht begonnen. Die Zeit dazwischen ist nicht Fisch, noch Fleisch, aber es passieren unglaubliche Geschichten… Einen Tag nach Abflug der Kinder,…


nein, das ist nicht ihr Flieger, das ist eine dicke, militärische Transportmaschine, die jetzt schon zweimal über uns hinweg gedonnert ist… komisch, was hat das zu bedeuten? Nein, DAS ist ihre Maschine,…

werden wir auf das Boot von Ron, zum Pizzaessen eingeladen. Nicht nur wir, sonder auch Tim und Gwang, Hürgen, Pierre, der Skipper von Vitalia ll, samt seiner Freundin und die Crew eines weiteren Windjammers, Skipper mit Frau und sechsjähriger Tochter und ein Freund, alles Franzosen. Ron will am nächsten Tag weiterschippern, meint aber, es wäre Tradition vor Abfahrt alle zum Essen einzuladen. Es ist Sonntag, und sonntags macht Ron immer Pizza. Upsi, was für eine nette Überraschung❣️Wir sagen gerne zu. Ja, es ist üblich, dass man sich unter Seglern hilft und wohl auch schnell Kontakt zueinander aufnimmt. Ron liegt jetzt ungefähr 3 Wochen am Steg der Superyachten, was wir aber gar nicht so mitbekommen haben. Klar, waren wir doch selber viel mit unseren Kindern unterwegs. Ron besitzt einen Stahlsegler, 25 Meter lang, das Doppelte von Yuti, mit Besanmast (zusätzlicher Mast am Heck des Schiffes). Ein großer, alter, schwerer Segler, den er seit einem Jahr besitzt, aber bereits wieder verkauft hat und nur noch überführen soll. Ron ist Israeli, Mitte 50, segelt alleine und hat eine enorme Erfahrung, viele Fertigkeiten und großes Wissen und Können, auch als Koch❣️Hat er doch als Kapitän großer Pötte die Weltmeere befahren und selber schon 17 Boote gehabt und mit ihnen alle Meere besegelt. Keine Reparatur ist ihm fremd und so hat er auch für Hürgen den Schaden in Augenschein genommen und mögliche Wege der Reparatur aufgezeigt. Wobei Hürgens Geschichte schon eine abendfüllende ist. 64 Jahre alt, seit 5 1/2 Jahren um die Welt unterwegs, mal mit Crew, mal ohne. Sein kleines, altes Stahlboot wurde von einem Transportschiff seitlich gerammt, als Hürgen gerade auf dem Weg von hier nach Tansania aufgebrochen war. Es entstand zwar kein Loch, aber das Boot wurde getwistet und die Stahlplatten stehen nun unter Spannung. Das Deck wurde nach oben gedrückt und Decksplatten brachen auf. Schlimm genug, aber schlimmer ist, der Verursacher verneint seine Schuld, gar den Vorfall überhaupt, und Hürgens Versicherung verweigert ihre Hilfe, da es bisher weder Schadennummer noch Ähnliches gibt. Üble Geschichte und keine Lösung in Sicht. Aber Ron’s Pizzen sind fantastisch!!! Selbstgemachter knuspriger Boden und doller, schmatziger Belag. Köstlich 🤤! Er backt und backt, denn wir sind viele… Die Franzosen auf dem cremefarbenen Windjammer sind auch interessant! Der Skipper, Mitte 40, arbeitet für den Eigentümer des herrlichen Bootes, einen reichen Belgier. Das Boot ist nochmal viel länger und größer als das von Ron und kam auch schon bei Filmaufnahmen zum Einsatz. Nun hat er seine Familie und einen Freund mit an Bord, die ihn aber in wenigen Tagen wieder verlassen, wenn dann der Eigentümer mit seiner Entourage anrückt. Die Gespräche sind interessant, viele Anekdoten aber auch gute Tipps und Hinweise fliegen hin und her. Ron zeigt uns, was er alles so an Bord gefunden hat. Sogar eine alte Heiratsurkunde des Vor- Vorbesitzers ist mit dabei… Was die Leute so alles mit an Bord haben und bei Verkauf zurücklassen… 🤭. Ein schöner Abend geht zu Ende, morgen Früh wollen wir Ron winken. 👋
Mit Winken ist nix… Ron fährt doch noch nicht, obwohl seine Ausklarierung abgeschlossen ist und er eigentlich gehen müsste. Seine Kreditkarte schmiert ab, als er die Marinarechnung begleichen will, und seine Bank hat jetzt mitten in der Nacht keinen Dienst. Er kann das erst später klären und morgen nochmal den Versuch des Bezahlens machen….
Wir hingegen grübeln hin und her, wie wir das mit dem Ausklarieren und dem spontanen Aufbrechen hinbekommen können. 🤔 Zwei sich konträr gegenüberstehende Vorhaben. Wir wollen mal bei der Stelle nachfragen, wo unser Boot wieder exportiert werden muss und zum Barber wollen wir auch noch. Wir laufen zum Bus und warten und warten und warten. Zwei, drei Locals warten auch, ein Autofahrer hält und fragt, ob wir mitfahren wollen… Nein, nein, wir haben doch ne Busfahrkarte… Wir warten weiter, kein Bus kommt. Komisch?!? Ich schaue mal, nur so zum Spaß, auf die Liste der Seychellen Feiertage und was stelle ich fest? Wir haben Mariä Himmelfahrt. 😇 Eingetragener Feiertag auf der überwiegend katholischen Insel. Baum, da können wir ja lange warten… Unverrichteter Dinge zuckeln wir zurück zum Boot. Nein, Stopp, wir schauen noch beim Spar vorbei, der hat ja immer offen. Und tatsächlich hat der heute 1 1/2 Liter Wasserflaschen. Och, wir könnten doch schon mal ein paar Sachen proviantieren. Planen wollen wir für vier Wochen, falls wir bei Madagaskar nicht vom Boot runtergehen sollten. 6 X 6, 1 1/2 Liter Wasser, Tunfischdosen, Reis, Nudeln, verschiedene Tomatensaucen, Öl, Cocosmilch, Kakao…, ja der große Einkaufswagen 🛒 ist voll und wir schieben ihn ratternd bis ans Boot. Übermorgen wollen wir tanken und morgen mal zum Amt und uns nach dem Ablauf der Ausklarierung erkundigen. Da bittet uns Ron wieder zu Tisch. Mensch, ich habe schon ein schlechtes Gewissen. Futtern wir ihm doch nach und nach seinen Proviant bis zum Suezkanal weg. Nein, er will es so. Na dann… Er hat Humus bereitet, Gemüse geschnippelt und Fladenbrot gebacken. Alle Achtung, es schmeckt toll!!! Alle wollen, dass er bleibt! Das beste Restaurant in Town. 😁
So, tanken fahren wir noch nicht und nach Victoria auch nicht, das kurze Wetterfenster, was Klaus gesehen hatte, geht schon wieder zu und das Ausklarierungsprocedere kann bis zu fünf Tage dauern. Shit! So kommen wir ja nie an den Hexenkessel von Madagaskar ran, um bei weniger brodelnder See die Kurve zu kriegen… 😫. Stattdessen sollen wir mit dem Riesenkat die Plätze tauschen. Hm… Pierre möchte nach Hause, Urlaub machen und die Vitalia ll an einem Platz wissen, wo sie auch bleiben kann, wenn eine Superyacht kommen sollte. Na toll, dann stehen wir ja auf der Pole-Position und müssten verduften… Naja, das wussten wir ja schon die ganze Zeit.
Ron schippert nun tatsächlich los, und wir bereiteten ihm einen großen Bahnhof. 🖐️👋🖐️👋🖐️👋🖐️👋🖐️👋🖐️👋✌️🤞
Zwischenzeitlich habe ich allen Proviant sortiert, eingeräumt, meinen Wäscheschrank durchforstet, einiges ist leicht schimmelig, mehrere Waschmaschinen laufen lassen und wieder in die kleinen Fächer ordentlich einsortiert. Eigentlich waren wir jetzt schon ein wenig auf Abfahrt gepolt, aber daraus wird erstmal nichts. Bleiben wir halt noch hier. Ich glaube es gibt Schlimmeres. 😁 In der Tat‼️

Aber davon berichte ich das nächste Mal.
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