Wir gehen zum Barber ✂️🪒. Dieses Mal probieren wir den Barber hier in der Marina aus.

Er verwendet nicht nur den Rasierer, nein, er greift auch zur Schere. Das ist aber keine schlimme Geschichte. 😅 Er erledigt sein Handwerk schnell und ordentlich, hat aber ansonsten nicht mehr viel übrig für sein Land. Die Drogensucht läge bei 20 %, das sind bei ungefähr 100.000 Einwohnern, 20.000 kaputte Menschen. Alles wäre sehr teuer und Eigentum fast unerschwinglich. Die Behörden und die Polizei seien korrupt… und so weiter. Er will wohl bald in den Sack hauen und nach Wien gehen. Huch, ausgerechnet! Wenn’s da nicht teuer ist, dann weiß ich es auch nicht… Eigentlich wollte er nur Klaus bedienen, bei Frauen hätte er schlechte Erfahrungen gemacht. Hm…, lässt mich dann aber doch Platz nehmen und ist schnell fertig. Ich bin zufrieden, Klaus auch. Wir bezahlen und zuckeln zurück zum Boot.
Platzwechsel! Heute um 10:00 Uhr sollen wir mit Vitalia ll den Platz wechseln. Na gut. Die halbe Marinacrew ist zugegen und hilft. Wir legen erstmal ab und Vitalia wird mit vereinten Kräften nach hinten gezogen. Wir legen nun weiter vorne wieder an und sind so zum ersten Mal in Reichweite des Strom- und Wasseranschlusses. Auch nicht schlecht. Alles hat prima geklappt und beide Boote, groß und klein, sind wieder sicher vertäut. Für uns gibt’s jetzt ganz neue Perspektiven. Vor uns nur noch das Wasser und der Wind, der nicht selten nach stinkiger Müllkippe duftet, aber sonst, gar nicht übel.




Klaus ist schon mal am Anschlusskasten.

Nach über drei Monaten haben wir nun Landstrom. Hipp Hipp Hurra 🥳. Jetzt können wir mal nach Herzenslust Strom verbrauchen. 🫢 Also Fernsehen schauen, Licht anmachen, Haare föhnen und vieles mehr… Das konnten wir zwar vorher auch schon, mit unseren Solarpanels, aber bei schlechtem Wetter, Regen und Wolken, wurde es schon mal eng, und die Motoren mussten unterstützen. Aber schlimm war das auch nicht!
Morgen brechen Tim und Gwang für drei Tage nach Beau Vallon auf. Sie wollen sozusagen ein Testsail machen, bevor es für sie weiter nach Tansania geht….
Tim und Gwang legen ab …


Schnittige Aluminium-Segelyacht aber erstaunlich langsam … 🥱

und Hürgen legt an. Er steht vor unserem Boot, etwas verloren, denn Ron ist ja nun weg. Der hatte sich ja netter Weise seiner angenommen und ihn in seinem Schadenfall unterstützt. Ich bitte ihn an Bord und Hürgen bleibt bis abends. Bekommt eine herzliche Umarmung, offene Ohren und ein warmes Abendessen. Jepp, seine Geschichte ist schon bitter und schlimm. Ist sein Boot doch sein einziges Zuhause seit 8 Jahren. Er soll jetzt für sein ramponiertes Boot eine Verlängerung beantragen, seinen persönlichen Aufenthalt verlängern und für beides viel Geld bezahlen. Kommt für ihn nicht in die Tüte. Lieber lässt er sein Boot konfiszieren und sich abschieben und geht dann mit seiner Story an die Presse. Da kommt dann plötzlich Bewegung in seinen Fall und man versucht, eine einvernehmliche Einigung zu erreichen. Mal schauen was da noch geht… Wir drücken die Daumen ✊✊ und unterhalten uns darüber hinaus sehr nett mit ihm auf Deutsch. Sehr angenehm. Er hatte als letzte Crew Irina an Bord, eine älter Russin. Es ist interessant, dass verschiedene Nationalitäten tatsächlich ihres Gleichen Eigenarten haben. Also ziehen wir mal die Schubladen auf… 😉. Hürgen fiel auf, dass alles was Irina sah und ihr gefiel, zum Beispiel Blumen in einem Garten, sie einfach pflückte und mitnahm. So in dem Stil, was ich haben will, das nehme ich mir… (Die Ukraine wollen wir haben, wir nehmen sie uns, denn eigentlich gehört sie uns sowieso.) Da gibt’s auch gar kein schlechtes Gewissen oder gar Unrechtsgefühle. Damit hatte Hürgen schon zu kämpfen. Oder die Indonesier. Unausgesprochen gilt, jeder achtet auf sich selbst, sagt Hürgen. Mit dieser Einstellung liefe es dann auch, selbst im quirligen Straßenverkehr. Es muss sich bloß auch jeder daran halten, damit es kein Durcheinander gibt! Oder die Chinesen, denen Individualität bisher ziemlich fremd ist. Nur in großen Gruppen, eng bei eng, fühlen sie sich so richtig wohl. Praktisch, bei der Menschenmenge.
Wir berichten dann noch von unserer Malediven-Yacht-Rallye und Hürgen spitzt die Ohren. Dazu hätte er wohl auch mal Lust. Ob mit seinem “reparierten” Boot, oder einem gebrauchten neuen? Wer weiß…
Heute geht’s per Bus nach Victoria. Wir müssen unsere Importverlängerung für Yuti bezahlen und zwar in bar und möglichst passend. Dann hätte ich gerne noch ein, zwei Kleider, aus dem Laden, wo ich vor drei Monaten schon einmal fündig wurde, und Klaus braucht einen Schäkel für die Drogue. Einen fetten Schäkel!!

Das wird dann das Verbindungsstück zwischen den Leinen, die am Boot befestigt werden und dem eigentlichen Treibanker, der dann im Fall der Fälle über Bord geschmissen wird, um das Boot im Sturm zu bremsen und zu stabilisieren.
Also bezahlt haben wir. ✅
Das Kleidergeschäft finden wir nicht mehr, obwohl sich Klaus sicher war zu wissen wo es ist.
Also kein weiteres Kleid. ✖️
Und den Schäkel gibt’s nur in Providence, dem Gewerbegebiet und nicht in Victoria. Also fahren wir da mit dem Bus dann auch noch hin und sind erfolgreich. Schäkel ✅
Bloß müssen wir von Providence zu Fuß nach Hause laufen, da gerade kein Bus fährt. Zurück an Bord wird die Drogue inspiziert und neu geordnet.



Dann reicht’s auch mal für heute.
Die Grillfunktion unserer Mikrowelle ist kaputt. Blöd! Haben wir diese Funktion doch zum Aufbacken von Labberbrot und zum Toasten verwendet. Ich würde mal sagen, fast täglich. Das war dann wohl auch zu viel und nun quittiert sie ihren Dienst. Nach nur einem Jahr… hm. Wir müssen wieder nach Providence und uns nach Ersatz umschauen. Oder, viele werden jetzt bestimmt schon denken, Mensch Leute, kauft euch nen Toaster! Ja, oder/und einen Toaster, genau! Wir bussen mal hin, Klaus hat schon per Internet ein gutes Haushaltswarengeschäft entdeckt. Das finden wir aber nicht. Mehrere andere, kleine Läden sind da, aber nicht der mit den westlichen Marken. Eine Mikro in der passenden Größe, mit Grillfunktion, finden wir hier nicht. Toaster ja, aber vielleicht gibt’s noch schönere…? Wir warten auf einen Bus nach Viktoria, denn da soll der besagte, gutbestückte Laden sein. War wohl eine Fehlinformation im Internet. Irgendwann sind wir in Victoria angekommen, quietschend, gerüttelt und geschüttelt. Dann suchen wir halt hier den Laden, und auf dem Weg dorthin kommen wir doch tatsächlich an dem Kleiderladen vorbei! 😃 Wir waren gestern einfach nicht weit genug gelaufen… Die Ladenbesitzerin erkennt uns sofort, und ich finde zwei Kleider. Super❣️ Da hat sich die erneute Fahrt nach Victoria ja schon gelohnt. 🤗 Den Haushaltswarenladen finden wir dann auch und kaufen … einen Toaster. Alle kleinen Mikrowellen, die in unsere Küche passen würden, haben keine Grillfunktion. Der Rest unserer Mikro funktioniert ja noch. Dann müssen wir wohl bis Südafrika warten, um das Gerät zu erneuern. Übrigens, der Thermostat vom Kühlschrank ist auch schon wieder hin. 🙄 Entweder habe ich Eisberge oder Seen im Schrank, was dazwischen gibt’s nicht mehr. So ein blödes, italienisches Teil! Klaus hat sich schon was überlegt, was er vielleicht in Südafrika finden und einbauen könnte. Bis dahin müssen wir das Teil immer mal wieder vom Strom nehmen, um es einigermaßen im Lot zu halten. Jau, doof, aber schlimm? Nein! Wir laufen zurück zum Busbahnhof und warten auf den richtigen Bus zurück zur Marina. Leicht derangiert und ermattet, schleppen wir uns über die Eden Bridge zur Marina und treffen Hürgen. Gibt es was neues in deinem Fall, ist unsere erste Frage? Nicht wirklich, aber… Und dann erzählt uns Hürgen die schlimme Geschichte. Wir hören seine Worte aber verstehen nicht was er sagt.
Ron’s Boot ist gestern Nacht im Indischen Ozean versunken. 😱 WAS ?
Und Ron? Der ausgesprochen nette, israelische Superkapitän? Der uns die letzten zwei Abende hier so wunderbar auf seinem großen Stahlboot bewirtet hatte?
Ron wurde gerettet. 😮💨 Er sprang in seine Rettungsinsel und wurde später von einem Fischerboot aufgelesen.
Was war passiert?
Es ist Nacht, Ron schläft in seinem gewohnten 20 Minuten Rhythmus. 20 Minuten ruhen, Lage peilen, Situation checken, 20 Minuten ruhen. Plötzlich gibt es einen gewaltigen Schlag. Er sieht nur noch etwas Großes hinter seinem Boot verschwinden. Er kann nicht mehr erkennen was es ist. (Ein Container?) Das Stahlboot ist aufgerissen, Wasser tritt ein. Ron aktiviert alle Pumpen und verschließt jeden separaten Bereich durch eigene Schotten. So soll das Eindringen des Wassers in andere Teile des Bootes verhindert werden, eigentlich. Vorbesitzer bohrten für eine neue Verkabelung jedoch Löcher durch die Schotten, und so kann das Wasser in alle Bereiche des Bootes eindringen. Alle im Einsatz befindlichen Pumpen und die Handpumpe können das stetige Volllaufen nicht verhindern und das Boot bekommt Schlagseite. Ron muss handeln, wassert die Rettungsinsel und verlässt sein Boot. Notrufe sind raus, die Küstenwache der Seychellen ist informiert, das Epirb sendet Positions- und Notsignale. Etwas später wird er von einem Fischerboot aufgenommen. Die Fischer wollen mit ihren noch stärkeren Pumpen sein Boot stabilisieren, die Küstenwache verbietet jedoch jede weitere Handlung auf dem Havaristen, bis sie eingetroffen ist. Ron’s Boot geht nach insgesamt 5 Stunden unter, noch bevor die Küstenwache eintrifft. Er wird auf den Seychellen ins Krankenhaus gebracht, seine Lungen haben Salzwasser abbekommen. Wird aber nach einem Check wieder entlassen und in Victoria in einem Hotel untergebracht. Dieses darf er nicht verlassen, da er ja keinen gültigen Aufenthaltstatus hat, und Hürgen ist nun auf dem Weg zu ihm.
Fassungslos schleichen wir zu unserem Boot zurück…
P.S.: Die Heiratsurkunde des Vorbesitzers ist nun auch weg…
![Sailing Yuti [maxbutton id="1"]](https://yuti.eu/wp-content/uploads/2021/08/Bild4.png)
Mannoman, das ist ja wirklich spannend und aufwühlend. Gott sei Dank hat „euer“ Ron alles gut überstanden.
Kommt gut nach Madagaskar. Wahrscheinlich seid Ihr ja heute, 27. August, schon unterwegs.
Ja, lieber Roger!
Wir sind auf dem Weg in den Hexenkessel vor Madagaskar, oder wie ein erfahrener Seefahrer sagte, wir reiten das Biest! Drück die Daumen, dass wir es schaffen!
Liebe Grüße
Andrea
Hallo liebe Andrea lieber Klaus
Hatte mal wieder Zeit Eure Wege mitzuverfolgen!!
Superspannend, was ihr alles erlebt
Weiterhin gute Reise
Eure Tante Ingeborg und Onkel Arthur
Dankeschön, liebe Tante Ingeborg!
Das ist ja schön, dass ihr uns begleitet.
Liebe Grüße aus dem Hexenkessel vor Madagaskar 🌊🌊🌊
Andrea & Klaus 👋