Wieso nur einmal? Wir haben gleich mehrere Waschgänge gebucht…
Es ist Sonntag, der 27. August 2023, kurz vor 8:00 Uhr. Tim, Gwang und Pascal stehen bereit unsere Leinen zu lösen. Von Hürgen haben wir uns gestern Abend schon verabschiedet, die drei anderen werden jetzt noch ordentlich ans Herz gedrückt. Ja, der Abschied fällt nicht leicht. Weder von den Menschen, noch von den Seychellen. War schon nicht schlecht hier, durchaus ein Ort um zu bleiben. So empfindet auch Tim, aber nun geht’s weiter. Die Leinen werden gelöst, es wird noch aus Leibeskräften gewunken, dann entschwinden wir langsam aus der Marina, Richtung Beau Vallon und weiter. Wir starten um 7:54 Uhr, mit 5.280 Seemeilen auf dem Meilenzähler, hissen um 8:18 Uhr das Groß und entrollen 3 Minuten später das Jib. Alle Fender und Festmacherleinen werden verstaut, die Reling geschlossen, der Kurs ist gesteckt. Auch mit Des Cason hat Klaus Kontakt aufgenommen, nachdem Tim ihn nochmals nachdrücklich darum gebeten hat. Was heißt gebeten? Er hat uns bei ihm angekündigt. 😉 Wer ist Des Cason? Des Cason ist ein Mann in den Achtzigern, hat über 40.000 Seemeilen in seinem Leben ersegelt und kennt sich insbesondere rund um Madagaskar, den Mosambik Channel und die Küste von Südafrika bis Cape Town bestens aus. Also genau die Strecke, die wir jetzt vor uns haben. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Yachtis durch dieses, zu den gefährlichsten und schwierigsten Gewässern zählende Gebiet, zu geleiten. Ganz individuell und kostenlos! Im Englischen schimpft er sich Weather Router. Tim segelt alles nur mit ihm als Berater. Ich bin mal gespannt… Jetzt geht’s erstmal den schon bekannten Weg nach Beau Vallon und weiter die Westküste entlang. Alles noch unspektakulär. Wir lassen die Inseln langsam hinter uns und Wind und Welle nehmen unaufhörlich zu. Es dauert auch nicht lange, und mir wird schlecht. 🤢 Ich mache doch tatsächlich den Anfängerfehler und nehme viel zu spät eine Tablette Stugeron. Mist! Die Wellen sind schon recht beachtlich und kommen von vorne links. 2,80 bis 3,00 Meter sind sie schon hoch, die Wellen, und der Wind bläst so um die 28 Knoten. Es sind keine langgezogenen, ruhigen Wellen, nein, es ist eher so eine schwibbel, schwabbel See und das Boot schaukelt sowohl um die Längsachse, als auch die Querachse. Es rollt und stampft und schlingert, … würg. Fakt ist, ich muss mich 3 X 🤮 übergeben. Ich kann mich kaum vom Fleck rühren, weder was aufschreiben, noch ins Handy gucken, noch seglerisches leisten. Auch Klaus ist verdächtig still. Zum ersten Mal überhaupt, ist ihm doch tatsächlich schlecht. 😳 Er kann sich jedoch nicht übergeben und will auch keine Tablette nehmen. Ist ja eh zu spät… Mann, und wir hätten alles da gehabt. Doof! Wir liegen still auf unseren Sofahälften und starren angespannt auf den Plotter und die Segel. Unser Autopilot steuert pflichtbewusst die vorgegebene Route, nur durch Fingerdruck auf der Fernbedienung werden notwendige Veränderungen von uns vorgenommen. Dazu müssen alle Informationen gut im Auge behalten werden. Windrichtung und- stärke, Strömung, Flattern der Segel und so weiter. Das Groß ist auf Reff 2, das Jib voll draußen. Wie gesagt wir starren angespannt und schweigsam. Einige Wellen schlagen komplett übers Boot. Immer wieder Schreckmomente! Vor allem, wenn es über die Frontscheiben knallt… 🫢. Unsere Tür zum Steuerstand ist offen, damit wir mit Frischluft versorgt werden können. Großer Nachteil, die Gischt spritzt überall hin. Salzschmiere hat unser Boot voll in Besitz genommen. Alles ist glitschig, schmierig, salzig. Oben, auf dem Boot, kann man sich nicht wirklich mehr bewegen ohne abzuschmieren. Und den Rat anderer Segler, kein Salz in den Innenraum kommen zu lassen!, haben wir missachtet. Voll geloost 😩!
Wir erleben einen salzigen Vollwaschgang der besonderen Art. Einige Meeresbewohner verschlägt es an Bord. Aber heute kann ich nichts weiter machen, als daliegen, starren 👀 und abwarten. Die Nacht bricht rein und wir dösen abwechselnd. Keiner kann wirklich schlafen, auch ICH nicht. Und so sausen wir voran im Vollwaschgang… 😵💫😵💫
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