Gibt’s hier Diebe und Langfinger?

Heute trauen wir uns mal an Land und wollen ein kleines Stückchen von Nosy Komba erkunden. Verunsichert von vielen allgemeinen Warnungen bezüglich der großen Armut und der daraus folgenden Kriminalität, nähern wir uns vorsichtig. Am Strand gibt es Hotels und Restaurants, wobei alles sehr einfach und etwas ausgestorben wirkt. Ein Restaurant, die Empfehlung von anderen Weltumseglern, wollen wir ausprobieren. Es liegt direkt am Strand und wir können unser Dinghy dann gut im Blick behalten. Das Anlanden klappt gut, Klaus und ich ziehen das Dinghy mit vereinten Kräften an den Strand.

Da kommt auch schon ein Einheimischer und offeriert uns sein Lokal, das „Gargote la terrasse chez Ursulla“. Ob wir bei ihm etwas zu Essen bekämen, unsere Frage? Es sitzt nämlich niemand auf Ursullas Terasse. Oui, oui… Ahhh, Ursulla liegt auf der Treppe und der Rest der Mannschaft auch…

Fast alle stehen jetzt auf, bis auf Ursulla. Ich habe keine Ahnung, ob das überhaupt Ursulla ist, aber für mich ist sie es. Wir nehmen Platz und lassen unsere Blicke schweifen.

Dahinten, in der Mitte, haben wir sogar Yuti im Blick.

Sehr übersichtlich das ganze Bild, da will der nette Local auch ein Bild von uns machen. Na wenn‘s sein muss… Bitte recht freundlich. 😁

Dann bestellen wir erstmal was zu trinken. Klaus Coca Cola, hier World Cola genannt und ich das heimische Bier. Da gibt’s Gelächter. Der Papa die süße Cola, die Mama das herbe Bier… 😂. Aber erstens ist das nicht herb und zweitens wird die Flasche am Tisch geöffnet. Beim letzten Wasser war ich mir da nicht so sicher… und den flotten Otto habe ich just in die Schranken weisen können. Ich mach’s halt wie im Mittelalter, besser Bier als verunreinigtes Wasser, hicks 🍺. Ich will doch mal wissen, was „Gargote“ eigentlich heißt? Hahaha, billige Kneipe, mieses Restaurant… , na das ist ja wohl ein Name…! Hoffentlich steht der nicht fürs Programm!!! 🫢 Klaus bestellt Zebu Rind mit Pommes und ich Poisson et Légumes / Fisch und Gemüse. In der Zwischenzeit frage ich, ob wir das Dinghy dort sicher zurücklassen können, wenn wir nachher noch ein paar Schritte ins Dorf machen möchten? Ja, ja, aber besser, wir holen es etwas näher ans Lokal. Okay… Der gute Mann und Klaus machen sich an die Arbeit, ich darf sitzen bleiben.

Erstmal sind sie noch zu zweit, dann wird’s tiefer und plötzlich ist da nur noch einer… 😄

Aber Klaus nimmt ihn wieder in Empfang und gemeinsam ziehen sie das Beiboot an Land. Dann kommt das Essen. Das Essen ist toll❣️Ganz nach meinem Geschmack❣️❣️Lecker angeschwitztes Gemüse, Karotten, Zucchini, Lauch, Bohnen, fein geschnitten und toll abgeschmeckt. Guter, fester Fisch, auf den Punkt gegart mit einer köstlichen Sauce. Auch Klaus ist sehr zufrieden. Einfach lecker! Also steht der Name nicht fürs Programm und die „billige Kneipe“ ist ihre Empfehlung wert. Das Ganze hat mit einem Liter Cola und einem 3/4 Liter Bier und Trinkgeld 16,- Euro gekostet.
Dann geht’s ins Dorf, das sich als ein riesiger Souvenirladen präsentiert.

Das da, ist übrigens die Apotheke.

Hier wird Wäsche auf den Felsen getrocknet und bestickte Tischdecken wehen im Wind. Die Decken sind hier ein Verkaufsschlager, wenn nur genügend Touristen da wären…

Etwas versteckt wird an Nachschub gearbeitet, …

ansonsten gedöst oder geschlafen.

Die Dorfschule. Nebenan wird Fußball gespielt.

Ein Hotel weist auf andere Bewohner dieser Insel hin, die Lemuren. Die möchte ich ja auch zu gerne zu Gesicht bekommen!

Eben mal zwischen zwei Hütten hindurch, und schon steht man am Strand und wird vom Glitzern des Meeres in den Bann gezogen. Da kommt uns eine Frau entgegen, mit auffälliger Gesichtsbemalung.

Auch in den Straßen fallen mir immer wieder Frauen mit Farbe im Gedicht auf. Was hat das zu bedeuten?

Gelesen hatte ich bereits, dass das als Sonnenschutz und zur Dekoration dient. Hm, wirklich?? Muss ich nochmal nachfragen.

Jetzt geht’s aber erst richtig zur Sache. Ein gepflasterter Weg führt uns vorbei an dutzenden Souvenirhütten. Alles gepflegt, kein Müll und ein Rausch der Farben.

Was für fette Jackfrüchte hier dranhängen!

Viele Meter Wäscheleinen mit zig bestickten Tischdecken, Holzschnitzereien, T-Shirts, Tücher, Kleider, Hüte, Kappen, dicke Bündel Vanilleschoten, Öle und Tinkturen… Das Angebot wiederholt sich stark, ist aber wirklich schön anzusehen. Leider fehlen die Käufer.
Dann kommen wir wohl schon nahe an den Park heran, denn ein Mann ruft uns hinterher, dass wir für den Park Eintritt bezahlen müssten, unten am Ticket Häuschen. Alles klar! Klaus möchte jetzt eh zurück. Seine Füße tun weh, ist er doch barfuß unterwegs, die Ferse schmerzt, immer noch eine Verletzung vom intensiven Paddel Match auf den Seychellen mit unseren Kindern, und er macht sich Sorgen um Dinghy und Yuti. Also, ich wäre ja zu gerne noch in den Park zu den Lemuren gegangen, aber das muss ich mir wohl für heute verkneifen… 😌. Wir laufen zurück und siehe da, das Dinghy und Yuti sind noch an Ort und Stelle. Der Mann vom Restaurant hilft uns noch das Dinghy ins Wasser zu bugsieren, und dann geht’s zurück zum Boot.
Gute Nacht, Hasenfuß
Gute Nacht, kriegst den Hals nicht voll

Am nächsten Morgen….
Kriegst den Hals nicht voll will wieder auf die Insel und zu den Lemuren.
Hasenfuß‘ Füßen geht’s wieder besser und so gefährlich scheint es auf Komba doch nicht zu sein. Also, gemeinschaftlicher Beschluss, zum Mittagessen geht’s wieder zum „miesen Restaurant“ und danach zu den Lemuren.
Wir werden schon erwartet, das Dinghy wird gemeinschaftlich an den Strand gezogen, wir nehmen Platz, bestellen nur einen Liter Cola, kein Bier und zweimal Fisch mit Gemüse, plus einen Teller Pommes. Es wird alles frisch zubereitet was etwas dauert, und unser Mann klagt derweil über fehlende Touristen und dass keiner weiß warum, wieso, weshalb?! Er bräuchte dringend einen Job! Aber es gäbe keine Arbeit… Wir suchen nach Erklärungen. Wir berichten ihm von den Warnungen vor seinem Land und den Menschen. Wie kompliziert es ist, per Boot ins Land zu kommen und wie anspruchsvoll der Weg hierher. Beim ersten Argument ist er überrascht und meint, hier sei doch alles sicher. Nun ja, denke ich mittlerweile auch, und dann lassen wir uns sein Essen wieder gut schmecken. Wir beobachten, nun schon zum zweiten Mal, mehrere alte weiße Männer, die hier wohl ihren Ruhestand verbringen. Einer kommt immer zur Mittagszeit mit seinem Ruderboot angerudert, schmeißt den Anker, lässt sich vornüber ins Wasser platschen und führt schwimmend, dann watend sein Boot in flaches Wasser. Dann schnappt er sich seinen Einkaufskorb, nimmt ihn auf die Schulter, watet an Land und verschwindet zwischen den Hütten. Das gesamte Procedere geht in Zeitlupe und äußerst bedacht von Statten. Sehr lustig! Zeitgleich geht ein anderer älterer Herr schwimmen. Beide müssen sich kennen, beachten sich aber nur kurz. Lustig! Später kommt Ursulla und zeigt uns bestickte Kopfkissenbezügen. Und auch, wenn wir die nicht wirklich brauchen, kaufen wir sie ihr ab und geben zum Essen noch ordentlich Trinkgeld. Mehr können wir nicht tun. Jetzt aber zum Tickethäuschen, Karten kaufen und Lemuren gucken. 10.000,- Ariary pro Person, also 2,- Euro werden verlangt und Julien wird uns zur Seite gestellt. Ein sehr sympathischer und humorvoller junger Mann, der uns nun Flora und Fauna bestens erklärt. Viele Pflanzen und Bäume kennen wir schon aus dem Jardin du Roi der Seychellen. Hier sehen wir sie jedoch in ihrem natürlichen Umfeld. Wie zum Beispiel die Jackfrucht, Papaya, Vanille, und, und, und. UND die Lemuren!!! Julien hat Bananen dabei und einen bestimmten Lockruf, und so schnell können wir gar nicht schauen, da raschelt es auch schon in den Bäumen und sie kommen eiligst angesprungen.

Und dann sind sie da. Über uns, neben uns, auf uns, die seltenen Schwarzlemuren. Die Männchen sind schwarz wie die Nacht, die Weibchen braun. Sie gehören zu den Feuchtnasen Primaten und leben ausschließlich auf Madagaskar und zwar nicht nur die Schwarzlemuren, sondern alle Lemurenarten.

Ja, bis zu 20 Jahre können sie werden, sagt Julien. Das lustige Grunzen heißt wohl, wo ist Banane, gib mir Banane. So beleidigt dreht der Lemurenmann mir dann den Rücken zu, als ich grunze… 🤣

Ein Weibchen hat es sich bei Klaus gemütlich gemacht und frisst ihm aus der Hand.

Schaut der nicht schelmisch drein?

Bei mir ist auch ein Weibchen erfolgreich, ein kleiner frecher Schwarzer quetscht sich aber zwischen rein. 🥰 Sie sind übrigens sehr weich, zart und vorsichtig. Zwischen drin gibt’s mal nen neongrünen Gecko 🦎…

Toll ist hier die Sollbruchstelle am Schwanz zu erkennen. Sollte er, ja es ist ein er mit den roten Punkten am Rücken, am Schwanz gepackt werden, wirft er ihn einfach ab. Der Jäger ist zufrieden, der Gecko auch, wächst ihm doch ein neuer Schwanz nach. Wenn auch ein etwas kleinerer…

Und nun zu den Schlangen. Julien fragt uns, ob wir sie anfassen wollen, worauf ich sofort zustimme, Klaus aber doch sehr zurückhaltend reagiert… Mal sehen.

Sie ist schön, warm und ledrig glatt. Sie fühlt sich echt gut an. Nur als sie sich um meinen Hals schlängelte, musste ich kurz nachdenken… Nein, eine Würgeschlange ist sie nicht. 😅 Dann ist auch Klaus bereit für die Schlange.

Er ist selbst überrascht von seinem Mut!

Erst vorsichtige Annäherung und dann große Begeisterung.

Jetzt zu den Schildkröten. Zu denen hatten wir ja schon auf den Seychellen Dauerkontakt. Diese hier sind bedeutend kleiner und kommen von den Galapagosinseln. Die stehen auch auf Bananen, müssen sich aber bei dieser Lemurenkonkurrenz ranhalten.

Da wird auch schonmal auf dem Rücken des gepanzerten Tieres das Essen serviert.

Na dann tschüss, ihr hübschen Lemuren. Wobei bei Nacht, in ihre leuchtenden Augen zu schauen, ist bestimmt gruselig. Die meisten kleineren Lemurenarten sind nachtaktiv. Auch das Aye Aye Fingertier. Ebenfalls eine Lemurenart, aber vom Erscheinungsbild gruselig…

und Furcht einjagend. Leider wurde es dadurch zum Unglücksboten. Besonders schlimm wird’s, wenn der lange Mittelfinger auf einen zeigt. Diesem Unglück kann man dann nur entgehen, wenn man das Tier umgehend tötet. Das ist wohl bis heute bei den Madagassen, durch ihren starken Aberglauben, üblich. Aber dazu später….
Jetzt gibt es noch ein Ameisennest zu bestaunen, hoch in den Baumwipfeln. Wie ungewohnt, haben diese Krabbler bei uns doch nur Waldbodenbauten.

Der Weg vom und zum Zuhause ist schon eine Herausforderung für diese kleinen Tierchen.
So, das war’s. Nun geht’s nach Hause…

Für alle…😄.
Und zu Hause, ist einer ganz besonders erledigt! 😆

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