Wir fahren Quad, den ganzen Tag 😎…

Nein, es soll kein 🛵 sein, kein 🏍️ und auch kein 🛺, es soll ein Quad sein. Klaus hat im Internet gelesen, wo es hier einen Verleiher mit guten Bewertungen gibt und versucht diese Adresse nun einem Tuktuk Fahrer zu verklickern. So ganz sicher ist der sich nicht, fährt aber mal los. Ne, so stimmt es nicht, Klaus muss intervenieren. Dann meint der, jetzt weiß er es. Wir sind aber wieder falsch und landen in den Karpaten.

Unser junger Fahrer diskutiert mit den Leuten hier, und jetzt hat er‘s wirklich. Wir tuckern dahin zurück, wo wir eigentlich schon waren und landen,… auf einem Schrottplatz.

Gel, da glotscht… 😳! Auch ein Verleiher ist nicht zu sehen. Ja, was will der auch hier verleihen?
Ich nehme mal das da. Nur der Besen muss noch weg. 🤭

Unser Tuktuk Fahrer telefoniert. Ist echt nett wie er sich kümmert. Und kurze Zeit später kommt ein gepflegter junger Mann und macht mit uns einen „Vertrag“ über ein Quad, das hier NICHT steht, für einen Tag.

250.000,- Ariary soll der Spaß kosten. Das sind umgerechnet etwa 52,- Euro. Ganz schön happig für madagassische Verhältnisse. Unser Verleiher telefoniert dann auch, und wieder kommt ein netter junger Mann, aber dieses Mal mit einem Quad angefahren. Okay. Wir bezahlen, und dann gibt es eine kurze Einweisung.

Viele junge Madagassen und Madagassinnen sehen sehr gut aus. Feine Gesichtszüge, gepflegtes Äußeres. So auch dieser nette Kerl. Manche junge Frau hat auch durchaus ein Modellaussehen, nur die Größe passt nicht dafür, die Menschen sind hier eher zierlich und klein. WIR sehen da wirklich gaaanz anders aus. 🤭 Der Fahrer muss einen Helm tragen, sonst gibt es Ärger mit der Polizei. Ich tu’s freiwillig, was unser Aussehen nicht wirklich verbessert…

Eher wie Hein Blöd… Egal, ich schwinge mich hinter Klaus und ab geht‘s.
Klaus hat in den frühen Morgenstunden, als er wieder mal nicht schlafen konnte, eine Rundtour ausgearbeitet. Diese Rundtour beinhaltet ALLES, was wir uns noch anschauen wollen. Wenn schon denn schon, ist seine Devise. Es muss sich ja auch lohnen. 😝 Zur angenehmen Überraschung gehört, dass hier endlich wieder Rechtsverkehr herrscht. Nicht wirklich verwunderlich, war Madagaskar doch französische Kolonie.

Ziel Nr. 1, der Berg Mont Passot. Dort oben soll es einen tollen Ausblick, auch über mehrere Kraterseen geben.
Schon nach kurzer Fahrt merkt Klaus, dass er immer mit dem linken Arm ziehen und mit dem rechten drücken muss, um nicht nach rechts von der Straße abzukommen. Das kann ja lustig werden… Verspannung vorprogrammiert!

Es dauert auch nicht lange, da reiße ich mir den Helm vom Kopf, es juckt und ist viel zu warm…

So ist es doch gleich viel angenehmer! Ansonsten sitze ich mehr auf dem Gestänge, als auf dem Rest vom Sitz. Aber mein Po ist ja guuut gepolstert. 😜

Erst ist die Straße noch gut, aber schon bald tun sich große Schlaglöcher auf, und die Fahrt wird anstrengend. Ja, deshalb sollte es ja auch ein Quad sein. Immer wieder müssen wir anhalten, weil uns eine hübsche Madagassin ein Stop Schild entgegen streckt, wegen Straßenbauarbeiten. Bei Go geht’s dann weiter. Eine intelligente Verkehrsführung, meint Klaus. Keine Ampel, die stur die vorgegebenen Zeiten einhält, nein, hier wird flexibel und nach Bedarf geregelt. Nach viel Fahrerei sind wir endlich da.

Das ist auch schön, wenn jetzt nicht das Absteigen wäre… Mit viel Gestöhne und Geschrei sortieren wir unsere Knochen. Zum Glück bleibt meine linke Wade nicht am Radkasten kleben, denn durch die aufsteigende Auspuffhitze hatte ich schon das Gefühl, die wird gegrillt. 🍖 Wie war das noch? Wenn Fleisch gut durch ist, löst es sich problemlos ab. 🫣Und auch Klaus kann sich trotz allem wieder gerade hinstellen.
Wir wackeln zum Tresen, bezahlen den Eintritt, kaufen Wasser, Cola und caramelisierte Erdnüsse und setzen uns erstmal wieder hin. 😂 Dann geht’s einen Anstieg hoch zur Aussichtsplattform.

Vorbei an bewohnten Hütten und einem stolzen Hahn.

Da ist sie, die Aussicht über die Seen und eine wunderschöne Landschaft. Die Seen sind übrigens wieder fady! Dort schweben diverse Ahnen herum, und man darf sich den Seen nur nähern, wenn man barfuß, ohne Kopfbedeckung und nackt, nur in ein Tuch gehüllt, ist. Darauf wollen wir heute mal ausnahmsweise verzichten und genießen weiter die herrliche Aussicht.

Hinter uns befindet sich ein kleines Künstlerdorf mit einigen hübschen Bildern und Souvenirs.

Wir kaufen aber nur ein klitzekleines Fläschchen mit Ylang Ylang Essenz. Wir sind hier übrigens absolut allein. Nicht ein weiterer Tourist, außer uns, ist weit und breit zu sehen. Dann laufen wir zurück zum Quad und nehmen…

Ziel Nr. 2 ins Visier, das Lemuria Land. Was soll’s da geben? Na Lemuren natürlich und Schildkröten und Schlangen und Krokodile und Chamäleons. Also gib Stoff, Klaus!

Da muss sogar der Rinderhirte die Tiere von der Straße fegen… Kurz fliegt ihm gar der Hut weg. 🫢

Upsi, wir sind ja plötzlich am Flughafen gelandet. Das war so definitiv nicht geplant. Da haben wir uns aber mächtig verfahren. 🫣 Ob wir so unser geplantes Pensum schaffen? Wir fahren mal weiter und passieren immer mehr Ylang Ylang Plantagen.

Das sind von den Philippinen während der französischen Kolonialzeit eingeführte Cananga Odorata Bäume. Die werden dann so beschnitten, dass sie knorrig und dicht über dem Boden wachsen. So können die Pflückerinnen gut an die intensiv duftenden, hellgelben Blüten herankommen.

Die werden in den sehr frühen Morgenstunden, noch in Dunkelheit, gepflückt. Es entscheidet der Duft, welche Blüten gezupft werden. Aber dazu werden wir wohl noch etwas im Lemuria Park erfahren. Jetzt passieren wir noch einen tollen Baum. Den Wollbaum, wie ich herausfinden kann.

Ich habe schon unterwegs, in weiter Ferne, immer mal einen großen, weiß blühenden Baum zwischen all den Braun- und Grüntönen gesehen. Wie ein großes Feenwesen, wunderschön. Jetzt weiß ich was das für ein Baum ist. Die Blüten sehen wie aufquellende Baumwolle aus. Jetzt aber biegen wir von der Straße ab und folgen einem Naturweg.

Auch hier passieren wir Ylang Ylang Plantagen.

Es wird immer einsamer und unwegsamer.

Doch auch hier liegen verstreute Behausungen. Und gleichzeitig schießen uns die gleichen Gedanken durch den Kopf. Wir machen gerade genau das, was man tunlichst vermeiden sollte. Wir rumpeln ganz alleine durch abwegiges Gebiet, haben keinen Einheimischen als Führer dabei und kennen den Weg nicht. Wenn jetzt jemand mit der Machete – die hat hier so ziemlich jeder – angelaufen käme, er hätte ein leichtes Spiel mit uns. Wir könnten nicht schnell wegfahren, der Weg ist eine Berg- und Talfahrt und ich steige gleich auch ab. Vielleicht kippen wir sonst noch um. Aber bisher sind alle Erwachsenen, denen wir begegnen, sehr zurückhaltend und schauen kurz vor Blickkontakt schnell weg. Nur die Kinder sind offen, neugierig und winken uns fröhlich zu. Selbst die ganz kleinen…👋.
Also, ich steige jetzt ab. Was für ein Weg!

Das kann doch gar nicht stimmen. Wäre nicht die einzige Verirrung am heutigen Tag. Da kommt ein Mädchen des Weges. Die fragen wir mal, ob‘s hier zum Lemuria Land geht? Sie winkt uns nur, wir sollen ihr folgen. Und tatsächlich…

Wir haben unser zweites Ziel erreicht. 😮‍💨 Die Schranke bleibt aber unten und Klaus ist schon ganz schief. Erstmal müssen wir bezahlen, dann geht’s durch die Schranke, und ein Park Guide wartet auch schon. Erstmal das Quad parken und Klaus vom Bock schneiden. Er ist total verspannt und weiß gar nicht so recht, wie absteigen??? Ich konnte mich die letzten 200 Meter ja schon etwas einlaufen, aber Klaus? Er schafft es dennoch und die Parkführung beginnt. 😅

Ein paar Einführungssätze zum Baum des Ylang Ylang Öls. So groß und größer kann er werden, wenn er nicht beschnitten wird. Aber dann könnte niemand mehr die Blüten ernten. Zum Ende hin, werden wir noch eine Öl Destillerie besuchen.

Noch ein paar unbeschnittene Exemplare.

Riesenbambus, der 15 cm pro Tag wächst, bis er seine Endgröße von 40 Metern erreicht hat.

Von den Galápagosinseln kommende Radiator- oder Sternschildkröten. Klein und hübsch sind sie anzuschauen, und bis zu 200 Jahre können sie alt werden. Abends müssen sie alle eingesammelt und in einen abschließbaren Käfig gebracht werden. Zu oft wurden schon Tiere entwendet.

„Schildkrötenrennstrecke“ 😂

Das da ist ein Männchen. Es hat ein Horn unterhalb des Kopf- und Halses. Bestimmt gilt auch hier wieder, der mit dem größten Hirn, ne Horn wird von den Damen bevorzugt… ?!

Das ist die kleinste ihrer Art und schon voll ausgewachsen. Niedlich.

Der Park ist sehr hübsch angelegt und top gepflegt. Doch auch hier sind wir die einzigen Besucher. Da springen uns Kattas entgegen, bleiben aber auf Distanz.

Dann geht’s zu den Chamäleons und zwar den größten auf Madagaskar. Doch erst nochmal vorbei an Madagaskars Schlangen. 🐍 Giftige sind hier nicht anzutreffen, aber diese Boa Constrictor, eine Würgeschlange, hat schon was bedrohliches.

Unser Guide erzählt uns von Schlangen, die des nachts in Hütten kriechen, sich die warmen Körper von Müttern mit Babys suchen und folgendes vollbringen: Sie stecken ihr Schwanzende in den Mund des Säuglings und gehen mit dem Kopf an die Brust der Mutter und trinken deren Milch. Sie täuschen beide vortrefflich und verlassen satt und zufrieden die Hütte. Ich kann’s ja kaum glauben, aber das soll tatsächlich vorkommen und funktionieren. Naja, die Schlange um meinen Hals fühlte sich ja auch angenehm auf der Haut an. So könnte die Täuschung gelingen 🫢. Jetzt aber zu den Farbenwechslern!

Das ist ein Männchen. Zu erkennen am Nasenhorn.

Wenn bei irgendwem Mora, Mora gelten sollte, dann hier bei diesen Vertretern. Alles vollzieht sich in absoluter Ruhe und Zeitlupe und recht emotionslos, denn die Farbe bleibt unverändert.

Sieht ja schon irgendwie witzig und runzlig aus… 😆.

Das ist das dazugehörige Weibchen. Kleiner und heller grün.
Und jetzt darf ich den Herren auf den Arm nehmen. 😃 In Zeitlupe natürlich.

Die kleinen Krallen pieken ein bisschen, ansonsten ist auch er sehr angenehm auf der Haut und schläft gleich ein… 😁.

Wieder im Gehege, geht’s im Team die Bäume hinunter, und wir schreiten zu den Krokodilen. Ja auch die leben hier auf Madagaskar und sind in Seen und Tümpeln anzutreffen.

Die will jetzt aber keiner von uns auf den Arm nehmen!!! Einmal in der Woche, immer Freitags, ist Fütterungszeit. Ganze 30 Kilo Zebu Rind verschlingt jedes der Tiere. Dennoch bekommt Klaus eines in die Hand gedrückt. Sicherheitshalber soll er das Maul zuhalten, um nicht gebissen zu werden.

Ein Baby… 🥰

Alles vorhanden, wie beim großen 🐊!

Nun wieder Lemuren. Diese Art ist ganz scharf auf Banane und vollführt regelrechte Baumakrobatik.

Sie halten sich nur mit ihren Füßchen am Ast fest und ziehen sich gekonnt wieder hoch, mit ihrem gesamtem Körpergewicht! Naja, der Schwanz hilft auch noch ein bisschen. Tolle Turner!👍

Ernster Blick, die Hand ist leer… 🤭.

Na dann, tschüss 👋

Jetzt geht’s zu Napoleon Elisabeth und Bonaparte. Zwei Riesenlandschildkröten, wie die auf den Seychellen.

Elisabeth ist 212 Jahre alt, hat während einer kriegerischen Auseinandersetzung ne Kugel abbekommen….

und ist mittlerweile erblindet. Halskratzen mag sie aber ungemein und streckt ihren Kopf in die Höhe.

Das ist Bonaparte, einiges jünger und agiler. Unser Guide hat wohl ein besonderes Fable für beide und kann sich kaum losreißen. Wir sind hingegen schon etwas Seychellen übersättigt, was die Gepanzerten angeht.

Weiter geht’s, vorbei an Jackfrucht- und Brotfruchtbäumen zur Destillerie des Ylang Ylang Öls.

Hier werden die duftenden Blüten in reinem Wasser gekocht und das oben schwimmende Öl abgeschöpft. Diese erste Charge wird ausschließlich für den Export verwendet und kommt in vielen Parfums, wie dem bekannten Chanel No.5, als liebliche Herznote zur Anwendung. Das habe ich bis eben auch nicht gewusst. 🤔 So, jetzt geht es zurück zum Quad…

und weiter zum Ziel Nr. 3, dem größten Supermarkt auf Nosy Be. Bis dahin ist es ein ganz schönes Stückchen! Aua mein Po und Klaus Schultern, Arme und Rücken… 😵‍💫. Ja, der Supermarkt ist gut sortiert und da ich einen Rucksack plus Tasche mithabe, können wir sogar etwas einkaufen. Hier gibt es endlich mal wieder Äpfel und Mohrrüben und noch das ein oder andere. Dann genehmigen wir uns noch ein leckeres Essen im angegliederten Restaurant, „La Factory“,

und Klaus versucht noch etwas Geld aus dem Geldautomaten zu bekommen. Das dauert vielleicht! Vier mal durchläuft er den Vorgang, da nur 200.000 Ariary pro Abhebung ausgespuckt werden. Nach gefühlt einer halben Stunde knattern wir weiter,

zu Ziel Nr. 4, der USHIP Chandlery. Ein Bootszubehörladen einer französischen Kette, oft gut sortiert. Jepp, auch in diesem Fall hier auf Madagaskar. Klaus möchte mal nach einem Antifouling für den Saildriveberreich und die Propeller schauen und hätte gerne noch einen weiteren Kanister für Diesel. Beides ist vorrätig, die Schutzfarbe aber leider nur in einem für uns zu großen Gebinde. Den Kanister plus Festmacherseil kaufen wir. Dann geht’s nach schräg gegenüber zur Tankstelle,

unserem Ziel Nr. 5. Hier befüllen wir den Kanister und das Quad. Nun wird der Kanister mir zur Rechten befestigt, Rucksack und Beutel kommen auf meinen Rücken und los geht’s zurück zum Schrottplatz, zurück zum Verleiher.
Vorbei an einer netten Einkaufskurve, es gibt sogar Sofas und Dekoration.

Wir stecken im Tuktuk Stau… 🤭.

Dann sind wir da, der Verleiher aber nicht. Es herrscht allgemeine Feierabendstimmung.

Wir übergeben das Fahrzeug einer Frau, die nach der Bezahlung fragt und nach dem Kraftstoff guckt. Alles ist okay, wir dürfen gehen. Am Straßenrand warten wir auf ein Tuktuk und fahren den langen Weg zurück. Zurück zur Marina, zurück zum Dinghy, zurück zu Yuti. Impressionen vom Rückweg, von Land und Leuten.

Auch an einem Tagebau kommen wir vorbei. Sehr gruselige Atmosphäre und Kinder arbeiten hier auch… Da wo es rausstaubt, ist das tiefe Loch. Da drinnen wird abgebaut.

Harte körperliche Arbeit, Dreck und viel Staub führen letzten Endes zu diesen kleinen, aufgereihten Säckchen mit kleingeklopften Steinen. Hm…

Stadt und Land im fliegenden Wechsel, doch auch der Ochsenkarren ist städtisch und das Motorrad im Dorf zu finden, manchmal. Autos, Quads und dickere Motorräder sind aber überwiegend von alten, weißen Männern besetzt.

Frisöre bieten ihre Dienste auch in der kleinsten Hütte an, und Kath wird immer und überall verkauft.

Männerrunde…

Frauentruppe…

Und dann sind wir endlich wieder zu Hause, kreuzlahm und völlig erledigt, nach einer durch viele Verirrungen gefahrene Inselumrundung. Ein kurzer Blick noch auf den Frachter im Sonnenuntergang, und wir fallen in einen tiefen und traumlosen Schlaf.

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