Schon die Nacht ist herausfordernd. Die Bridle, die die Ankerkette zur Winsch hin entlastet, reibt sich an den Leinen, die den Bugspriet halten, auf. Bugspriet ist die Verlängerungsachse für Screecher und Spinnaker. Dieses Schubbern ist extrem laut und hört sich an, als ob das Boot kaputt gerieben würde. Tatsächlich ist schon unsere Schutzummantelung der Bridle zerrieben und zerfleddert. Aber wohl zum Glück noch nicht die Leinen selbst. Das Problem müssen wir lösen, aber nun schläft Klaus endlich tief und fest. Ich muss abwägen, Bridle oder Klaus‘ Schlaf. Ich lasse Klaus schlafen.
Morgens um 7:00 Uhr zeige ich ihm den Salat und er entscheidet, der Bugspriet muss hochgeklappt, das Screecher dafür heruntergelassen werden. Okay, wird umgehend gemeinsam erledigt.

So fetzt hier der Wind…

Die Bucht gewährt nicht wirklich Schutz vor Wind und Welle. Hinzu kommt die Strömung, die sich durch die Gezeiten verstärkt.


Kommt da eine Motoryacht um die Ecke? Ne, alles bloß Felsen….
Ich vergaß zu berichten, dass wir hier eigentlich auf ein weiteres Segelboot treffen sollten, die Cielo. Australier waren gut 60 Seemeilen vor uns unterwegs und wurden natürlich auch von Des hierher geleitet. Aber keine Cielo weit und breit, komisch. Stattdessen lag hier eine Armada von Hochseefischern im Halbkreis, hell beleuchtet. Noch weiter weg, an der Hafeneinfahrt zu Maputo, lagen mindestens acht große Frachter. Heute Morgen waren alle Fischerboote weg, die Frachter noch da, die Cielo weiterhin verschwunden. Da müssen wir unbedingt Des fragen… Bloß antwortet der oft erst so spät.
So, bei all den Fragen und Unbequemlichkeiten haben wir glatt vergessen unsere Mütter anzurufen. Da ruft die meine ganz besorgt an und ist erleichtert, dass es uns soweit gut geht. Klaus‘ Mama ist hingegen nun nicht mehr erreichbar. Wartet sie vielleicht fünf Minuten und verlässt dann den Raum mit Alexa. 🤷♂️ Vielleicht klappt es später nochmal am Tag?!
Ich muss an Ron denken! Ron, der Israeli, dessen Segelboot versank. Er ist ja ehemaliger Offizier und bestimmt noch Reservist. Ob er schon im Kriegseinsatz steckt? Er käme wirklich von einer Katastrophe in die nächste Oberkatastrophe… Mir geht es nicht gut bei diesen Gedanken. Vielleicht kann uns Hürgen in Richard’s Bay etwas berichten? Er hatte recht engen Kontakt zu Ron.
Große, langgezogene Wellen ziehen unter uns hinweg. Die Abstände sind größer und so ist es nicht weiter schlimm. Allerdings ist es gut bewölkt und wir machen nicht wirklich Strom.
Da will ich heute mit dem Gasherd noch einmal ein schönes Essen fabrizieren. Die letzten Kartoffeln mit Weißkohl werden gebraten und mit Tuna aus der Dose serviert.

Mmmm, das war lecker. Nun ist Schluss mit frischen Vorräten, denn das Morgenmüsli bekam den letzten Apfel reingeschnitten. Jetzt kann die „Kühlschranktruhe“ aus.

Im Kühlschrank ist nun der Rest vom Schützenfest gelagert. 😜

Immer noch eine Notration Cola für Kläusi. 😊

Am späteren Nachmittag verschmatzen wir den Rest vom Mittagessen und zum „Nachtisch“ gibt es doch tatsächlich Ananassaft mit … Takamaka Rum, Hicks. Dann wollen wir „Open Water ll“ schauen. Passt doch irgendwie. Weiße Haie gibt es hier nämlich auch. 🦈 Wir entscheiden uns aber nochmal um, kommt irgendwie etwas flach rüber, der Film.🎥 Stattdessen schauen wir „AIR: Der große Wurf“. Ein Film über den Kampf von Nike, im Basketball Geschäft Fuß zu fassen und Michael Jordan als Werbeträger zu gewinnen.
Gut der Film! Auch gut, dass wir kein Popcorn 🍿 dabei hatten! Das wäre uns gerade so um die Ohren geflogen, bei dem Gewackel hier.
Die Nacht wird heavy! Es gibt Regen, einen Ankeralarm, Riesenwellen, die Yuti am Anker mit 5 Knoten heruntersurft und Blitz und Donner, 7 km entfernt. Ich bekomme nichts der gleichen mit, bin im absoluten Tiefschlaf. Und das, obwohl mein Badezimmer Türrahmen höllisch knackt.
Zusätzlich hört man im Hintergrund die Ankerkette knarzen. Immer wieder wird sie auf Spannung gezogen und schnalzt dann mit Yuti wieder zurück. Besorgniserregend ❗️
Klaus nimmt auch ein Video mit dem Türrahmenknacken auf und schickt es Seawind. Vielleicht haben die eine Idee, wie man das Knacken abstellen könnte, ohne den Rahmen zu zerlegen.
Es ist ganz schön frisch, kaum 20 Grad, bedeckt und regnerisch.

Wir frieren und harren der Dinge. Wann können wir weiter?

Da kommt nichts Gutes auf uns zu! Die Cielo ist übrigens doch da. Sie fanden die Stelle wo wir sind zu rollig, sie haben einen Monohull, und sind weiter bis vor Maputo geschippert. Da, wo auch die dicken Frachter liegen. Wir können nur den Mast erahnen. Ja, wollen wir auch dahin? Hm…? Das sind nochmal ca. 15 Seemeilen über schwieriges Gebiet und Des wollte das ja nicht. Wir sind alle illegal hier und sollten die Offiziellen von Maputo nicht herausfordern. Aber hier habe ich Angst um unseren Anker… ⚓️. Trotzdem, wir bleiben hier.
Eben sehe ich auch so eine Welle, die uns zum Surfen bringt. Mit 4 Knoten sausen wir sie hinunter. Was für ein Ankerplatz. 😵💫
Wind, Schwell und Strömung nehmen weiter zu. Wie an einem Gummiband werden wir hin zum Anker und von ihm weg geschnalzt. Die Kette ist aber kein Gummiband und ich schiebe schon fast Panik, dass sie reißen könnte. 😵 Könnten wir nicht den Motor anmachen und ein bisschen dagegen halten? Hm, Klaus ist unschlüssig. Nicht gut wäre es, wenn wir den Anker überholen würden… Da kracht die Kette wieder beängstigend und wir machen einen der Motoren an. Auf kleinster Stufe, mit kleinster Kraft dieseln wir gegen die Anspannung der Kette. Und, es wird zum Glück besser! ✌️ Da kann ich mich jetzt dem Essenkochen widmen. Viel Auswahl habe ich nicht. Reis oder Nudeln? Nudeln oder Reis? 🤔 Ich wähle Nudeln. Welche Sauce? Da habe ich doch noch eine Dose mit Hühnchenbolognese. Die nehme ich. Holla, die ist aber spicy! 🔥 Die kommt wohl noch aus Asien. Ich werde sie ordentlich mit Cocosmilch und Honig verdünnen. Okay, es geht so, aber im Abgang ist’s noch scharf. So what…. 😅
Ufff, was schaukelt das Boot. Es ist schwierig, sich auf den Beinen zu halten. Der Motor läuft seit Stunden und das geht so weiter, bis in die Nacht. Klaus schläft, oder so was ähnliches, immer im Salon, um schnell im Notfall reagieren zu können. Für mich wird diese Nacht eine Herausforderung. In meiner Kajüte höre ich das Reißen, Knacken, Quietschen der Ankerkette extrem laut. Dazu noch das Quietschen der Rollen, Schäkel und Leinen. Grausam! 🙉 Das wäre in Klaus‘ Masterkajüte nicht anders. Beide Betten sind viel weiter vorne und näher am Geschehen dran. Bei mir kommt nun noch das Knacken des Türrahmens obendrauf… 🙊🙉🙈. Terrible!!! Ich könnte natürlich auch im Salon schlafen. Habe ich ja auch schon öfter gemacht. Das Dumme nur, meine Seite ist abschüssig gepolstert und nach einer Nacht dort, tut mir alles weh und Verspannungen sind das Ergebnis.
Weit nach Mitternacht finde ich dann doch Schlaf bis 6:00 Uhr. Na wer sagt’s denn.
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