Der Berg ruft, der Reifen platzt, der Strom fällt aus 🥴

Guten Morgen im Paradies.

Saugemütliche Hollywoodschaukel, bestes Wetter, feines Frühstück und cooler Blick. 😎

Gestärkt und tiefenentspannt machen wir uns mit unserem „Inder“ auf den Weg. Der Swartberg Pass verbindet die kleine mit der großen Karoo, und wir wollen diese Schotterpiste über die Bergkette heute nehmen. Karoo bedeutet in der Sprache der San, die hier einmal lebten, trockenes, dürres, steiniges Land.

Suchbild: Wo sitzt der Klippschliefer?

Der Swartberg Pass ist einer der steilsten Pässe Südafrikas. 1.000 Höhenmeter bezwingt man in nur 12 Kilometern. Normalerweise… Kurz vorm Peek macht‘s Peng… ⚡️. Klaus kann gerade noch in die Straßenausbuchtung steuern und anhalten. Da offenbart sich auch schon das Desaster. Der rechte Vorderreifen ist geplatzt. Aber sowas von!

Also Internet geht hier nicht, andere Autofahrer kommen nicht vorbei, wir sind auf uns gestellt. Haben wir ein Ersatzrad? Und wenn ja, wo ist es? Ah, hinten unterm Auto.

Und wie bekommen wir das jetzt runter? Keine Ahnung! Ich suche die Bedienungsanleitung vom Auto. Nichts… Weitersuchen! Endlich, ich hab‘ sie. Ahhh, eine Kurbel muss freigelegt werden und kurbeln, kurbeln, kurbeln ist angesagt. Da kommt er… Der Rest ist klar. Wagenheber drunter, Reifen lösen und ab.

Auch beim Wagenheber muss ordentlich gekurbelt werden. Wir wechseln uns ab.

Gut dass das Ersatzrad ein Vollrad und auch gut aufgepumpt ist.

Nun kommt der Ersatzreifen wieder dran. Der geplatzte ist an drei Stellen aufgerissen, brutal.

Geschafft. In 40 Minuten haben wir den Wechsel vollzogen. Jetzt durchschnaufen, Hände abklopfen und weiter. Blöderweise haben wir jetzt Schiss, dass uns noch ein weiterer Reifen platzen könnte, denn die Schotterpiste ist herausfordernd. Die Bergwelt hingegen umso beeindruckender.

Den Peek haben wir mal geschafft, jetzt geht es runter Richtung große Karoo und Prince Albert.

Ach Gott was sind hier plötzlich für hübsche Blumen am Wegesrand. Anhalten!

Dann sehe ich ein ganzes Feld mit Proteae, der südafrikanischen Nationalblume. Fantastisch❣️

Ein Augenschmaus ist das! So eine imposante Blüte, bei all der Trockenheit. Weiter geht’s…

Jetzt wird’s aber echt karg.

Wahnsinn, wie der Fels in geschwungenen Linien zusammengepresst wurde…

Meter für Meter kurven wir runter ins Tal. Die Schotterstraße sieht gar nicht so übel aus, das täuscht aber. Immer wieder gibt es unangenehme Riffel, über die unser „Inder“ hinwegholpert. Dabei muss es mir in den Nacken gezogen sein. Ich kann meinen Kopf gerade kaum noch bewegen. 😨 Aua….

Übrigens, diese 24 km lange Passstraße entstand zwischen November 1881 und Dezember 1887 und wurde mit Hilfe von 240 Strafgefangenen vorwiegend aus Geoge und Knysna, errichtet. Die Kosten teilten sich Prince Albert und Oudtshoorn. Das teuerste war die Versorgung der Strafgefangenen. 🍗🍞🥛🫕🍌

Plötzlich quert ein Bach die Straße. Da müssen wir unbedingt halten. Das ist ja echt mal wieder paradiesisch hier❣️

Hier liegt auch wieder eine ganz besondere Stimmung in der Luft. Friedliche Lebendigkeit, wärmende Sonne, erfrischendes klares Wasser, eine schwarze Familie, die das sehr zu schätzen weiß und wir. Ich könnte wieder ewig bleiben…, aber es geht weiter.

Unten im Tal erreichen wir Prince Albert.

Ein kleines hübsches Städtchen im Tal des Anbaus und der Fülle. So hieß es 1762, als die Fläche als Farmland einem Kapholländer de Beer zugeschlagen wurde. Weinbau, Obstplantagen und Weizenfelder füllen seitdem das Tal, bewässert von Flüssen aus den Swartbergen.
In Prince Albert werden wir jetzt etwas länger Station machen, da wir nach längerem WhatsApp Hin und Her das Auto tauschen werden. Ja, nicht nur den geplatzten Reifen, sondern gleich das ganze Auto. Klaus ist froh, den blöden „Inder“ loszuwerden. 🙂 Erstmal gehen wir in einen nahegelegenen Supermarkt und wollen unsere Wasservorräte aufstocken. Plötzlich macht‘s WUM… und das Licht ist weg, wir stehen im Dunklen. Stromausfall! Sofort schalten alle Kunden auch Klaus, ihre Handylampen an und kaufen ungestört weiter ein.

Kurze Zeit später ist der Stromgenerator angeschmissen und das Licht wieder da.

Die Kühlung steht auf, die Kunden sind verschwunden… 🫢. Nein, das täuscht. Es ging und geht hier ganz normal weiter. Bei jedem Tag mit Stromausfall von bis zu 4 Stunden, ist man geübt und gelassen dazu. Dann besuchen wir ein Restaurant und lassen es uns schmecken.

Auch hier sind wieder fast alle Gebäude blütenweiß und im kapholländischen Stil errichtet.
Wir sind mit nem Mitarbeiter der Autovermietung an einer Tankstelle verabredet, um die Autos zu wechseln. Das klappt auch gut, bis er den „Inder“ genauestens in Augenschein nimmt und Schäden entdeckt, die wohl vorher nicht da waren…

Jetzt wird es unangenehm. WIR hatten keinen Unfall!, müssen aber nun einen Unfallbericht ausfüllen und unterschreiben. ✍️ Wir tun das zähneknirschend und fahren dann mit einem Haval weiter. Aber was bedeutet das jetzt? Ist die Kaution weg? Oder passiert Schlimmeres? Keine Ahnung. 🤔
Nun also ein „Chinese“. Der ist aber echt ne Klasse besser!!! Ein geräumiger SUV, mit Ledersitzen, guter Automatik und ordentlich Power unter der Haube. 👍 Apropos Chinesen, die und die Russen kaufen sich in Südafrika ein. Wie eigentlich in ganz Afrika. Aber anders als in Asien, sehe ich sie nicht. Ich sehe und höre viel Deutsch, Flämisch, Französisch, Schweizerisch und natürlich Afrikaans, die Sprache der Buren, dem Niederländischen entlehnt. Begibt man sich auf eine etwas herausfordernde Wanderung, begegnet man irgendwann fast nur noch Deutschen… 😁. Und noch etwas fällt auf. Am Rande jeder etwas größeren Stadt schließen sich Townships dem Stadtbild an. Mini kleine Wellblechhütten, dicht an dicht. Es gibt Satellitenschüsseln und Strom, eine Infrastruktur sozusagen. Es ist die am häufigsten verbreitete Lebensform der schwarzen Bevölkerung, ohne wirkliche Chance, dieser zu entrinnen.

Wir wollen nach „Hause“. Fahren jetzt aber nicht mehr über den Pass zurück, sondern machen einen Bogen zurück nach Swartberg.

Eine wunderbar geteerte Straße führt uns durch malerische Berglandschaften.

Bunte Felsenabschnitte verzaubern uns am Straßenrand.
Township

Am Ende wird’s etwas besser. Ist das wohl „Sozialer Wohnungsbau „???

Oder ist das etwa eine verlasse Cowboy Stadt??
Etwas missmutig wegen der Beule im Auto und Schmerz geplagt, wegen meines Nackens, tuckern wir gen Swartberg Country Manor. Und wie wir dieses Fleckchen Erde wieder erreichen, fällt augenblicklich alles von mir ab, bis auf die Nackenverspannung. Unglaublich, was für eine positive, entspannende Atmosphäre hier herrscht. Wunderbar 🤗. Ein hervorragendes Abendessen beschließt diesen aufregenden Tag, und ich esse ein fantastisches Straußensteak. Das wollte ich immer schon mal wieder essen…😋.

LEKKA 😁

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