
Tja, die letzte Etappe steht an, bevor wir wieder nach Kapstadt zurückkehren werden. Es geht hoch zum letzten Zipfel der Cederberge, nach Clanwilliam. Ein kleiner Ort, der etwa genauso viele Einwohner hat wie Altrip und zu den ältesten Orten Südafrikas gehört. Er ist Mittelpunkt des Rotbusch Teeanbaus und Ausgangspunkt für tolle Entdeckungstouren, wie zum Beispiel die Felsenmalereien der alten San, der Buschleute lang vergangener Zeiten.

Immer der Nase nach, durch endlose Weiten…

Da läuft doch tatsächlich jemand zu Fuß.

Was sind das denn für Zipfel? Kosackenzipfel?? Nee, hier werden aus dem Weizenstroh keine Rechteckballen oder Wagenräder gepresst sondern Dreiecke, lustig.

Die Landschaft beeindruckt mich und die Wolken erst! Ich kann kaum aufhören, Fotos zu schießen.


Und einfach so im Nirgendwo, ein paar Baracken und spielende Kinder.


Durch diese Allee noch hindurch, dann sind wir da, in Clanwilliam.


Aha…


Hmmm…

Also hübsch ist was anderes! Und aussteigen wollen wir hier auch eher nicht. Der Ort ist in schwarzer Hand, die Gebäude zweckmäßig. Und wo ist unser Yellow Aloe Guesthouse? Daaa, Park Street 1.

Aha…


Boah…


Wie hübsch ist das denn? 😃



Unser Gastgeber ist ein Schweizer in unserem Alter, der dieses Kleinod zusammen mit seiner Frau betreibt. Er begrüßt uns herzlich, informiert über Ausflugsmöglichkeiten und gibt Restaurantempfehlungen ab. Für ein Essen im nahegelegenen Luxus Ressort bräuchten wir eine Anmeldung. Er bucht für morgen Abend einen Tisch. Toll! Für heute langt‘s, es geht aufs Zimmer und bald ins Bett.
Am nächsten Morgen genießen wir ein herrliches Frühstück mit Ausblick ins Paradies.

Bevor die Eierspeisen serviert werden, muss ich den Garten Eden in Augenschein nehmen. Der ist ja riesig❣️



Und mit ganz viel Liebe zum Detail, aufs Feinste dekoriert❣️





Das Gelände ist sooo groß, dass ich mich verlaufe und nicht mehr den Weg zurück finde. Meine Eierspeisen werden kalt… 😝


Ein Mitarbeiter führt mich zurück 🤓.


Uff, ich habe es geschafft!!! Und mein Omelette ist auch noch da.

Was steckt für eine unglaubliche Arbeit in diesem Garten Eden! Ich kann es erahnen! Gestärkt für den Tag brechen wir auf, den Sevilla Rock Art Trail zu erkunden. Dieses private Gelände befindet sich zwischen Clanwilliam und Wupperthal. Echt jetzt! Los geht’s, über Wüstenstraßen und am Clanwilliam Staudamm vorbei.





Wir sind da, bei Traveller’s Rest, und wie im alten Wilden Westen der USA, werden wir begrüßt von Windrad und altem Pick-up.

Wir bezahlen unser Eintrittsgeld und starten eine spannende Schnitzeljagd. 5 km lang ist der Rundweg und führt an 9 Stationen vorbei, mit Zeichnungen im Alter von 8.000 bis 800 Jahren. Wo sind die, den Weg weisenden Fußspuren, wo die alten, an die Felsen gemalten Kunstwerke?? Die „Jagd“ beginnt…


Es geht durch weitläufiges Buschland und über Stock und Stein.






Dann, die ersten Zeichnungen…

Eine größere Gruppe Menschen im Kreis, über älteren, verwitterten Malereien.



Wir wandern, kraxeln und suchen weiter…

Wir sind es nicht! Ansonsten sind wir weit und breit allein unterwegs. Das ist schön! So ist es still und wie aus der Zeit gefallen. Beim nächsten Werk muss ich auf den Boden.






Lassen wir uns Zeit, entdecken wir hunderte von verblichenen Hinterlassenschaften. Sie stammen von den San, den Buschmenschen lang vergangener Zeiten. Was hat sie bewogen? Was wollten sie von sich weitergeben? Was ausdrücken? Man weiß es nicht wirklich und kann zu träumen beginnen.


Was könnte diese Gruppe darstellen? Giraffen? Nein, tanzende Frauen! Man achte auf die ausgeprägten Waden und Popos und den kleinen hochsitzenden Busen. Mindestens eine der Tänzerinnen könnte schwanger sein…



Ein Fels wie ein Herz aus Stein. 🩶 Und weitere Zeichnungen von gestern, vorgestern und vor- vorgestern…


Jetzt gibt’s Hände, viele Hände…

Nun geht’s zurück.

Der Farm Stall erwartet uns,

dort gibt‘s was zu trinken und zu essen. Das wissen aber auch zwei Baustellenwächter, eine Frau und ein Mann, Schwarze. Sie bitten uns, ihnen etwas zu trinken zu holen. Okay, Cola soll es sein… Als sie merken, wir werden das tun, hätten sie auch gerne noch etwas zu essen. 😳 Na gut. Was denn? Irgendwas… Wir gehen rein in den Farm Stall und berichten den weißen Betreibern von unserem Vorhaben. Sie sind gar nicht begeistert. Wir sollen Platz nehmen und bestellen… Der jungen, schwarzen Bedienung erzählen wir von den beiden Bittstellern da draußen. Die bekommt einen regelrechten Lachkrampf und stampft mit den Füßen. Dann fragt sie unter Tränen, was „unsere“ Leute denn gerne so hätten??? Ja, Cola und Sandwiches vielleicht? Sie kugelt sich wieder vor Lachen, nimmt dann noch unsere Bestellung auf und geht grinsend und kopfschüttelnd in die Küche. Hm, wir bleiben verdattert zurück…

Dann bekommen wir unsere Kleinigkeiten und einen großen Beutel mit 1 1/2 Liter Cola und zwei fetten Sandwiches. Die bringe ich mal eben raus, der Mann wartet schon und freut sich! Danach fahren wir zurück. Die beiden Baustellenwächter strahlen und bedanken sich.


Heute Abend hat unser Gastvater, wie versprochen, einen Tisch in der Cederberg Ridge Wilderness Lodge gebucht. Dinner im 5 * Haus. Was das wohl gibt??? Wir fahren mal hin. Das Tor ist verschlossen. Wir drücken den Button, schildern unser Anliegen und werden eingelassen.

Nein, wir werden nicht zum Tisch geleitet, sondern für einen Cocktail auf die Seitenterrasse gebeten. Aber, aber, so etwas hatten wir gar nicht vor! Doch wir fügen uns in unser Schicksal,


genießen die tolle Aussicht, den empfohlenen Cocktail und sau leckere Gemüsechips. Das dauert. Eile hat hier niemand. Es ist sehr gechillt! Da entdecke ich mega hübsche Bäume. Sie erinnern mich ein wenig an die Baobabs von Madagaskar. Die muss ich mir von Nahem ansehen!

Drei Exemplare begeistern mich! Sowohl die Krone, als auch der farbige Stamm.


Die sind ja wohl wunderschön ❣️ Ich muss nachher mal fragen, was das für Bäume sind.

So, jetzt geht’s zu Tisch. 🍽️ 🍷

Im Hintergrund wieder ein Baum mit den beeindruckenden Nestern der Masken Weber.

Beide bestellen wir ein ganzes Menü. Es werden kleine, feine Portionen sein. Nur eines irritiert uns sehr! Nirgendwo finden wir Preise. Auweia, das wird bestimmt teuer. Zumindest ist alles sehr lecker! Sterneküche eben. 😋 Apropos Sterne… Nach dem Dinner, wenn die Sonne vollständig untergegangen ist, wird vom Haus eine Sternenkunde angeboten. Wir dürfen als Outsider teilnehmen, kostenlos. 🤩 Aber was sind denn das nun für Bäume, die ich fotografiert habe? Erstmal hat keiner ne Ahnung. Es wird in der gesamten Belegschaft nachgefragt. Einer weiß es. Das sind Kokabooms, sie werden auch Quiver Trees / Köcherbäume genannt. Okay, dann weiß ich jetzt Bescheid. 👍 Bevor es zum Sternegucken geht, hat es noch Zeit, und wir nehmen mit unseren Getränken am Feuerplatz Platz, welches umgehend für uns entzündet wird.


Welch ein Luxus! Wohlgemerkt, wir sind keine Hotelgäste. Doch plötzlich geht die Bewässerungsanlage an und wir sind umzingelt von Wasserspritzern. Es gibt kein Entrinnen, auch nicht vor den Wassertropfen…

Nach 15 Minuten ist der Spuk zu Ende. Dann gehen wir, leicht durchfeuchtet, zum Sternegucken. Uns wird, von einem Einheimischen, sehr informativ der Sternenhimmel über Südafrika erklärt. Es ist ja alles etwas anders als unter europäischem Himmel! Dann erfahren wir noch etwas über den Roibuschtee-Anbau. Der Anbau gelingt nur und ausschließlich hier in Südafrika und nur in dem Gebiet um Clanwilliam, in den Cederbergen. Der braunrote Busch braucht sandigen Boden, heiße, trockene Sommer, kalte regenreiche Winter, mindestens 450 Höhenmeter und „koffie klips“. Das sind kaffeebohnenartige, rotbraune Steinchen. Je mehr, desto besser wird das Teearoma. Verarbeitet wird fast alles in Clanwilliam und 90 Prozent der Ernte wird exportiert. Mehr als die Hälfte geht nach Deutschland. So angefüllt mit neuem Wissen und fein gefüllten Mägen wagen wir uns jetzt mal an die Rezeption, um zu zahlen. 50,- Euro umgerechnet für uns beide zusammen, inclusive Trinkgeld, kostet uns dieser herrliche Abend. Das ist wenig! Ich glaube, die haben die Cocktails vergessen… 🤭. Glücklich und zufrieden fallen wir in unser weiches Bett.
Am heutigen Tag wollen wir einer weiteren Empfehlung unseres Hoteliers folgen und in die Cederberge klettern, um einen Wasserfall zu bestaunen. Also ab durch die Mitte.

Da oben müssen wir rauf. An der Mautstelle werden wir argwöhnisch beäugt. Zweifel kommen auf, ob unserer Fitness und der zu erwartenden Hitze. 32 Grad sind für heute angesagt. Der wärmste Tag der Woche. 🥵 Wir lassen uns nicht verschrecken und stiefeln los.

Ist das etwa schon die Todeszone? ☠️

Apropos, Cederberge… Wo sind denn nun eigentlich die Cedern??? Es gibt kaum noch welche. Fast alle wurden in der Vergangenheit abgeholzt und zu Baumaterial, alten Truhen und unzähligen Telefonmasten verarbeitet. Einige krumme Exemplare zieren noch die ansonsten kahlen Steinhänge. So what… Wir kraxeln weiter und finden Blumen am Wegesrand, Trockenblumen.



Eine Fetthenne schafft‘s hier auch noch.


Ein gutes Stückchen ist es wohl noch, ne Stunde sind wir schon unterwegs.


Der wird ja wohl nicht gerade jetzt abbrechen???
Dann können wir ihn sehen, den Wasserfall, gleich ist es geschafft.


Nach 1 1/2 Stunden haben wir unser Tagesziel erreicht. Wow, ist das hier ein wunderbares Fleckchen Natur. Sooo ein schöner, verwunschener Wasserfall❣️

Und wir sind ganz allein, traumhaft❣️ Fast. Ist das ein verzauberter Prinz?


Huch, da ist er ja, der Prinz. 👑


Es ist einfach herrlich❣️Tolles klares, kühles Wasser, strahlende Sonne nur zum Schwimmen ist das Becken zu flach. Das macht aber gar nichts! Wir sonnen uns auf sonnengewärmten Steinen und kühlen uns im frischen Wasser ab. Äpfel, Yoghurtdrinks und Wasser sind im Gepäck und werden verschmaust.

Auch in der kleinsten Fuge wächst und gedeiht es.

Nach einer Stunde machen wir uns schweren Herzens wieder auf den Rückweg.


Tschau, tschau, du schöner Fall. 👋


Nach weiteren 1 1/2 Stunden sind wir dann wieder unten.


Geschafft aber glücklich schmeißen wir uns in unseren Chinesen und holpern zurück. Das heißt, wir „fliegen“ fast zurück. Denn abgeschaut von den einheimischen Autofahrern, geben wir neuerdings auch ordentlich Gas und „fliegen“ mit bis zu 70 Sachen über die Pisten. Da holpert es fast gar nicht mehr. Nur in den Kurven muss man gut aufpassen, dass man nicht aus der Kurve „schwimmt“! Wir kommen wohlbehalten zurück, futtern dieses Mal in einer Pizzeria über ner Tanke (nicht schlecht!) und fallen erledigt in unsere Betten.
Ein letztes Frühstück im Paradies, ein kleiner Einkauf im Guesthouse,


dann checken wir aus, unterhalten uns aber noch eine Weile mit unserem Hotelier. Tja, der möchte eigentlich bald verkaufen. Er möchte hier nicht alt werden… Er ist aber schon alt, hm 🤔. In die Schweiz soll es aber nicht zurückgehen. Er lässt aber schon durchblicken, dass das Leben als weißer Unternehmer kein Zuckerschlecken ist. Apartheid umgekehrt… Ihm wurde schon zwei mal unrechtmäßig das Wasser abgestellt. Bei der zuständigen Behörde zuckte man nur mit den Schultern und meinte, er sei ja ein Weißer, er fände schon eine Lösung. Peng❗️ Dann die unsichere Stromversorgung und vieles andere… Alle politischen Positionen sind schwarz besetzt. Oft von Menschen, die weder ihr Land kennen, noch wirklich gebildet dafür sind. Korruption und Vetternwirtschaft sind an der Tagesordnung. Warum arbeiten sich die Menschen nicht durch Bildung aus ihrer Misere heraus?, meine Frage. Das Leben in den Townships sei sehr hart. Dort lebt der Großteil der schwarzen Bevölkerung. Viele Kinder haben durch Aids ihre Eltern verloren, Schulbesuch ist trotz Schulpflicht kein Thema. Viele Eltern achten nicht auf den Schulbesuch ihrer Kinder. Der Staat kontrolliert ebenfalls nicht, zahlt aber für jedes Kind Kindergeld. Klar, dass es da viele Kinder gibt. Ist das Kindergeld doch oft das einzige Einkommen. Angeblich soll ja die Arbeitslosigkeit bei 50 Prozent liegen. Unvorstellbar. Auch hier in Clanwilliam, trotz der Jobs in der Teeindustrie, haben wir sehr, sehr viele junge Menschen ziellos herumlaufen sehen, oder in Gruppen abhängend, beobachtet. Auch hier sind die Zukunftsaussichten eher düster. Echt schade, bei diesem schönen Land! Wir verabschieden uns nun und machen uns auf den Weg zurück nach Hout Bay, zurück zu Yuti.

Der Tafelberg begrüßt uns schon.



Dann sind wir da und staunen über den Trubel im Hafen von Hout Bay. Zig Fischerboote haben festgemacht, sind vom Fischfang auf hoher See zurück. Auch das gesunkene Schiff ist verschwunden und Fischkutter haben dort festgemacht.




Yuti erwartet uns, steht gut da und wird nochmal für eine Nacht unser zu Hause sein. Dann geht’s zum Flughafen und ab nach Deutschland. Weihnachten 🎄und Silvester 💥 stehen an, und Familie und Freunde erwarten uns ungeduldig. Über ein Jahr waren wir nicht zu Hause…
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