Samstag, 24. Februar 2024,
11. Tag auf See
Meinen Teil der Nachtwache dehne ich nochmal aus, bis in den frühen Morgen. Habe ich doch gestern Abend ein Tütchen Koffeinsaft geschlürft und werde nun überhaupt nicht mehr müde. Klaus braucht Schlaf! Er telefonierte gestern Abend noch lange mit seiner Schwester Karin. Wenn ihn doch bloß nicht alle paar Stunden seine Blase drängen würden, auf die Toilette zu gehen… Aber, er schläft glücklicherweise immer wieder ein.
Um 3:40 Uhr ist Schluß, jetzt gehe ich schlafen. Schnarch 😴 ….
8:00 Uhr, bin wieder an Deck. Die Besegelung muss geändert werden. Der Wind lässt immer mehr nach, das Jib muss rein, das Screecher raus. Leider kann sich der Wind wieder mal nicht entscheiden, und wir gehen auf W wie Windsteuerung.
Immer mehr Boote der World ARC brechen auf nach Cabedelo.

Was sagt mein Schlappen dazu? Gar nichts, er macht den Abgang, ganz von alleine 🩴.

9:30 Uhr, der Tachoblick verrät, weitere 122 NM sind geschafft. Gar nicht so übel. Übrigens, das Meerwasser soll schon wieder 35 Grad haben, schwitz. Auch wird es kontinuierlich warm und schwüler. 😅 Der Wind schläft jetzt schon ein, wir segeln nur noch 3 bis 5 Knoten schnell, bzw. langsam.
Was gibt es denn heute aus der Küche? Haferflocken-Ei-Käseomelette mit Rotebeete-Couscous-Salat. Das schmeckt nicht schlecht und macht gut satt.
Der Wind nimmt zur Nacht hin wieder etwas zu, und wir segeln nicht wirklich in die richtige Richtung… 🤫
Sonntag, 25. Februar 2024,
12. Tag auf See
Wir segeln in die völlig falsche Richtung. Der Wind hatte gedreht, war aber zu stark, um das Screecher auf die andere Seite zu holen. So musste der Kurs immer wieder geändert werden, die falsche Richtung entstand. Gut zu erkennen auf unserer Trackinglinie.

7:30 Uhr, jetzt reichts, jetzt muss gehandelt werden! Mit guter Vorbereitung und dem richtigen Moment, ziehen wir das Manöver durch. Es klappt prima! Jetzt können wir wieder Kurs nehmen und der kleine Haken entsteht, s.o.. Gleich stehen wieder unsere Mütter auf der Leitung und dann? Dann werden die Meilen abgelesen.
9:30 Uhr, 124 NM, gut! 👌
Bis jetzt haben wir uns 1.399 NM ersegelt, bleiben noch +/- 400 NM zu überwinden. Bis zum 1. März sind es noch 5 Tage, jepp, das sollte zu schaffen sein. Allerdings erwartet uns ja noch die flautige Zeit, und unsere Umwege, bzw. Abwege sind nicht mitgerechnet.
Zum späten Frühstück mache ich heute mal süßen Haferflocken-Crumble mit Apfelmus. Wer will, kann auch noch Rosinen dazu nehmen…
Was sagt mein Fuß? Ich mag schon gar nichts mehr dazu schreiben, nur ein Wort: SCHEISSE!
Klaus‘ Schwester Sabine gibt den Tipp, die eventuell verklebten Faszien zu bearbeiten. Also immer schön rein mit dem Daumen, bis es quietscht. 🥴 Nein, rein in den Schmerz und warten bis er nachlässt. Da ich durchaus Anhängerin der Faszienarbeit bin, mache ich mich gleich mal ran an den Fuß. Jetzt, 1 1/2 Stunden später, halte ich es vor Schmerzen kaum noch aus und auftreten geht fast gar nicht mehr. Aua aua aua 😩. Eine IBU muss helfen….
Uiuiui, Yuno hält heute den 2. Weltkrieg für uns parat. Der Weg dorthin, über die Weimarer Republik, lässt uns erschauern. Mit einem scheelen Blick schauen wir auf Heute. Klaus kommuniziert ja regelmäßig mit Tristan, dem Engländer. Er und Weendy sind seit gestern on the way, von St. Helena nach Brasilien. Klaus meint heute zu ihm, Mensch der Churchill, der war wirklich ein toller Staatenlenker. Er war der einzige Europäer, der sich Hitler in den Weg stellte. Und wen haben wir? Wir haben Olaf Scholz… Keinen weiteren Kommentar. 🫣
Da erfreut uns doch ganz plötzlich, ein kleines Stückchen Regenbogen. 🌈

Zur Abwechslung mal ein paar mehr Farben als blau, hellblau, graublau, dunkelblau, weißblau und türkisblau.
Und schon geht es wieder in die Nacht. Da auch jetzt der Wind eher instabil ist, was seine Richtung betrifft, gehen wir abermals auf Windsteuerung. Schwierig ist, dass wir ja dann keinen einheitlichen Kurs segeln und der Tanker, der hinter uns herkommt, uns nicht gut einschätzen kann. Er ist nur 10 Knoten schnell, und es wird noch 2 bis 3 Stunden dauern, bis er uns hat. Dann, passend gegen 22:00 Uhr, soll eine größere Regenzelle bei uns vorbeischauen. Da könnten dann mehrere ungünstige Situationen zusammenkommen. Fazit, ich muss gut aufpassen‼️Okay Kapitän, habe verstanden 🫡.
Klaus schläft, ich nicht! 😁 Ziemlich genau mit Einsetzen des Regens, gegen 22:00 Uhr, das Schiff hat uns noch nicht passiert, gibt es einen lauten Schlag und ein metallisches Geklöder. Erschrocken schaue ich nach vorne aus dem Fenster, das Screecher schlägt hin und her. Klaus, Klaus, wach auf‼️Irgendetwas ist passiert‼️ Ich weiß immer noch nicht was eigentlich??? Klaus sieht’s sofort. Die Halterung des Bugspriets ist aus dem Rumpf gerissen und alles schlägt hin und her. Das Segel ist nicht mehr auf Spannung.
Zum Verständnis:

Vorne das eingerollte Jib, hinten das Screecher, befestigt an der „Verlängerungsstange“, dem Bugspriet. Seitlich ist dieses Bugspriet mit 2 Dyneemaleinen rechts und links an den Rümpfen, mit jeweils einer Edelstahlplatte, der sogenannten Augplatte, befestigt. Diese Augplatte rechts ist rausgerissen, das Bugspriet taumelt hin und her, das Screecher kann nicht mehr eingerollt werden. Ich soll es augenblicklich runter lassen, oben vom Mast. Klaus steht vorne und versucht es mit seinen Händen einzufangen, 66 Quadratmeter Segel…😱. Beide Motoren laufen volle Kraft voraus, um den Wind abzuschwächen. Es regnet immer stärker, es ist dunkel und es schaukelt hin und her. Hoffentlich reißt ihn das Segel nicht auch noch über Bord!!! Dann soll ich das Segel ganz schnell runterlassen, schreit er. Okay, nichts wie runter damit. Es ist unten. Ich humpel vor, und wir versuchen das Segel etwas zusammenzufassen und mit Leinen auf dem Trampolin zu sichern. Wir sind rattennass, alles ist rutschig. Und der Frachter? Wo ist der? Der ist noch weit weg, sage ich einfach so. Ich weiß es nicht… Das Segel ist gesichert, Klaus braucht nun eine Taschenlampe, um sich den Schaden am Rumpf anzusehen. 🔦 Ich hole sie, kann aber echt nicht mehr viel erkennen, die Brille ist verregnet, die Augen brennen vom Salzwasser, der Fuß? Naja…. Okay, die Augplatte ist rausgerissen, wir haben jetzt Löcher im Rumpf, und zwar eher unter der Wasserlinie. Läuft jetzt das Boot voll? 😱😱 Wir eilen zurück ins Trockene, müssen aber erstmal die triefenden Klamotten von uns schmeißen. Ein Blick in die Bilge gibt die erste Entwarnung. Da läuft nichts erkennbar rein. Jetzt müssen wir hinter meinem Klo den Schapp ausräumen, um hineinzuklettern und durchs Guckloch in die Crashbox der Rumpfspitze schauen zu können. Macht Klaus, er kann aber nichts erkennen.

Kein Wasser, aber auch keine Gegenmontage der Augplatte. Okay?! Auch ist am Boden des Schapps nochmal eine kleine Luke, wo wir reinschauen können. Da verläuft die Entwässerungsmontage für die Bugspitze,

die aber eigentlich zugedreht sein sollte. Sie ist geöffnet, aber auch da kommt kein Wasser heraus. Gut. 😌 Jetzt müssen wir uns erst einmal sammeln. Mittlerweile schüttet es wie aus Kübeln. Morgen müssen wir mit Seawind und Mike über unser neues, großes Problem sprechen. Klaus braucht Fotos und schlägt sich nochmals nach vorne durch.



Die ist ja gar nicht rausgerissen, die Verschraubung ist abgebrochen… 😔. Wo sitzt denn nur die Gegenplatte und die Muttern?? Wir müssen morgen, bei Helligkeit, nochmal alles kontrollieren und mit Seawind Kontakt aufnehmen. Subito! Nun schießen die Gedanken ins Kraut, wie ist d a s bloß zu reparieren????? Soviel vorne weg, heute Nacht machen wir fast kein Auge mehr zu. 😥
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