Langsam, seeehr langsam…
Montag, 26. Februar 2024,
13. Tag auf See
Was für eine Nacht! Klaus kommt höchstens auf eine Stunde Schlaf. Ich vielleicht auf drei, oder so…?! Und das Frachtschiff?? Das ist ganz locker hinter uns durchgefahren.
Klaus kann nicht abschalten, und er whatsApped mit Mike, dem Seawind Boss. Es ist sagenhaft, wie schnell er sich in einem Notfall umgehend zurückmeldet und kümmert❗️So etwas gibt es wohl auch nur bei Seawind!?! Er fragt all die Stellen ab, wo nun Wasser eintreten könnte. Klaus kann Entwarnung geben, kein Wassereintritt. Dann bekommt Klaus noch ein Foto von ihm, wo die Gegenmontage der Augplatte sein soll.

Ohje, unter der Bodenverglasung. 😞 Die müsste dann herausgeschnitten werden, und ob dann ein kleiner, sehr schlanker Mensch da überhaupt herankäme?? Stöhn… 😮💨.
9:30 Uhr, der Tacho wird abgelesen. 104 nautische Meilen sind dazugekommen. Immerhin, und das ohne Screecher.
Neben diesem Desaster, prasseln jetzt auch noch andere Probleme des Lebens auf uns ein. Meine Mutti hat kein Internet mehr und kann nicht mehr mit dem Handy telefonieren, sprich, auch ich kann sie nicht mehr wie gewohnt erreichen. Diese Nachricht übermittle mir Janek. Okay… Ich rufe sie über unser Satellitentelefon an, bekomme aber nur die Mailbox ihrer Festnetznummer und spreche drauf. Handy ausschalten, warten, dann mit der PIN neu starten. Wird sie es schaffen??? Kleiner Blick in die Zukunft, n e i n. 🫤
Ein weiteres Problem kommt von unserer kleinen Supermarktimmobilie in Neuhofen. Ista kann die Wärmezähler nicht tauschen, die Absperrventile sind defekt. Wir kontaktieren die Hausverwaltung. Die hat nichts besseres zu tun, als uns mitzuteilen, das wäre nicht ihre Sache, da es sich hierbei nicht um Gemeinschaftseigentum handelt. Punkt. Wen sollen wir jetzt bitte beauftragen, vom Atlantik aus??? Grrrrrrr…
Zurück zu unserem Screecher, dass da liegt im Wald allein? Nein, aber zusammengeknüllt auf dem rechten Trampolin. Wir versuchen es nun etwas besser zusammenzufalten. Schwierig, sehr schwierig, ist es doch länger als das gesamte Boot.
Sooo, nun haben wir den nächsten Haufen produziert, bloß auf dem anderen Trampolin. Puhhhh 😕.

So kann es aber auch nicht lange bleiben!
Wir haben Hunger! Heute gibt es aus der Kombüse nur Spaghetti Bolognese mit Käseraspeln. Zum Nachtisch, Naturjoghurt mit Honig und dem letzten Apfelkompott.
Wir sind echt erschöpft! Gestern Nacht völlig durchnässt und in Angst das Boot könnte volllaufen und jetzt durchgeschwitzt und s e h r müde.
Mittlerweile ist unser Jib wieder draußen und wir juckeln mit 3 Knoten in der Spitze voran. Dann telefonieren, whatsAppen und e-Mailen wir uns die Finger wund. Mit Mike und dem Customer Service von Seawind, mit Janek, später noch mit meinem Bruder wegen Mutti, erneut mit dem Verwalter von Neuhofen und mit einem Heizungs-Wasserinstallateur aus Ludwigshafen und mit Larissa, die gerade in Mannheim beim Frisör sitzt. Grins 😊. Ach, und natürlich mit Elisabeth, der Reiseorganisatorin für unsere Brasilientour. Können wir diese Reise zum geplanten Termin überhaupt antreten? Wir hocken ja nun so ziemlich in einer Blackbox. Wie kann repariert werden? Wo kann repariert werden?? Wann kann repariert werden??? Wer kann überhaupt reparieren???? Fragen über Fragen malträtieren unsere Gehirnwindungen 🧠 😵💫. Apropos Elisabeth, Elisabeth meldet sich schon länger nicht mehr. Schon eine Woche nicht mehr! Davor war schon mal eine Woche Sendepause, wegen Krankheit. Hat sie vielleicht Denguefieber??? Oh, oh, oh,…
Na, wir machen mal wieder eine Runde Yuno.
Deutschland verliert den zweiten Weltkrieg… 💣
Zum Glück haben wir zum Tagesabschluss, noch einen schönen, versöhnlichen Abendhimmel❣️

Obwohl, vorne rechts warten schon ergiebige Regenwolken auf uns… ☔️.

Dienstag, 27. Februar 2024,
14. Tag auf See
Wir nähern uns langsam aber sicher der Küste. Das ist deutlich zu merken an der Zahl der Seevögel, die sich auf unserem Boot einfinden.



Er ist eindeutig der Star dieser Runde und weiß es auch❣️.
Noch haben wir aber 5 Kilometer Wasser unter und etliche vor uns.
Von Seawind erfahren wir, dass sie sich um unser Problem kümmern und sich so schnell wie möglich mit einem Reparaturwegweiser bei uns melden. Gut!
6:20 Uhr, wir scheinen uns gerade in einer Konvergenzzone zu bewegen. Wind von vorne UND Wind von hinten, gleichzeitig! Auch der Äquator schickt seine Vorboten zu uns. Immer und immer wieder ergießen sich kräftige Schauer über uns. Dann kommt die Sonne wieder hervor, manchmal auch beides gleichzeitig. Regenbogen sind dann das schöne Ergebnis.

9:30 Uhr, was sagt der Meilenzähler?
57 Meilen sagt er. Oh, oh, oh, schlappe Sache. Wir fahren auch nur noch knappe 2 Knoten, pfffff….
Jetzt, um kurz vor 12:00 Uhr, holen wir das Groß raus, täräää 🥳. Nur bis Reff 3 ziehen wir es hoch, um gewappnet zu sein für all die Regenwolken, die noch kommen könnten. Und zack, da haben wir einen guten Knoten mehr ❣️
Ich muss wohl leider das Seitenfenster in der 3. Kabine offen gelassen haben 🙄. Jetzt ist da alles ziemlich nass und unter Wasser. Zum Glück ist’s nur Regenwasser! Die Sonne scheint gerade, ich kann die durchweichten Polster draußen trocknen lassen. Es ist aber ordentlich schwül, ähnlich wie bei unserer ersten Zeit auf Phuket. Entweder wir sind regendurchweicht, oder uns rinnt die Schwitze den Rücken herunter, iiiiiii 😓.
Aktion Screecher: Wir wickeln das Screecher wieder aus, fädeln es am Bugspriet Furler ein und ziehen es hoch, so der Plan, Teil 1. Dafür muss natürlich der Bugspriet erstmal wieder behelfsmäßig befestigt werden. Okay. Nun kann ich das Segel per Winsch hochziehen. Das Fall verdreht sich dabei fürchterlich und ich warne. Klaus ruft hoch, zack, zack. Also gut. Es ist oben und kann nun kurz trocknen. Da schon wieder dunkle Regenwolken antanzen, müssen wir das Segel flott einrollen. Also los, Teil 2. Da der Furler etwas schief hängt, dreht sich das Segel zu einer krumpeligen Wurst. 🫢 Auch nicht gut, aber so isses jetzt. So, und nun muss diese lange, krumpelige Wurst wieder vom Mast runtergelassen werden. Mein Job, Teil 3. Sie geht aber nicht runter, kein Stückchen. Klaus hängt sich dran, nichts passiert. Auweia ❗️ Da muss ich wohl mit ran! All unsere Kilos werfen wir in den Ring, bzw. auf die Segelwurst und jetzt geht’s… 😮💨. Die Verdrehungen des Falls oben am Mast, wirkten wie eine Bremse. Die Wurst ist unten und wird nun noch in ihre Segeltasche verpackt und in der Bugluke verstaut. Wir sind fix und fertig❗️
Erst segeln wir noch mit dem Jib in die Nacht, holen es aber bald wieder rein, da es eigentlich nur nervig hin und her scheppert. Wir fahren mit Motor und Strömung und kommen immerhin auf durchschnittlich 6 Knoten, mal kurz…
Ein paar schöne Mondmomente versüßen mir die Nachtwache.


Na denn bis morgen…
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