1 1/2 Tage sind wir unterwegs, mit 2 Flugzeugen, einem Auto und einem Boot, bis wir die Lodge in Amazonia erreichen.

Erst fliegen wir von Foz do Iguaçu nach São Paulo, haben aber schon beim Start zum ersten Mal Verspätung. Alle Mitreisenden mit Folgeflügen werden nervös. Wir auch etwas… Es geht aber alles gut, wir erreichen noch vor Boarding das neue Gate und besteigen das zweite Flugzeug. Jetzt erleben wir die 2. Verspätung mit Folgen für unser Nervensystem. Wir sind umringt von Familien mit kleinen Kindern, sehr kleinen Kindern. Wir sitzen angeschnallt und aufrecht in unseren Sitzen und warten auf den Start. Das Kind vor uns, ein süßes Mädchen von 2-3 Jahren soll auch auf ihrem Sitz angeschnallt sitzen. Das will sie aber nicht, sie will auf Mamas Schoß! Die Stewardessen verlangen das Sitzen auf ihrem Sitz, bis das Flugzeug gestartet ist und seine Flughöhe erreicht hat. Es startet aber nicht und sie will nicht sitzen. Sie schreit, schreit mittlerweile aus Leibeskräften und windet sich immer wieder aus ihrem Anschnallgurt heraus. Minuten später hat sie sich so eingeschrieen, dass auch das verbotene auf den Schoß nehmen der Mutter und auch des gegenüber sitzenden Vaters nichts mehr nützen. Sie schreit des Schreiens wegen. Bis wir starten vergehen laaange 45 Minuten… Hinter uns sitzt ein Elternpaar mit Baby, welches mit einem eigens mitgenommenen Bespaßungsprogramm auf dem IPad bei Laune gehalten wird. Lalalalalalaaa, lalalaa, lalaaalala… , Peng, Peng, Krach, Knack, (die härteren Videos werden aufgefahren, das Schreien vorne muss überstimmt werden) Lach, wirf hoch das Kind und Landung in Klaus Rückenlehne, auaaa…. 🙈🙉🙊 Ich muss mir teils die Ohren zuhalten. Alle anderen Fluggäste, die Maschine ist gerammelt voll, bleiben ruhig und gelassen. Ich bekomme zappelige Beine 😣. Nach einer knappen Stunde schläft das Schreimädchen ein und das Baby hinter uns schaut sein 4. Video… Wir sind mittlerweile in der Luft, und einige Fluggäste fangen an zu schnäuzen, zu husten und zu niesen. 😖 Hinter uns sitzt noch eine junge Frau, die die restlichen 3 Stunden des Fluges ihre Nase hochrotzt. Furchtbar‼️‼️‼️Wir erreichen Manaus mit 50 Minuten Verspätung. Auch das Gepäck lässt lange auf sich warten. Mein neuer Militärrucksack, hoffentlich kommt der auch. 🙏 Er kommt, auch Klaus‘ Tasche ist da. Noch im Flugzeug sitzend, informiert Klaus mit einer Notfallnummer unseren Abholer über unsere Verspätung. Kein Problem, er wisse Bescheid und warte auf uns. Sehr schön 👍! Endlich sind wir draußen und werden von einem englisch sprechenden Brasilianer empfangen. Er sprudelt auf uns ein, während er uns zu unserem Hotel bringt. Es ist dunkel und kurz vor 21:00 Uhr. Wie lange bleiben wir in Manaus, der 3 Millionenmetropole? Ach nur bis morgen Vormittag? Wir müssten uns unbedingt noch die Altstadt anschauen, die Oper besuchen und, und, und… Jooo, wir schauen morgen mal aus dem Fenster, ich glaube wir sehen dann schon alles. Und so ist es auch. Wir haben von unserem Zimmer aus einen guten Blick über die Altstadt.


Über diesen schwarzen Fluss werden wir später noch zur Lodge tuckern. Nach einem guten Frühstück packen wir unsere 7 Sachen zusammen und warten in der Lobby auf unsere Abholung. Da steht sie schon da, die Chefin der Lodge höchstpersönlich. Sie, Fabiola und ihr Sohn holen uns mit ihrem Pick-up, einem Chrysler, ab. Wie jetzt? Nur uns beide? Ja! Nur uns beide. 😳 Wir dachten da würde eine ganze Gruppe Gäste abgeholt werden. Auch an unseren vorherigen Destinationen hatten wir nie damit gerechnet einen Guide für uns ganz allein zu haben. Tsss … Wir und unser Gepäck nehmen Platz, und werden nun 2 Stunden durchs Land zum Hafen chauffiert, um von dort mit dem Boot weitergebracht zu werden. Es geht durch Manaus und aus Manaus heraus, …



über eine 3 km lange, den Rio Negro überspannende Brücke.




Hinter der Brücke wird es ländlich und die Natur üppig. Der Sohnemann, noch nicht ganz der Pubertät entwachsen, klappt seine Rückenlehne nach hinten und pennt ein. Dummerweise sitzt Klaus hinter ihm und muss seine Beine nun schräg stellen. 😏

Sonst ist die Fahrt bisher ganz angenehm und Fabiola kann sogar Deutsch! Sie hat eine deutsche Freundin und eine in der Schweiz und war auch eine Zeit lang in der Schweiz auf einer Schule. Na prima ☺️. Aber ich glaube, zu viel Unterhaltung ist jetzt nicht gewünscht, sie muss sich aufs Fahren konzentrieren. Ihr Sohn kann weder Deutsch noch Englisch und schläft ja auch sowieso… 😴.

Dann tauchen rechts und links Ziegeleien auf, viele Ziegeleien mit Brennöfen und rauchenden Schornsteinen.



So oder so ähnlich, hat es vielleicht vor 100 Jahren bei uns in Altrip in der Ziegeleistraße mal ausgesehen?

Die Natur jenseits des Straßenrandes wird üppiger.


Nach 1 1/2 Stunden verlassen wir die gut ausgebaute Straße und biegen auf eine lehmige Feldwegstraße ein. 8 Kilometer furchtbar holpernde, mit tiefen Schlaglöchern gespickte Piste steht uns nun bevor. Eine echte Herausforderung für Mensch und Material!

Einfachste Behausungen säumen diesen Katastrophenweg.






Junior ist wieder erwacht und hat seinen Sitz zurückgedreht, da erreichen wir den „Hafen“.


Ein kräftiger und etwas grimmig dreinschauender Mitarbeiter Fabiolas erwartet uns und trägt unser Gepäck an Bord. Er wird uns als Nixon vorgestellt und stammt aus Peru.

Zeitgleich holt Junior auf Geheiß seiner Mama Hundefutter aus dem Kofferraum und füttert die herbeistürmenden, herrenlosen Hunde. Dann nehmen auch wir auf dem Bötchen Platz, Fabiola ebenfalls und begeben uns auf eine zwanzigminütige Flussfahrt, auf einem Nebenarm des Rio Negros, zur Lodge.

Der Sohn bleibt an Land und fährt mit dem Auto von dannen. Eine Straße zur Lodge gibt es nicht. Die Lodge ist ausschließlich über den Fluss erreichbar und liegt am buchstäblichen A…. der Welt.
Und ab geht die Post…

Wir genießen die Fahrt übers Wasser.






Manch Anblick erinnert mich an das Deadvlei in der Wüste Namibias, nur dass die toten Bäume hier im Wasser stehen.




Mal ist der Wasserarm enger, mal weiter,…

mal mit Gegenverkehr, …

mal geht’s an einem Friedhof vorbei.

Dann sind wir da. 😁




Zwei Haushunde begrüßen uns kläffend. Wobei, eigentlich nur einer, der andere zieht das ausruhende Nickerchen vor.

Aber wer ist denn das? Das ist die Wollaffenmama Frieda, mit ihrem Söhnchen. Sie empfängt uns neugierig❣️Sie hat wohl schon vor Jahren beschlossen, in der unmittelbaren Nähe zur Lodge zu wohnen, sagt Fabiola. Der Kindsvater turne auch irgendwo herum, mag aber seinen Sohn nicht. 🤨 Der wird ihm halt bald zum Konkurrenten.

Fabiola weist uns erstmal ein, nachdem sie uns einen Cashewsaft zur Begrüßung gereicht hat. Also, nicht die Wildtiere anfassen und auf gar keinen Fall füttern. Immer die Tür zur Hütte geschlossen halten, die Affen schnappen sich alles, was sie nur kriegen können! Okay. ✅ Aber nicht anfassen? 😔 Wenn sie doch zu einem kommen? Nun ja, sie muss es uns halt so sagen, der Staat legt Wert darauf die Wildnis wild zu lassen. Ich verstehe. 😉 Und um Punkt 13:00 Uhr gibt es Mittag, um 19:00 Uhr Abendessen und um 8:00 Uhr Frühstück. Sie schlagen dann jeweils die Glocke. 🔔 Okay. ✅ Dann wird uns noch Germano vorgestellt, wohl auch ein enger Mitarbeiter und Guide aus Peru. Und ihr Mann? Der taucht ja wohl auch noch auf? Jetzt zeigt uns Nixon die Schlafstätte.

Ach was ist das idyllisch❣️❣️❣️Wir bekommen die Hütte mit der Nummer 2.


Aha, wir wohnen also in Pepes Hütte.

Tzzz, Frieda kommt einfach hinter uns her. 😄 Und ihr Junge hält sich gut gesichert an ihr fest. Eine „Hand“ an der rechten Popobacke und der Schwanz um ihren Schwanz gewickelt. Sie guckt mich nicht direkt an und tut ganz beiläufig😆. Na dann will ich mal flott in der Hütte verschwinden und die Türe schließen. Wenige Minuten später geht die Tür auf und Frieda sitzt affenschnell mit ihrem Sohn auf meinem Bett. 😳



Nein, natürlich nicht! Raus mit euch!

Sie gehen aber nicht. Schschsch, bringt gar nichts, hingehen auch nicht, am Arm ziehen auch nicht wirklich, doch, plötzlich springt sie mit ihm raus. Ach du meine Güte! Dass wir die Tür auch abschließen müssen, hatte Fabiola aber nicht gesagt. 🤪

Draußen schleicht sie sich schnell wieder an…
Damit bin ich dann auch gemeint. Ich kann mich gar nicht losreißen, von dieser süßen Mutter mit Kind❣️Also dichter dran an Natur und Tieren, können wir nun wirklich kaum noch sein. Aber ich muss jetzt rein, um noch ein paar Tierchen rauszubugsieren. Eine große schwarze Fliege muss weg, und im Bad entdecken wir eine ganz kleine, durchsichtige Babyeidechse und in der Dusche einen klitzekleinen herumhüpfenden Frosch. Alles mein Job. 😅 Geschafft. ✅ Ja, die Hütte ist geräumig, aber recht einfach. Das lütte Bad, naja,


etwas unter dem Durchschnitt. Aber was soll’s. Überall pulsiert das Dschungelleben. Es piept, rasselt, pfeift, bellt und quakt. Trotzdem sind wir auf den Betten liegend, den Standventilator zu uns gerichtet, eingeratzt. Da geht die Glocke 🔔. Mittagessen! Wir laufen zur offenen Speisehütte und finden das:

Stimmt nicht ganz, als wir kommen sind die Teller noch leer. Auf einem langen Tisch stehen ein paar Schüsselchen und Platten mit dem, was wir uns dann auf die Teller gegeben haben. Dazu noch einmal Cashewsaft und zum Nachtisch Schokoladeneis. Alles ist frisch und selbstgemacht, Bohnen, Maniok, Reis, Salat, Fisch. Das Eis von 100% echter Kakaobohne, ist von Fabiola fabriziert. Es schmeckt alles super und ist obendrein noch gesund. Klaus’ Schwester Sabine hätte an diesem Essen ihre große Freude. Wir aber auch❣️Doch wo sind denn die anderen Gäste? Nee, keine anderen Gäste, nur wir. 😳 Alles ist nur für uns gemacht. 😁 Das hatten wir auch schon mal in Namibia, grins. Wie damals dort, so ist jetzt auch hier Nebensaison. Fabiola und Nixon sitzen auf einer Bank im Raum, unterhalten sich leise und achten auf uns, falls wir etwas wünschen. Etwas komisch das Ganze! Nixon sagt, wir könnten nachher in der Meditationshütte in den Hängematten chillen. Das werden wir tun. Da kommt ein großer, roter Papagei geflogen und hopst in den Küchenbereich, von wo er lautstark vertrieben wird. Eine Sekunde nachdem wir mit dem Essen fertig sind, wird alles zackigst ab- und weggeräumt. Nixon kündigt noch unseren Nachmittagsausflug „Bootstour über den Fluss“ an, Treffen um Punkt 15:15 Uhr in der Empfangshütte. Aye, aye, Captain🫡!


Fabiola meinte noch, dass es hier, am Rio Negro, fast keine Mücken gäbe. Nicht so wie am schlammigen Amazonas. Das wäre ja schön. Dafür finde ich eine interessante Raupe auf dem Geländer.



Pünktlich um 15:15 Uhr starten wir mit Nixon am Ruder und Germano als Guide unsere Flusstour. Das Ziel ist, raus aus dem Flussarm bis zum Rio Negro.


Wir sind mit einem der Boote ohne Dach unterwegs, und dahinten kommt schon ordentlich was runter.


Wieso ist der Fluss denn eigentlich so schwarz? Sein Wasser hat einen sehr hohen Gehalt an Huminsäuren und Fulvosäuren, die die Schwärze des Wassers erzeugen. Der Regen wäscht diese Säuren aus den stark ausgelaugten, sandigen Böden heraus und schwämmt sie in den Fluss. Er entspringt dem Bergland Kolumbiens, fließt durch Brasilien und mündet im Amazonas. Das Wasser ist zwar schwarz gefärbt, aber durchsichtig. Es ist sehr nährstoffarm und beherbergt so gut wie keine Mückenlarven. Die Region gilt als Malaria frei. Wenn das schwarze Wasser auf das Schlammwasser des Amazonas trifft, kann man den Unterschied noch über 30 km sehen.

Dann erzählt uns Germano noch, dass es letztes Jahr im Oktober, ein fast nie dagewesenes Niedrigwasser gab. In den Monaten davor, gab es die niedrigsten Niederschlagsmengen seit 1980, und der Fluss zog sich auf seinen ursprünglichen Verlauf zurück. Überall wo wir jetzt Wasser sehen, war nichts mehr. Der Fluss als Verkehrsweg funktionierte nicht mehr, die einzelnen Dörfer waren voneinander abgeschnitten, die Wasserversorgung war unterbrochen, und viele Fische und Flussdelfine starben. Forscher meinten, El Niño könnte der Grund für die Misere gewesen sein. Und das, wo doch der Rio Negro als der sechst wasserreichste Fluss der Welt gilt.
Jetzt fahren wir wieder in einen Flussarm hinein, auf der Suche nach Faultieren. Faultiere sind strenge Einzelgänger, und Germano gibt immer wieder einen bestimmten Pfeifton von sich. Der soll dem eines Faultieres ähneln und dieses aus seiner Ruhe reißen. Erstmal sehen wir aber kein Faultier, eher tolle, im Wasser stehende Bäume, ein paar kleine, graue, kompakte Delphine und diese im Wasser schwimmende Bar. 😝





Das Wasser, einSpiegel…. Der Baum hohl und doch lebendig.



Das hellgrüne Gras, wilder weißer Reis.

Und dann, Nixon sieht es als erster, ein Faultier ganz weit oben im Baum.

Man kann dieses Tier wirklich nur erahnen. Die Dreifingerfaultiere

gehören aber zu Brasiliens Regenwald, wie die Paranussbäume. Diese sehr gerade wachsenden, bis zu 55 Meter hoch werdenden Bäume, überragen alle anderen. Sitzt das Faultier in so einem Baum, ist es aus der Ferne gut zu erkennen.
Der Regen kommt uns näher…

Wir machen die Biege und schaffen es zurück, bevor es richtig runter macht.


Zum Abschluss tuckern wir noch durch ein überflutetes Wäldchen, was ich besonders mag, denn es hat Magie!



Und da sind wir wieder❣️

Schnell noch in die Hängematten, bevor das Abendbrotglöckchen läutet.

Hier, in der offenen Meditationshütte ist es am besten auszuhalten. Ich darf nämlich nicht unerwähnt lassen, dass es hier keinerlei Winde gibt, außer vielleicht selbst gemachte… 🤭. Nee, es ist absolut windstill und heiß und schwül. Tages- und Nachttemperatur gleichen sich, auch das Wasser bietet keine Abkühlung. Durch fehlende Temperaturunterschiede gibt’s auch keine spürbare Windentwicklung. Nur das Fahren mit den Booten bringt wenigstens etwas Fahrtwind. Klaus möchte am liebsten immer nur Boot fahren. 🫠 Aber nun bimmelt die Glocke. Es gibt Bohnensuppe mit eigens gebackenen Brötchen, Salat, Reis, Kartoffelbrei und Rindfleisch, sehr fein. Zum Nachtisch steht Bananenkompott bereit und ein ungesüßter Obstsaft. Lecker. 😋 Und nun? Es wird abgeräumt und gefegt, und wir wackeln zurück zu Pepes Hütte.
Licht aus, Ventilator an und gute Nacht. Die Tiere der Nacht „singen“ uns ihr Lied, aber ganz schön laut… 😴😴
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