Die Dschungelwanderung steht an. Wer kommt alles mit? Alle! Aber wirklich! Wir 8 Gäste, Germano, seine 2 Hunde, 1 Wildschwein und Frieda mit Sohn und Mann. Echt jetzt? Ja, echt! Gleich bei unserem Aufbruch, direkt an der Lodge

beginnt der Einstieg in den Regenwald. Es liegt Spannung in der Luft. Die Hunde stürmen voraus, gefolgt von einem der Wildschweine. 🐗

Die Affen folgen uns von Baum zu Baum. Welch illustre Wandergruppe❣️


Alle kennen den Weg, nur wir 8 stolpern unwissend hinterher. Es geht sofort rein ins Unterholz, Germano ist in Tarnkleidung und mit Machete vorne weg. Cooool 😎.


Es ist so lustig! Das Schwein fällt immer mal wieder zurück, will hier und da schnüffeln und suchen, den Popo schubbern, schaut dann hoch und rennt ohne Rücksicht auf Verluste wieder vor, bis zu Germano. Es möchte immer hinter Germano laufen! Oder mit den Hunden toben. Unglaublich!!


Auch Frieda mit ihrem Sohn behält uns gut im Auge und passt zusätzlich noch auf, dass ihr der Kindsvater nicht zu nahe kommt. Jedenfalls raschelt es über unseren Köpfen gewaltig.
Und dann macht der Regenwald seinem Namen alle Ehre! Es beginnt erst leicht, dann stärker und schließlich sintflutartig an zu regnen. Egal, wir stapfen weiter.

Es dauert gar nicht lange, da schleppen wir den halben Urwaldboden unter unseren Schuhen mit. Was ein Brabsel!

Germano hat uns einiges zu erzählen und zu zeigen. Zikadenbehausungen, Pilze, giftige und essbare, wie kommt man zu Wasser (wenn es nicht gerade so regnet wie heute) und, und, und…

Den sollte man lieber nicht essen, er trägt aber ein ganz besonders entzückendes Prêt-à-porter Röckchen.

Der Boden ist übersäht von diesen Matschhaufen. Es sind Wurmnester. Aha! Sieht eher wie schleimige Ausscheidungen aus. 🙊

Was ist das? Eine Riesenraupe? Nein! Ein umgekippter Palmenstamm mit seinen gegen Fressfeinde entwickelten Schutzstacheln.

Und das ist eine Wasserliane. Sie ist voller kühlem, klaren, sauberen Wassers. Wie kommt man dran? Mann macht 2 Hiebe, am oberen und dann am unteren Sprossenabschnitt, um das Wasser herauszuquetschen. Pro Meter gibt es ca. 200 ml Wasser. Wieder was gelernt. Bei Regen wie diesem, kann man die Stiele von Palmenwedeln, wie Regenrinnen aneinandersetzen, um das Regenwasser an einen anderen Ort zu leiten. Die Wedel, beziehungsweise die Blätter können als Regenschutz herhalten.

Meine Herren, was ist das denn???

Das sind Zikadennester! Sind sie oben geöffnet, sind die Zikaden geschlüpft, wie beim hinteren Nest. Sind sie geschlossen, hocken die Zikaden noch drinnen. Nach dem sichtbaren Teil, geht es noch einen Meter in die Tiefe. Wow! Übrigens, wir sind nass bis unter die Haut. Wir haben Wasser in den Schuhen, in den Augen, durch die Brillen ist nicht mehr viel zu erkennen, nasser geht’s nimmer! Kann man diese Pilze nun essen?

Wir sollen probieren. Jetzt ist auch schon alles egal. Wir probieren alle. Sie schmecken gut, nach Champignons. Und diese?

Ich weiß es nicht mehr, habe nicht zugehört, Wasser im Ohr… 🙉. Es gibt aber noch was anderes zu probieren. Germano schlägt mit seiner Machete etwas Nussartiges auf, drinnen hockt ne dicke, fette, weiße Made. Wer probiert? Ähhh, Klaus? Drei Maden sind im Angebot. Klaus bekommt eine, eins der japanischen Mädchen und deren Mutter auch. Hamm, und weg damit. Klaus ist begeistert!!! Die schmeckt wirklich gut! Irgendwie nach Kokos, lecker. 😋 Darauf jetzt ein Kaugummi. Germano schlägt leicht an den Stamm einer Kaugummi-Palme und sofort tritt ein weißer Saft heraus. Abwischen, in den Mund stecken und taraaa, da ist ein kleines Kaugummi im Mund. Toll! Klaus meint trocken (auf Englisch) und jetzt machen wir alle eine Blase. Germano lacht sich kaputt. 😂 Er bekommt sich kaum wieder ein. 🤣 Nicht vergessen, es schüttet ohne Unterlass. Die Affenfamilie hat sich übrigens schon länger verabschiedet. Den Wollaffen war das mit dem Regen wohl doch nicht so genehm. Tja, das ganze Wollkostüm wieder trocken bekommen, ist ja auch ne Aufgabe. Aber das Schwein ist nach wie vor mit dabei, wie auch die Hunde. Sollte Germano verlustig gehen, das Leben ist ja voller Überraschungen, dann sollen wir uns an das Schwein halten, das kenne den Weg. Okay 😆! Dann gibt es noch eine kleine Einweisung ins Dschungeltelefon.
Und das Schwein wartet ergeben auf seinen Herrn. 😆 Ist doch echt süß ❣️ Also, wir schlagen niemals nur einmal, das Geräusch könnte auch durch etwas anderes hervorgerufen werden. Wenn wir „telefonieren“ wollen, dann immer mehrmals klopfen. 4 mal bedeutet also „Hilfe“. Aber bei so einem Regen heißt es eher, kein Anschluss unter dieser Nummer. Es ist einfach zu laut. So, und nun reicht‘s, wir wollen nach Hause, bevor wir noch alle verschrumpelt sind.

Wir stolpern, rutschen und schliddern zurück. Vorbei an weiteren Pilzen, an hunderttausend Termitenbauten und treu dabei, das Schwein.

Gut 2 Stunden hat dieses Nassabenteuer gedauert. Aber nicht umsonst heißt der Regenwald, Regenwald! Wieder zu Hause heißt es raus aus den Klamotten, irgendwie aufhängen und über Stühle drapieren, und den Ventilator davor laufenlassen. Puhhh, ob wir die noch vor morgen Mittag trocken bekommen? Dann heißt es nämlich Schluß, Ende, Aus, es geht zurück nach Manaus. Da läutet auch schon die Mittagessensglocke, heute schon um 12:00 Uhr! Später geht’s zum Piranha-Angeln. Bei dem Wetter? Abwarten! Nach dem Essen, in der Hütte, hört der Ventilator plötzlich auf zu ventilieren. Stromausfall! Stromschwankungen hatten wir schon von Anbeginn, aber nun scheint es länger zu dauern…
Es klart tatsächlich auf und wir treffen uns wieder bei der Empfangsüberdachung. Die wird übrigens gerade neu eingedeckt. Alle 3 bis 5 Jahre muss das gemacht werden, dann sind die Palmblätter durch. Klaus sitzt schon abholbereit dort, und mit ihm einer der Haushunde.

Sie verstehen sich wortlos und gähnen gemeinsam. Achtung, Maulsperre… 🥱.


Wir besteigen allesamt, ohne den Hund, mit Nixon und Germano ein größeres Boot. Jeder von uns bekommt eine Weidenangelrute, mit umwickelter Schnur und nem Haken in die Hand gedrückt, und Nixon steuert uns zum ersten Angelplatz, zwischen Bäumen und Sträuchern.


Diese dicken schwarzen Kugeln im Geäst sind übrigens keine Vogelnester, wie ich zuerst dachte, sondern Schwämme. Aha.

Und nun, die Haken mit Hühnchenstückchen bestücken, raus damit und warten…



Eine der Japanerinnen ist die erste, die einen Piranha herauszieht. Großes Lobgeschrei von uns allen setzt ein. 👏

Ah die Mama hatte das Anglerglück. Germano zeigt uns allen das gefangene Exemplar und demonstriert seine Beißfähigkeit.




Im gesamten Amazonasgebiet gibt es Piranhas. Sie sind aber für den Menschen nicht gefährlich, sagt Germano. Wir stehen nicht auf ihrem Speiseplan. Anderslautende Geschichten entstammen Hollywoods Gruselkabinett. Na gut. Nun ziehen auch die anderen nach und nach einen Piranha heraus. Alle sind klein, manche noch kleiner. Alle landen sie in einem Eimer.

Nixon zieht nen etwas größeren heraus, passt zu ihm.

Klaus wird langsam zappelig, hat doch immer noch keiner bei ihm gebissen. Die meisten knabbern nur den Köder ab und verschwinden dann wieder. Da beißt bei mir etwas an. Ich ziehe mit Kraft die Angelschnur heraus und der Fang klatscht mir erstmal gegen den Kopf. 😝 Und? Es ist kein Piranha! Es ist ein größerer, gestreifter Fisch. Den Namen verstehe ich nicht (Agacu?), doch Nixon freut sich. Da ist mehr dran und lecker schmeckt der auch. Applaus 👏 .


Klaus und andere warten derweil immer noch auf einen Fang…

Wir wechseln den Angelplatz. Alle Angeln hoch, es geht weiter.


Festmachen bitte…

Und wieder heißt es, alle Angeln raus. Der weitere Erfolg hält sich in Grenzen. Dann kommt aber was ganz anderes angeschwomnen…., ein Hund. 😳 Ganz plötzlich ist er da, wie aus dem Nichts und will ins Boot. Germano, merke ich, ist das gar nicht recht, aber der Japaner hat ihn schon ins Boot gezogen. Der Hund freut sich und macht sich gleich über die Köderdosen her. Geschrei, Handgemenge, fehlt nur noch, dass wir alle umkippen. Nein, das passiert nicht, der Hund beruhigt sich und jault nur noch leise vor sich hin.

Dann brechen wir auf, mindestens 8 Fische sind im Eimer, die sollen dann heute noch auf den Grill.

Klaus hatte heute kein Anglerglück und muss das jetzt erstmal verdauen. Dem Japaner und seinen Töchtern ging es nicht anders. Doch ich muss sagen, das war ein richtig schöner und lustiger Ausflug und hatte für uns alle etwas Verbindendes❣️ Es geht aber nicht direkt nach Hause, der Hund wird erst noch weggebracht. Wie auch immer, Germano und Nixon wissen, wo sie ihn hinbringen müssen. Gut. 👍
Wir sind wieder zurück. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Ist der Strom wieder da? In der Hütte stellen wir fest, … nein, der Strom ist nicht wieder da. Na super, die Klamotten sind noch triefend nass und mein Handy müsste ich auch mal wieder laden. Pas de chance. 😕 Wir legen uns auf die Betten und warten auf das Abendbrotglöckchen. Langsam verabschiedet sich das Tageslicht, der Strom bleibt weg, in der dunklen Hütte wird es dunkler.

Komisch, dass die keinen Notstromaggregat haben? 🤔 Das Glöckchen klingelt. Im allerletzten Tageslicht laufen wir zur Speisehütte. Auch dort gibt’s kein Licht, kein Aggregat brummt. Ein Handy und 2 Taschenlämpchen leuchten verzagt vor sich hin. Wir 4 Deutschen setzen uns jetzt zusammen, um uns gegenseitig zu leuchten. Erst später bringt Nixon endlich ein paar Kerzen für die Tische. Unser Tischnachbar ist etwas verdattert. Er brauche Strom für die Nacht, schläft er doch mit Atemmaske wegen seiner Atemaussetzer. Hm, ob das noch was wird. Fabiola, Nixon oder Germano äußern sich gar nicht zur Situation. Nur so viel, die ganze Region hat keinen Strom. Ende der Information. Wir konzentrieren uns erstmal auf das Essen. Die Mengen sind überschaubar, oft ist das ein oder andere genau abgezählt. Zum Beispiel 8 Brötchen zur Suppe, 8 Spiegeleier zum Frühstück, 8 Minischälchen Nachtisch. Wer sich da zu viel Zeit lässt, könnte auch schon mal bei den Süßkartoffelpommes leer ausgehen. Es wird nicht nachgefüllt. Stattdessen sehr schnell abgeräumt. 😶 Die gefangenen Fische gibt es nicht. Doch heute bleiben wir 4 einfach etwas länger sitzen. In unseren Hütten haben wir kein Kerzenlicht, kein gar nichts. Die Japaner sind da besser ausgerüstet. Sie haben ne fette Powerbank samt Lichtstrahler, sauber!👌 Nixon kommt an unseren Tisch und knallt mir das Gästebuch vor den Latz. Hoppla… Ich schreibe mein Sprüchlein, aber auf Deutsch, hö,hö,hö. Fabiola kann ja ein bisschen. Dann tapern auch wir 4 langsam und vorsichtig, im stockdunklen, zu unseren Hütten. Nicht ganz ungefährlich! Nichts wird uns mit auf den Weg gegeben. Keine Kerzen, keine Taschenlampen, nichts. Auch unser Tischnachbar muss die Nacht ohne Atemmaske überstehen. Die nassen Kleider bleiben nass. Wir versuchen uns im Dunklen zu waschen, unsere Handys haben nicht mehr viel Power. Es ist kurz nach 20:00 Uhr, wir liegen auf unseren Betten, es ist warm und schwitzig, und wir lauschen den Geräuschen der Nacht. Zikaden, Brüllaffen, Vögel und Papageien haben noch was zu sagen. Auch die Hunde unterhalten sich eine Weile, dann schlafen wir ein.
Nächster Morgen. Die Sonne scheint, der Strom ist noch immer weg, Frieda versucht sich an unserer Tür. Sie ist abgeschlossen. 😅 Wir machen uns fertig, packen zusammen und werden uns nach dem Frühstück Müllsäcke geben lassen, für unsere nassen Sachen. Eigentlich ist alles mehr oder weniger nass, klamm, feucht. Zurück in Cabedelo werde ich einen großen Sack Wäsche zum Waschen bringen müssen. Aber flott, denn das nächste Projekt wartet schon auf uns, das Beachen des Bootes mit den notwendigen Reparaturen. Uns ist schon ganz mulmig zumute. 😣
Ein letztes Frühstück, Verabschiedung von den anderen Gästen, die Papageine geben uns ein letztes Geleit, …



und dann bringen uns Nixon und Fabiola den gleichen Weg wieder zurück, den wir gekommen waren.

Dieser Flussarm ist einfach wunderschön.
Gesichter, die uns in Erinnerung bleiben werden:





Ohne diese Geschöpfe, wäre alles nichts. Sie bringen Freude, Farbe, Neugierde und Freundlichkeit in die Lodge. Wir werden sie vermissen.
Es geht zurück, 20 Minuten übers Wasser, 8 Kilometer über die schrecklichste „Straße“ der Welt und 11/2 Stunden über die Schnellstraße und Brücke zurück nach Manaus, zum Flughafen. Unterwegs muss Klaus doch noch fragen, warum sie keinen Notstromaggregat haben, für Stromausfälle wie diesen? Doch, doch, den haben sie selbstverständlich, antwortet Fabiola, doch der war dann auch plötzlich und unerwartet kaputt. Murphys Gesetz! Aber heute soll die Stromversorgung wieder stehen und ein Reparateur für ihr Aggregat käme auch noch vorbei. Na dann wird’s ja wieder laufen. Wir verabschieden uns herzlich und schlendern in den Flughafen hinein. Nun werden wir den ganzen, lieben langen Tag, bis in die frühen Morgenstunden des nächsten (2:00 Uhr) warten müssen, bis unser Flug nach Recife starten wird. Leben auf dem Flughafen… Aber mehr dazu dann morgen, oder übermorgen, oder überübermorgen …. 👋…. 👋
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