Einen Tag lasse ich die gewaschene Wäsche unkontrolliert. Dann will ich sie heute wegsortieren und stellen fest, ein großes Badehandtuch fehlt und unsere beiden Malediven-Tücher, die wir als Sofaschutz verwendeten und uns immer an die wunderschöne Zeit auf den Malediven erinnerten, auch.

Als Geschenke waren sie uns ans Herz gewachsen. Und nun sind sie weg. 😭 Dafür haben wir ein Sportshirt dazubekommen. Das passt uns aber nicht, es ist für schmale Leute… Ich laufe zur Wäscherei und beklage mein Leid. Die Frau dort reagiert ziemlich gelangweilt und fühlt sich bei ihrem Handyspiel gestört. Sie hat hier nichts zurückbekommen und mit dem T-Shirt kann sie auch nichts anfangen. Ich könnte ja die Tage nochmal vorbeikommen und nachfragen. Im Übrigen war SIE nicht da, als ich die Wäsche brachte, und ihre Kollegin arbeite halt schlecht. Peng ❗️ Danke ❗️
Also Freundlichkeit geht anders!
Klaus versucht die bestellten Relais auszulösen. Er hat alle gewünschten Papiere an den FedEx Chef vor Ort gesendet, bekommt aber keinerlei Rückmeldung. Per Zufall, wir wollen in die Stadt Saint George und dort ins Haus der Schokolade, laufen wir am FedEx Gebäude vorbei.

Sollen wir mal reingehen und fragen? Jepp, das machen wir. Zwei stoische Damen meinen, dass Klaus die ausgefüllten Formulare im Original vorbeibringen müsse. Sie hätten nichts bekommen vom Chef, und ohne Originale passiere hier sowieso nichts. Aber der Chef hat doch alles! Der Chef ist aber nicht da. Irgendwie unverschämt, oder?! Also nix mit Saint George und dem Haus der Schokolade. Wir laufen zurück zum Boot um die Originale zu holen. Vor allem das Papier vom Zoll, welches Klaus auch nur unter Mühen bekam, um die Sendung zollfrei herauszubekommen. Genervt vom Dauergehupe der Taxis, bleibe ich jetzt an Bord, Klaus zuckelt nochmals los. Die Taxis hupen wieder, sind aber echt viel zu teuer. Dann im FedEx Büro, ich bin ja zum Glück nicht mit dabei, meint die eine Frau, ja, sie schicke die Papiere jetzt per Internet, ha, ha, ha, zum Zoll, da gibt es dann eine ID-Nummer, dann wird eine Rechnung erstellt, die muss bezahlt werden💸, und dann vielleicht, gibt es die Relais. Klaus kocht vor Wut 🤬😠😡😤 und hat keine Lust mehr auf die Karibik und würde am liebsten ablegen und weg. Scheiß Karibik, scheiß Grenada! Man kommt sich vor wie ein wandelndes Portemonnaie, in das ständig und obendrein noch unfreundlich reingegriffen wird. Und die Leute hier sind arrogant, gelangweilt. Tja, ein wirklich anderes Klima, was uns hier entgegenschlägt. Zunehmend fühlen wir uns bestätigt, die Karibik auszulassen! Mit was für Menschen haben wir es denn hier eigentlich zu tun? Die Bevölkerung ist schwarz. Wieder sind es Nachfahren von verschleppten Sklaven aus Afrika. Nur 0,4% sind Nachfahren der Franzosen und Engländer, und noch weniger Nachfahren gibt es von der Urbevölkerung, den Kariben. Die Besitzenden oder Yachtis/Touristen, für die sie arbeiten, sind wieder fast nur Weiße. Zum ersten Mal erleben wir hier diesen latenten Unmut uns Weißen gegenüber.
Der Inselstaat Grenada gehört zur Inselgruppe der Kleinen Antillen und ist der südlichste Staat „über dem Wind“. Grenada misst gerade mal 344 Quadratkilometer und ist damit kleiner als Bremen. Ungefähr 313.000 Einwohner verzeichnet die Insel, 85% sind Christen, diesmal aber mehr Protestanten als Katholiken. Auch als Gewürzinsel hat Grenada Bekanntheit erlangt. Wächst und gedeiht auf dem fruchtbaren Boden doch so allerhand. Zimt, Nelken, Ingwer, Muskatnuss, Kakao, Bananen, Mangos, Papayas, Avocados, Zitrusfrüchte und noch vieles mehr. Die Haupteinnahmequelle sind aber wir, die weißen Touristen. Und die werden mittlerweile ganz schön abgezockt. Warum heißt Grenada eigentlich Grenada? Christoph Kolumbus mal wieder, entdeckte die Insel 1498 und nannte sie Conceptión. Spanische Seefahrer nannten sie dann aber Grenada, weil sie sie an ihre Heimat Granada erinnerte. Besiedelt wurde sie von ihnen aber nicht. Später von den Engländern auch nicht, dann aber von den Franzosen um 1649. Sie gründeten Saint George, brachten Sklaven und Zuckerrohr mit.
1762 eroberten die Briten die Insel zurück, dann wieder die Franzosen und darauf wieder die Engländer, die sie dann 1974 in die Unabhängigkeit entließen. Grenada blieb aber Mitglied des Commonwealth und König Charles ist somit ihr Oberhaupt. Die Amtssprache ist Englisch, daneben gibt es noch die Grenada-Kreolsprache, die mit afrikanischen Begriffen gemixt, sich aber stark am Englischen orientiert. Die Sklaverei wurde 1834 abgeschafft, mit ihr auch die Zuckerrohrplantagen. Umgestellt wurde auf Muskatnussanbau und Kakao. Viele dieser kostbaren Muskatnussbäume und auch alles andere wurde durch den Hurrikan Ivan 2004 gründlich zerstört. Daran tragen die Einwohner noch heute schwer. 15 Jahre brauchen Gewürzpflanzen um wieder zu tragen. Der Tourismus konnte schneller wieder aktiviert werden. Übrigens, freie Wahlen gibt es hier auf der Insel erst seit 1984. So, das reicht jetzt zur allgemeinen Einordnung. Ach nee, die Flagge will ich noch erklären.

6 Sterne stehen für die 6 Gemeinden der Insel, der Stern in der Mitte steht für Saint George, und im linken grünen Dreieck wurde die Muskatnuss geehrt.
Und jetzt ist Martin wieder da und poliert im Schneckentempo weiter. Klaus ist eben zum 3. Mal zu FedEx unterwegs und ich koche etwas zu Essen. Es gibt 2 Reissalate. Einen mit Mais und Thunfisch, den anderen mit Grillgurke und noch sehr fester Papaya. Beides biete ich auch Martin an, und gemeinsam lassen wir es uns mit einem Shandy (Radler) schmecken. Da kommt Klaus zurück und hatte….. Erfolg! Yeah 🎊🎉🎊 🥳❗️Er hält die Relais in Händen, schaut uns an und will auch erstmal etwas zu essen. 😋 Plötzlich steht ein junges Mädchen am Boot und fragt, wo es denn hingehe nach unserer Zeit auf Grenada? Schnell stellt sich raus, sie kommt aus Berlin, heißt Rebecca, ist gerade 20 Jahre alt geworden und reist als Backpackerin, oder vielmehr per Hitchhiking (Trampen) via Segelboot in der Welt herum. Trampen per Boot ist gar nicht selten. Auch in Capedelo wurden wir von 3 Trampern angesprochen….
Also Rebecca ist sowas von nett, dass ich sie zum Essen aufs Boot einlade. Das lässt sie sich nicht zweimal sagen, ist zacki zacki an Bord und bleibt bis in den späteren Abend. Wir unterhalten uns bestens, fast wie alte Bekannte, auch Martin will gar nicht mehr gehen. Ich hoffe, er rechnet das nicht alles als Arbeitszeit ab! Er meint, wir müssten unbedingt wiederkommen, dann würde ER für uns kochen, ein traditionelles Gemüsegericht mit viel Fleisch. Und übermorgen brächte er uns Obst vorbei, für unsere Reise. Okay, Letzteres wäre nicht schlecht. Dann rechnen wir ab und langsam, gaaanz langsam macht er sich vom Acker. Mit Rebecca liege ich dann noch vorne auf dem Trampolin und wir quasseln und bestaunen den Vollmond. Es ist wirklich zu schön mit ihr. Sie hat auch schon sooo viele aufregende Abenteuer erlebt, viele tolle Menschen kennengelernt und möchte nun noch über Trinidad/Tobago nach Venezuela und dann per Zug nach Brasilien. Das hatte sie sich vorgenommen und das will sie nun auch schaffen. Dann geht’s nach Hause und im Herbst steht das Studium der Medizin an. Tolle, mutige, sympathische und umsetzungsstarke junge Frau❣️❣️❣️Wir segeln ja nun in die andere Richtung, aber sie kommt wahrscheinlich nochmal bei uns vorbei. Jetzt läuft sie zurück zu einer Einheimischen, die sie kurzerhand, kostenlos bei sich aufgenommen hat, auch eine nette Geschichte. Und was ich nicht vergessen darf zu erzählen, Klaus ist im Yunoversum angekommen. Das ist seine stolze Meldung.

Wer nun denken mag, das war’s, hat sich getäuscht, denn nun will er auch in dieser höchsten Liga bleiben. Also muss weitergearbeitet werden. 🤪
Neuer Tag, neues Spiel. Heute werden aber erstmal die beiden Relais eingebaut. Das klappt gut und nun wird wieder ordnungsgemäß über die beiden Lichtmaschinen geladen. Super ✅! In dem Zusammenhang werden Ölstände und Getriebeöle überprüft. Der Motor auf meiner Seite hat wieder ein getrübtes, milchiges Getriebeöl. Mist! Das ist dann wieder ein Punkt beim nächsten Haul Out! 🙄 Jetzt können wir nur soviel wie möglich vom Öl absaugen und neues einfüllen, also mischen. Die Jungs von Yanmar in Südafrika haben eigentlich nur Bockmist verzapft. Dazu kann man jetzt, im Nachhinein, nichts anderes mehr sagen. Auch die Saildrive-Gummis gehen auf ihr Konto. Dann schaut sich Klaus noch den Funkengeber beim Gasherd an, der funktioniert schon mehrere Tage nicht mehr. Erste Idee, die Batterien sind alle, nein, das ist es aber nicht. Dann müssen wir den Backofen ausbauen, um an die Drücker und Verdrahtung zu gelangen. Eine Schweinearbeit und extrem schweißtreibend! Festgestellt wird, die Anschlüsse und die Drücker sind völlig vermockt. Dieses Klima, feucht und salzig, zwingt fast alles früher oder später in die Knie. Neue Drücker müssen bestellt werden, aber nur noch nach Deutschland! Ich muss dann halt klassisch mit Feuerzeug die Kochfelder anzünden, auch kein Problem.
So, und jetzt geht’s aber in die Stadt! Wir wollen uns das Nationalmuseum und das Haus der Schokolade ansehen. Wir fahren doch tatsächlich mit einem Taxi und blechen 40,- ostkaribische Dollar (= 14,- Euro für 3 Km).
Zuerst geht’s ins Nationalmuseum, was sich aber eher als Witz herausstellt. Ein Raum von ca. 30 Quadratmetern, einfachst und spärlich ausgestattet schimpft sich Nationalmuseum. 😂 Aber das Haus der Schokolade ist dafür um so netter! 🤤


Leckerste Schokoladenprodukte sind im Angebot, und eine sehr nette Mitarbeiterin zeigt uns den Weg von der Kakaobohne zur Schokolade. Auch dabei dürfen wir kosten und selber Hand anlegen.


Alle Schokoladen werden aus heimischem Anbau hergestellt und eine Kakaobohne mal pur geknabbert, schmeckt auch nicht übel. Ansonsten gibt es hier noch so allerlei Hübsches zu entdecken, und verschiedene Bilder und Plakate klären zusätzlich über den vergangenen Wert einer Kakaobohne und damalige Produktionsabläufe auf.


Wir halten uns lange in diesem gut duftenden Haus auf und verlassen vollgestopft und zufrieden das Etablissement, um weitere Erkundungen zu machen.

Die Straßen in Saint George verlaufen abenteuerlich, hoch und runter und sehr schmal. Man muss schon aufpassen, dass man nicht von einem vorbeisausenden Autospiegel mitgerissen wird.

Am besten läuft man hinter Einheimischen her.

Es ist wohl gerade Schule aus…



Die Straßen von San Francisco ? Nee, von Saint George !


Da tritt wohl niemand mehr ein…

Vielleicht wurde es ja auch Opfer des Hurrikans Ivan? Bestimmt!





Eines von 13 Gotteshäusern in dieser kleinen „Hauptstadt“ mit ganz viel Flair.






Sie thront auf einem Hügel mit toller Aussicht, von Bougainvillea umrankt und wird langsam aber sicher restauriert. Das nebenstehende Fort George ist komplett eingehüllt und wird bearbeitet.

Wir laufen wieder runter zum Hafen.






Dann besuchen wir noch ein richtig gutes Restaurant, essen eine Kleinigkeit und genießen die Aussicht mit Brise.














Und wir warten auf den „Bus“. Das sind Minitransporter mit bis zu 15 Plätzen, oft ziemlich ramponiert aber noch fahrtüchtig. Sie fahren ständig hin und her, die Orientierung ist nicht leicht, aber man kann den jeweils mitfahrenden „Kassierer“ fragen. 5,- karibische Dollar zahle ich für uns beide. Da kann man nichts gegen sagen. Und ab geht die wilde und hupende Fahrt… 🤭.
Das war jetzt ein lustiger Tagesabschluss ❣️ Morgen wird proviantiert, Wasser gebunkert und Boot geputzt.
Der Tagesplan steht! Erstmal wird eingekauft. Wir zuckeln mit Bollerwagen los.

Zurück ächzen wir unter der Last des vollen und schweren Wagens und können ihn nur zu zweit ziehen. 🥵

Erschöpft muss nun alles wieder verstaut werden. Jetzt aber bloß nicht schlapp machen, der Bootswaschgang wartet noch! Geschafft! Dann klariert Klaus aus und bezahlt die Marina. Zack sind wir vom Strom und Wasser abgeschaltet. Okay, dann halt wieder Selbstversorgung. Da kommt Rebecca vorbei und verbringt den Rest des Tages mit uns zusammen. Uns geht der Stoff des Erzählens nicht aus. Am Abend gehen wir zusammen etwas Essen und hauen unsere letzten Dollar auf den Kopf. 400,- Dollar haben wir uns aber beiseite gelegt, um morgen noch zu tanken. Wieder am Boot, bekommt Rebecca noch eine Stiege Stugeron gegen Seekrankheit, da sie noch 2 Überfahrten vor sich hat. Hoffentlich findet sie noch die passende Mitfahrgelegenheit, um die Fähre in Trinidad nach Venezuela zu erreichen, denn diese fährt nur zweimal im Monat. Eigentlich wollte sich Martin für sie umhören, aber bis jetzt hat sie nichts von ihm gehört. Tja, das Obst hat er dann auch nicht mehr vorbeigebracht. Eben spricht uns ein amerikanisches Ehepaar auf unser Boot hin an. Sie wollen sich eventuell auch eine Seawind 1260 zulegen. Na sowas, da machen wir doch glatt noch eine Bootsführung für sie. Die Freude ist groß, auf beiden Seiten. Dann verabschieden sie sich und auch Rebecca geht von Bord. Wir sollen ja noch einmal richtig ausschlafen. Morgen früh kommt sie nochmal zum Winken 👋.
![Sailing Yuti [maxbutton id="1"]](https://yuti.eu/wp-content/uploads/2021/08/Bild4.png)