Ein versöhnlicher Abschied 🥹

Heute geht es los❣️ Wir verlassen Grenada und nehmen Kurs auf Kolumbien. Allerdings nicht direkt und auf kürzestem Wege, sondern wie uns Patrick, der Mechaniker, aufgetragen hatte, mit einem großen Abstand zu Venezuela. Doch zu allererst geht Klaus ins Wasser. Mal schauen, ob die Saildrive-Gummis noch dran sind, und wie vermockt der Boadspeed Impeller ist??? Die Gummis sind….. ab 😖, der Impeller ist okay. So ein Mist auch, mit den Gummis. Warum halten die bloß nicht mehr? Naja, die Aktion beim Beachen war alles andere als ideal. Und es muss nach wie vor der falsche Kleber sein, der sich nicht ordentlich mit den Gummis verbindet. Ein nächstes Haul Out rückt näher. Die Frage ist nur, schon in Kolumbien oder/und in Panama?? Hängt alles vom Kleber ab! Mal schauen….
Jetzt schaue ICH aber erstmal wie ein Auto, bloß nicht so schnell, denn Martin ist da mit einem großen Sack voller Obst. 😳 Strahlend steht er da und packt aus: 1 Ananas, 1 dicke große Papaya , 2 Stauden reife Bananen und 4 Mangos. Mensch, da freue ich mich aber! Danke Martin❣️

Er ist ganz aufgedreht und möchte unbedingt, dass wir wiederkommen. Wir wären so ein tolles Paar, er sei so begeistert, wir sollen wiederkommen, wir sollen wiederkommen, am besten spätestens in einem Jahr! Seine Schwester kocht dann etwas Schönes und er will uns die Insel zeigen… Was ist denn da mit Martin passiert? Wir umarmen uns unentwegt, und auch jetzt mag er gar nicht wieder loslassen und gehen. Wir warten aber noch auf Rebecca. Und da kommt sie schon. Fröhlich, und mit einem Papiertütchen bewaffnet, kommt sie anspaziert. Sie hat vom nahen Bäcker 2 Zimtschnecken für unser Frühstück mitgebracht. Wie lieb ist das denn… 🥹. Martin ist auch schon wieder da und hat nochmal 2 Mangos mitgebracht. Vorhin habe ich ihm erklärt, dass Rebecca unbedingt und spätestens am Montag nach TriniTob gelangen muss, um die seltene Fähre am Dienstag nach Venezuela zu erwischen. Ich glaube, jetzt hat er es erst richtig verstanden…. Vielleicht kann er da ja noch was klarmachen, für sie?! So, jetzt aber die Leinen los, beide helfen, wir winken aus Leibeskräften und tuckern gerade mal 300 Meter weiter zur Tanke.

Die beiden Jungs dort sind echt gut drauf, helfen prima und betanken uns bestens. Klaus gibt an, wir brauchen 100 Liter, 50 Liter auf jeder Seite und wir haben exakt 400 Dollar und keinen Cent mehr. Alles klaro? Dann mal los…

Mr. Blue Finger… 🔫

Mit Kopfhörern und Mikro ausgestattet, den allseits beliebten Marriage Savern, stehe ich unten an den Bilgen und nehme die Dieseltanks ins Visier. Bevor es oben überläuft, gebe ich Bescheid und muss n i c h t schreien. Aber Klaus schreit den Tankwarts etwas zu, aua meine Ohren 🙉. Mit genau 100 Litern frischem Diesel und damit vollen Tanks, ziehen wir von dannen und machen uns nun auf den Weg nach Kolumbien. Ich habe noch nicht mal alle Fender und Leinen verstaut, da kommt ein Dinghy angebraust. Wer sitzt drinnen ? Rebecca und ein sonnenverbrannter blonder Mann. Sie kennt ihn wohl, und er bot ihr kurzentschlossen an, sie nochmals zum Winken zu uns zu fahren. Verrücktes Girl!

… sagt Martin.

Ach was ist das doch noch für ein versöhnlicher Abschied! 🫶 Na, da wollen wir uns jetzt mal Rebeccas Zimtschnecken schmecken lassen. 🥰

Sehr lecker!

Hmmm…, sehr gut! Es dauert gar nicht lange, da werden wir ganz ordentlich hin- und hergeschaukelt. Alles klappert an Bord, und das ein oder andere lernt fliegen. Wieso?? Der Wind kommt von rechts, die Strömung von links, also genau entgegengesetzt. Das ergibt viele schöne, schwabbelige Wellen 🌊🌊🌊. Eigentlich sollte so etwas vermieden werden, aber da wir ja nun ein großes U fahren müssen, wegen der vorgelagerten venezolanischen Inseln, geht das jetzt nicht anders.

Eigentlich könnte man direkt nach links, im rechten Winkel von der Insel wegfahren, eigentlich. Wir fahren nun aber erstmal hoch…

Größere, in Blüte stehende Braunalgenteppiche begegnen uns.

Squalls in der Ferne und tolle Wolkenbilder beeindrucken.

Da nimmt, von Grenada aus kommend, ein kleineres Motorboot Kurs auf uns. Drei Männer sitzen drin, wie Klaus durch‘s Fernglas erspähen kann. Die stoppen immer mal wieder, legen dann aber erneut los und folgen uns. Schluss endlich kommen sie immer näher an uns heran. Vor lauter Warnungen wird man ja schon fast paranoid. 😔 Klaus startet beide Maschinen und gibt Stoff. So, jetzt ist unser Abstand zu ihnen groß genug. Aber, es sind doch nur Fischer, die von Boje zu Boje fahren und dann wieder Kurs auf Grenada nehmen.
Martin schreibt uns und teilt mit, dass Rebecca noch heute Abend per Boot nach Trinidad aufbrechen wird. Mensch, das ist ja klasse!!! Da hat er doch noch was für sie organisieren können ❣️ Toll, toll, toll!!! Die Sonne geht unter, und wir fahren in ein regelrechtes Fischerbootenest hinein.

Es löst sich aber alles ganz gut wieder auf. Ich muss gar nichts machen, außer aufpassen. Dann taucht der Mond auf.

Jedes Mal ist es eine Überraschung für mich, wenn hinter mir plötzlich das Licht angeknipst wird! Und immer muss ich mich mindestens zweimal umdrehen, um zu verstehen, zu staunen und mein Handy zu holen. Das Schönste ist es aber, einfach nur zu schauen und zu genießen. Zu wissen, dass es immer derselbe Mond ist den man sieht, egal wo auch immer man auf dieser Welt ist, ist einfach nur großartig.
So wie wir uns unsere Nachtwachen eingeteilt haben, wache ich von 20:00 Uhr bis Mitternacht oder 01:00 Uhr, Klaus dann bis 04:00/05:00 Uhr und danach komme ich wieder angeschlappt. So habe ich sowohl Mond- als auch Sonnenaufgang.

2. Tag auf See
Und da ist er auch schon, der Sonnenaufgang…

Das ist schon auch eine ganz wunderbare Stimmung.

Ein Seevogel ruht sich bei uns aus, …

und auch Klaus hat nochmal ein bisschen Schlaf gefunden.

Gestartet waren wir mit 14.008 NM auf dem Tacho, zu schaffen haben wir, mit Umweg, um die 1.000 NM. Jetzt um 9:00 Uhr schauen wir mal auf unser erstes Ergebnis. 99 Seemeilen sind zusammengekommen. Noch nicht mal 100 … 😉. Ist aber ganz und gar nicht schlimm, denn wir haben Zeit! Haben wir doch schon auf dem Weg nach Grenada eine Woche eingespart. Und so segeln wir ganz gemütlich und entspannt dahin, bei strahlendem Sonnenschein und beruhigter See. Das Groß auf Reff 3 und das Jib machen keinen Stress. Wenn der Wind nachlassen sollte, wird wieder auf Screecher umgestellt. Gerade gesagt und schon getan. 😁 Das Screecher weht und zieht gut. 👍 Ach was für ein herrlicher Segeltag! Ich schlummere viel, drinnen wie draußen…

3. Segeltag
Frühstücksdelphine beglücken uns❣️Klaus füllt sich gerade Frosties in ein Schüsselchen und entdeckt sie, aus dem Küchenfenster schauend. Ich gehe vor zum Bug und beobachte bestimmt eine Viertelstunde 10 bis 15 Tiere um unser Boot herumschwirren. Es sind kleinere Tiere, grau gesprenkelt. Da wir nicht sehr schnell unterwegs sind, ist es für sie keine große Herausforderung uns zu folgen. Und sie warten teilweise bis zum letzten Moment, um vor den Kufen wegzuschwimmen. Für sie ist es ganz klar ein Spiel, für uns sind es beglückende Momente.
9:00 Uhr, 94 neue NM liegen hinter uns. Auch heute ist es ein sehr entspannter Segeltag. Am Ende des Tages brauchen wir sogar einen Motor. Der Wind ist eingeschlafen und wir benötigen Strom. Die neuen Relais machen gute Arbeit. Gleich nach dem Start der Engine schaltet sich die stromproduzierende Lichtmaschine dazu. So soll es sein. ✅ Auch in dieser Nacht scheint der Mond hell, und ich lasse ihn etwas schreiben. Zahlen und Buchstaben und Unverständliches …

So ist er aber unstrittig am schönsten❣️

4. Tag auf See
9:00 Uhr, 112 NM kann ich vermerken. Über 100, wer sagt’s denn. 4 Stunden Nachtschlaf und nochmal 2 Stunden am Vormittag sind mir vergönnt, aber dennoch bin ich müde und das den ganzen Tag. 🥱 Der Tag verläuft störungsfrei mit durchschnittlich 5 Knoten Geschwindigkeit über Grund. Wir lassen uns in Kunstgeschichte unterrichten, Yuno sei Dank. Auch das ist wieder ein sehr interessantes Thema! Sind die Maler und Malerinnen doch auch wieder ganz besondere Menschen, um es mal ganz wertfrei auszudrücken. Auch ein neues Hörbuch nimmt uns in seinen Bann. „Achtsam morden“ ist der vielsagende Titel. Was wirklich nett ist, ist, dass wir Achtsamkeitsregeln vermittelt bekommen und diese in Anwendung zwingend zu Morden führen. Eine Prise Humor ist auch noch mit dabei. Wirklich nett! Dann nimmt mich ein toller Sonnenuntergang in Beschlag und ich muss knipsen, knipsen, knipsen…

Da schaut ja eins aus dem „Haus“ heraus.

Am Ende wird alles immer rosa. 🥰
Und wie die Nächte zuvor, überrascht mich der Mond. Dieses Mal kommt er etwas gruselig daher.

Sind da etwa Teufelshörner zu erkennen?

5. Tag auf dem Wasser und letzter Tag im April.
9:00 Uhr, Tacho ablesen! Weitere 115 Seemeilen liegen hinter Yuti und uns. Rechnen wir doch mal zusammen.
99 + 94 + 112 + 115 = 420
420 Nautische Meilen sind geschafft und wenn ich mir das auf unserem Track so anschaue, …

dann haben wir die Hälfte geschafft und von der Höhe her, fast die ABC Inseln erreicht.

Die da wären: Aruba, Bonair und Curaçao. Schön ist, dass wir das gefährlichste Gebiet, die besagten vorgelagerten Inseln von Venezuela schon hinter uns gelassen haben. Tristan sagt, wir könnten jetzt mal wieder runter kommen. 😅 Mal sehen, was heute Nacht noch so geht? Ab morgen soll es flautig werden… Aber im Moment pustet es ordentlich. Gut, dass wir heute Nachmittag wieder auf Groß und Jib umgestellt haben!! Die See ist wild und laut, der Wind pustet kräftig, Yuti stöhnt und ächzt durchs unruhige Wasser.

Alles neu macht der Mai?
6. Tag auf See
Nix ist neu, alles ist beim alten. Das Meer ist unruhig, der Wind stürmisch und Yuti wackelt hin und her. Die ganze Nacht war es so und der Tag wird wohl nicht anders. Yuti kotzt sich ausgiebig aus, und wieder fliegen ein paar Utensilien durcheinander. Hauptsache WIR fliegen nicht❗️Der Grund dieser Umstände, ist eine gewisse Beschleunigungszone um den ersten Landbuckel Kolumbiens. Da müssen wir herum, und da saust es halt merklich stärker.
9:00 Uhr, Tachotime. Wow, 160 NM kommen zusammen. Klar, bei dem Wind… 🌬️ Gegen Nachmittag beruhigt sich die Lage. Ein Glück! Das nutze ich für so manches Schläfchen. 😴 Und trotzdem schlummere ich dann doch während meiner Nachtwache ein. 🙄

7. Tag auf dem Wasser
Es ist 6:00 Uhr früh, ich komme gerade aus meiner Koje, sehe noch doppelt und soll sofort das Groß und Jib reinholen, aufs Dach klettern, den Segelsack verschließen, wieder runter und das Screecher auswickeln. Okayyyyy…
Dafür entschädigt ein wunderbarer Sonnenaufgang.

Man merkt, dass wir unsere Uhren wieder eine Stunde zurückstellen müssen, denn es wird jetzt immer später hell.
14 Fisch 🐟🐟🐟🐟🐟🐟🐟🐟🐟🐟🐟🐟🐟🐟 liegen auf dem Deck verteilt. So eine Sauerei. Die Wellen befördern sie aufs Boot, oder ihre eigenen Sprünge, oder beides zusammen. Wir haben zu tun, sie alle wieder loszuwerden, bevor das große Gestinke beginnt. Ein Seevogel sitzt auf unseren Solarpanels und beobachtet uns. Fressen will er die toten und eingetrockneten Fische nicht. Er sucht das Weite, hinterlässt uns jedoch einen riesigen Kackflatschen auf 2 Panels. Das muss jetzt erstmal grob beseitigt werden. Sonst wird die Stromleistung wohl unterirdisch beziehungsweise bekackt sein.
Schwül ist es und alles ist wieder feucht, schmierig und klamm. Kein Wunder, hat der Wind doch sehr deutlich nachgelassen. Eigentlich entspricht das Wetter ziemlich genau der Vorhersage.
Da ist es auch schon wieder 9:00 Uhr und 136 NM können notiert werden. Jepp, nicht schlecht.
13:02 Uhr, der Wind hält nun Mittagsschlaf. Das Screecher wabbelt nur so herum und muss rein. Keines der Segel macht jetzt Sinn, aber einer der Motoren kann helfen und schiebt uns langsam voran. Klaus meint, wenn es nicht anders geht, dann motoren wir halt die letzten 120 Seemeilen.
Aber nach seiner ausgiebigen Mittagspause kommt er wieder, der Wind, sanft aber stetig, und das Screecher darf nochmal raus. Mit wunderbaren 5 bis 6 Knoten segeln wir sehr entspannt dem Ziel entgegen.

Die Sonne ist untergegangen, aber ein paar Wolken werden immer noch von der Reststrahlung der Sonne beleuchtet.

Wenn ich es recht erkenne, zucken dort ein paar zarte Blitze. Die bekomme ich jedoch nicht gebannt, aber einen Frachter der uns passiert, schon.

Was kann man da erkennen? Die Navigationslichter.

Etwas vom kräftigen Wetterleuchten habe ich dann doch noch bannen können.

Kurz vor dem Blitz.⚡️
Während der Entladung ⚡️.


Letzter Segeltag?
In der Nacht schläft der Wind wieder komplett ein. Am Ende muss das Screecher rein und ein Motor angeworfen werden.
9:00 Uhr, Ablesezeit!
89 NM, hmmm… Schaffen wir das heute bis 17:00 Uhr in der Marina zu sein? Könnte knapp werden. Jetzt stellen wir erstmal all unsere Uhren um und gewinnen so 1 Stunde. Der Zeitunterschied zu Deutschland wächst um eine weitere Stunde, auf nunmehr 7 Stunden an.
Louis, der Marinamanager ist rührend❣️Sollten wir es nicht rechtzeitig schaffen, zeigt er uns schonmal, wo wir ankern können. Dank WhatsApp ist er ständig mit Klaus in Verbindung. Jetzt warnt er uns noch vor der Flussmündung des Rio Magdalena. Dieser Fluss spült viel Pflanzenmaterial, Äste und Baumstämme, plus Plastikmüll ins Meer, was uns dann, wegen der Strömung, entgegenkommt. Kollisionsgefahr‼️ Wir sollen 8 bis 18 Seemeilen Abstand halten, je nach Wind und Welle. Okay, Wind ist gleich 0, Welle auch, dann reichen 8 Meilen Abstand zur Mündung. Dafür müsste Klaus aber noch weiter ausholen. Das kostet uns mindestens 1 Stunde, aber sicher ist sicher. Da kommen uns auch schon Plastikflaschen, abgerissene Wasserpflanzen, Latten und Baumstämme entgegen. Zweimal weichen wir aus und 2 Stunden beobachten wir mit Argusaugen das Wasser. Anstrengend! Im Küstendunst erkennen wir die Hochhäuser von Barranquilla. Das ist die 1,2 Millionenstadt, ganz in der Nähe unserer Marina Puerto Velero. Werden wir es schaffen, ohne Bums durch’s Wasser zu kommen und noch vor Einbruch der Dunkelheit den Anker zu schmeißen? Drückt uns die Daumen. ✊

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