Mayumi und Lukas, auch ein Seglerehepaar so wie wir, sind auf der Suche nach einem sicheren Trockendock für ihr Boot, und zwar für die nächsten 7 Monate. Sie stehen plötzlich an unserem Boot und fragen nach unserer Meinung zur Situation hier vor Ort. Es sei ja seeehr einsam hier. Ihre Begeisterung hält sich stark in Grenzen. Momentan sind sie mit ihrem Boot in Cartagena. Ja, einsam sei es hier schon, aber eben auch sicher. Louis ist ein sehr netter und hilfreicher Marinamanager, und gleich neben dem Hardstand befindet sich die Coast Guard. Eigentlich alles gute Voraussetzungen, meinen wir. Der Kran ist riesig und kann 100 Tonnen heben, auch das ist nicht oft anzutreffen und richtig gut. Sie werden es sich überlegen und tschüss….
Ich möchte heute nach dem Schwimmen mal zur anderen Seite laufen. Also Richtung Kran und Hardstand und darüber hinaus. Klaus murrt zwar, aber er kommt trotzdem mit.


Hmm, der Kran ist schon echt mächtig, aber überall hat sich ganz schön viel Rost festgesetzt. Ob der überhaupt noch funktioniert?

Und das ist das Einsatzboot der Coast Guard. Drei Jungs wohnen direkt am Trockendock, trainieren in ihrer Freizeit mit Hanteln ihre Muckis und haben zur Unterstützung nen kleinen, weißen Kläffer.


Ansonsten wirkt auch hier alles sehr verlassen, müllig und etwas öde… Der Song, „Spiel mir das Lied vom Tod“ kommt mir laufend in den Sinn. 🤭


Wir laufen jetzt mal weiter und steigen über Unrat, Müll und viele Äste.







Treibholz löst bei mir sofort einen Sammeltrieb aus. Am liebsten würde ich alles einsammeln und etwas daraus bauen. Aber auf Yuti ist kein Platz. 🙂↕️ Wir laufen dann mal zurück…



Auch heute bekommen wir unsere Pässe nicht zurück, und Louis taucht ebenfalls nicht auf. Das Gefühl irgendwie festzusitzen bleibt. Doch Louis verspricht uns morgen zu kommen und die Pässe gleich mitzubringen. Allahopp….
Und er hält sein Versprechen, unsere Pässe sind da, liegen an der Rezeption bereit, und auch wir sind jetzt offiziell „einklariert“. Auch heute schwimmen wir wieder und steigern uns auf 24 Bahnen. In diesem Fall ist es schon schön, dass wir das Becken ganz für uns alleine haben❣️ Nur verschieden hübsche Vögel leisten uns Gesellschaft und schlürfen das leicht chlorierte Nass.
Wenn wir mögen, könnte uns Louis morgen auf seinem Heimweg nach Barranquilla mitnehmen. Ja, das wäre nicht schlecht. Unser erstes Ziel wäre dann aber Puerto Colombia. Das ist der nächste größere Ort, dort können wir uns Bargeld ziehen und einen Supermarkt besuchen. Heute putzen wir unser Boot, gehen lecker essen, dösen mittags etwas vor uns hin und schauen später einen Murot Tatort nach dem anderen.
Wie jeden Tag, beginnen wir mit Schwimmen. 24 Bahnen à 25 Meter. ✅ Und dann treffen wir auf Louis, live und in voller Größe. Also doch nicht so wie bei den 3 Engeln für Charlie… Louis ist jung, groß und wirklich gutaussehend. Dass er auch noch dazu sehr, sehr nett ist, das wussten wir ja schon. Er managed diese Marina erst seit einem Jahr und versucht sie aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken. Und heute Nachmittag fährt er uns nach Puerto Colombia und macht auch noch ein kleines Sightseeing mit uns 👏.


Puerto Colombia zählt ca. 55.000 Einwohner, liegt direkt am karibischen Meer (Atlantik) und gehört zur Metropolregion Barranquilla (viertgrößte Stadt des Lande). 1888 begann die Geschichte für diesen Ort interessant zu werden, denn es wurde eine Mole gebaut, die als Hafen für Barranquilla diente. Dieser Hafen wurde für Jahrzehnte zum bedeutendsten Hafen des gesamten Landes.

Diese Bedeutung für ganz Kolumbien ging mit dem Bau einer eigenen Hafenanlage in Barranquilla dann aber ganz schnell zu Ende. Auch wurde die Anlage nicht mehr gewartet und durch Stürme letztendlich zerstört.

Viel ist nicht mehr übriggeblieben und der vordere Teil ist für den Tourismus neu errichtet worden. Überhaupt ist hier am Strand ganz viel entstanden. Eine komplett neue Promenade, Restaurants, Hotels, Futterbuden usw.


So ganz fertig ist die gesamte Bebauung noch nicht, aber fast… Dann zeigt uns Louis den höchsten Leuchtturm des Landes, ganz und gar aus Industrieglas von der Firma Technoglas in 8 verschiedenen Blautönen gebaut.


Ganze 70 Meter misst der Turm und steht auch zum Gedenken an die vielen Einwanderer, die dem Land seit 1888 viel Gutes brachten. Ein großes, gläsernes Dreieck erinnert namentlich an sie. Schauen wir doch mal, ob es auch einen Müller unter ihnen gab… 😉?




Nun können wir beruhigt zum Castillo De San Antonio De Salgar weiterfahren.



1848 wurde das Castello auf den Ruinen des Fort of San Antonio, als Teil einer Festungsanlage, errichtet. Diese sollte Schutz vor Piraten bieten und den Schmugglern den Garaus machen. Heute wird das übriggebliebene Castello für Festlichkeiten und Kulturveranstaltungen genutzt.


Genau wie die Reichen dieser Stadt. Auch sie haben sich Grundstücke mit Meerblick gesichert. Obwohl, gesichert? Auch hier wird gegen abrutschende Steilhänge gearbeitet.

Die Geschichte des einzigen und unfertigen Hochhauses da hinten ist „lustig“. Als publik wurde, dass sich der örtliche Drogenbaron das Penthouse gesichert hatte, wollte niemand mehr dort Eigentum erwerben. Und so steht nun das Rohbauskelett mahnend in der Landschaft.

Vielleicht hat er sich ja daraufhin diese Villa gegönnt? Man weiß es nicht. Dunkle Gewitterwolken ziehen sich jedenfalls darüber zusammen.

Ich glaube wir sollten verduften. Okay. Louis bring uns noch zu einem Supermarkt, wo wir auch Geld abheben können, prima! Zurück fährt uns ein Taxifahrer, den Louis gut kennt, und der uns zu einer ausgemachten Zeit abholen kommt. Louis sorgt echt für alles❣️Und WIR hauen dann nur so die Hunderttausende auf den Kopf… 🫣. Über eine halbe Million ist es am Schluss geworden.

Umgerechnet sind es ungefähr 130 Euro. Irre was Inflation aus Währungen machen kann! Zurück geht’s durch den Regen.


Und morgen kommen die Schweizer, odderch? („Lautschrift“) Ja, sie kommen tatsächlich, und wir sind daran sicher nicht ganz unbeteiligt. 😀
Und da sind sie auch schon…

Er, Lukas, eingeborener Schweizer, sie, Mayumi, eingewanderte Japanerin. Beide schon sehr lange ein verheiratetes Team und mit ihrem Segelboot unterwegs. Schön, dass sie jetzt da sind! Wir verstehen uns auf Anhieb bestens und treffen uns nun und an den nächsten Tagen immer um 16:00 Uhr bei ihnen im Hotelappartement zum „Aperibier“ und Nüssli. Danach geht’s zusammen zum Essen ins Strandrestaurant. Wir haben uns viel zu erzählen und schön ist’s, auf Deutsch zu babbeln. 😁 Auch hier gilt es wieder, wir Segler reden nicht übers Wetter, es geht schnell ans Eingemachte und um die wesentlichen Dinge unserer Leben.
Was bleibt sind unsere morgendlichen Bahnen durchs Becken. Nur die Distanz ändert sich urplötzlich, als Heido, ein kolumbianischer Dauerbewohner des Appartementhotels, uns über die Länge der Bahnen aufklärt. Nein, nicht 25 Meter, sondern 40 Meter misst eine Bahn. Upsi, und da wir mittlerweile 30 Bahnen schwimmen, kommen wir auf stolze 1,2 Kilometer. Sauber 👌! So fließen die Tage dahin. Morgen kommt das schweizer Boot aufs Trockendock. Wir werden dabei sein…
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