Die Erkundung Kolumbiens beginnt 🇨🇴

Wir werden von Louis‘ Taxifahrer abgeholt, sehr früh 🥱 und nach Cartagena, gesprochen <Cartachäna>, gefahren.

Wir verlassen unsere einsame und ruhige Marina, nahe Barranquilla, und kommen nach einiger Zeit an großen Armutsvierteln vorbei. Hatte ich zuvor noch über die Sauberkeit in Puerto Colombia und Barranquilla gestaunt, scheinen die Blech- und Bretterbudenviertel im Müll zu ersaufen.

Die Schere zwischen Arm und Reich geht in Kolumbien sehr weit auseinander. Das wird uns immer wieder von Einheimischen bestätigt.

Dennoch gibt es auch hier etwas zu verkaufen.

Das Wetter ist bescheiden, es regnet. Hoffen wir mal, dass es in Cartagena besser ist.

In der Ferne sieht man Bergketten, denen wir auf unserer Reise, wie auch den Anden, noch auf die Pelle rücken werden. Aber jetzt noch nicht! Jetzt bleiben wir noch dicht an der karibischen Küste.

Erste Hotels und Appartementhäuser kommen ins Bild.
Reich überholt Arm.
Strände begrüßen uns. Es ist nicht viel los bei dem Regen.
Zum Glück kommen wir nicht zum Sonnenbaden. 😎

Cartagena ist einer DER Touristenmagnete Kolumbiens schlecht hin. Auch ist die dortige Marina sehr beliebt und meistens ausgebucht. So wie auch bei uns. Gut eine Million Menschen leben in dieser karibischen Küstenstadt mit viel kolonialem Erbe, die im 16. Jahrhundert hier entstand. Die ummauerte Altstadt gilt als die schönste in ganz Kolumbien. Wir sind gespannt!

Stau 🚗🚕🚙🚌🛻🚚🚛🚗…

Da, schau, wir passieren gerade die als Weltkulturerbe ausgezeichnete Festung. Sie wird nachher noch genauer inspiziert werden! Aber erstmal müssen wir uns um Punkt 9:00 Uhr mit unserem Guide treffen. Zu unserer Reise gehört ein halber Tag Sightseeing in Cartagena.

Treffpunkt: Las Bovedas, die Gewölbe.

Eine fast endlose Reihe an Gewölben zieht sich entlang des großen Platzes. Normalerweise oder anders gesagt in der Hauptsaison ist der Platz voll von Menschen. Touristen und Souvenirverkäufer geben sich die Hände oder auch nicht… Die Gewölbe sind voller kleiner Läden, die alles was man sich nur denken kann an Mitbringseln (oft Chinaware) anbieten und einen gerne lautstark zu sich locken. Heute, wir sind ja im kolumbianischen „Winter“, sprich in der Regenzeit hier, herrscht eher gähnende Leere, was uns nur recht ist. Wir haben uns von unserem netten Fahrer verabschiedet, der jetzt den ganzen Tag hier auf uns warten wird und treffen Kimberley, unsere Halbtagesführerin. Eine junge, energiegeladene Afrokolumbianerin, die uns sehr nett empfängt und gleich ins Auto bittet. Hä? Ich dachte wir laufen heute alles zu Fuß?? Nee, da lacht sie nur laut auf.

Wir fahren zum höchstgelegenen Punkt in Cartagena, dem 148 Meter hoch gelegenen Augustinerkloster „Covent de Nuestra Señora de la Candelaria“. Was für ein Name!!! Das war dann selbst den Spaniern zu lang, und so nannten sie das im 17. Jahrhundert auf den Ruinen eines indianischen Tempels erbaute Kloster schlicht „Confento de la Popa“. Der Klosterhügel soll nämlich aussehen wie das Heck eines Schiffes… Wenn sie meinen… ?!

Schauen wir uns das Kloster mal von innen an.

Der Innenhof ist durchaus hübsch. Mönchsgesänge säuseln vom Band, aber Kimberley meint, hier leben schon noch ein paar Mönche. Im oberen Säulengang wären ihre Zimmer.

Das Kirchenschiff samt Altar ist klein aber fein.

Die Mutter Gottes mit ihrem Jesuskind werden jedes Jahr zur Prozession anders eingekleidet. Dafür gibt es ein extra Ankleidezimmer. Am meisten interessieren mich aber die 2 Schaukästen zur rechten und linken Seite des Altars. Was sollen die vielen kleinen Schmuckstücke bedeuten?

Ach, das sind Opfergaben mit entsprechenden Bitten. Beine und Arme stehen für den Wunsch nach guter Heilung nach Brüchen oder ähnlichem. Die silbernen Büsten stehen für die Hoffnung auf Heilung bei Brustkrebs. Und die Kinder stehen für den Wunsch ein Baby zu empfangen.

Ein riesiger, bemalter Teller mit Farbwechsel…

Aber das Beste ist der Blick von draußen über die Stadt. Und es hat aufgehört zu regnen. 👍

Die kleinen Teller im Wasser haben den schönen Namen, Rosenkranzinseln.

Die Wohngebiete werden in ganz Kolumbien bewertet und eingeteilt. Zahlen von 1 bis 6 sind üblich. 1 steht für Slums, 6 für die teuersten Bereiche einer Wohngegend. Da wohnt dann nicht nur die High Society, dort ist das Leben dann auch am teuersten. Strom, Wasser, Müllabfuhr und vieles mehr, sowie die Grundsteuer auf Eigentum sind bei 6 am höchsten. Von hier oben kann man gut die Unterschiede erkennen. Je weiter man nach links schaut, je ärmlicher wird es.

Kimberley wohnt im Gebiet 2 mit ihrem zweijährigen Sohn bei ihren Eltern. Sie ist alleinerziehend und könnte ohne die Hilfe der Eltern nicht arbeiten. Sie macht sich große Sorgen, wie sie ihren Sohn in der heutigen Zeit mit Internet, PlayStation und Co. gut großziehen kann. Vom Kindsvater gibt’s nichts. Kein Geld, keine Unterstützung. Vom Staat auch nicht. Aber Kindergarten und Grundschule, die 8 Jahre umfasst, sind kostenlos. Danach wird’s teuer. So, das wissen wir jetzt auch. Nun geht es per Car wieder runter vom Popa-Berg und rüber zur Festung.

Dort laufen wir dann aber tatsächlich zu Fuß hinauf… 😮‍💨😅.

Ohhh, ein Schokoladenmuseum❣️Mist, das steht heute nicht auf dem Programm.
Die Stadtfestung San Filipe de Barajas hingegen schon. Sie gilt als die größte militärische Festungsanlage, die je von Spaniern in kolonialem Gebiet errichtet wurde. Warum taten sie das? Cartagena wurde zu einem der wichtigsten Knotenpunkte der spanischen Handelsschifffahrt. Die berühmte spanische Silberflotte startete zweimal im Jahr vom heutigen Cádiz, beladen mit Waffen, Rüstungen, Werkzeugen, Textilen und Pferden, um diese Waren in Cartagena zu vermarkten und Gold, Silber, Perlen und Edelsteine zu laden, bevor sie weiter nach Puerto Bello und Santo Domingo schipperten. Dieses rege Treiben lockte früher oder später auch viele Piraten an. Unter anderem auch den berühmten Freibeuter, Entdecker, Vizegeneral und ersten englischen Weltumsegler, Sir Francis Drake. Sein Auftauchen hatte aber ehrlich gesagt andere Gründe. Die Spanier verhängten ein Handelsembargo gegen die englische Schifffahrt, vor Angst, die Engländer brächten den Protestantismus. Daraufhin stellte die englische Königin Elisabeth I ihrer Flotte Kaperbriefe aus, die es ihnen erlaubte, spanische Schiffe zu entern. Na dann… Daraufhin wurde im 16. und 17. Jahrhundert ein 11 Kilometer langer Schutzwall, samt der riesigen Wehranlage San Filipe erbaut. Diese Schweinearbeit wurde selbstverständlich von afrikanischen Sklaven erledigt. Denn auch der florierende Sklavenhandel wurde über Cartagena abgewickelt.

Darf ich vorstellen, Mrs. Kimberley, unsere Guide und Nachfahrin der Sklaven von damals. Sie sagt, 80 % der hiesigen Bevölkerung sind schwarz und eben Nachfahren dieser geraubten und geschundenen Menschen. Die Festung wurde so gut gebaut, dass sie als uneinnehmbar galt und etlichen massiven, englischen Angriffen standhielt. So steht sie heute unter dem Schutz des UNESCO Weltkulturerbes, und selbst zu hoch gebaute Hochhäuser in der näheren Umgebung müssen wieder zurückgebaut werden, der Optik halber.

Na? Worauf zielen wir??
Huhu…
Bin ich jetzt doch das Burgfräulein?

Ha, ha, da hab ich wohl nicht aufgepasst! Das ist ein militärisches Bauwerk, keine Burg! Jetzt geht’s unter die Erde, in die vielen, langen Verteidigungstunnel.

Hier ist es aber sehr drückend und schwül! 🥵
Trotz der Belüftungsschächte.

Schnell wieder raus hier! Zum Schluss dieser Festungsbesichtigung erklärt uns Kimberley noch die verwendeten Baustoffe.

Felsgestein, Ziegel und Korallen ergeben ein sehr interessantes Bild!

Die Festung ist erledigt, nun geht es ins Museum of Cartagena de Indios.

Auch hier ziert ein sehr schöner Innenhof dieses Gebäude und täuscht stark über die Geschichte dieses Hauses hinweg. Hier war einst im 18. Jahrhundert der Sitz des Grauens. Hier war der Sitz des Heiligen Amtes der katholischen Inquisition oder auch der Inquisitionspalast. Hier gibt es Artefakte aus dieser dunklen Zeit und einiges zur Geschichte Cartagenas zu sehen. Leider ist alles nur auf spanisch beschriftet und auch Kimberley verstehen wir nicht 100-prozentig. So what… Nun aber mal flott in die Altstadt, die fest von einer Schutzmauer umgeben ist.

Coole Kimberley 😎.

Sehr gepflegt und bunt ist es hier.

Hier gibt es leckeren Kuchen und viel zu lesen.

Und dort den besten Kaffee der Stadt.

Auch viele hübsche Boutiquen mit wirklich schönen Sachen sind über die Altstadt verteilt. Aber wirklich wohnen und leben tut hier, in der Altstadt, niemand mehr. Alles ist dem touristischen Kommerz untergeordnet, und das finde ich richtig schade. Zu bezahlen wäre der Wohnraum sowieso nicht. Jeder Zentimeter eines Gebäudes muss Geld produzieren. 2019 kamen über 350.000 Touristen per Kreuzfahrtschiffen hierher und 4,5 Millionen über den Landweg. Das ist viel Holz! Nach Corona schnellten die Zahlen schnell wieder explosionsartig nach oben. Money makes the world go round, selbstverständlich gilt dieses Motto auch hier.
Was sind das für Klopfer an so mancher großen Holztür?

Kimberley erklärt:
Die Löwen stehen für Familien des Militärs, die Fische für Handelsfamilien und die Echsen für Mitglieder der königlichen Familie. Die Größe des Klopfers gibt Auskunft über die Stellung der jeweiligen Familie. Je größer, desto höher ist ihr Stand.

Wir folgen dir unauffällig… 😎.

Mehrere katholische Kirchen stehen im Stadtkern der Vergangenheit, aber auch so manches Kunstobjekt. Manchmal durchaus provozierend, direkt vor Gottes Tür.

Wer hat dafür wohl Modell gelegen? Ich?

Nee, dieser Busen hat noch kein Kind gestillt!

An den Stellen, wo das Material der Plastik gülden ist, wird besonders oft und gerne hingefasst. Dies lässt tief blicken. Aber dieser Stil der üppigen Formen ist auch auf Bildern und Karten immer wieder zu entdecken.

Dann stehen wir auf dem Platz vor der katholischen Basilika, Catedral de Santa Catalina. Es kommt mir vor wie auf dem Petersplatz in Rom. Sooo viele Tauben…

Die muss ich jetzt ein bisschen aufscheuchen. 😜

Hat geklappt…

Aus der Basilika heraus klingt Musik, wir gehen hinein.

Im 16. und 17. Jahrhundert im spanischen Stil erbaut, findet heute hier und jetzt eine Messe statt. Ein Kind wird getauft und schöner Gesang erklingt.

Wo ist die liebliche Sängerin?

Oh, wie unromantisch!!!!!!!
Weiter geht es zum Marktplatz.

Vorbei an Straßenhändlern …
und zunehmender Menschenfülle.

Alle 3 Minuten werden wir von fliegenden Wasserverkäufern angequatscht, eine kleine Flasche, 1 Dollar… Etwas nervig das ganze!
Wir passieren noch das Süßigkeitenviertel. 🍬🍭🍡

Soll das Kanonenkugeln darstellen?

Hier werden angeblich nur traditionelle Süßigkeiten angeboten, die von den hier ansässigen Großmüttern hergestellt werden. Ob ich das glauben kann?

Dieses Mütterchen verkauft jetzt mal gar nichts mehr. Sie ist ermüdet eingeschlummert, und wir haben den Marktplatz erreicht.

Dies ist ein besonderer Marktplatz mit historischer Vergangenheit. Hier wurden nicht nur Waren und Lebensmittel aller Art feilgeboten, sondern insbesondere auch Sklaven. Es war der Umschlagplatz für etwa 4 Millionen Schwarzafrikaner. Ich merke, dass es Kimberley hier etwas ergreift. Hat dieser Platz doch auch mit ihr zu tun. Sie erzählt etwas über Gewährleistungsansprüche, wenn ein gekaufter Sklave innerhalb einer bestimmten Zeit verstarb. Dann musste der Händler für Ersatz sorgen. Anders verhielt sich der später heilig gesprochene Padre Pedro Claver. Der Jesuit nahm nicht an den üblichen Massentaufen teil, sondern kümmerte sich als Arzt und Seelsorger um das Wohl der unter schlimmen Verhältnissen lebenden Sklaven.

Auch dieser Platz wird gesäumt von einer Kirche.

Dann schlendern wir weiter und stoßen auf das hier:

Ein ganzer Boulevard mit Bildern von Señoritas Colombia, also kolumbianischen Schönheitsköniginnen.

Die allererste…,
die aktuelle…,
die erste Miss Universum…,
die bisher letzte kolumbianische Miss Universum.

Tja, auch so etwas bekommste hier zu sehen. Warum nicht. Im Park …

ist jetzt aber Schluss. Wir laufen ein paar Schritte mit Kimberley zum Auto und besprechen, dass sie uns bitte an der nächsten goßen Mall absetzen möchte. Alles klar, so wird’s gemacht. Herzliche Verabschiedung und rein ins Vergnügen.

Erstmal wird ordentlich geschmatzt, dann gebummelt und nach einem Frisör Ausschau gehalten. Es ist schon wieder soweit. 💇‍♂️💇 Im letzten Zipfel der Mall werden wir fündig. Uns beiden werden die Haare SEHR kurz geschoren. Naja, es wächst ja wieder… 😂. Dann laufen wir zurück zur Altstadt, wo unser Taxifahrer noch brav auf uns wartet. Bis zur vereinbarten Zeit um 18:00 Uhr ist es aber noch ein bisschen, und wir laufen noch zur ehemaligen Stierkampfarena.

Vorbei an Plätzen, …
noch leeren Kutschen, …
einer platten Kutsche, …
einem Bistro Sabine, …
einem Rollstuhlfaher, … man achte auf die rudimentäre Einfachheit dieses Gefährts, …
an Streetdancern vor einer roten Ampel, …
und dann sind wir da.

Die Arena, ganz dicht an der Altstadt gelegen, entpuppt sich als nobelstes Einkaufszentrum samt Konzertsaal.

Im Mittelpunkt steht die Arena, die jetzt als toller Veranstaltungsort genutzt wird. Wir hören ein Orchester proben und spazieren hinein. Was für ein toller Zufall!

Und was für eine traumhafte Atmosphäre!

Nun wird es Zeit zu unserem Taxifahrer zurückzukehren. 18:00 Uhr war verabredet, jetzt ist es kurz nach Halbsechs. Wir treffen ihn schlafend an 😴, er rappelt sich aber sofort auf, lädt uns ein und fährt uns nach Hause.

Ja, die heutige Nacht verbringen wir noch einmal auf unserem Boot, so war es mit unserer Reiseorganisatorin, Andrea, geplant und besprochen, und morgen werden wir am Vormittag um 10:00 Uhr von einem Fahrer abgeholt und nach Santa Marta gebracht. Dort checken wir dann in einem Hotel ein, und die Erkundung Kolumbiens geht weiter❣️

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