Der Kanal

Früh um 8:00 Uhr nehmen wir den Shuttlebus zum Einkaufszentrum und dann ein Uber bis zum Besucherzentrum des Panamakanals. Nun wollen wir die Schleusen der karibische Seite endlich mal in Augenschein nehmen! Die kleine Reise klappt bestens, und um kurz nach 9:00 Uhr sind wir da. Vom Besucherzentrum aus hat man einen tollen Blick, um die Schiffe beim Ein- und Ausfahren im 2016 fertiggestellten, neuen und größeren Kanal zu beobachten.

Vorne gezogen …
und hinten geschoben.

Nu ist sie durch , die STL Pearl und nimmt den etwa dreistündigen Weg, über den Gatun Süßwassersee zum zweiten Schleusenparcours ins Visier. Dort öffnet sich für sie dann das Tor zum Pazifik. Genau so werden wir es später auch machen, wenn es soweit ist, bloß nicht im neuen, sondern im alten Schleusenkanal. Der neue ist nur für die ganz, ganz großen Pötte!
Die kleinen Pilotboote machen aber einen ganz schönen Dreck! Was verbrennt denn der da?

Und nun geht’s andersherum, vom Pazifik kommend, ab durch die Schleusen und raus in den Atlantik.

Da wird aber ganz schön gezogen, geschoben und gedrückt.
Fast drinnen in der Schleuse, weichen die hinteren Boote zurück…
und stinkern ordentlich herum.

An Bord, beziehungsweise auf der Brücke befindet sich noch der Lotse, um dem Kapitän die erforderlichen Anweisungen zu geben. Auch sind wohl etliche Leinenhelfer an Bord, die das Vertäuen in den Schleusenkammern übernehmen. Ganz schön aufwändig!

Nicht zu vergessen die Leinenhelfer an Land, die, während des Schleusenganges, die fetten Festmacherleinen an großen Pollern befestigen.

Ganz schön viel Manpower, und klar dass das kostet… 💰. Überhaupt war der Bau des neuen Kanals ein unglaublich teures Unterfangen. Irgendwas zwischen 5,24 und 8 Milliarden US-Dollar soll dieses Projekt den panamaischen Staat gekostet haben. So ganz wollen sie nicht raus mit den Kosteninfos. Aber ganz viele andere Informationen erhalten wir im Kino dieses Zentrums. Wie kam es überhaupt zum Panamakanal?
Schon in grauer Vorzeit wurde die Landenge und die dortigen Flüsse genutzt, um von einem Meer ins andere zu gelangen.

Für die zunehmende Bedeutung der Schifffahrt war es von großem Interesse, sich durch einen Kanal die langen und gefährlichen Fahrten um Kap Horn, oder der Magellanstraße an der Südspitze Südamerikas zu ersparen. Wer hat sich nicht alles Gedanken gemacht über einen Kanal durch die Landenge Panamas? Wobei Panama noch zu Groß-Kolumbien gehörte! Da waren natürlich die Spanier,

die es sogar bis zu fertig ausgearbeiteten Plänen brachten. Humboldt spielte eine Rolle, als großer Südamerikakenner und Befürworter des Projektes. Goethe, mit Humboldt eng befreundet, machte sich ebenfalls so seine Gedanken, prophezeite aber, dass die jungen Vereinigten Staaten von Amerika das Ding machen werden. Na und dann kamen die Franzosen, nachdem 1869 der Suezkanal eröffnete, welcher von einem französischen Ingenieur geplant und umgesetzt wurde und meinten, wir machen das jetzt, da unten in Panama. Das mit dem Kanal in Ägypten war ja nicht sooo schwierig. 1881 startete Frankreich durch, mit extra dafür gegründeten Aktiengesellschaften, um das nötige „Kleingeld“ zusammenzubekommen. Man versprach sich danach riesige Gewinne. 1,6 Milliarden Goldfranken wurden mal als Kosten veranschlagt. Was für eine Summe❗️

Ein Kanal ohne Schleusen wurde geplant.

Acht Jahre plackerten sie sich ab, wobei körperlich, das über 100.000 Migranten für sie taten.

Die meisten kamen nie wieder zu ihren Familien zurück. 22.000 Menschen starben in den Sumpflandschaften an Gelbfieber und Malaria, 7,5 Menschen pro Tag! Um dem Herr zu werden, stellte man die Beine der Betten in Wassereimer, nicht wissend, dass die Krankheiten durch Mücken übertragen wurden. Was passierte, es wurde noch sehr viel schlimmer. 😰 Das Dahinsterben der Arbeiter war einer der großen Knackpunkte, warum das Projekt 1889 schließlich scheiterte. Aber auch folgenschwere Fehlplanungen, falsche Annahmen, technische Schwierigkeiten, immens gestiegene Kosten, fehlende finanzielle Mittel, Bestechungen und systematisches Belügen der Aktienanleger führte zum Scheitern des ganzen Unterfangens. Wegen letzterem kam es dann auch zum ersten, großen Finanzskandal in Frankreich, 1889.
1894 kaufte eine französische Auffanggesellschaft den gesamten Kladderadatsch…

und verkaufte ihn 1902, für 40 Millionen US Dollar an die Vereinigten Staaten.
Nur 40 % der bisherigen Arbeiten konnten übernommen werden. Doch Kolumbien, zu dem Panama ja noch gehörte, war mit den neuen Herren nicht einverstanden. Daraufhin kam es zum sogenannten Panamakonflikt. Die Amerikaner erwarben zähneknirschend die von Kolumbien an Frankreich erteilte Konzession und verlangten dann von Kolumbien die Abtretung des umliegenden Panamakanalgebietes. Auch da sperrte sich Kolumbien, woraufhin 1903 US-Truppen landeten, das Gebiet kurzerhand besetzten und den unabhängigen Staat Panama ausriefen. Schluss, Ende, aus die Maus. Da muss ich jetzt sofort an unsere Guide in Cartagena denken, die es sehr bedauerte, dass sich Kolumbien damals nicht bereiterklärte mit den USA zu kooperieren und folglich Panama und den späteren Kanal auf immer verlor. Dem neuen Staat Panama sagten die USA volle Souveränität zu, sowie 10 Millionen US-Dollar und eine jährliche Zahlung ab 1913, von 250.000 US $ in Gold. So…, dann konnten sie ja mal loslegen, jetzt aber bitte einen Kanal mit Schleusen. Nun, auch die Amerikaner hatten so ihre Probleme! Lähmende Bürokratie, der viel größere Erdaushub als zuvor geplant…

und nicht abtransportiert werden konnte, und vielleicht auch jetzt am Schlimmsten, die vielen Erkrankungen der Arbeiter.

Es musste etwas geschehen! Die Arbeitsbedingungen mussten verbessert werden. Der Ingenieur John Frank Stevens setzte sich 1905 genau dafür ein und übernahm auch die übrige Planung und Organisation, die er als die eigentliche Herausforderung ansah. Dies tat er so gut, dass er danach zum eigentlichen Bau und der Umsetzung keine Lust mehr hatte. Das Militär sollte nun die Arbeiten durchführen. Für den dann verantwortlichen General sei nun nichts weiter mehr zu tun, als die von ihm geschaffene Organisation zu erhalten, sagt’s, kündigte und verließ 1907 die Großbaustelle.
Die Bauarbeiten erstreckten sich dann von 1906 bis 1914. 5.609 Arbeiter starben in dieser Zeit. Die Kosten für Stausee und schleusenbetriebenem Kanal beliefen sich auf 385 Millionen US- Dollar.
Am 3. August 1914 passierte der kleine Frachter Cristobal als erster den fertiggestellten Kanal.

Die Feierlichkeiten 🍾🥂 wurden allerdings abgesagt. Denn was passierte noch am 3. August 1914❓ Jepp, der Erste Weltkrieges brach aus.

Offiziell und mit allem Tam Tam, wurden die Feierlichkeiten und die Eröffnungsfeier 1920 nachgeholt. Die USA behielten natürlich die Hoheit über den Kanal und das umliegende Gelände. Dies führte wiederholt zu Spannungen zwischen Panama und den USA. Daraufhin wurden die Jahreszahlungen an Panama erhöht, erst auf 430.000 US-Dollar, später auf 1,93 Millionen. Auch erhielt Panama mehr Rechte am umliegenden Kanalgebiet. 1977 handelte Jimmy Carter mit dem panamaischen General Omar Torrijos eine Übergabe des gesamten Gebietes, inclusive Kanal, bis zum Jahr 2000 aus.
Wie vereinbart übergaben die USA am
31. Dezember 1999 um 12:00 Uhr das gesamte Areal. Seitdem verwalten panamaische Behörden die Geschicke des Kanals und beschlossen 2007 mit einem Erweiterungsbau, eine komplett neue, schleusengeführte Trasse, um den Kanal fit für die immer größer werdenden Handelsschiffe zu machen.

Eine großangelegte Sprengung war der Startschuss.

Am 26. Juni 2016 wurde der Kanal feierlich eröffnet.

Neuer Kanal mit Reservebecken.

Die immensen Kosten sollten durch höhere Kanalgebühren und Kredite gewuppt werden. Jedes Jahr im Januar steigen die Gebühren um 10 Prozent, für beide Kanäle. Ein Grund mehr für uns, noch in diesem Jahr durch den Kanal zu gehen. Jetzt wollen wir noch zur unteren Plattform laufen und einem Frachter beim Verlassen der Schleusen Richtung Atlantik folgen.

Da unten, hinter dem Kontrollturm liegt die zweite Besucherplattform. Jetzt aber hurtig, wir wollen den Dicken ja noch beobachten.

Gerade noch rechtzeitig…

Und jetzt wird der Dicke abgelassen, um auf Atlantikniveau zu gelangen.

Da hinten fährt er, und tschüss 👋.

Wir laufen zurück zur oberen Besucherplattform, sehen sogar noch ein Schiff im alten Kanal, die EUKOR, …

dann noch ein Pilotboot, das ordentlich Wasser von sich gibt, …

bestellen uns ein Uber und fahren zurück zur Marina. Unterwegs sehen wir noch den Frachter, der vorhin die Schleuse Richtung Atlantik verlassen hat.

Immer noch in Begleitung diverser Pilotboote… witzig.
An Bord gibt’s ne Ibu für eine bessere Nacht und wir fallen früh und schnell in unsere Kojen. War ja auch viel Holz was es zu verarbeiten gibt! Gute Nacht. 😴
🚢 ⛴️ 🛳️ 🛥️ ⛴️ 🚢 🛳️ ⛴️ 🛥️ 🚢 ⛴️


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