Arequipa, die weiße Stadt,

… von 3 Vulkanen umgeben. Einer der drei ist aktiv❗️Na ja, er schläft, könnte aber durchaus ausbrechen. Vulkanisches Gestein, Sillar- oder Tuffstein genannt, prägt in großen Quadern verbaut das Stadtbild. Weiß oder zart rosa ist dieses schöne Gestein und verleiht der Stadt ein weißes Erscheinungsbild. Heißt Arequipa deshalb die weiße Stadt? Aus heutiger Sicht schon, aber tatsächlich rührt der Name woanders her. Von den Spaniern erbaut, lebten nur hellhäutige Menschen mit spanischen oder europäischen Wurzeln in dieser Stadt. Indigenen war der Zutritt verboten. So entstand der Beiname, die weiße Stadt. Die “weißen” Bewohner waren also der Grund für den Namenszusatz.
Nun aber erstmal ein freundliches Buenos Dias für Fidel, unseren örtlichen Guide für die nächsten 2 1/2 Tage. 🤗Sofort weht durch ihn, ein Anthropologe, ein ganz anderer Wind. Er ist strukturiert, eloquent und zwar auf deutsch, sehr nett, motiviert und voller fundiertem Wissen. Wie schön❣️

Also, vor Errichtung dieser Stadt, gab es hier nur Wüste und einen Fluss, der einen kleinen grünen Streifen erzeugte und dünn besiedelt war. Irgendwann kamen dann die Inka daher, im Sinn ihr Reich zu vergrößern, vom Meer bis zu den Anden. Dafür hatten sie drei Vorgehensweisen im Gepäck.
1.) Handel. Wir treiben Handel. Ihr bekommt schöne Dinge von uns, und wir bekommen euer Silber.
Wenn die Menschen das aber nicht so reizvoll fanden und ihr Silber lieber behalten wollten, kam Nummero 2 zum Zuge.
2.) Heirat. Ihr bekommt unsere liebreizenden Töchter zu Ehefrauen, dann sind wir verwandt und gehören zusammen.
Wenn die so Bedrängten der Meinung waren, wir haben selber schöne Töchter, dann wurde mit Nummern 3 gedroht.
3.) Krieg. Wir überziehen euch mit Krieg, hauen alles kurz und klein und verschleppen eure Leute.
Das zog dann meistens, und die Menschen fügten sich ihrem Schicksal.
Der Inkaführer Mayta Cápac soll den Ausspruch getan haben, “Bleiben Sie”. In Inkasprache Quechua, hieß das soviel wie “are quepay”. Arequipa?? Kam es so zum Namen der späteren Stadt? Vielleicht ….
Die Inkaherrschaft dauerte aber nur rund 100 Jahre, bis die Conquistadores kamen, sahen und siegten. Sie suchten ein passendes Verwaltungszentrum zwischen Küste und Anden. Sie fanden den Ort Arequipa und erschufen diese Stadt. Und so wurde aus einem Wüstenort eine blühende und wohlhabende Stadt, bis heute. Heute ist sie zu alledem noch ein großer Touristenmagnet. Kurz noch zu den Vulkanen, die Arequipa einerseits Magie verleihen, andererseits Zerstörung brachten. Immer wieder wurde die Stadt erschüttert, immer wieder ging vieles zu Bruch. Allein die Kathedrale wurde etliche Male beschädigt oder ganz zerstört. Immer baute man sie wieder auf. Aber nur die Front wurde jedes Mal erneut pompös und aufwändig verziert. Dahinter erstreckt sich ein schlichter rechteckiger Bau, ohne Schnörkel und Klimbim. An verschiedenen Stilbrüchen kann man gut erkennen, was zuletzt zerstört und wieder aufgebaut wurde. So gleichen sich die beide Glockentürme nicht. Der linke wurde zuletzt erneuert und weniger aufwändig verziert. Von Mal zu Mal wird es etwas schlichter….
Jetzt aber ab ins Nonnenkloster Santa Catalina, welches erst seit 1970 für Normalos wie wir zugänglich ist. Aber Fidel darf uns dort nicht führen. Es muss eine weibliche Guide sein. Allahopp! Alles ist besser als Ronaldo, die Knalltüte. 🥳

Unsere Guide ist prima und voll konzentriert bei der Sache. Auch Alexandra und Charlotte sind ganz Ohr. Tja, hier geht’s jetzt mal um Frauen!
Der Kreuzgang.

Das Nonnenkloster wurde 1580 geweiht, die Nonnen lebten und leben in Klausur. Sie verließen und verlassen das Kloster, eine Stadt in der Stadt, nie. 😯 Zu Hochzeiten lebten hier 150 Nonnen, plus 300 Bedienstete und Sklavinnen. Sie kauften ein, wuschen die Wäsche und die Nonnen, kochten, putzten und, und, und … Die Nonnen waren zumeist die zweiten Töchter, reicher spanischer Familien. Es war üblich, die zweiten Töchter und Söhne der Kirche anzuvertrauen, um sich mit ihr und Gott gutzustellen. Mit einher gingen großzügige Mitgiften. So mussten Nonnenanwärterinnen 2.400 Silbermünzen einbringen, Gemälde, Statuen, Lampen und Gewänder mitbringen. Die “Wohnungen” jeder einzelnen Anwärterin musste gekauft und ausgestattet werden. Das gesamte Gelände erstreckt sich bis heute über 20.000 Quadratmeter!

Hier das Totenbildnis einer Schwester-Oberin. Zu Lebzeiten durften sie sich nicht porträtieren lassen, dies entsprach nicht ihren religiösen Vorschriften.
Ein Platz, um sich zum Tee zu treffen, sich zu unterhalten und Spaß zu haben.

Trotz gestrenger Regeln, war das Leben der Nonnen durchaus angenehm und sicher. Dadurch, dass es sich um reiche Töchter der Gesellschaft handelte, fehlte es ihnen an nichts. Sie ließen sich teure Möbel, Porzellan, Stoffe und vieles mehr aus Europa kommen. Sie hatten ihr eigenes Personal, welches auch über private Kammern verfügen konnte. Zu jedem “Appartement” gehörte eine eigene Küche …

und eine private Toilette.

Wir schlendern so über das Gelände, erhalten Einblicke und finden es richtig schön hier! Die Wände sind leuchtend bunt gestrichen, überall gedeihen Blumen und blühen Gärten.

Selbst die schneebedeckte Spitze des Vulkans Misti ist gut zu erkennen.

Einer von zahlreichen Innenhöfen.
Gassen, Glocken und Altare.
In den halbierten Wein”fässern” wurden nach deren Ausrangierung die Nonnen gebadet. In dem Tauchbecken mussten sich die Bediensteten nach ihrer Rückkehr von auswärts, reinigen.
Hinter den Absperrungen liegen zerstörte Bereiche. Auch hier sind die Folgen der vielen Erdbeben nach Vulkanausbrüchen nicht zu übersehen.
Neben Spaß hatten die Nonnen natürlich auch karitative Aufgaben zu erfüllen. Sie unterrichteten junge Mädchen, nahmen Flüchtlinge und alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern auf und kümmerten sich.

Doch 1869/1870 änderte sich alles im Leben der Nonnen. Das erste vatikanischen Konzil von Papst Pius IX hatte unter vielem anderen zum Ziel, die Verurteilung zeitgenössischer Irrtümer und die Festlegung der katholischen Lehre über die Kirche Christi. 1871 wurde die gestrenge Dominikanerin Josefa Cadena nach Arequipa entsandt, die kurzerhand “aufräumte”. Sie ließ die teuren Aussteuern nach Europa zurückschicken, entließ die Bediensteten und schenkte Sklavinnen die Freiheit. Beide Gruppen durften aber nach Anerkennung der neuen Regeln im Kloster bleiben. Ab sofort mussten alle Nonnen in Gemeinschaftsküchen selber kochen, in Gemeinschaftssälen essen und in Gemeinschaftssälen schlafen. Die privaten Unterkünfte wurden verschlossen. Ende aus!

Die Töpfe wurden größer.
Schluss mit jeglicher Privatheit. Die beiden unteren Fotos zeigen die Schlafsäle. Hier standen Bett an Bett.

Und heute? Wie sieht es heute so aus? Heute leben noch 13 Nonnen und 2 Novizinnen in den klösterlichen Mauern. Jede hat wieder ihr eigenes Zimmer, und ein Schäferhund gehört nun auch zur Gemeinschaft. Ob es wohl eine Hündin sein musste?

Wir steigen nun noch die Treppen rauf, um einen Blick über die Stadt zu werfen.

Also uns hat es hier ausgesprochen gut gefallen❣️ Friedlich und aufgeräumt, interessant und blühend hat uns das Kloster Einblicke nehmen lassen. Aber ob es eine Zukunft hat? Der Nachwuchs scheint auszugehen… 🤔.
Jetzt spazieren wir weiter zu einer der schönsten Jesuitenkirchen des Landes. Alles sich im Stadtkern Befindliche gehört seit 2000 zum UNESCO Weltkulturerbe.

Die Jesuitenkirche La Compañia de Jesús.

Schon die äußere Fassadenverzierung ist einzigartig. Spiralförmig Säulen und peruanischer Barock, lassen kaum ein Plätzchen frei. Im Innern geht es pompös weiter.

Der Altar ist komplett mit Blattgold überzogen.
Mehr als 60 Gemälde stammen von berühmten Malern aus der Cusco-Schule.
Auch hier wieder das letzte Abendmahl mit Meerschwein. Es war durchaus üblich, dass peruanische Gebräuche in die Kunst mit einflossen.

Dann kommen wir in eine Kapelle, wo das Fotografieren nicht mehr erlaubt ist. Es ist hier aber sooo wunderschön, dass ich es dennoch riskiere.

Atemberaubend! Kein einziges Fleckchen blieb ungestaltet.

Auch der Innenhof ist überbordend dekoriert.

Selbst die Regenabläufe (oben links) sind aufwändig gestaltet.

Heute ist in Teilen des Gebäudes der Kommerz eingezogen. Ein hochwertiger Souvenirladen, ein Café, eine Bodega und eine Eisdiele sollen für Einnahmen sorgen.

Auch hier ist wieder der Blick frei auf die umliegenden Vulkane, majestätisch und drohend zugleich.

Nach diesem geballten religiösen Teil des Stadtrundganges, geht es in die Markthalle. Hier herrscht ebenfalls ein bunter, überbordender Farbrausch von Obst, Gemüse, Blumen und noch so diesem und jenem…

Viele Maissorten, auch schwarzer, füllen die Auslagen.
Aber auch Käse, getrocknete Kartoffeln (oben links), Heilpflanzen, Kräuter und Tinkturen, kitschig zusammengepackte Opfergaben (Mitte links) und Monoperu ergänzen das Angebot.
Eine Katze vertreibt einem Marktjungen die Zeit…
Eine Messe für die Marktbesteller, samt passender Heiligen, wird abgehalten.

Jeder Berufsstand hat seine spezielle Heiligenfigur, die über diesen schützend wacht. Ihr muss regelmäßig geopfert werden. Oft sind es kleine geschnürte Päckchen mit Cocablättern, Süßigkeiten, Geldscheinen und Kitsch, die man ebenfalls auf dem Markt erwerben kann, und die dann nach der Zeremonie verbrannt werden. So ne Vergeudung! Aber dieser Glaube ist tief in den Menschen verwurzelt. Auch gibt es für jeden Heiligen eine jährliche Prozession, nach der ordentlich gefeiert wird. Das werden wir heute Abend noch live und in Farbe erleben… 🥳.
Jetzt bekommen wir aber noch die traditionelle Schafskopfsuppenherstellung gezeigt.

Eine beliebte Frühstückssuppe der Peruaner. Sie soll Kraft verleihen. 🫢

Das war jetzt zwar gerade nicht sooo appetitlich, dennoch werden wir darauf gemeinsam Mittagessen gehen. Aber nicht hier, Ronaldo kennt da ein Restaurant, geführt von einem Schweizer, da möchte er mit uns hin. Alladann…

Wohlsein 🍻
Das dunkelrote Getränk ist Chicha morada, eine aus rotem Mais hergestellte Limonade. Sehr lecker!

Aber warum tragen wir Lätzchen? Darum:

Klaus meint, Manfred solle nichts an seine “vegetarischen” Töchter abgeben. 😋

Das spritzt ordentlich, das kleine Stückchen Fleisch. Und was probiere ich da?

Alpaka!

Und wie schmeckt das? Hmm…, fest, ohne nennenswertes Fett, ähnlich einem Straußensteak. Jepp, das Lokal ist schön, das Essen schmeckt gut❣️Bei der Lokalauswahl hat Ronaldo durchaus ein gutes Händchen. Er ist sowieso sehr am Kochen und Essen interessiert. Das ist wohl so sein Steckenpferdchen.
Danach laufen wir zurück zum Hotel und haben den Nachmittag zur eigenen Verfügung.
Was ist denn da für ein Lärm im Baum?

Eine Horde grüner Papageien macht sich über den Baum vor unserem Fenster her und erntet die kleinen roten Blüten ab. Dass das so stark windet und die Zweige kräftig wehen, stört sie nicht. Plötzlich aber schrecken alle gleichzeitig hoch und verschwinden. Warum, weiß ich nicht. Wir verduften dann auch wieder aus unserem Zimmer und wollen noch einwenig durch Arequipa streunern. Doch augenblicklich stecken wir fest. Eine Prozession schiebt sich am Plaza de Armas voran, wir mittendrin.

Eigentliche wird fast jeden Tag eine Prozession irgendwo durch die Gegend getragen. Da kann man als kleines Kind schon mal ermattet einschlafen.

In einer Gruppe Menschen festgesetzt, muss ich mich mitreißen lassen, ob ich will oder nicht.

Puhhh, was für Weihrauchwolken umhüllen mich! Lauter junge Mädchen qualmen was das Zeug hält.

Die kleinen Jungs warten noch auf ihren Einsatz, …

die größeren Jungs müssen in einer Nebengasse noch etwas üben.

Soviel geballter Katholizismus ist uns noch nie begegnet. 😮‍💨 Wir verlassen den trubeligen und verqualmten Hauptplatz,…

um noch eine bestimmte Brücke aufzusuchen, von der man den schönsten Blick auf Vulkan Misti haben soll. (Tipp von Fidel.) Doch vorher treffen wir noch auf ein echtes, kleines, zurechtgemachtes Alpaca.

Alpaca mit Schühchen. 🥰
Und jetzt die Brücke…
Misti und Kumpanen.

Jetzt zurück, es wird schon dunkel, und wir wollen noch den Blick auf die Kathedrale von einem Lokal ganz oben genießen…

Der Platz de Armas von oben….
und von unten.

Nun aber flott ins Hotelbett, denn morgen sagen wir Arequipa Adieu und brechen zeitig auf, um das Pampa Hochplateau zu erreichen. Wir werden die 4.000 Höhenmeter knacken und lang ersehnte Tiere treffen. Gell Klausito? 🙄 Mal sehen ob Ronaldo pünktlich ist!

Ein Kommentar

  1. Traumhaft! Wir danken Euch, dass Ihr uns so wortreich wie wortgewand mit auf Eure Reise nehmt. Die Fotos zeigen Eure Wege in allen Facetten! Und manchmal hören wir in den Videos Eure Stimmen und freuen uns. 🙂
    Herzliche Grüße von Bernd und Petra

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