Neuwelt-Kameliden und Kondore

Was’n das??

DAS ❓
Oder DAS ❓😳

Ja, so ähnlich 😂.
Unser Weg führt uns heute 5 Stunden ins weite Pampa Hochland.

Sind das etwa fette Nazca-Linien? Nein! Das sind Zubringer- und Ausweichstraßen einer Silbermine.
Kaktusblüten, sie zeigen das nahende Frühjahr an…
Witzig, wie sich die welken Blüten spiralförmig zudrehen.
Wir schrauben uns übrigens immer höher und höher. 4.000 Meter werden bald ganz normal sein. Dazu werden wir heute auch noch den höchsten Punkt unserer gesamten Reise erleben, den Peek des Passes bei 4.910 Metern. Sauerstoffflaschen haben wir nicht an Bord. 🥵
Ein Friedhof, einfach so mitten im Gelände. Was soll das denn jetzt bedeuten? 🫣
Ichu-Gras (peruanisches Federgras) soweit das Auge reicht. Ein für viele Dinge verwendbares Gras. Futtergras, Dachabdeckungsgras, Inkahängebrückenbaugras, Flechtgras für Körbe, Taschen, Matten und so weiter…
sind wir jetzt hoch. Die Luft wird merklich dünner.
Hier sind Llamas, Alpacas, Guanacos und Vicuñas zu Hause. Alle gehören zur Gruppe der Neuweltkameliden, sind also Kamele der Neuen Welt. Das gibt ein Gequieke bei den Mädels, als wir die ersten Tiere zu sehen bekommen. 🤗
Eine Herde im trockenen Hochland.
Vicuñas am Wasserloch.

Guanacos und Vicuñas sind wildlebende Tiere. Llamas und Alpacas wurden von Indigenen domestiziert und dienen ihnen bis heute als Woll- und Fleischlieferanten sowie Lastenträger. Wichtig ist zu wissen, dass sie selten mehr als 20/25 Kilo tragen. Packst du mehr drauf, legen sie sich hin, und das war’s. Sie stehen nicht mehr auf, erst wenn du das Gewicht wieder reduziert hast.

Vicuña-Wolle ist noch feiner als Kaschmir! Unter strenger tierärztlicher Beobachtung werden die erwachsenen Tiere alle paar Jahre eingefangen, geschoren und wieder freigelassen. Ganze 100 Gramm an weiter zu verarbeitender Wolle bleiben pro Tier übrig. Fidel erklärt uns alles. Anhand von Schautafeln zeigt er uns die Unterschiede zwischen den Rassen, Erkennungsmerkmale, Verwendung und so weiter… Später werde ich den Fehler begehen Ronaldo zu fragen, ob all diese Tiere Wiederkäuer seien, was er verneint. Dann werde ich Fidel nochmals fragen, und natürlich sind sie alle Wiederkäuer! Weiß Ronaldo eigentlich irgendetwas??? Die Mädels rollen nur noch mit den Augen, und Mechthild ist total von Ronaldo genervt. So einen schlechten Reiseleiter hätte sie noch auf keiner ihrer vielen Reisen erlebt. Tja, da haben wir wohl Pech gehabt.

Wieder eine mahnende Erinnerung an Verkehrstote.

Haben die freilaufenden Tiere eigentlich Feinde? Die Babys müssen schon den Puma fürchten, ansonsten werden sie nur noch vom Menschen und seinem Verkehr bedroht. Im Hintergrund verläuft noch eine Eisenbahnlinie, aber auf unserer gesamten Reise werden wir keine Bahn zu sehen bekommen.
Trommelwirbel 🥁, jetzt gibt es Alpacas zu bestaunen. Im Zoo waren die und die rotzenden Lamas nicht wirklich meine Favoriten!

Das weiße Zeugs ist kein Schnee! Das sind alles Plastiktüten. 🫢
Aber hier in freier Wildbahn gefallen mir diese drolligen Wollpuschel schon❣️
Erkennungszeichen: Kurzer, wolliger Kopf, dick mit Wolle bepackter Leib, wollige Beine, in den Farben weiß, braun oder schwarz und Wolllieferant für so manchen schönen Alpaca-Pullover.
Diese bizarr hervorragenden Steinplatten an den Berghängen werden auch Steinwälder genannt und ziehen alle Blicke auf sich.
Die ja sowieso ❣️
Hat das vordere Alpaca etwa einen Höcker? Nee, das ist der Popo vom hinteren…

Mittendrin wir und eine Vicuña Herde.

Und eine staubige Windhose. 🌪️

Hier machen wir Rast, können aufs Baño, etwas herumlaufen und Tee trinken.

Coca-Tee

Cocablätter sind hier in Peru immer und überall anzutreffen. Schon bei den Frühstücksbuffets ist Coca-Tee ein fester Bestandteil. An jeder Ecke kann man Cocablätter, Cocabonbons und “Steinchen”, mit denen man die eher streng und bitter schmeckenden Blätter im Mund versüßen kann, kaufen. Cocablätter kauen, bis die Backe dick vor lauter Cocamatsche wird, gehört hier zum gelebten Alltag. Sie sollen dir helfen, in den hohen Höhen besser atmen zu können, sie stillen Hungergefühle, machen dich wach und leistungsstark.
Hmm…, Ronaldo kaut doch auch ständig diese Cocablätter. 🤔 Das scheint mir bei ihm aber eher wirkungslos zu sein. 🫤 Wir probieren natürlich auch alle durch die Bank. Blätter mit “Steinchen” wandern in unsere Münder, wir kauen brav, verspüren die angekündigte, leichte Taubheit im Mund, doch…. das war’s. 😐 Besser kommen die Bonbons an. Klaus lutscht immer wieder mal einen, aber spüren tut er auch hierbei nichts. Fehlt uns der Glaube??? Wir wissen es nicht. Stattdessen rumpeln wir weiter durchs Gelände und stellen erstaunt fest, dass auch auf diesen Höhen menschliche Siedlungen anzutreffen sind. Sogar eine

ist mit dabei. Wer hier wohl Lehrer ist? Und plötzlich passieren wir große Herden Lamas und Alpacas in einem wasserdurchzogenen Tal. Da müssen wir einfach anhalten und aussteigen!

Tärää 🥳, darf ich vorstellen, ein ausgewachsenes Lama.
Das hat ja nen Höcker am Bauch… 😜.
Typisch, der längere Kopf, der längere Hals, die schlankeren Beine und der abstehende Schwanz. Die knuffigen Alpacas grasen im Hintergrund.

Jetzt wieder rein in den Bus und hin zu einem Ort, wo wir die Tiere sogar streicheln können.

Streicheln! 🙄
Ja so!!!

Hier sind die Tiere mit bunten Wollfäden am Ohr markiert …

und zeigen so wem sie gehören.

Sind das nicht wunderschöne Augen❣️

Achtung Klaus 🚨, die Sprache der Lamas: Ohren zurück, Kopf hoch und…. spucken! Zum Glück spuckt das jetzt nicht!

Und da sind die Ohren auch schon wieder vorne.
Lama-Baby

Nun aber genug mit dieser riskanten Kuschelei. Weiter geht’s, und ein Ereignis jagt das nächste.

Da…. 👉, ein Ausbruch? Jetzt?? 😮

Nein, der Vulkan spuckt nicht, er pupst nur, und das ist nicht gefährlich. Sollte es stinken, bis hierher riechen wir nichts. Interessant sind zwei Tafeln.

Jepp, der kleinere Vulkan raucht. ✅
Der größere Ampato ist ruhig und erloschen. Stimmt auch. ✅

Und dann erreichen wir den höchsten Punkt des Passes, halten an und steigen aus. Bei mir wackelt der Boden, mir ist schwindlig und ich bin extrem kurzatmig. Jeder Schritt bedeutet große Anstrengung. Ist das die Höhenkrankheit???

So hoch waren wir noch nie❗️

Klaus hat schon eine ganze Weile Kopfschmerzen und eine verstopfte Nase. Auch den anderen ist komisch zumute. Schnell steigen wir wieder in den Bus, fahren über den Peek und hinunter zum Städtchen Chivay. Aber was heißt schon hinunter? Chivay liegt auf 3.635 Metern!!! Das ist 235 Meter höher als der Bellecôte Gletscher in La Plagne!

Wir sind da…
und die Schafe auch. Mähähää…

Unser Hotel ist sehr hübsch angelegt, jeder bezieht ein kleines Steinhäuschen.

Bei der Anmeldung läuft das immer so: Wir geben unsere Pässe ab zum Fotokopieren, bekommen jeder einen Zettel mit unseren Daten zum unterschreiben, erhalten die Zimmerschlüssel und unsere Pässe zurück. Eigentlich ist das eine ganz einfache Geschichte. Aber Ronaldo schafft es doch tatsächlich auch da, für Verwirrung zu sorgen. So gibt er Mechthild den Zettel von Manfred und Manfred den Zettel von Mechthild. Als Mechthild der Fehler auffällt, hat Manfred ihren bereits unterschrieben. Jetzt flippt Mechthild aus! Sie will sofort einen neu ausgedruckten Zettel, egal wie lange das dauert. Sie könnte auch einfach Manfreds Unterschrift durchstreichen, kommt aber für sie überhaupt nicht in Frage. Dünnhäutig und total von Ronaldo genervt, macht sie nun zu. Wissend, dass alle die, die noch ein heißes Bad im nahegelegenen Thermalbad nehmen wollen, in 20 Minuten wieder am Bus sein sollen. Darum bat uns Fidel, denn die Therme schließt bald. So, Mechthild bekommt ein neues Blatt, wir anderen hasten in unsere Zimmer, schmeißen uns in Badesachen, packen den Rucksack mit allem Notwendigen, düsen zur Rezeption, leihen uns die erforderlichen Handtücher und sitzen schnaufend aber pünktlich wieder im Bus. Manfred, Alexandra, Charlotte, Klaus, ich und Fidel sind abfahrbereit. Aber wir fahren nicht. Warum? Mechthild wollte nicht mehr mitkommen. Ja, aber Ronaldo wollte noch mit, meint Fidel. Nach 10 Minuten des Wartens macht sich Fidel auf die Suche und kommt nach weiteren 5 Minuten mit Ronaldo im Schlepptau zurück. Wir anderen stehen kurz vorm Platzen💥. Da beschließe ich, nachher unter vier Augen, mit Ronald zu sprechen. Die anderen wissen Bescheid. Nach 3,5 Kilometern sind wir bei den heißen Quellen. Mit 80 bis 85 Grad kommt das schwefelige Wasser aus einem erloschenen Vulkan, wird mit dem kühlen Wasser eines Flusses auf 38 Grad heruntergekühlt und auf 5 Becken verteilt. Zwei Becken sind für die Einheimischen, denn sie waschen sich hier auch, zwei Becken sind für Touristen und eines ist für beide.

Wir gehen ins fünfte Becken, das für Touristen.

Sooo hygienisch ist es hier aber nicht. Wir sind am Ende des Tages, und nach uns werden alle Becken geleert, gereinigt und wieder neu gefüllt. Egal, wir steigen trotzdem rein. Autsch, ist das heiß 🥵. Fidel passt derweil auf uns und unsere Sachen auf, Ronaldo springt selber mit hinein. So, jetzt schnappe ich ihn mir und spreche ruhig aber bestimmt all die Dinge an, die mir nicht gefallen. Seine Deutschkenntnisse sind mangelhaft, sein ständiges Zuspätkommen geht als Reiseleiter so gar nicht. Seine Fehlplanung, die dazu führte, dass wir den Flug über die Nazca-Linien verpassten, war eine riesengroße Enttäuschung. Wir werden keine zweite Chance haben, denn noch ein weiteres Mal werden wir Peru nicht bereisen. Das wir auf den ewig langen Busfahrten nichts über Land und Leute von ihm erfahren, ist traurig. Eigentlich sollte er uns doch mit Engagement und Wissen sein Land nahebringen. Fehlanzeige! Er hört sich alles ruhig an, entschuldigt sich und beteuert, ihm tue alles sehr leid. So, nun ist’s gesagt, ich wate noch etwas durchs heiße Wasser, gehe dann aber raus. Das heiße Wasser ist eine zusätzliche Anstrengung für den Kreislauf. Ich brauche ewig, bis ich geduscht, abgetrocknet und angezogen bin. Dann geht’s zurück zum Hotel und sofort ab in die Betten. Die Höhe und das Thermalbad fordern ihren Tribut. Morgen geht es gaaanz früh wieder raus und ins berühmte Colca-Tal. Wir wollen dort den Kondoren einen ganz besonders schönen Morgen wünschen.

Ach, die Nacht war anstrengend. Eigentlich todmüde konnte ich doch kaum Ruhe finden. Zappelige Beine, zu wenig Sauerstoff, säuselnde Kopfschmerzen und nun auch bei mir, eine verstopfte Nase, die mir die ganze Nacht zu schaffen machte. Ach ja, meinen Rücken habe ich darüber fast vergessen. Er ist doch tatsächlich besser geworden. Nicht gut, aber besser! 👍 Nun sitzen wir alle pünktlich um 6:30 Uhr im Bus, auch Ronaldo. Sieh an!
Chivay ist sozusagen das Tor zum Colca-Tal, dem Tal mit dem zweittiefsten Canyon der Welt. Doppelt so tief wie der Grand Canyon in den USA, und nur getoppt von einem noch tieferen Canyon ebenfalls in Peru. Vor Jahrmillionen schuf der Colca-Fluss eine über mehrere tausend Meter tiefe und 100 Kilometer lange Schlucht durch das Andenmassiv. Über 4.000 Meter geht es hinunter, zwischen engstehenden Felswänden. Das ist genau der Ort, wo Kondore die dortigen Aufwinde nutzen, um sich weit, weit hochtragen zu lassen, um dann bis zur Küste zu gleiten.
Kondore sind imposante Vögel! Ihre Spannweite beträgt bis zu 3 Meter, und ihr Gefieder glänzt schwarz im Sonnenschein. Eine weiße Halskrause betont den federlosen, schwarzen Kopf. Je nach Geschlecht suchen scharfe, leuchtend rote oder schwarze Augen nach Aas. Ja, es sind Aasgeier! Sie wurden von den Inkas verehrt und als heilige Tiere geehrt. Ein eigener Tempel wurde ihnen zu Ehren in Machu Picchu erbaut. Kondore waren für sie die wichtigsten Vermittler zwischen Himmel und Erde, zwischen Göttern und Menschen. Können doch nur sie in diese unglaublichen Höhen von 7.000 Metern und mehr aufsteigen! Na, da lassen wir uns mal überraschen.

Der Weg dorthin.
Kaktusfrüchte, ich dippe mal mit dem Finger hinein. Süß und lecker 😋.

Fidel erzählt uns etwas über die Bevölkerung entlang des Colca-Tals. Im Canyon lebten und leben die indigenen Quechua, oben auf dem Hochplateau die Aymara. Beide Gruppen sprachen ihre eigenen Sprachen. Sie lebten und leben in friedlicher Koexistenz, einigten sich irgendwann auf die Sprache Quechua und bewirtschafteten ihre jeweiligen terrassierten Felder. Nach Ankunft der Spanier mussten sie sich noch mit Spanisch vertraut machen. Ansonsten änderte sich, bis heute, nicht viel an ihrer Lebensweise. Nur vermischten sie sich nicht. Warum? Das hatte einen ganz praktischen Grund. Die im Tal vererbten ihre Felder an die nächste Generation, die auf dem Hochplateau ebenfalls. Ein gemischtes Paar hätte die unlösbare Aufgabe gehabt, welche Felder sie nun bestellen sollten? Die oberen oder die tausende Meter tiefer unten gelegenen? Also blieb man schön getrennt voneinander. Und heute? Ich kann mir kaum vorstellen, dass es nicht reizvoll ist, die Jungs und Mädels der jeweils anderen kennenzulernen…?!
Die Spanier gründeten jedenfalls erstmal 17 Ortschaften entlang des Colca-Tals, mit jeweils 17 Kirchen. Jesuiten waren die überwiegenden Betreiber und Missionare. Erfolgreich, wie wir wissen. Nach den Kondoren werden wir ein paar der Dörfer passieren. Jetzt aber sind wir hier, um zu schauen und zu beobachten, was da so aus den Tiefen des Canyons emporsteigen wird.

Wir sind da!

Die riesengroßen Kondore auch! 😬

Täuschend echt sehen sie von weitem aus und lassen sich die Fotos mit ihnen gut bezahlen.

Auch die Besitzer der hübsch zurechtgemachten Alpaca möchten natürlich einen Obolus für ein Foto. Und an allen Touristenstopps versuchen in hübschen Trachten gekleidete Frauen, Alpaca-Produkte an den Mann und an die Frau zu bringen. So auch hier.

Die wirklich wunderschönen Trachten haben bestimmt ihre verkaufsfördernde Wirkung. Ronaldo meint jedoch, die Frauen tragen ihre Gewänder aus Stolz. Sie seien der Meinung, die allerschönsten Trachten der Welt zu haben und zeigen sie gern. Ihre Hüte verraten je nach Gestaltung, Form und Farbe, ihre Herkunft und Zugehörigkeit zu einer ganz bestimmten, indigenen Gruppe.
Jetzt muss ich mich aber endlich den Geiern widmen!

Mensch, da fliegen ja schon zwei!!!
Und da noch einer…

Nur müsste ich jetzt wirklich eine Kamera mit Teleobjektiv haben, dann könnte ich so ein Foto machen.

Alexandra hat zum Glück eine 📸.

Mit dem Handy ist es schwer ein gutes Bild einzufangen.

Da fliegt keiner.
Aber da…
und dort hocken überall Beobachter.
Gut 60 Tiere soll es in dieser Schlucht geben. Sie fliegen aber nur bei trockenem und sonnigen Wetter. Gut dass wir genau so ein Wetterchen haben.

Das ist mein bester Schuss des Tages. Nur das Gegacker stört. Schon echt majestätisch ist so ein Kondor im Flug❣️Nach und nach fliegen sie alle nach rechts weg. Ein letzter Blick, …

dann gehen auch wir. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns bis zu unserem heutigen Ziel, Puno am Titicacasee. Aber was wir bis dorthin noch alles erleben und welchen Gefahren wir trotzen, das berichte ich ein anderes Mal. Tschau, tschau 👋 ✋✌️…

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