Und das schon am frühen Morgen, Hicks….
Als kleine Stiere werden die Tuk Tuks des Landes liebevoll bezeichnet. Und Ronaldos heutige Überraschung für uns ist eine Tuk Tuk Fahrt zum Bier.


Sind wir denn jetzt schon angeschickert? Neiiin! Aber es ist lustig mal wieder in einem Tuk Tuk zu sitzen. Die Fahrt ist kurz und wir halten an einem Haus, wo die Wandbemalung schon verrät, hier gibt’s Bier.

Vor dem Haus weht eine rote Plastiktüte an einem Stecken. Das ist das sichere Zeichen, das Maisbier, Chicha genannt, ist fertig. Nach alter Tradition und eigenen Rezepten wird das beliebte Gesöff von Privatpersonen gebraut. In Restaurants sucht man danach vergebens. Schon bei den Inkas war dieser Maistrunk mit bis zu 6 prozentigem Alkohol sehr beliebt. Bei Feierlichkeiten und religiösen Zeremonien wurde reichlich ausgeschenkt. Auch wurde Chicha zur Erbauung der hart arbeitenden Bevölkerung erfolgreich eingesetzt. Wir wollen uns das jetzt mal genauer ansehen und betreten das Etablissement.


Das ist das Wurfspiel Sapo, äußerst beliebt bei der Chicha trinkenden Kundschaft. Mit gezielten Würfen versucht man 10 Münzen in die Löcher im Spieletisch zu versenken. Die darunter liegende Schublade verrät dann den erzielten Punktestand. Wir sind uns sofort einig, das wollen wir spielen, auch ohne Bier. Unsere Gastgeberin Mama Mercedes ist noch in Vorbereitungen. Es ist übrigens absolut üblich die Leute Mama/Mami und Papa/Papi zu nennen. Auch Verniedlichungen aller Art, wie zum Beispiel “Klausito” 🙄 sind gang und gäbe. Und Klausito legt dann auch als erster Werfer gleich mal los.
Ich bin es gewohnt, dass Klausito solche Spiele in aller Regelmäßigkeit gewinnt. Aber hier und jetzt kommt er nur auf läppische 1.000 Punkte. Manfred kontert sofort mit 3.000 Punkten. Aber ich glaub’s ja kaum, ich erspiele als letzte Werferin sage und schreibe 6.500 Punkte und führe damit die Rangliste an. Hey, das macht ja richtig Spaß 🤩. Die zweite Runde beginnt. Ich fasse mal zusammen: Mit 6.500 und 7.500 Punkten gewinne ich das Spiel mit großem Abstand, haushoch. 🥳

Und wenn meine Augen mich nicht täuschen, ist Klausito doch tatsächlich Letzter geworden. 🤭
Mami Mercedes ruft, jetzt geht’s zum Bier-Tasting. 🍻



Sie, die Chefin, führt uns jetzt ein in die Herstellung des Maisbieres. Man spitze die Ohren!

Maiskorn wird mit Wasser zum Keimen gebracht, gewaschen, mit Pfefferkörnern in Tücher eingeschlagen und zum Trocknen in die Sonne gelegt. Sobald sich die Maisstärke durch Fermentation in Malzzucker umgewandelt hat, werden die getrockneten Körner mit einem großen Stein zu Mehl vermahlen, aber ohne den Pfeffer. Dieses Maismehl wird wiederum mit Wasser in einem großen Topf angesetzt und unter häufigem Umrühren ein bis zwei Tage gekocht. Gerstenmalz wird nun dazugegeben und je nach Rezept noch Fenchel, Kamille, Minze oder Zimt. Nun darf das Bier eine Nacht ruhen, dann kann es ausgeschenkt werden. Die rote Fahne 🚩, jetzt Plastiktüte, gibt Auskunft über die Fertigstellung der Chicha. Eine Woche dauert der Herstellungsprozess, aber es vergehen sicher keine 7 Tage, bis alles wieder weggesüffelt ist.

Zu unserem großen Glück ist das Spuckebier der Anden heute nicht mehr stand of the art. Denn in grauer Vorzeit wurde noch die Spucke der Frauen als Katalysator zur Bierherstellung verwendet. Die Frauen zerkauten Maismehlfladen so lange, bis ihr Speichel die Stärke in Zucker umwandelte und der Gärungsprozess, mit dem ausgespuckten Brei, beschleunigt werden konnte. Das war somit die wirklich ganz traditionelle Herstellungsmethode… 🤭.
Jepp, bevor wir jetzt aber probieren dürfen, verschüttet Mama Mercedes etwas Bier auf dem Lehmboden, um sich bei Mutter-Erde, der Pachamama, zu bedanken. Dann pustet sie den Duft des Bieres in alle vier Himmelsrichtungen und spricht leise Gebete. Damit bedankt sie sich bei den Göttern für deren Unterstützung. Als Dank weht der Duft der Chicha in deren Nasen. Und jetzt bin ich dran. Denn als Gewinnerin des Sapo-Spiels bekomme ich den ersten Schluck und schmeiß dann auch die Lokalrunde.


Das gelbe Gebräu ist allerdings herb und etwas bitter, wie Bier eben, und mit einem Maisgeschmack im Abgang. Schnell habe ich mir die rote Variante reichen lassen, bei der ordentlich viele Erdbeeren zugesetzt wurden. Diese Kombination schmeckt köstlich, süß und süffig. Wer nun glaubt ich tränke den ganzen Humpen, der irrt. Das ist nur für’s Foto. ☹️ In Wirklichkeit bekommen wir Plastikbecherchen zum Probieren. Das ist auch gut so. Denn hätte ich das ganze große Glas getrunken, wäre ich strunz besoffen und hätte überhaupt nicht mehr gemerkt ob ich zur Toilette müsste oder nicht… 😆. Gaaanz schlecht für die Weiterfahrt…. Jetzt darf ich aber noch die Maische im Meerschweinchenstall verteilen.

Sooo niedlich, wie das Kleine gar nicht mitbekommt, dass alle anderen schon weggeflitzt sind… aber dann….
Ob sie so schreckhaft sind, weil immer mal welche verschwinden auf nimmer Wiedersehen, oder ob es einfach in ihrer Natur liegt, vor möglichen Fressfeinden zu flüchten? Ich weiß es nicht.
Dankeschön Mama Mercedes❣️Schön war’s bei dir, lehrreich, lecker und sehr interessant. Muchos Gracias 😘.
Weiter geht’s, aber nicht mehr mit den Tuk Tuks, sonder wieder mit unserem Kleinbus. Ollantaytambo ist das nächste Ziel. Dieser fast unaussprechliche Ort am Ende des Heiligen Tals ist der einzige Ort in Peru, wo man sowohl ein intaktes Inka-Dorf als auch eine bedeutende, massive Festungsruine aus der Inka-Zeit bestaunen kann.





Bevor wir gleich die Treppen zur Ruine emporsteigen können, müssen wir noch die davor liegende Baustelle umrunden und eine große Gruppe Indigener in herrlichen Trachten vorbeilassen.






Wir laufen noch vorbei an vielen bunten Verkaufsständen, um dann den Aufstieg zu beginnen.







Was für massige Steinquader wurden hier aufeinander gesetzt! Ganz ohne Mörtel und Fuge passt alles perfekt ineinander und noch dazu erdbebensicher!








Auch hier sind wieder diese Noppen. Zum Hochziehen dieser kleinen Blöcke? Kann ich mir nicht vorstellen. Wissenschaftler gehen stattdessen davon aus, dass das Knotenpunkte für Sonnenstrahlen sein könnten. Also so eine Art Sonnenuhrensystem. Auch die großen Hubbel halten sie dafür. Aber ganz Genaues weiß man nicht, denn leider entwickelte das Volk der Inka keine Schrift. Und so bleibt bis heute doch einiges im Dunkeln und macht Platz für Spekulationen.
Wofür stand diese Anlage eigentlich? Das Wort Festung fiel bereits. Ideal gelegen, am Ende des Heiligen Tals,…

auf einem Felssporn massivst gebaut, konnten von hieraus Feinde und Eindringlinge gut bekämpft, dieses ertragreiche und wichtige landwirtschaftliche Tal bestens beschützt werden. Auch diente das Bollwerk dem letzten Inka-König als Rückzugsort, um den Spaniern zu entfliehen. Hier konnte den Konquistadoren sogar die einzige, schmerzhafte Niederlage zugefügt werden. Doch nur wenig später war auch dieser Ort von den Spaniern eingenommen. 😞
Aber auch religiöse Tempel fanden ihren Platz auf diesem Gelände. Religiöse Zeremonien wurden hier abgehalten. Oder war das hier gar ein landwirtschaftliches Zentrum? Viele große Anbauterrassen und an den Hängen hochgezogene Voratskammern sprächen dafür.




Zurück im Dorf begegnen wir einer bunten und fröhlichen Hochzeitsgesellschaft. Deshalb begegneten uns vorhin so viele in festlicher Tracht.



Dann hoppeln sie zum Essen in ein nahegelegenes Restaurant.
Und wir hoppeln jetzt mal geschwind zu unserem Zug nach Aguas Calientes, dem Startpunkt unseres morgigen Reisehöhepunktes, der vergessenen Stadt Machu Picchu. 🤩

Hallo hopsasa und trallala, was geht denn hier ab? Ist das hier immer so? 😂

Ach nee, da hüpfen sie ja schon wieder zurück… 🤣.

Und wo ist jetzt unser Zug? Ronaldo schwächelt schon wieder. 🤓
Nee, der ist es wohl nicht, wir müssen noch über die Schienen klettern und den hinteren INCA RAIL besteigen.

Mechthild putz sich ununterbrochen die Laufnase. Liegt das an der Höhenluft?
Aber bis wir wirklich unsere Sitzplätze einnehmen können, müssen wir noch eine kurze Auseinandersetzung mit vier kleinen, aufmüpfigem Jungs führen. Die wollen zusammensitzen und haben sich irgendeinen Vierertisch geschnappt, den unsrigen… Man muss wissen, dass in unserem Abteil eine ganze Schulklasse dieser frechen, kleinen Jungs mitfährt. Oh Schreck! 🙊🙉🙈 Aber so läuft das nicht! Bestimmt setzen wir uns NICHT verstreut zischen ihre Kameraden! Aber sie reagieren nicht. Da muss ich wohl etwas lauter werden und mit unseren Sitzplatzkarten unter ihren Nasen herumwedeln. Unterstützt von Manfred, Mechthild und Klaus, müssen sie sich dann doch verkrümeln. Kurze Zeit später nimmt der Lehrkörper Platz. Vier bei uns gegenüber, zwei weitere im Gewusel hinten bei den Kindern.

Die Türen schließen, der Schaffner pfeift, die Lock quietsch, da geht es los auf die zweistündige Fahrt nach Aguas Calientes. An eine nette Unterhaltung ist allerdings nicht zu denken, die Schööler sind laut, sehr laut. Immer wenn sich ein Lehrkörper mahnend erhebt, ist es augenblicklich still, aber ehe er sich wieder vollständig gesetzt hat, bricht der Lärm auch schon wieder los.
Dann konzentrieren wir uns mal auf die Landschaft, die nun an uns vorbeizieht.

Viele, viele Maisfelder sind zu sehen. Klar, Mais ist ja neben der Kartoffel das Hauptlebensmittel der Peruaner. Da kommt mir ein Biologe in den Sinn, der sagte, dass Maisfelder ökologisch so tot seien, wie ein betonierter Tennisplatz. Hmmm…, ob das die Peruaner wissen?











Wenn ich die Bergmassive so betrachte, fällt mir ein darstellender Vergleich zwischen Anden und Alpen ein. Den muss ich eben mal einfließen lassen.

Das ist doch wirklich beeindruckend, wieviel höher die Anden sind, und dass sich die Lamas und Alpakas erst zwischen 4.000 und 5.000 Metern so richtig wohlfühlen! Und der Titicaca See richtig, richtig hoch liegt und einige Kartoffelsorten so hoch oben noch gedeihen, und…. Und dass wir auch schon fast an der 5.000 Meter Grenze gekratzt haben, uns dabei aber gar nicht so wohl gefühlt haben, und, und, und….
















Manfred bahnt sich den Weg, wir anderen folgen unauffällig. 😎 Ronaldo meint, Aguas Calientes sei ein reiner Touristenort, ausschließlich dem Kommerz verschrieben. Die Preise seien 3, 4, oder gar 5 mal so hoch wie im gesamten übrigen Land. Aber ich stelle fest, ich mag’s hier. Wieder einmal herrscht so eine Art Basislager-Stimmung. Menschen aus aller Welt, junge und alte, kommen genau hierher, um einmal im Leben die vergessen Stadt zu besuchen und sich zurückversetzen zu lassen in die Zeit der großen Inka-Könige. Und von hier starten eben auch morgen wieder die Busse nach Machu Picchu.



Klaus und ich hätten da übrigens noch ein Anliegen. Da wir unsere Reise erst sehr spät buchen konnten, bekamen wir leider nicht mehr den Weg Nummer 2 in Machu Picchu, so wie ihn die anderen noch buchen konnten, sondern nur noch den Weg Nummer 3. Das ist wohl eher der Weg für Arme (schon wieder?) oder für Alte. 👵🏻 👴🏻 Nummer 3 bleibt weiter unten und ermöglicht nicht den klassischen Postkartenblick auf die Ruinenstadt. Dafür haben wir für morgen dann aber unseren eigenen Guide, was wiederum nicht schlecht ist! Aber wir würden halt doch zu gerne auch den zweier Weg gehen … Das ist halt der beste! Wegen der immer mehr zunehmenden Besucherströme hat sich die Regierung dazu entschlossen, fest vorgeschriebene Wege einzurichten und das freie Umherspazieren zu unterbinden. Die Einhaltung wird streng kontrolliert und auch die täglichen Besucherzahlen sind reglementiert. Aber wir versuchen es dennoch und fragen Ronaldo, ob er da vielleicht etwas machen kann. Wir würden selbst nochmal den Eintrittspreis bezahlen, falls nötig. Ronaldo meint, er kenne da jemanden und werde bestimmt etwas möglich machen können. Ich kürze mal ab. Super-Ronaldo kennt natürlich niemanden hier und kann nichts möglich machen. Wer hat etwas anderes erwartet? Eben, niemand… 😏. Okay, dann schauen wir uns morgen mal unseren Privatguide etwas genauer an. Vielleicht kann der ….????
Jetzt wandern wir mit unseren Rucksäcken zum Hotel und erleben doch tatsächlich noch eine bunte und fröhliche Parade.

Mehr als 3.000 landestypische Feste gibt es in Peru. Nicht einberechnet sind sämtliche Privatfeiern, wie Geburtstage, Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen und, und, und …. Wenn ich das aufs Jahr verteile, dann bleibt eigentlich keine Zeit mehr für Arbeit, Schule, Studium, Häuser fertigbauen und anderes. Das ist natürlich die rein deutsche Sicht auf die Dinge. 😉

Ronaldo sucht übrigens immer noch unser Hotel. Mensch, der ist doch nicht zum ersten Mal hier! Hat der zu viel Cocablätter gekaut und vergessen auszuspucken??? Wir sind jetzt bestimmt schon zweimal am Inka-Führer vorbeigekommen…..

Auch an diesem Gebäude sind wir heute schon vorbeigekommen. 🤪

Es dunkelt bereits, und endlich findet Ronaldo unsere Bleibe für eine Nacht. Gott sei es gedankt und jetzt in die Falle und Augen zu. Morgen geht es sehr früh wieder raus.


Na dann schlaf mal gut, mein Inka für Arme. 😘 Du aber auch, meine Schwester. 😘
P.S.: Es war gang und gäbe, dass der Inka-König seine Schwester heiratete. So blieb alle Macht in der Familie.
![Sailing Yuti [maxbutton id="1"]](https://yuti.eu/wp-content/uploads/2021/08/Bild4.png)