Um 5:00 Uhr klingelt der Handywecker, gleich geht es los. Treffpunkt ist 6:00 Uhr in der Lobby. Alle sind pünktlich, auch Ronaldo und unser Guide Joel sowieso. Hallo Joel, nice to meet you❣️Er ist jünger als wir und Ronaldo und macht einen fitten Eindruck. Eigentlich ist alles klar, wir brauchen nur noch unsere Busfahrkarten und Eintrittskarten, dann können wir los. Aber irgendwie windet sich Ronaldo, will die Karten nicht wirklich rausrücken und bequatscht unseren Guide. Was will er nur? Ich bin genervt und bestätige Joel, dass wir los können, egal was Ronaldo so labert. Dann stelle ich mich vor Ronaldo hin und will unsere Karten. Mensch nochmal! Ich haben nun keine Geduld mehr! 😤 Heißt es doch immer, man solle möglichst früh an den Bushaltestellen sein, der Andrang sei immer immens. Endlich, wir können los! Irgendwie fühle ich mich wie befreit, als wir nun zügig zu dritt zum Bus laufen. Joel gibt kurze Hinweise, die Busfahrtickets und den Reisepass bereitzuhalten und führt uns zügig an allen Wartenden vorbei zum Bus. Prima. WIR sitzen schon mal drin. Die Anspannung fällt ab. 😮💨 Der Bus ist voll, der Bus fährt ab. Jetzt geht es ne gute halbe Stunde in Serpentinen den Berg hinauf. Zeit, die wir nutzen um Joel unser Problem mit Weg 2 und 3 zu erklären. Er hat’s verstanden, hält sich aber noch bedeckt.






Die Stadt Machu Picchu selbst, erstreckt sich auf einer Höhe von 2.200 bis 2.500 Metern. Diese Höhe wird auch gerne als die “Augenbrauen des Regenwaldes” bezeichnet. Hier ist das Klima in der Regel feucht und warm. Die Stadt soll das Schönste und Beste sein, was die Inkas je geschaffen haben, sagt man. 2.000 mm Regen fallen hier so über das gesamte Jahr und machen die Region fruchtbar. Das ist mal eine andere Zahl als die 2 bis 20 mm Niederschlag in Lima, oder die 0,5 mm in der Atacama Wüste. Beides Orte des gleichen Landes und doch so verschieden. Vor den jeweiligen Besuchereingängen 1, 2 und 3 sammeln sich die Menschen. Nee, eigentlich nur vor Eingang 2. Eingang 1 spielt nur für die 4-Tagestour-Wanderer des Inka-Trails eine Rolle, und vor unserem Eingang 3 herrscht gähnende Leere. Wir sollen Joel 200 Soles geben, und er schaut dann, was sich machen lässt. Vorher besuchen wir noch mal schnell die Toiletten. Hmm… Joel kommt gar nicht mehr raus? Hat er sich jetzt mit unseren 200 Soles (50,- Euro) im Klo verdrückt? Das kann doch wohl nicht sein 🤔. Wir warten und warten… Ronaldo ist mit den anderen vier noch gar nicht angekommen. Tzzzzzz! Wir warten weiter… Da! Da kommt er, puhhh!
Wir gehen zu Eingang 3, reichen unsere Eintrittskarten hin und sind nun drin. 50 Meter weiter sollen wir erst einmal wieder warten. Er läuft weiter und verschwindet. Wir genießen die aufgehende Sonne und warten.




Der Himmel ist strahlend blau. Das ist super!!! Oft liegt ein Wolkenschleier über Machu Picchu oder es nieselt. Wir haben richtig Glück, warten aber immer noch auf Joel und ein Zeichen. Eine halbe Stunde bestimmt schon. Schritt für Schritt tasten wir uns etwas vor. Irgendwann winkt ein Vermummter Klaus zu, ich habe es gar nicht bemerkt. Jetzt aber schnell. Wir steigen einige Treppen hoch, da sehe ich Joel oben rechts stehen und nehme die rechte Treppe zu ihm rauf. Klaus sieht ihn nicht und läuft einem Aufpasser geradewegs in die Arme. Mist! Der will Klaus’ Eintrittskarte sehen. Obermist!! Aber Joel ruft dem Mann etwas zu und Klaus darf nun auch hoch zu uns. 😮💨 Es lebe die Korruption‼️Wir bekommen beide Ausweise mit Weg Nummer 2 um den Hals gehängt und laufen nun ganz offiziell auf diesem weiter. Juhuuu 🥳. Joel hat’s geschafft, juppiduppiduuu❣️ Guter Mann 👍.

Und dann :

Klausito und Andreita betreten um 6:44 Uhr die Aussichtsplattform, um genau um 6:45 Uhr den ersten Blick auf die heilige Stadt Machu Picchu werfen zu können. DAS ist der viel beschriebene “Postkartenblick” den die Welt kennt, nun also auch diese beiden. Applaus, Applaus 👏👏 und großen Dank an Joel!






Meine Güte!!! Joel gibt uns immer neue Anweisungen. Arme mittig, Arme hoch, umdrehen und zurückdrehen, hinknien und wieder hoch, jetzt das Lama und nun das Alpaka…. Wird das hier ein Fotoshooting oder was???

Dann soll ICH noch das “Gesicht” fotografieren. Dafür muss ich das Handy um 90 Grad drehen. Allahopp.

Jetzt aber mal wieder ernsthaft werden, den Blick genießen und etwas lernen! Der Berg auf dem wir uns befinden und auf die Ruinenstadt hinunterblicken heißt Machu Picchu. Das ist die alte Inka-Sprache Quechua und heißt übersetzt “Alter Berg” oder “Alter Gipfel”. Daher kommt auch der Name für diesen absolut besonderen Ort. Wie die Stadt damals wirklich hieß, weiß man nicht so genau. Oder doch? Vielleicht einfach nur Picchu = Berg bzw. Gipfel. Der kleinere Berg auf den wir schauen und der einem kleinen Zuckerhut ähnelt, nennt sich auf Quechua “Huayna Picchu”.

Übersetzt heißt das “Junger Berg” oder “Junger Gipfel”. So, dann ist der Name ja schon mal geklärt. Erbaut wurde die Stadt wahrscheinlich um 1450 vom vorletzten und mächtigen Inka-König Pachacutec, dem Weltenveränderer. (Vorletzter Herrscher vor Teilung des Reiches durch Bruderkrieg.)

Er war es auch, der den Kult um den Sonnengott “Inti” einführte. So wurde natürlich auch hier, unter vielen anderen, ein Sonnentempel geplant und errichtet.

Überhaupt müssen die Architekten und Planer dieser Zeit über enormes geologisches, statisches, architektonisches, meteorologisches, religiöses und astronomisches Wissen verfügt haben. Sie erbauten eine Stadt mitten im Dschungel, zwischen zwei Berggipfeln, auf 2.400 Metern, die allen Widrigkeiten stand hielt. Gab und gibt es Regensturzbäche, lief nichts voll oder über, wurde nichts unterspült oder sackte gar ab. Sie planten ein perfektes Wasser- und Abwassersystem und bauten ein grandioses Dränagenetz, welches bis heute problemlos funktioniert.
216 Steinbauten wurden auf Terrassen errichtet und mit 3.000 Treppenstufen miteinander verbunden. In Hochzeiten konnten wohl bis zu 1.000 Menschen hier leben und versorgt werden. Es wurde zwischen urbanem und landwirtschaftlichem Sektor unterschieden und beide baulich von einander getrennt.


Man konnte die Stadt nach erhaltener Erlaubnis nur durch ein einziges Tor erreichen.



In der Stadt gab es die verschiedensten Tempel, heilige Orte, das Haus des Inka-Königs, Häuser für den Inka-Adel, Unterkünfte für Bedienstete und Sklaven, einen zentralen Hauptplatz für Feierlichkeiten, Verkündigungen und religiöse Zeremonien, Vorratsgebäude, Werkstätten

und sicher noch einiges mehr. Die Tempelanlagen, wie Sonnentempel,

Mondtempel, den man nur durch Besteigen des Huayna Picchu erreichen kann, Tempel der drei Fenster,

Tempel zu Ehren Wiracochas, dem Schöpfer von allem im Universum,

Tempel der Kondore


und andere hatten neben religiösen, vorrangig astronomische Zwecke. Überall gibt es Fenster, Vorsprünge, “Hubbel” wie in Ollantaytambo, Einkerbungen und Vertiefungen für den Einfall der Sonne sowie Gebäude ohne Abdeckungen mit besonders ausgerichteten Öffnungen, um Sternbilder zu beobachten und zu deuten. Eine ganz besondere Aufmerksamkeit wurde Sonne, Mond und Sternen zu Teil, um einen perfekten Kalender für alle landwirtschaftlichen Aktivitäten zu bekommen. Es war überlebenswichtig zu wissen, was, wann und wo angebaut und geerntet werden konnte. Fehler wären fatal gewesen. So bestand der Hauptteil der Bevölkerung aus Bauern. Sie bewirtschafteten die vielen Terrassenfelder und lebten in eigenen Steinhäusern außerhalb der Stadt.

Verbunden war und ist Machu Picchu durch den sogenannten Inka-Trail

vor allem mit Cusco, dem Zentrum der Inka-Gesellschaft. Von hier ging alle Macht aus. Hier hielt sich der herrschende Inka auch vorwiegend auf. Machu Picchu galt mehr als Ort der Erholung, der Sommerfrische für die Mächtigen sozusagen. Nach dem Tod von Inka-König Pachacutec verlor Machu Picchu zunehmend an Bedeutung. Warum die heilige Stadt jedoch völlig verlassen und in Vergessenheit geriet bleibt bis heute unklar. War es der Tod von Pachacutec? War es das Auftauchen der Konquistadoren? War es die Einschleppung von Pocken und anderen Krankheiten durch die Spanier? Eines konnten Archäologen jedoch feststellen. Beim recht zügigen Verlassen der Stadt wurden Habseligkeiten, die nicht mitgenommen werden konnten, zerstört und Brücken und Wege gekappt, um ein Finden des Ortes nach Möglichkeit zu verhindern. Das hat ja dann auch für hunderte von Jahren gut geklappt. Bis 1911 im Auftrag der Yale University, unter Leitung von Hiram Bingham, der Komplex wiedergefunden wurde.







Das geschah übrigens zufällig und ungeplant, denn Bingham wollte eigentlich eine ganz andere Ruinenstadt finden. 1912 und 1913 legte Bingham die Anlage wieder frei, mit großangelegten Brandrodungen.


Das ging schnell und war einfach… 1913 veröffentlichte die National Geographic Society eine ganze Ausgabe über Machu Picchu und machte die Anlage und Bingham somit weltweit bekannt. Tatsächlich aber gab es schon davor zahlreiche, verschiedene “Entdecker” und Einheimische, denen die Stadt Machu Picchu durchaus bekannt war. Sie machten nur nicht soviel Aufhebens davon. So wurde schon 1568 ein spanisches Dokument entdeckt, woraus hervorging, dass ein Inka Yupanci als früherer Eigentümer von “Picchu” bezeichnet wurde. Also so völlig vergessen war die heilige Stadt dann wohl doch nicht. Und angeblich verließen erst 1572, nach dem vollständigen Sieg der Konquistadoren, die allerletzten Bewohner die Stadt. Es folgten 4, 5, 6, 7 andere “Entdecker” und auch Besitzer des Gebietes, denen der Name Machu Picchu durchaus bekannt und dieser auch auf Karten verzeichnet war. Die Spanier betraten diesen heiligen Ort jedoch nie. Dann wurde unter vorgehaltener Hand berichtet, dass Bingham die Stadt schon 2 Jahre zuvor entdeckte und die Zeit nutzte, um archäologische Funde wie Gebeine, Gold und Grabbeigaben in die USA zu schaffen. Erst 2008 wurden die Voraussetzungen dafür geschaffen, die Funde Bingham’s wieder an Peru zurückzugeben. Heute sind sie in einem Museum in Cusco ausgestellt.
Joel hat eine Mappe bei sich, mit der er uns verschiedene Erläuterungen bildlich zeigen kann. Gut der Mann! Sagte ich das bereits? ☺️
Es gibt noch so viel zu sehen und zu erkunden, laufen wir mal weiter.

Was wird da auf dem Hauptplatz mit grüner Plane eigentlich abgedeckt? Joo, das ist ne echte Kuriosität! Da lag ein großer Monolith, der jetzt auch wieder da liegt aber nicht mehr so wie er mal war. In den späten 80er Jahren besuchten das alte und das neue spanische Königspaar Peru und natürlich auch Machu Picchu. Juan Carlos und Sophia, schon etwas in die Jahre gekommen, wurden mit dem Helikopter hinaufgeflogen.

Dafür musste der Monolith weichen. Nach ihrem Besuch wurde der Stein wieder an seinen Platz gebracht.

Einige Jahre später fand ein politisches Treffen in Peru statt und wichtige Politiker der damaligen Zeit wurden ebenfalls hoch zur Heiligen Stadt geflogen. Also Monolith wieder weg und nach dem prestigeträchtigen Termin, Monolith wieder hin. Dabei zerbrach er in mehrere Stücke. Upsi … 🫣. Man entschloss sich, die Bruchstücke auf dem Platz zu vergraben, so war das Malheure aus den Augen und aus dem Sinn. Heute hat man diese Schande wieder ausgebuddelt und ist dabei den Stein zu restaurieren. Deshalb die grüne Plane auf dem Heiligen Hauptplatz. Aha!






Und auch noch nen Video Clip, wer sagt’s denn… 😁.





















Hier sind wir im Saal der astronomischen Spiegel. Diese beiden durch Wasser geschaffenen Spiegelflächen dienten der Feststellung der Wintersonnenwende und der Tagundnachtgleiche.

Die Verbindungsachse dieser beiden Spiegel markiert exakt die Nord-Süd-Richtung und bildet damit einen Kompaß. Alles war unglaublich durchdacht.
Wir sind am Ende unserer geführten Tour angekommen, sind erfüllt von tollen Eindrücken, neuem Wissen und voller Dankbarkeit für unseren Guide ❣️ Dankeschön, lieber Joel. Lass dich drücken und umarmen. Ein gutes Trinkgeld ist eine Selbstverständlichkeit. Und oh Wunder, sind wir just am Eingang zum jungen Gipfel, wo Manfred, Alexandra und Charlotte nun ihre Extratour angehen wollen. Hallöchen 👋.

Die Besteigung ist eine echte Herausforderung. Über 1.600 ungleiche, sehr steile Stufen kommt man nach oben und auch wieder herunter. 2 Stunden dauert Auf- und Abstieg insgesamt. Eine gute Kondition und Schwindelfreiheit sind Voraussetzung. Klar, dass Mechthild da nicht mit hoch will. Aber Ronaldo will mit hoch. Ja und? Achsoooo, das heißt wir sollen uns jetzt um Mechthild kümmern und ihr und uns die Zeit vertreiben. Phhhh…. In dem Moment, wo wir auf Ronaldo treffen, geht der Ärger auch schon wieder los. Ich glaub’s ja nicht. ER ist doch der Reiseleiter und müsste sich zumindest mal um Mechthild kümmern und nicht um SEIN Spaßvergnügen. Tzzzzz….. Nun, er entschwindet dann mal. Wir ziehen dann mit der ebenfalls verdatterten Mechthild los und schauen uns das eine und andere noch mal mit ihr zusammen an. Die schöne Stimmung ist bei Klaus und mir mit Spaßbremse Mechthilde nun leider etwas dahin. 🙂↕️ Dann bewegen wir uns im Schneckentempo zum Wächterhäuschen und zum Ausgang.


Dort nehmen wir drei den Bus zurück nach Aguas Calientes.


Als Treffpunkt haben wir ein Lokal in Aguas Calientes, in der Nähe vom Bahnhof, ausgemacht. Dort wollen wir alle gemeinsam zu Mittag essen, bis der Zug uns wieder ins heilige Tal bringt. Alladann.
Wir sind dann schon mal da. Ein schönes Lokal mit super freundlichem Kellner empfängt uns. Bis die anderen kommen, bestellen wir uns schon mal etwas zu trinken und zu schmatzen, Klausito hat Hunger. Unsere Wahl, Chicha morada, die leckere Andenlimonade aus rotem Mais, dazu jeder ein leckeres Gericht. Die Musi spielt auf, die Stimmung steigt, die anderen kommen. 👏
Alle haben den jungen Gipfel mit Bravour gemeistert. Für die Mädels, die ehemaligen Leistungssportlerinnen, war es wie ein Training, für Manfred war es gut machbar, er brauchte nur hier und da ein Päuschen und Ronaldo war auch flott dabei. Er sei ja ein Kletterer, wie er stolz meint. Na dann sind jetzt ja alle glücklich und zufrieden.
Nun geht’s wieder mit dem Panoramazug nach Ollantaytambo. Übrigens, die Schulklasse ist nicht wieder mit von der Partie. 😮💨 Eben halten wir kurz mal an und lassen den Gegenzug passieren….


Aber davon bekommen Ronaldo, Manfred und Mechthild schon gar nichts mehr mit. 😴😴😴



Wir sitzen mit Alex und Charlotte zusammen, sie schauen Daily Soaps wir in die Landschaft.

Dann kommt wieder ein Gegenzug, rattata rattata rattata ….




Und zu guter letzt steigen wir wieder in unseren hart gefederten Kleinbus und fahren die letzten 70 Kilometer nach Cusco.


Kurz bevor die Popos vollends platt sind, erreichen wir die Hauptstadt des Inkareiches auf 3.416 Metern. Boah, jetzt sind wir ja um die 1.000 Meter höher als eben noch auf Machu Picchu. 😳 Da säuselt der Kopf, das Herzlein klopft.



Wirklich geschafft vom langen, eindrucksstarken Tag wackeln wir ins Hotel, wo unsere Koffer schon auf uns warten. Das hat ja wirklich gut geklappt, mit der Sonderfahrt für unsere Gepäck, das wir ja im letzten Hotel zurücklassen mussten.
Also ab in die Falle und trotz Zappelbeinen, Kopfsäuseln und verstopfter Nasen : GUTE NACHT 🌙
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