Wer die Planung ohne den Wettergott macht, ist selber Schuld. Aber was soll man da auch schon groß planen? Wir haben immer noch Regenzeit und das volles Rohr.



Mindestens einmal am Tag oder/und in der Nacht zieht sich der Himmel so zu. Dann dauert es nicht lange und Blitze zucken, Donner grollen und Regen prasselt auf alles nieder. Die Sorge, ein Blitz könnte uns erwischen ist immer mit dabei. All zu oft erfahren wir von Bootseignern, denen es so ergangen ist. So ist es halt am Äquator. 😬
Heute kommt Luwina raus. Uwe und Luise sind angespannt.

Alles läuft bestens. Keine unschönen Vorkommnisse sind zu vermerken.

Konzentriert und zuverlässig fährt Victor, der Liftfahrer, das Boot an seinen Trockenplatz. Aber zuvor macht sich ein anderer älterer Mann mit Hochdruckreiniger an den Boatswash. Zwei junge Männer schaben mit Spachteln die Rümpfe ab und entfernen so die Seepocken, zumindest die Häuschen. Das ganze Unterfangen dauert bestimmt eine Stunde und geht gezielt aber vorsichtig vonstatten. Na so einen gründlichen Waschgang haben wir bisher nirgends gesehen.
Uwe und Luises‘ Boot hat Coppercoat. Das ist keine Krankheit, sondern ein Unterwasseranstrich, der sehr hart und lange haltbar ist, aber auch regelmäßig im Wasser gereinigt werden muss. Hier in Panama geht das wegen der Krokodile nur bedingt, und so haben sich tausende Seepocken festgesetzt. Prost Mahlzeit, das wird ne Arbeit, die alle von Hand abzukratzen. Also die Häuschen sind schon weg, aber der Fußabdruck, oder vielmehr die Bodenplatte klebt noch dran. Die Seepocken verfügen über den stärksten Kleber der Welt. Und die Bodenplatte enthält Hormone, so dass neue Pocken schneller wieder „anbeißen“. Uwe und Luise wollen diese Sklavenarbeit selber verrichten und legen auch gleich mal los. Sie haben nur 3 bis 4 Tage am Hardstand eingeplant. Wir gucken uns das eine Weile an und denken, nee, das ist zu zweit definitiv nicht zu schaffen! Wir lassen uns jeder einen Beitel geben und legen mit Hand an. So kratzen und schaben wir zu viert, dann zu dritt, Luises Armgelenk hat sich wohl entzündet, an drei Tagen, was das Zeug hält. Jan kommt auch noch mit dazu, seine Biggi weilt in Berlin bei ihrem kranken Bruder. Irgendwann ist es vollbracht, aber während dessen tun sich immer mehr Baustellen auf. Besser man guckt erst gar nicht… 🫣. Ich habe seitdem „Springfinger“. Meine rechten Ring- und Mittelfinger gehen nicht mehr stufenlos hoch, sie springen praktisch hoch. Ähhhh 🥴. Luise und Uwe organisieren sich nun doch eine Hilfe dazu und schuften viele Tage. Aus den geplanten 3 bis 4 Tagen, werden schnell fast 2 Wochen. Auch Regen haut ihnen immer wieder einen Strich durch die Rechnung. 🙄 Zwei Tage bevor wir rausgehoben werden, kommen sie erst wieder rein ins Wasser. Und Ihnen langt‘s, aber so was von! Zur selben Zeit bekommen wir die offizielle Erlaubnis, durch den Kanal zu dürfen. Uiuiuiui… 😝. Unsere Transitnummer lautet: 6026404, und der Termin wird auf den 14. November festgelegt. Diese Infos bekommen wir von Roger, unserem lizenzierten Agenten. Oh, oh, oh, die Spannung steigt erheblich. Und morgen habe ich Geburtstag und übermorgen hole ich der Königin ihr Kind. Nee, übermorgen wird Yuti aus dem Wasser geholt. Auch davor sind wir etwas adrenalinhaltig. 😵💫 Bis zuletzt sind wir uns nicht wirklich sicher, ob wir nun alle Arbeiten selber machen, oder die doch lieber, wenigstens zum Teil, vergeben. Estefania ist unsere Ansprechperson auf der Werft, und wir beschließen gemeinsam, wir schauen uns die Hulls erstmal an. Okay 👍. Und was geht an meinem Geburtstag? Wir müssen wieder einmal Pakete bei PTY abholen. Gestern, wo wir einen X-ten Einkauf im Baumarkt gemacht haben, sind wir anschließend in das tolle Sushi-Restaurant gegangen, wo wir schon einmal den Rückbuss verpasst hatten. An diesem Tag stellten wir uns von vornherein darauf ein und planten mit einem Uber zurückzufahren. Soweit so gut, Sushi mit Kobe Rind schmeckte fantastisch, aber das Uber-Taxi wollte und wollte nicht kommen. Wir hatten Feierabendverkehr und warteten über eine halbe Stunde. Zwischenzeitlich dachte ich, ich sei in der Vorhölle gelandet. 👹 Aus dem eiskalten Restaurant kommend, in der Hitze stehend, schweißgebadet, bretterten amerikanische Lkw‘s und Busse an uns vorbei. Sie pusteten ihre schwarzen Abgase qualmend heraus und machten beim Gasgeben unglaublichen Lärm. Ich glaube, sie hatten noch Spaß dabei. Endlich kam dann auch unser Uber, und es ging zurück zu unserer ruhigen Marina. 😅 Vom Essen her betrachtet war das Sushi eher mein Geburtstagsessen, denn heute bei PTY gibt’s nur einen Kentucky Fried Chicken in der Nähe. Aber wir wollen mal ein paar Hühnerbeine probieren, ob ich die für das geforderte Essen bei der Kanaldurchfahrt verwenden könnte. Wir bestellen ordentlich… und es schmeckt fürchterlich. 🤮 In der Tat muss sich Klaus wirklich übergeben, denn er bekommt einen Allergieanfall vom Hühnerfleisch. Wieder draußen, schmeißen wir alles in die Tonne. Heute Abend ist wieder Pizza-Mittwoch und ich werde alle, Luise, Uwe, Jan und Biggi, sie ist gerade wieder zurückgekommen, einladen. Dass es da schmeckt, weiß ich ja. 😅 Also Prosit neues Lebensjahr. 🍻
8:00 Uhr, Haul Out 🪝⛵️ 🏗️
















Er macht es hervorragend ❣️ So einen guten Boatswash hatten wir noch nie.


Und siehe da, da sind sie auch schon ab. Über eine Stunde wird mit viel Geduld und Gefühl geschabt und gespritzt. Eigentlich sieht es jetzt schon so gut aus, dass wir fast sofort wieder rein könnten. Aber nee, es sind ja noch ein paar andere Dinge zu erledigen, und die „Bodenplatten“ der Seepocken sind ja auch noch da. Also wird Yuti auf ihren vorgesehenen Platz gefahren.


Leider hat es ordentlich angefangen zu regnen, es schüttet geradezu. Klaus hat sich untergehockt, ich stehe in der Halle, und wir beide schauen dem Transport mit Argusaugen zu …




Die Schutzplanen werden ausgebreitet, ein Posten, der mit 200,- Dollar zu Buche schlagen wird.
Hoffentlich hört das nochmal auf! Yuti kann gar nicht hinsehen. Und tatsächlich, es hört auf, und die Sonne scheint wieder. 🤩



Nun werden die Schlaufen abgemacht und wieder eingerollt.
Yuti steht sicher und fest, der Travel Lift ist weg, und wir legen dann auch gleich mal los. Erstmal kratzen wir ein paar Pockenplättchen weg. Jepp, das geht ganz gut. Dann lassen wir diese Arbeit aber schnell liegen und widmen uns dem Reinigen und Polieren der Hulls. Mit dem Bootsreiniger noch von Toy aus Phuket, beginnen wir mit dem Waschen der äußeren und inneren Seiten. In dem Waschmittel ist kein Wachs, denn wir wollen Seitenstreifen kurz über der Wasserlinie anbringen. Viele Boote haben solche Zierstreifen, um die immer schmuddelige Wasserlinie etwas zu kaschieren. Wir beeilen uns, denn wieder ziehen dunkle Wolken auf.
Das mit den Zierstreifen geht dann aber so was von in die Hose, wir brechen ganz schnell ab. Der Folienstreifen ist zu flatterig, zu dünn, und wir zu doof. Wir schaffen es nicht ihn gerade zu führen und blasenfrei aufzukleben. Obwohl ich doch von meiner Schwägerin Karin gelernt habe, wie man Klebefolien blasenfrei aufbringt… Hier und jetzt klappt es nicht. Schade ☹️! Die Streifen waren teuer. Unser Running Gag ist es nun zu sagen, das lassen wir dann in Neuseeland machen… 😄. Nun, dann fangen wir mal mit der Politur an. Ja, der noch übriggebliebene Schmutz geht zwar weg, aber es sieht scheckig aus. Ich finde das Ergebnis nicht so dolle, Klaus schon. 😅 Ganz fertig werden wir auch nicht, starker Regen setzt unseren Mühen ein jähes Ende. Dafür dürfen wir zum Abendessen zu Luise und Uwe. Es soll Hausmannskost geben. Die ist aber vom Feinsten ‼️ Rinderhackfrikadellen mit Bratkartoffeln und Brokkoli. 🥦 Es schmeckt fantastisch ❣️ Satt und dankbar zuckeln wir zurück zum Boot und erleben eine vollkommen verregnete Nacht. 🌧️ Ob das wohl morgen früh aufhören wird? Schauen wir mal… 🤔.
Gute Nacht, mein scheckig Polierer. Gute Nacht, meine Meckertante mit den zwei „Springfingern“. Jepp, die springen immer noch, und das wird sich jetzt auch bestimmt nicht so schnell ändern…
![Sailing Yuti [maxbutton id="1"]](https://yuti.eu/wp-content/uploads/2021/08/Bild4.png)