Coleoiden in die Pfanne❓

Da muss ich jetzt aber lachen! Hört sich das doch ganz ähnlich an wie Kameliden. Kameliden, zu denen die Lamas, Alpakas, Vikunjas und andere gehören, die wir in Peru kennenlernen durften. Markus, mein Studienfreund aus vergangenen Tagen, amüsierte sich über den Namen, kannte ihn zuvor nicht. Ich auch nicht… 😂.
Und jetzt geht es um Coleoiden, um Tintenfische. 🦑 Bevor ich die Kleinen in die Pfanne haue, muss ich mich erst einmal schlau machen. Also, die Tintenfische gehören zur Unterklasse der Kopffüßer. Sie haben ein Gehäuse, die Tube, innenliegend zwei Nieren, ein Herz, zwei Kiemenherzen (Vorhöfe), ein Chitinbein, ein Tintensäckchen und ein stark zentralisiertes Nervensystem, welches in dem hinteren Teil des Kopfes zuliegenden Gehirns endet. Zwei große Linsenaugen, seitlich, beobachten die Umgebung. Jepp, die haben uns ja schon mehrfach angeglotzt. Die Tintenfische gehören zu den intelligentesten Tieren im Ozean und sind DIE intelligentesten unter den Weichtieren. Und genießbar sind sie natürlich auch. Sie gelten schon eher als Delikatesse. Wer sagt‘s denn… 😋.

Tag 16

Guten Morgen Sunrise. ☀️

Der kommt jetzt auch immer später. Heuer so um 7:30 Uhr.
Wind, Welle und Strom haben wieder etwas zugelegt, Yuti fährt mit guten 6 Knoten. Die Wanten sind optisch unverändert. Jetzt gehe ich raus und hole die Ernte ein.

Auf allen vieren sammele ich die in der Nacht an Deck geflogenen Tierchen ein. Überall liegen sie herum oder klemmen in den Rillen der Bugkisten. Es hört gar nicht mehr auf. Wieviele sind es? 30? 40? Alle kommen nicht in die mit Salzwasser gefüllte Pütz. Zu kleine oder zu zermatschte fliegen zurück ins Meer.
Aber wie kommen sie überhaupt an Bord? Es sind doch keine Fliegefische. Und große, übers Boot hinweggehende Wellen hatten wir auch nicht. 🧐
Sie können doch fliegen! Bis zu 6 Meter können sie sich, wie kleine Torpedos, aus dem Wasser schießen. Dafür pressen sie per Muskelkraft Wasser durch ihre Mantelhöhle und erzeugen so einen richtigen Düsenantrieb. Jetzt wird mir alles klar! Das ist ihre Fluchtmethode, um Fressfeinden, wie zum Beispiel dem Thunfisch, zu entkommen. Und irre schnell können sie dabei werden. Bis zu 11,2 Meter pro Sekunde und Weiten von 30 Metern schaffen sie spielend. Das ist wahrlich olympisch! Im Vergleich, Usain Bolt kam nur auf 10,31 Meter pro Sekunde. Wieder was gelernt. Blöd nur, wenn die fliegenden Tintentorpedos dann auf einem Boot landen, wie dem unsrigen, und verenden. Glück für uns, mal abgesehen von der tintigen Sauerei, die sie machen, wenn beim Aufschlag die Tintenblase platzt.
Aber wo wir gerade bei olympischen Leistungen sind… Die Fliegefische, von denen wir bisher auf dem Pazifik nur sehr wenige auf dem Boot hatten, schaffen 20 Meter pro Sekunde und, Achtung, Flugweiten von mehr als 300 Metern. Sie heißen eigentlich Schwalbenfische…

und gehören der Familie der fliegenden Fische an. Der Oberknaller ist aber der Segelfisch!

30 Meter pro Sekunde schafft dieses Viech, das entspricht 110 Kilometer pro Stunde. Damit ist er aber nur der zweitschnellste! Der schnellste Fisch der Welt ist der Schwarze Marlin.

Er gehört zu den Schwertfischen.

Der schafft doch tatsächlich 129 Kilometer pro Stunde. Wow!!!
Noch mehr gelernt 😁.
Jetzt geht es aber ans Eingemachte, jetzt muss ich die glitschigen Dinger ausnehmen.
Doch zwischendrin bimmelt mein Handy, 9:00 Uhr, der Tacho ist dran. 17.381 NM machen nach Adam Riese 157 SM. Wir haben nun seit Panama 2.031 Nautische Meilen zurückgelegt. ☑️
Zurück zum Eimer mit den Tintis. Also, erst einmal werden die Flügelflossen hinten abgezogen, dann das Chitinbein herausgezogen, sieht aus wie ein Rückgrad aus Plastik. Und nun den Kopf mit der einen Hand nehmen, die Tube locker mit der anderen Hand halten, und vorsichtig den Kopf mit allen Innereien herausziehen. Fertig. 😁

Beim ersten Tinti hatte ich den Dreh noch nicht raus, und es war ein furchtbares, tintenverschmiertes Gematsche. 🤭
Zur Mitte des Tages nimmt der zuvor stärker gewordene Wind wieder ab. Mit nur noch 8 bis 9 Knoten säuselt er herum. Da hilft auch die Strömung gerade nicht viel, mit ihren 1,9 Knoten. Wir zuckeln nur noch mit 4 Knoten dahin. Ach könnten wir doch nur unser geliebtes Screecher herausziehen. Die Sache wäre eine andere! Alles an tollen Segeltüchern haben wir dabei. Nichts dürfen wir einsetzen. Das schmerzt!
Genug des Jammerns, die geputzten Tintentuben sollen in die Pfanne. Zuvor schneide ich die Tuben noch etwas schräg ein, dann kommen sie in eine mit Öl benetzte Pfanne. Aber nur kurz!! 1 bis 2 Minuten, nicht mehr! Sonst werden sie zäh. Salz, Pfeffer und etwas Worcester Sauce dazu und Zack, ist das Mahl bereitet.

Durch die Hitze blähen sich die Tuben richtig auf und leuchten in rot-orange.

Mit den restlichen Parmesan-Reisbällchen kommen sie auf den Teller und ab in den Mund.

Und? Wie schmeckt‘s? Fantastisch! 😋 Echt witzig! Eben lagen sie noch auf dem Deck verteilt, und jetzt haben sie uns satt gemacht. Eine echte Delikatesse❣️Was meint Larissa dazu? Das ist ja wie im Schlaraffenland, wo einem das Essen in den Mund fliegt. Genau ❣️
Danach recherchiert Klaus wieder zum Thema Starterbatterien und wird doch tatsächlich in Tahiti fündig. Er macht einen Laden ausfindig, wo er mehrere Starterbatterien für Motorboote entdeckt. Das wär‘s doch vielleicht? Wobei Tahiti recht weit weg von den Marquesas liegt und dort bis April Zyklonen-Zeit herrscht. 🌪️ Das Versenden von Neuseeland zur Insel Hiva Oa ist Quatsch. Mit Versandkosten und Zoll kämen uns die Batterien um die 3.000,- bis 4.000,- Dollar. Ganz zu schweigen von der Transportzeit. Das kann Monate dauern und macht einfach keinen Sinn. Weiterüberlegen ist die Devise.
Zum Spätnachmittag und Abend, nimmt Wind, Welle und Strömung wieder zu. Wir sausen nun mit bis zu 7 Knoten voran. Einerseits erfreulich, andererseits ist‘s wieder ordentlich wackelig und geht auf die Wanten. Daumendrücken! Die allabendliche Nachtroutine beginnt…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert