auch die Wanten. 😣
Tag 27
Es ist 3:00 Uhr morgens, und ich nachtwache immer noch. Klaus schläft endlich mal, und er soll ruhig noch weiterschlafen. Ich hatte ja gestern genügend Schlafphasen. Im Moment nimmt der Wind endlich wieder etwas zu, die Segel fassen Wind, und das Geschlage und Geklapper der selbigen hat ein Ende. Statt um die 2 Knoten rumzuhampeln, fährt Yuti jetzt wenigsten gute 4 Knoten.
9:00 Uhr, der Blick auf unseren Tacho ist fällig. Na, wieviele Seemeilen sind’s geworden? 67 SM! Och, so wenig? Aber dieses Mal passt es. 😉 Und schon ist der Wind wieder weg. Nun nehmen wir einen Motor dazu, um nicht stehen zu bleiben. Zack sind wir wieder bei 4 Knoten über Grund.
Oh je, es geht weiter… 😨.
Die 7. Stahlstrippe der schwer geschädigten Want schaut raus und steht ab. Gebrochen war die ja bereits, aber jetzt ist sie eben auch aus der Hülle rausgeflutscht. Mist, das Ganze ist weiter in Bewegung. Bedrückend❗️ Zum Glück scheint die Sonne und hebt die Stimmung. ☀️
Ein kleiner Squall zieht auf und bringt Wind. Rubbel die Katz sind es 15, 16 Knoten mit denen der Wind bläst und 6 Knoten mit denen wir vorankommen. Yeah… Fünf Minuten später ist alles wieder vorbei. 😕
Was koche ich denn heute? Was koche ich denn nur? 🤔 Ich hab’s! Gnocchi in Parmesanbutter und einen frischen Rohkostsalat dazu. Und zwar Rotkohl mit Zwiebeln, Walnüssen, Birne und Mozzarella. Gute Kombi, Klaus schmeckt’s.
Seit dem späten Nachmittag hat sich der Wind auf 13, 14 Knoten eingependelt und wir fahren mit durchschnittlich 5 Knoten dahin. Das ist nicht übel, so dürfte es bleiben. Die “Dunkelflaute” von gestern und heute Morgen ist vorbei, vorerst.
Meine Nachtwache ruft, und wie fast immer wird es wieder ungemütlich. Der Wind bläst heulend, unser Autopilot arbeitet unermüdlich und geradezu perfekt. Immer und immer wieder stellt er Yuti möglichst optimal zur Welle. Wir könnten das so nicht annähernd und vor allem nicht mit dieser Ausdauer! Und der Witz ist, der Autopilot sieht noch nicht mal was… 🤣 Wie macht der das nur??
Ich sage dann mal gute Nacht und autopilote in meine Koje. 🥱
Tag 28
Vier Wochen auf See. 🌊🌊🌊🌊🌊
Na da hat mein Autopilot wohl nicht richtig funktioniert! Ich sitze ja immer noch am Tisch im Salon und halte die Stellung. Und dieser Tisch “springt” scheppernd hoch, obwohl er doch fest mit dem Boden verschraubt ist. Aber bei den brutal schlagenden Wellen scheppert auch der. Ein Wantencheck mit Taschenlampe steht an. Es bleibt vorerst bei den 7 staksenden Stahlstrippen. Und jetzt geht’s für mich ins Bett, jetzt aber wirklich, zum hin und her Rollen. 🤪
Um 6:30 Uhr bin ich zurück im Salon. Klaus seufzt, der Ozean ist der reinste Hexentopf. Von überall her kommen die Wellen. Zwischendrin dann noch die großen Walzen, die natürlich blöd von der Seite kommen.
Es ist wieder soweit, ich schaue nach dem Meilenstand. 19.165 NM ergeben 157 Seemeilen. Gar nicht schlecht. Was gibt’s zum Frühstück? Oh, heute gibt es mal Haferflocken-Schokoplätzchen, doppelt in der Pfanne gebraten. Ja, richtig gelesen, gebraten! Serviert mit Birnenkompott. Einfach mal was anderes… Den Backofen benutze ich gar nicht. Warum das denn? Erstens verbraucht der sehr viel Gas und zweitens soll der knalle heiß werden, sagen andere Seawind Besitzer. Und ganz ehrlich? Vieles geht auch ganz wunderbar in der Pfanne.
Etwas später am Tag, kommunizieren, telefonieren und whatsappen wir mit Familie und Freunden. Es ist schön, dass wir durch Starlink sooo gut mit der “andern” Welt verbunden sind❣️
Wantencheck: Alle Sieben staksen heraus, wie gehabt. Soweit so schlecht, oder so gut?
Über Videocall sind wir jetzt live dabei, wie Alva vom Papa ausgesägte Holztiere und Engel bemalt. Im Hintergrund spielen weihnachtliche Klänge im festlich geschmückten Haus. Echt cool, dass die Technik uns das heute so spielerisch ermöglicht ❣️
Mittags gibt es, aber jetzt wieder in unserer Welt, einen bunten Reisssalat mit frischen Paprikas, dazu geröstete Pumpernickel-Knoblauch-Krümel. Das mit dem Schwarzbrot habe ich schon sehr lange nicht mehr gemacht, schmeckt aber echt gut. Knusprig, würzig und irgend wie auch ein bisschen fleischig. ☺️
Der Tageszwischenstand: Wind bläst mit circa 15 Knoten, Strömung? Keine Ahnung! Der Boatspeed hat sich verabschiedet. So eine Sauerei! Das Rädchen unterm Boot hat nen Schaden, bockt, oder ist durch irgendetwas am Drehen gehindert. Wahrscheinlich muss Klaus das mal ganz rausnehmen und komplett säubern, oder durch ein neues ersetzen. Aber, aber, dann haben wir ein Loch im Boot und Wasser kommt rein…?? Ja, das wäre mal kurz der Fall, aber er, Klaus, hat mehrere Stopfen, einer würde schon passen… Aha, okay, dann also ein Stopfen ins Boot. Das machen wir aber frühestens, wenn wir vor Anker liegen.
Wantencheck: Noch keine weitere Verschlechterung.
Meine Nachtschicht naht, und in monotoner Regelmäßigkeit nimmt der Wind wieder zu. Jetzt sind wir schon wieder bei 18 Knoten, mit aufsteigender Tendenz. Anweisung vom Captain, bei weiterer Zunahme soll ich vom Wind abfallen und gegebenenfalls muss das Groß wieder runter. Aye, aye Herr Kapitän!
Aber es läuft gut für mich, beides steigt vorerst nicht weiter an, Wind und Welle sind momentan gnädig. So kann ich endlich das wirklich großartige Buch „Humboldt und die Erfindung der Natur“ zu Ende lesen.

Andrea Wulf schreibt einfach wunderbar über Humboldt und sein fantastisches Leben. Er war schon zu seinen Lebzeiten ein richtiger Megastar und hatte alle nur denkbaren Berühmtheiten, Machthaber, Revolutionäre, Wissenschaftler und Künstler kennengelernt und berührend beeinflusst. Er war ein wirklicher Weltreisender, und einige von ihm erforschten Länder, vor allem in Südamerika, haben wir auch besuchen können. Immer wieder dachte ich erfreut, genau, da waren wir doch auch, toll!!! Wir wandelten sozusagen auf seinen Spuren. Was mich absolut überraschte und begeisterte, war, dass mit Humboldt der erste, weltberühmte Umweltschützer unterwegs war. Und schon damals die Gefahren des Raubbaus an Umwelt und Natur messerscharf erkannte und darauf deutlich hinwies und vor unübersehbaren negativen Folgen warnte. Viele seiner Wegbegleiter und „Jünger“, folgten seinen Ansichten und wurden zu glühenden Umweltschützern zu einer Zeit, die noch so weit weg war von der unsrigen und von den gigantischen Problemen unserer Zeit. Er sah sie aber schon deutlich kommen! Sehr beeindruckend‼️ Noch ganz im Bann dieses Buches, bestaune ich den Mondaufgang.
Und ich kann mich nicht zügeln und muss eins meiner Fotos bearbeiten.

So oder so ähnlich erscheint mir die Szenerie wirklich. Und ich habe nichts genommen! 🤪
Schichtwechsel und gute Nacht. 🌙
![Sailing Yuti [maxbutton id="1"]](https://yuti.eu/wp-content/uploads/2021/08/Bild4.png)