Das herauszubekommen, ist die heutige Tagesaufgabe! Wahrscheinlich liegt unser Paket 📦 noch am Flugplatz, unsere Vermutung. Unterschrieben wurde die Empfangsbestätigung ja von Air Tahiti. Na dann mal los. Nachdem wir mit unserem Dinghy übergesetzt haben, machen wir einen auf Anhalter. Das klappt aber erst so gar nicht. ☹️ Das 5. oder 6. Auto hält. Ein älteres, einheimisches Ehepaar nimmt uns in ihrem Pickup mit nach Atuona und lässt uns an der Post raus. Merçi beaucoup. Dort starten wir den ersten Nachforschungsversuch. Die Post hat schon auf und die Dame am Schalter widmet sich unserem Anliegen. Wir haben die Trackingnummer und weitere Papiere zum Zeigen dabei. Ja, nein, das Paket 📦 ist nicht bei ihr, es müsste schräg gegenüber bei Fret sein. Bei Fred? Klaus weiß schon, bei der Frachtstelle. Fret heißt Fracht auf Französisch. Ahhh… Das sind Leute, die die Pakete 📦📦📦, die Frachten, vom Flugplatz abholen und weiterverteilen. Dann stiefeln wir da mal rüber, zeigen unsere Papiere, und nein, hier ist es auch nicht! Wir sollen am Montag bei Vincent und Maria auf der Boatyard nachfragen, die haben dann ja wieder auf. Hmm, wenn es mal nicht doch schon bei „Fret“ ist?!?! Na gut, dann müssen wir uns eben doch bis zur Öffnung der Yard am Montag vertagen… 😌. Heute ist Freitag, also nochmal weitere 3 Tage bleiben wir im Ungewissen, wo unser Paket 📦 nun ist. Und was machen wir jetzt? Jetzt gehen wir ins Museum! Einmal zu Gauguin, dem Maler und einmal zu Brel, dem Sänger. Von der Post ist das alles nicht weit entfernt. Aber, wir sind noch etwas zu früh. Erst um 9:00 Uhr öffnen beide ihre Pforten. Wir warten…

Ich schaue mir schon mal den schön angelegten Garten an.


Und wer ist die Museumsdame, die uns um 9:20 Uhr öffnet? Die, die uns zusammen mit ihrem Mann im Pickup mitgenommen hat. Hier ist die Welt wirklich klein. Dann wollen wir uns mal mit den beiden berühmtesten Bewohnern dieser Insel befassen. Los geht’s mit dem Maler. Viele seiner Bilder hängen hier aus, leider alles Kopien. Die Originale hängen in Museen weit über die Welt verstreut. Aber, wir dürfen fotografieren. Das ist doch schon mal was! 📸

Erstmal hat Paul Gauguin gar nichts mit der Malerei am Hut. Nach der Schulzeit besucht er eine Marineschule und schlägt mit 17 Jahren die Seemannslaufbahn ein. Nach dem Tod seiner Mutter gibt er seinem immerwährenden Drang nach, aus ungeliebten Situationen zu fliehen, heuert ab und nimmt einen Job in einer Bank an. Er entpuppt sich als erfolgreicher Börsenhändler und kommt durch geschickte Eigengeschäfte zu Wohlstand. Er heiratet die Dänin Mette-Sophie und bekommt mit ihr 5 Kinder.

Erst jetzt nimmt er Malunterricht und beginnt in seiner Freizeit zu malen. Er lernt Künstler kennen, in erster Linie Impressionisten, wie Renoir und Manet. Mit 34 Jahren verliert er infolge eines Börsencrashs seinen Job und beschließt, fortan nur noch mit der Malerei den Familienunterhalt zu bestreiten. Unter lautem Protest seiner Frau, die aber nichts an seiner Entscheidung ändern kann. Paul hat keinen Bock mehr auf Bank und ist sich sicher, ganz bald bekannt und erfolgreich als Künstler zu sein und von seiner Malerei gut leben zu können. Ein großer Trugschluss! Erst in seinen allerletzten Lebensjahren gelingt es ihm, ein kleines, bescheidenes Einkommen mit seiner Kunst erwirtschaften zu können. Seine Launenhaftigkeit und Streitlust machen ihm ohnehin das Leben schwer, und er muss von nun an mit ständiger Geldnot klarkommen. Was sicher auch ein Grund ist, dass es zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Familie seiner Frau kommt und zur Trennung von ihr und seiner Familie führt. Er nimmt wieder einmal Reißaus, bleibt aber mit ihr im lockeren Briefkontakt, bis kurz vor seinem Tod, verbunden. Er führt nun ein sehr unstetes Wanderleben und versucht sich in mehreren, künstlerischen Bereichen. Er malt, schnitzt, töpfert und druckt, doch der ersehnte Erfolg stellt sich nicht ein.
1886 lernt er die Brüder van Gogh kennen, 1887 flieht er nach Panama. „Ich gehe nach Panama, um dort wie ein Wilder zu leben.“ Er glaubt dort naturnah und günstig über die Runden zu kommen. Wieder ein Irrglaube. In Panama wird seine Geldnot so gravierend, dass er sich als Arbeiter beim Bau des Panamakanals verdingen muss. Witzig, wie klein schon damals die Welt ist… Dann geht’s nach Martinique, wo er paradiesisch und leicht leben könne, so seine Meinung. Dort erkrankt er jedoch schwer an Ruhr und Malaria und muss nach Frankreich zurück. 1888 folgt er dem Vorschlag Vincent van Goghs, gemeinsam mit ihm in Arles zu leben und zu arbeiten. Zwei Heißsporne oder Verrückte zusammen? Auweia! Und schon zwei Monate später endet die von Konflikten schwer belastete Beziehung, mit dem nie völlig geklärtem Vorfall, dass van Gogh sich nach einem Streit mit Gauguin, ein Stück seines Ohres abschneidet. Gauguin flieht nach Paris. Er führt, für seine Verhältnisse, eine erfolgreiche Versteigerung seiner Bilder durch und macht sich auf den Weg nach Tahiti. Dort will er aber nun wirklich das Paradies finden! Dort könne er sein, ohne zu arbeiten, nach Herzenslust lieben und glücklich leben, so meint er. Für die Polynesier bedeute Leben weiter nichts als Singen und Lieben, so fabuliert er. (Was für ein spinnerter Träumer!) Doch oh Schreck, Tahiti ist unter der französischen Kolonialmacht stark verändert und weit entfernt von paradiesischen Zuständen. Trotzdem lässt er sich entfernt von Papeete in einer selbstgebauten Hütte nieder und lebt mit der 13-jährigen Tehura zusammen. Es entstehen viele Bilder mit tahitianischen Motiven, die aber absolut nicht der Realität entsprechen, sondern eher seinen Wunschvorstellungen und Träumen.








Wie immer am Hungertuch nagend schippert er zurück nach Paris, im Gepäck all seine Werke aus Tahiti.

Er hofft, nun endlich den Durchbruch zu schaffen.

Doch er stößt beim Publikum auf Unverständnis und Spott. Eine kleine Erbschaft hält ihn über Wasser. Schlußendlich desillusioniert und frustriert kehrt er zum letzten Mal der europäischen Zivilisation den Rücken und flieht erneut nach Tahiti. Er lebt wieder mit einer ganz jungen, pubertären Tahitianerin zusammen, bekommt mit ihr eine Tochter, die schnell verstirbt und einen Sohn, namens Emil, den er aber nicht aufwachsen sieht. Die junge Mutter verlässt ihn und geht zurück zu ihren Eltern. Was würden wir wohl heute dazu sagen? Pädo?? Gauguin ist mittlerweile gezeichnet von Krankheiten. Beinschmerzen quälen ihn sowie ein übler Hautausschlag aufgrund einer Syphilis-Erkrankung. Geld hat er auch keines, er lebt nur noch von Reis und Wasser, kann aber einige seiner Bilder in Europa verkaufen. Das hilft! Aber mit seiner Gesundheit geht’s weiter bergab. Herzprobleme und chronisch entzündete Augen plagen ihn. Seine Tochter in Dänemark stirbt an einer Lungenentzündung und Paul wird vollends schwermütig. Nach einem erlittenen Herzinfarkt nimmt er alle Kraft zusammen und malt in nur 4 Wochen das 139 X 375 cm große Gemälde „Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?“

Danach versucht er sich mit Arsen das Leben zu nehmen, was aber gründlich misslingt. Nun hat er auch noch unter weiteren Qualen einer Arsenvergiftung zu leiden. Wir haben mittlerweile 1900 und Europa nimmt langsam Notiz von Gauguins Werken. Einer der einflussreichsten Kunsthändler dieser Zeit nimmt ihn unter Vertrag. Das verschafft Gauguin zum ersten Mal ein bescheidenes, aber regelmäßiges Einkommen. Zum ersten Mal kann er von seiner Kunst leben. (3 Jahre vor seinem Tod.) Nun verlässt er das verhasste, in seinen Augen europäisch verdorbene Tahiti und flieht nach Hiva Oa, auf die Marquesas. Immer noch ist er auf der Suche nach dem einfachen, ursprünglichen Leben. 1901 zieht er nach Atuona, errichtet eine Hütte

und lebt dort mit der 14-jährigen Maria-Rose Vaeoho zusammen.

Die bringt 1902, nachdem sie sich aber schon wieder von Gauguin getrennt hatte, eine Tochter zur Welt. Gauguin legt sich dermaßen mit der dortigen, französischen Obrigkeit und der katholischen Kirche an, dass ihm wegen Verleumdung der Prozess gemacht wird. Er wird zu Haft und einer Geldstrafe verurteilt. Bereits bettlägerig und mit Morphin zugedröhnt, stirbt er noch vor Haftantritt am 8. Mai 1993, mit 54 Jahren.

Berühmt wurde Gauguin später mit seinen Bildern aus der Südsee, die aber immer nur seine Traumvorstellungen vom Paradies widerspiegeln. Ein Paradies, was er niemals wirklich fand. Auch seinen Erfolg konnte er nicht mehr miterleben. So erzielten 1890 Werke von ihm nur bescheidene Erlöse von 150,- bis 500,- Francs. 1904, kurz nach seinem Tod, brachten Bilder von ihm schon 3.000,- Francs ein und stiegen unaufhörlich weiter. 1980 wechselte das Gemälde, „Der Strand von Pouldu“, für 2,9 Millionen US-Dollar den Besitzer.

Heute zählt Gauguin zu den am höchsten gehandelten Künstlern der Welt. 2015 erzielte das Gemälde „Nafea faa ipoipo“ (Wann heiratest du?) von 1892….

angeblich einen Preis von 300 Millionen US-Dollar und ging nach Katar.
Was, wenn Paul Gauguin das noch mitbekommen hätte…… Tja, da hätte er stolze 167 Jahre alt werden müssen.
So, eigentlich sind wir jetzt schon mehr als gefüllt mit neuem Wissen und vielen Eindrücken, schlendern aber doch noch durch Gauguins Garten zum Hangar von Jaques Brel.
Jacques Brel,

der belgische Chansonnier und Schauspieler, lebte von 1929 bis 1978. Die Sprache seiner Kunst war ganz klar Französisch. Das Spektrum seiner Chansons war riesig und reichte von Liebesliedern bis hin zu scharfer Gesellschaftskritik. Mit letzterer eckte er durchaus an, auch sein gelebter Atheismus öffnete ihm nicht gerade die Türen. In Frankreich sang er lange nur auf kleinen Bühnen, und auch bei ihm ließ der Erfolg gehörig auf sich warten. Ein Glücksfall verhalf ihm zum Ruhm. Als Marlene Dietrich krankheitsbedingt für ein Konzert ausfiel, durfte er für sie einspringen. Das war der Startpunkt für eine große Weltkarriere, und er entwickelte sich Ende der 1950er Jahre zu einem der größten zeitgenössischen Stars. Anders als Gauguin bekam Brel seinen Erfolg mit. Hatte dann aber schnell das Gefühl auf dem Höhepunkt seiner Karriere zu sein und sich rigoros zurückziehen zu müssen. Er spielte noch die Rolle des Don Quijote, im Film „Mann von La Mancha“, mit der er sich sehr identifizierte und genoss dann seine beiden Leidenschaften, Segeln und Fliegen. 1976 ließ er sich auf Hiva Oa nieder, denn auch er suchte das einfache und zurückgezogene Leben, gemeinsam mit seiner letzten Partnerin, Micheline, genannt Miche. Schon damals schwer gezeichnet von seiner Lungenkrebserkrankung.


Sein Flugzeug Jojo, eine Beechcraft D50 Twin Bonanza brachte er gleich mit.


Dieses nutzte er auch für etliche Verbindungsflüge nach Tahiti. Er flog Post, Medikamente und auch kranke Inselbewohner in die Hauptstadt Papeete und zurück. Damit machte er sich sehr beliebt in der polynesischen Gesellschaft und auf Hiva Oa. Sie verehrten ihn regelrecht.

Schon 1978 erlag Jaques während einer Behandlung in Frankreich seiner Krebserkrankung mit nur 49 Jahren. Auf seinen Wunsch hin wurde er auf Hiva Oa beerdigt, nahe Paul Gauguins Grab. Wir waren da!

Interessant ist, das uns Jacques Brel, den wir vorher nicht auf der Agenda hatten, schon in Brasilien begegnete. Auf einer Wanderung zurück von Wasserfallrutschen, kam uns ein Mann mit Frau und Töchtern entgegen. Er, ein Franzose oder Belgier, kam sofort mit uns ins Gespräch. Manchmal passiert so etwas und schnell wurde uns Jacques Brel von ihm ans Herz gelegt. Er blühte sichtlich auf und kritzelte uns den Namen des Künstler auf ein Stück Papier. Diese Begegnung war irgendwie magisch und blieb mir fest im Hirn verankert. Hier, auf Hiva Oa schließt sich der Reigen.
Randvoll mit kulturellen Eindrücken, stürzen wir uns jetzt in den profanen Supermarkt, wie heute scheinbar die halbe Inselbevölkerung, und kaufen für 430,- Euro ein. 🫢 Seufz… Aber wir werden wieder zurückgefahren. Lieferservice sozusagen. Das Dinghy liegt tief, die Taschen sind schwer. Erschöpfung macht sich breit… Eigentlich döse ich schon ein, da kommt das junge Paar vom kleinen, blauen Monohull angepaddelt. Sie machen dort momentan Bootssitting und beschenken uns nun mit Obst aus der Natur. Sooo nett❣️ Wir bekommen Bananen, eine Avocado und zwei dicke Pampelmusen. Über die freue ich mich besonders! Für süße, leckere Pampelmusen sind die Marquesas berühmt, nur kaufen konnte ich sie bisher nicht. Jetzt können wir endlich mal probieren. 😋 Als Gegengeschenk bekommen sie? Na was? Zwei Snickers! Hihi, sie freuen sich wirklich!!! Das war doch jetzt ein schöner Tagesausklang❣️Bis morgen… 😘.
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