Heute wandern wir zum Wasserfall, bevor wir zu Marie Priscille zum Mittagessen gehen. 13:00 Uhr ist die vereinbarte Zeit. Wir düsen wieder zum Dinghy Dock, knöddeln uns wieder fest, etwas durchdachter als gestern, erklimmen die Kaimauer und sehen Siggi schon auf der Bank unterm Baum wild winken. Wir begrüßen uns erfreut, hocken uns dazu und quatschen. Henri ist schon zu einer anspruchsvollen Bergwanderung aufgebrochen, und wir erzählen ihr von unserem ominösen Mittagessen um 13:00 Uhr. Plötzlich landen mehrere Motorbötchen mit Einheimischen an und bringen unglaublich viele Hunde mit an Land. Was geht denn da ab? Das sind ja mindestens 25 bis 30 Hunde, die da auf die Insel gebracht werden. Leicht entsetzt verfolgen wir das Spektakel. Siggi will gleich mal vorlaufen und nachfragen. Gut! Wir beginnen unsere Wasserfallwanderung, kommen aber nicht weit. Ununterbrochen werden wir angesprochen, und uns wird Obst angeboten, kostenlos❗️Da wir aber nun erst einmal zum Wasserfall wollen, würden wir gerne später auf die freundlichen Gaben zurückkommen. Nur 4 kleine, süße Bananen nehmen wir zur Wegzehrung mit. Mit allen, mit denen wir so freundlich zusammentreffen, halten wir einen kleinen Schnack. Deutsche kommen hier wohl eher seltener vorbei. In erster Linie sind es Franzosen, klar, Skandinavier und Amerikaner. Ein älterer Mann, der mit den Bananen, spricht uns auf Hitler und Putin an. 🤔 Und erzählt uns, dass eines seiner Kinder hier in der Dorfschule arbeitet und zwei weitere in Papeete auf Tahiti. Darauf ist er stolz und auf sein Zuhause auch.🏡 Andere wollen uns in den anderen Ort der Insel bringen, hinter den Bergen, bei den sieben Zwergen. Nein, nein, no merçi, wir wollen doch nur zum Wasserfall, für‘s erste…Jetzt aber!

Wieder geht es vorbei an den ernsten Steingesichtern von gestern und rein in die wunderbare Natur. Etwa 3,5 Kilometer soll die einfache Strecke zum Wasserfall sein.









Vorbei geht’s an Kokosnuss-Trocknungsaufbauten. Später wird aus den getrockneten Kokosnussschalen ein beliebtes Öl gepresst, welches gerne mit Blüten versetzt wird und als Duftöl, „Monoï“ eine wichtige kosmetische Rolle auf den Marquesas spielt.




Bei dem rosa Haus hätten wir eigentlich rechts ab gemusst, laufen aber weiter gerade aus und erklimmen fast den ganzen Berg. Bis uns ein Bananenbauer anspricht und meint, wenn wir zum Wasserfall wollten, müssen wir wieder zurück und dann links abbiegen 😌. Na dann erstmal wieder runter hier…











Erst schaut sie so interessiert, aber als ich sie streicheln möchte, geht sie auf Angriffsposition über. Wie war das noch? Es sterben mehr Menschen durch Kuhangriffe als durch Haiattacken. Ja, ja…




Aber was hat‘s der so eilig? Wir machen zu viel Lärm! Warum schreie ich „Aua“? Und Klaus ruft „Ach Mann…“?? Was ist da los??? Ich beuge mich runter, um den 40 Füßer zu filmen, da knallt mir die eben geerntete, dicke Mango 🥭 aus dem Rucksack auf den Kopf. Kullert auf die Straße und rollert runter, bis fast zur Kuh. Muhhh… Klaus ist entsetzt, hat ER sie doch unter Einsatz seines Lebens am Abhang geerntet und wollte sie genüsslich verspeisen. Mit mir natürlich zusammen! Aber wir finden sie im hohen Gras wieder, und sie ist völlig unversehrt. Wer sagt‘s denn?!


Und jetzt kommt der „Puff-Hoden“! Nichts als heiße Luft… 😂







Gleich sind wir da, wir hören es schon rauschen.

So hatten wir es uns vor unserem geistigen Auge vorgestellt. Aber da gab es wohl etwas mehr Wasser.

Bei uns ist es mehr ein Wasserrinnsal über eine hohe Steinwand hinab. Mit dem großen Vorteil, dass der Weg hierher weder schlammig noch rutschig ist, und wir jetzt gleich ohne Gespritze ins tiefe, dunkle, kühle Wasserbecken steigen können! 🥶

Just als Klaus sich die Hose ausziehen will, kommen andere Besucher an. Ahhh, die Italiener vom Sterneboot. Anna und Geggo, auch nette Leute, so um die 40 Jahre. Wir quackeln mit Händen und Füßen und Englisch über unsere Startpunkte, über Erlebnisse und Pläne. Sie arbeitet als Illustratorin vom Boot aus, er war hier schon mal vor 20 Jahren und möchte an alte Orte zurückkehren, zusammen mit ihr.
Dann hüpfen wir alle, samt einer großen Languste 🦞, ins kalte Nass. Herrlich❣️Das ist hier schon ein sehr besonderer Ort, versteckt, jepp, die Languste versteckt sich sofort, verwunschen, erfrischend und wunderschön. Die Italiener wollen den Herbst und Winter in Neuseeland verbringen. Witzig, wir wollen ja auch ab Oktober/November dort sein. Vielleicht sehen wir uns wieder. Ihr Sterneboot ist auf jeden Fall gut zu erkennen. Tschau, wir wandern mal wieder zurück, wir haben ja noch ein Meeting um 13:00 Uhr bei Marie Priscille im Maison blanc. 🍽️



So, nun sind wir schon hinter dem Fußballplatz angekommen und laufen die Straße ein Stück hoch. Da muss es doch gleich sein… Wir fragen sicherheitshalber nochmal nach. Die gute Frau führt uns hin, es ist nur noch zwei Häuser weiter. Oha, wo sind wir denn hier gelandet? 😳 Sieht alles etwas wild und runtergekommen aus, um nicht zu sagen assi… 🫢. Mehrere „weiße“, gemauerte Hütten stehen beieinander. Aus dem ersten schaut Marie Priscille mit zwei Kindern heraus und schaut etwas verwirrt und dösig. Hat sie uns etwa vergessen? Ahh, die Nachbarin führt uns zum hinten liegenden „Küchenhaus“. Wir sollen eintreten. Marie Priscille kommt auch und spricht zu ihrer Mama. Ach so, sie hat den Job des Kochens an ihre Mutter weitergegeben. Die weiß aber offensichtlich von nichts. ICH weiß gerade nicht, ob das vielleicht nicht auch besser so ist…?? Will ich hier wirklich was essen???



Blitzartig durchzucken Gedanken, wie Lebensmittelvergiftung, Salmonellen und Durchfallerkrankungen mein Hirn. Aber zu spät! Wir sollen uns hinsetzen und bekommen jeder einen Teller mit Reis, Hühnchen und gekochten, süßen Bananen.


Ich habe das Gefühl, mein Teller war für jemand anderen bestimmt, denn schnell wandert noch ein weiteres Stück Huhn auf diesen. Just ausgespülte Gläser mit Hahnewasser stellen sie uns hin, und vom Baguette dürfen wir uns was abreißen. Nun gut, dann probieren wir mal… Es ist schon irgendwie alles sehr speziell hier, aber, das Huhn schmeckt gut. Und der Reis mit der süßen, weichen Banane auch.

Doch lange dauert es nicht, und Klaus bekommt seine verhasste Hühnchen-Allergie. Er braucht ein Klo, sofort! 🤮 Wie das wohl aussieht? Das Klo meine ich. Vor Klaus oder nach Klaus? Egal! 😐 Auf jeden Fall kann er nun nicht mehr von dem Huhn essen und hickst weiter vor sich hin. Er erklärt sein Problem der Mama und ziemlich bald möchte Klaus das Etablissement verlassen. Er muss alleine sein und braucht Ruhe! Ich bin eh fertig mit Essen und wir verabschieden uns freundlich und bedanken uns. Wenn wir wollen, können wir wiederkommen, ohne Anmeldung und sollen dann direkt bei ihr bezahlen. Dass wir bereits gestern der Tochter das Geld gegeben haben, lasse ich aber noch fallen. Sicher ist sicher. Na dann tschau 👋 ✋. Am Ende der Straße liegt die Pension, wo Siggi und Henri untergekommen sind. Die mag ich mir noch schnell anschauen. Wir werden entdeckt und reingewunken. Die Pensionsmutter ruft, les Allemands arrivent, die Deutschen kommen… 🤭,
und Siggi springt aus ihrem Zimmer. Küsschen links, Küsschen rechts, wir hocken uns auf die Veranda und erzählen. Henri ist noch immer nicht zurück von seiner Gipfeltour. So so…


Es ist aufgeräumt, sauber und farbenfroh, einfach nett! Das schöne ist, Siggi kann sich bestens auf Französisch unterhalten und erfährt somit auch vom Leben der Menschen hier mehr, als wir je erfahren könnten. So waren wir eben bei den sogenannten Sozialhilfeempfängern essen. Ganze Familien wohnen in vom Staat errichteten Häusern, und die zahlen nur so viel Miete, wie sie es sich leisten können. Wenn sie keine offiziellen Einkünfte haben, dann eben auch gar nichts. Verwaltet wird das alles von Papeete/Tahiti aus. Gezahlt wird von Frankreich und der EU. Die Familie, wo wir waren, soll zu viel innerhalb der Verwandtschaft geheiratet haben. Das Ergebnis ist, einige sind mehr oder weniger plemplem. Jepp, das dachten wir bei Marie Priscille auch schon. Aber clever genug, um uns das Geld aus der Tasche zu ziehen und die Arbeit zu delegieren, war sie dennoch! Dann erfahren wir noch etwas vom Leben der anderen. Alkohol ist seit der Begegnung mit den Europäern ein großes Problem, vor allem unter den Männern. Es wird viel und regelmäßig getrunken. Auf Festen geben sich dann mehr oder weniger alle die Kante, und Pöbeleien, Aggression und Gewalt sind dann die Folgen. Dazu kommen viele Streitigkeiten zwischen den einzelnen Familien. Keiner gönnt dem anderen mehr als er selber hat. Siggis Pensionsmutter ist die einzige, die hier auf Fatu Hiva eine Pension betreibt und noch dazu in der eigenen Immobilie. Das stößt auf viel Neid. Tja, da kommen vielleicht ja auch die uralten Stammesrivalitäten zum Vorschein? Auf jeden Fall ist es nicht einfach, so abgeschieden auf einer relativ kleinen Insel zu leben, wo jeder jeden kennt und man auf Schritt und Tritt beobachtet wird. Wir sind uns einig, das wollten wir nicht‼️ Und paradiesisch ist das dann ja wohl auch nicht, gell? Dann will ich noch wissen, was Siggi über die Hundeflut vorhin am Dock erfahren hat. Ach ja, meint sie, die kamen von einer mehrtägigen Wildschweinjagd nach Hause. Und sie waren sehr erfolgreich! Neben den vielen Jagdhunden, waren die Boote voll mit erlegten Wildschweinen. Ahhh sooo, also waren das alles Hunde von dieser Insel? Jepp, ich verstehe. So, dann wollen wir mal wieder zurück zu Yuti. Siggi und Henri werden morgen ganz früh von einem Motorboot nach Hiva Oa gebracht, verbringen dann dort, in Atuona, noch ein paar Tage, bis der Flieger sie zurück nach Tahiti fliegt. Von dort reisen sie auf verschiedenen Schiffspassagen zurück nach Europa. Das muss aber noch von ihnen organisiert werden. Schade, dass sie nicht noch etwas länger hier bleiben! Wir hätten uns bestimmt noch viel zu erzählen gehabt. Auf alle Fälle werden wir morgen in der Früh ordentlich winken, wenn sie an uns vorbeifahren werden. Versprochen! Und nun sollen wir uns die Taschen voll Obst packen, sagt die Pensionswirtin und schneidet noch extra 3 Papayas vom Baum runter.

Zwei riesen große Bananenstauden packt sie uns auch noch dazu. Mensch, da können wir jetzt gar nicht mehr bis heute 16:30 Uhr warten und zum Bauarbeiter gehen! Noch mehr Obst schaffen wir nicht. Wir drücken und herzen uns alle, bedanken uns und zuckeln zum Dinghy Dock. Unterwegs zeigt ein Hahn nochmal alles was er an buntem Federkleid so hat.

Ich denke, dafür braucht er einen Extrarahmen!

Abschließend gibt’s noch ne nette Huhn-Katze-Begegnung :

Sie schreiten aber dann doch ganz einfach aneinander vorbei! ✌️
Zurück an Bord muss ich erstmal das ganze Obst verteilen.

Die Papayas sind bereits im Kühlschrank. Ich glaube, das reicht ein Weilchen. 😁 Und plötzlich kommen 2 weitere Boote und ankern in unserer Nähe. Da waren es schon vier. ⛵️⛵️⛵️⛵️
Ein sehr schöner Tag neigt sich seinem Ende. Wir hüpfen in die Kojen, um morgen früh rechtzeitig zum Winken parat zu stehen. Jawoll Herr Kapitän 🫡.

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